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Fuß sucht… Von der schwierigen Wahl des passenden Skitourenstiefels

Inhaltsverzeichnis

Wichtiger Hinweis: Wir haben seit einiger Zeit keine Skitourenschuhe mehr in unserem Sortiment. Daher können wir aktuell leider keine kompetente Beratung auf dem Gebiet anbieten, die unseren hohen Ansprüchen genügen würde.

Gerade beim Skitourengehen ist mir persönlich das Gewicht der Ausrüstung wichtig. Deshalb habe ich letztes Jahr eine sehr effektive Gewichtseinsparung an meinem Skitourenschuhen vorgenommen: ich habe eine Schnalle entfernt. Zugegeben, nicht freiwillig. Es war eher ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich meine alte Ausrüstung gegen neue tauschen sollte. Der Kauf neuer Skitourenstiefel zählt allerdings nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

Skitourenstiefel in Aktion!
Der passende Skitourentstiefel – schwieriger als so mancher Aufstieg… Foto: Georg Pollinger

Als sich mein Fangriemen mitten in einer wunderschönen Tiefschnee-Abfahrt mit einem Baumstumpf grüß Gott sagte und mich aus voller Fahrt aus den Ski katapultierte, dachte ich kurz, meine Skitourensaison wäre gelaufen. Dabei habe ich noch einmal Glück gehabt. Und ich bin ohnehin der Meinung, dass ein guter Skifahrer sowieso auf allem herunter kommt, aber ich will in Zukunft einfacher und auch ein Stück weit sicherer abfahren.

Die Frage lautet also: werde ich für meinen breiten Spreiz-Hohlfuß überhaupt einen passenden Skitourenschuh finden? Wahrscheinlich bin ich aber auch nicht die Einzige, die keinen perfekten Fuß hat und kann so durch die bei meiner Odyssee gesammelten Erfahrungen auch anderen bei ihrer Suche behilflich sein.

Die Nadel im Heuhaufen

Bei der riesigen Auswahl an Skitourenschuhen, die es gibt, wird das Ganze schnell zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Also erst einmal die gängigen Kaufberater im Internet durchforsten. Ich möchte einen Schuh, der genau zu meinen Bedürfnissen passt, stehe nach einigem Lesen aber nur vor noch mehr Fragezeichen. Wahnsinn, was Schuhe heutzutage alles können, nur selbständig aufsteigen können sie wohl noch nicht. Beeindruckt durch die vielen Features starte ich gleich in die erste Anprobe und falle gewaltig auf die Schnauze.

Skitourenstiefel Fischer Travers
Der Fischer Travers – einer der Favoriten.

In die meisten Modelle passe ich gar nicht hinein, ich kann meinen viel zu hohen Rist nicht um die Ecke drücken! Was hilft mir da die “tolle Handhabung” und die “super Abfahrtsperformance”? Genauso wurscht ist mir in diesem Moment, ob die Innenschuhe zum Schnüren sind oder nicht, mit diesen Stiefeln komme ich ohnehin auf keine Hütte, um sie dort als Hausschuhe zu verwenden.

Alles bis dahin Gelesene war somit für die Katz. Die tollsten Modelle fallen für mich flach, sie sind, so scheint es, für schmale Plattfüße gemacht. Stramme “Wadeln” passen auch nicht so recht ins moderne Konzept. “Carbon statt Kondition” kann ich mir also abschminken. Am besten gleich die Füße abschneiden… Ich versuche den ersten Fehlschlag mit Humor zu nehmen, meine Füße sind speziell und haben eben “Charakter”. Wollen wir doch mal sehen, wie weit ich mit einer auf mich zugeschnittenen Internet- Recherche komme und wie gut meine Favoriten am Ende passen.

Trockene Zahlen zu Skitourenschuhen

Die erste wichtige Erkenntnis: Skitourenschuhe müssen vor allem passen! Alles andere ist zweitrangig. Dabei helfen leider nur trockene Zahlen weiter: Länge, Breite und Co. Aufgrund meiner Fußfehlstellung sind mir die meisten Schuhe zu eng, daher neige ich dazu, Schuhe zu groß zu kaufen. Bei einer guten Passform darf aber ruhig die echte Schuhgröße her, heißt es! Als erstes messe ich also meinen Fuß aus, altmodisch aber effektiv mit einem Blatt Papier und Stift.

Skitourenstiefel Atomic Backland
Der Atomic Backland – ebenfalls von Klara zu empfehlen.

Papier am Boden festkleben, den Stift gerade halten (also im 90 Grad- Winkel zum Boden) und los. Die Länge zwischen den äußersten Punkten ist eure gesuchte Skischuhgröße (Mondopoint-Größe), ggf. noch einen Zentimeter dazu rechnen: in meinem Fall 23,5cm + 1 cm= 24,5. Die Länge in Millimetern ist allerdings auch sehr hilfreich, da auch dieses Maß manchmal in den Informationen der jeweiligen Modelle steht. Man muss wissen, dass Schuhgrößen der verschiedenen Hersteller unterschiedlich ausfallen. Die Schuhgrößen sind nicht genormt!

Ein weiteres wichtiges Maß ist die Breite des Fußes – sie sollte zum Stiefel passen. Es gibt Modelle mit schmalen, mittleren und breiten Leisten. Meist steht diese Information beim Kleingedruckten des jeweiligen Modells. Am wichtigsten wäre für mich die Risthöhe, aber leider gibt es hierzu keine Zahlen. In diesem Punkt muss ich darauf achten, dass sich der Stiefel ordentlich öffnen lässt, sodass man selbst mit hohem Rist gut hinein schlüpfen kann. Aussagen darüber finde ich oft in der Beschreibung. All das zusammen genommen sitze ich nach geraumer Zeit vor einer Liste von etwa 20 Skitourenstiefeln verschiedener Marken. Soweit so gut.

Aufstieg oder Abfahrt

Jetzt gilt es, diese Liste weiter einzuschränken. Dafür muss ich entscheiden, ob ich eher aufstiegs- oder abfahrtsorientiert bin… sowohl als auch, aber ich bevorzuge eher bequeme Stiefel. Für den Aufstieg sind leichte und bewegliche Modelle besser, für die Abfahrt dafür stabilere. Wobei sich Beweglichkeit und Stabilität lang nicht mehr ausschließen müssen.

Skitourenstiefel Dynafit Neo
Der Dynafit Neo – wer die Wahl hat…

Anhand der Flexibilitätswerte und dem Rotationswinkel kann man die Beweglichkeit ein wenig abschätzen. Danach geht es darum, welche Bindungen ich mit dem Skitourenschuh fahren möchte. “Bindungskompatibilität” ist hier das Stichwort. Für meinen leichten, teuren Tourenski mit Pin-Bindung (den ich zwar noch nicht habe) möchte ich einen schönen leichten Schuh. Aber wenn schneearme Verhältnisse herrschen, wie das bei uns leider oft der Fall ist, möchte ich lieber die alten Bretter mit konventioneller Bindung verkratzen.

Und damit sind wir auch schon beim Gewicht der Skistiefel, denn meist sind die Modelle für reine Pin-Bindungen viel leichter als die klobigeren Allrounder. Auch beim Gewicht sollte man sich gut überlegen, für was der Skitourenstiefel wirklich verwendet werden wird. Will ich mit den Skitourenstiefeln auch im Fels klettern? Ein leichter Skitourenschuh ist hier natürlich klar im Vorteil, aber wie oft mache ich das tatsächlich? Sollen ab und zu auch Steigeisen angebracht werden, muss zusätzlich geprüft werden, ob bei dem Modell nicht spezielle Steigeisen nötig sind. Am Ende wird es doch ein Kompromiss, denn die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht.

Frauen und Skitourenschuhe

Jetzt werdet ihr euch wahrscheinlich auch langsam fragen, welche Skitourenstiefel ich mir nun überhaupt angeschaut habe und welche sich für einen breiten Spreiz-Hohlfuß im Endeffekt eignen. Die Dynafit Radical und Neo sind eine gute Option, ebenso wie der Fischer Transalp TS Light. Skitourengeher mit schmalen Füßen können hingegen den Dynafit TLT6 sowie den Atomic Backland probieren.

Zwei Sportler auf ihren Skiern
Glückliche Gesichter, wenn der Schuh passt! Foto: Georg Pollinger

Ich stehe hier also mit meinem Top-Kandidaten und der Moment der Wahrheit ist gekommen: ich schlüpfe in den Dynafit Neo CR WS und er passt (wie könnte es anders sein!). Ob es Druckstellen gibt, wird sich natürlich erst auf Tour zeigen. Aber selbst dafür gibt es noch eine Lösung: die äußere Plastikhülle könnte an speziellen Punkten vom Spezialisten (!) notfalls mittels Hitze noch etwas geweitet werden. Wenn ich jetzt allerdings zufrieden wäre, dann wäre ich keine Frau.

Inzwischen war ich nämlich auf der ISPO und ich kann berichten, dass für die nächste Saison sehr interessante Modelle sowohl von Dynafit, Atomic als auch Fischer Sports kommen werden, die ich mir definitiv anschauen möchte. Schließlich muss ich mich ja gar nicht auf ein Paar Skitourenstiefel beschränken – wir Frauen sind doch dafür bekannt, viele Schuhe zu besitzen. Und wer sagt, dass es Manolo Blahnik oder Gucci sein müssen…?

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Bergfreundin Klara

Ein Bergunfall brachte mich aufgrund der entwickelten Höhenangst zum Klettern und wenn ich heute an meine schönsten Momente beim Klettern denke, dann ist es die Zeit im Portaledge, hoch droben in einer Bigwall. Ich habe nicht nur meine Angst bezwungen, Klettern hilft mir immer wieder über mich hinaus zu wachsen und die Erfahrung in den Alltag zu übertragen.

16 Kommentare zum Artikel

  1. Antonia 24. Februar 2022 18:44 Uhr

    Hallo ich suche schon seit einer gefühlten Ewigkeit nach Skitourenschuhen die zu meinen breiten Waden passen. Ich bin schlank habe aber sehr breite Waden ( 42cm Umfang). Ich habe bisher immer Skitourenschuhe ausgeliehen (Scott-breit), konnte aber immer nur zwei Tage hintereinander kurze Skitouren gehen, da ich an den Schienbeinen extreme Druckstellen bekam, diese anschwollen und ich trotz mega Motivation einfach nicht gegen den Schmerz ankämpfen konnte. ich finde nirgends Angaben zur Wadenbreite der Skitourenschuhe, kann mir hier jemand Marken für sehr breite Waden empfehlen? Ich kann mir keine extra angefertigten Schuhe leisten und würde daher eher gebraucht kaufen. Liebe Grüße, A

  2. Robert 12. Februar 2021 19:36 Uhr

    Hi, hab auch eine „dicke“ Wade und finde keinen passenden Tourenskischuh. Hast du eine gute Adresse für mich?

  3. Lena 25. Dezember 2020 12:53 Uhr

    Hallo Zusammen, für alle die einen superschmalen Fuß haben. Ich habe fast 20 Jahre mit offenen Versen und Blasen meine Skitouren bestritten bis ich jemanden gefunden habe der Abhilfe schaffen kann. Für uns gibt es keinen Schuh von der "Stange". Auch die die verformbar sind, sind für mich zu breit (3cm Spielraum habe jeweils in denen an der Verse rechts und links). Frag beim "Intersport in Ellmau bei der Hartkaiserbahn" nach. Dort gibt es jemanden der dir den Skitouren-Innenschuh schäumen kann. Die Außenschale ist dabei eigentlich Nebensache. Seitdem ich das nutze kann ich die Skitouren genießen und auch beim Abfahren schwimme ich nicht mehr in den Schuhen rum. Ich drücke allen die Daumen.

  4. Pia 12. Dezember 2020 11:33 Uhr

    Ich habe seit zwei Jahren den Scarpa F1, jetzt bereits mit dem dritten Innenschuh, einmal sogar von anderer Marke Arcteryx. Auch andere Innensohle oder Schäumung haben nichts genutzt. Immer das gleiche Ergebnis: ich bekomme nach ca 45 Minuten an beiden inneren Fersen wahnsinnige Blasen. Die Schmerzen allein beim ausziehen der Schuhe verderben mir total das Skitouren gehen. Hat jemand eine Idee was ich machen könnte. Ich habe auch einen hohen Rist, und einen Spreizfuß

  5. Pia 12. Dezember 2020 11:33 Uhr

    Ich habe seit zwei Jahren den Scarpa F1, jetzt bereits mit dem dritten Innenschuh, einmal sogar von anderer Marke Arcteryx. Auch andere Innensohle oder Schäumung haben nichts genutzt. Immer das gleiche Ergebnis: ich bekomme nach ca 45 Minuten an beiden inneren Fersen wahnsinnige Blasen. Die Schmerzen allein beim ausziehen der Schuhe verderben mir total das Skitouren gehen. Hat jemand eine Idee was ich machen könnte. Ich habe auch einen hohen Rist, einen Spreizfuß

  6. Annabel 24. Oktober 2020 03:26 Uhr

    Mir geht es da genauso wie Anja und Anne. Ich habe auch einen hohen Rist, breite Füße, starke Wandeln und dabei eine normale Schuhgröße mit 38, 5. Ich habe schon so viele Tourenskischuhe probiert, leider sind mir immer die Füße eingeschlafen und das ist nach einiger Zeit echt schmerzhaft. Ich möchte doch vor allem Spass beim Gehen haben! Zudem bin ich Studentin, habe lange für neue Schuhe gespart und würde so gerne endlich welche finden!

  7. Susanne 24. Januar 2020 18:30 Uhr

    Hallo Ich hab das Problem, dass ich große (Schuhgröße 41)und breite Füße habe UND dazu noch starke Waden... Ich bräuchte einen Schuh in Größe 43!!Gibt's überhaupt noch Damenschuhe in der Größe??

  8. patt 19. Januar 2020 18:52 Uhr

    hi ich habe auch eine sehr schmale ferse die gerade nach unten geht ' zufällig schon jemand einen brauchbaren schuh dazu gefunden? lg patty

  9. Akni 17. Dezember 2019 08:32 Uhr

    Ich habe besagten flachen, schmalen Plattfuß und es gibt KEINEN EINZIGEN Schuh, der für solche Füße gemacht ist. Atomic mit seiner 96mm-98mm Leistenbreite ist immer noch ein Uboot für meinen Fuß. Da kann ich mich einmal um 360 Grad drin herumdrehen. Mondo 23 und dann auf 24.5 vorne weiten wäre super. Aber das würde Peep-toe werden. 90mm Leistenbreite bräuchte ich und etwa die 1cm weniger Platz im Rist als in einer 24.5 vorhanden ist. Ferse richtig schön eng. Scarpa kann ich beispielsweise mit geschlossener Schnalle halb ausziehen. Einziger Schuh, der meinen 29cm Waden beinahe zu eng ist, ist der Arcteryx Procline. Aber der ist in 24.5 zu kurz und trotzdem noch zu hoch.

  10. Anja 16. November 2019 19:20 Uhr

    Hallo. Interessanter Artikel, ich habe Probleme mit passenden Schuhen weil ich wohl einen recht hohen Rist habe - ich habe jetzt die Dynafit Neo PU probiert, in der Hoffnung dass die etwa dem hier getesteten Modell entsprechen, aber nein, leider zu flach am Rist, zumindest in dem Zustand in dem ich ihn probieren konnte (also ohne spezielle Anpassungen die man vielleicht noch machen könnte). Das Modell Neo CR WS finde ich nicht (mehr) - es scheint nur noch Restbestände zu geben, ebenso wie von dem Neo U CR, der ja fast genauso aussieht, und den ich mal vom Alpenverein ausgeliehen hatte und damit gut gefahren bin. Schade dass es Modelle die passen dann im Jahr drauf nicht mehr gibt weil man wieder mal was neu machen muss. Aber wie finde ich nun einen Schuh der am Fuß hoch genug ist dass ich nicht taube Zehen davon bekomme? Viele Grüße Anja

  11. Anna 14. Oktober 2019 10:03 Uhr

    Hallo Klara, vielen Dank für deinen Artikel! Da ich auch stärkere Waden habe (42-45 cm Umfang) wollte ich fragen ob du auch hierfür einen Tipp hast? Meinen regulären Skischuh habe ich damals mit Fischer vacuum anpassen lassen, da ich neben meinen Waden auch breite Füße (9 cm) habe.. Aber vielleicht gibt es ja doch eine günstigere Variante bzw. einen Tourenschuh der gleich passt wie bei dir.. :-) Danke und LG Anna

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