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Wandern im Bärenland – Vom Umgang mit Meister Petz

Inhaltsverzeichnis

Je nachdem, in welchen Regionen Ihr Euer nächstes Trekkingabenteuer plant, kann es passieren, dass Ihr dabei auf Bären trefft. Dies gilt insbesondere für Touren in Nordamerika, aber auch in manchen europäischen Gegenden wie den Karpaten oder der Hohen Tatra sind teilweise beträchtliche Bärenpopulationen beheimatet.

Es ist also an der Zeit, Euch einmal einige Tipps und Verhaltensmaßregeln an die Hand zu geben, wenn es um den Umgang mit diesen imposanten Tieren geht. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Schwarzbären und Grizzlies, einige Grundregeln gelten aber auch für andere Arten.

Die Nahrung richtig aufbewahren

Eine der wichtigsten Maßnahmen beim Thema Bären betrifft das Essen. Es ist zentral, dass die Tiere nicht in Euer Nachtlager kommen. Denn Bären sind in allererster Linie an Eurem Essen interessiert, nicht an Euch, und haben zudem einen exzellenten Geruchssinn. Assoziieren Bären erst einmal die Anwesenheit von Menschen mit der Möglichkeit, an Nahrung zu kommen, können sie gefährlich werden, und zwar sowohl für Euch, als auch für sich selbst. Denn solche „Problembären“ werden dann in aller Regel erschossen. Es versteht sich von selbst, dass Ihr deshalb bitte niemals Bären füttert.

Das Essen abseits zubereiten und alles sauber hinterlassen senkt die Wahrscheinlichkeit Bären anzulocken.
Das Essen abseits zubereiten und alles sauber hinterlassen senkt die Wahrscheinlichkeit, das Bären angelockt werden.

Die erste Regel ist demnach, das so genannte „Bearmuda Triangle“. Das bedeutet, dass Ihr Euer Essen nicht direkt am Zeltplatz zubereitet, und die Vorräte noch einmal an einem anderen Ort aufbewahrt. Diese drei Punkte sollten jeweils ca. 100 Meter voneinander entfernt sein. Die beiden Stellen, an denen Ihr kocht und das Essen aufbewahrt, sollten sich außerdem nicht in der Windrichtung des Schlafplatzes befinden.

Für die Essensaufbewahrung selbst gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Eine davon ist, Euer Essen, das Kochgeschirr und alle Hygieneartikel wie Zahnpasta etc, an einem Ast aufzuhängen. Hier muss Euer Aufbewahrungsbeutel dann mindestens 4,50 Meter über dem Boden hängen und zwei Meter vom Baumstamm entfernt sein, denn Bären sind auch ausgezeichnete Kletterer.

Die zweite Möglichkeit bieten bärensichere Aufbewahrungsbehälter. Diese gibt es entweder von Ursack aus kugelsicherem UHMWP-Material oder als Kanister aus einem speziellen Hartplastik. Ersteres muss immer noch mit einem geruchssicheren Innenbeutel, einem OpSak, kombiniert werden, ist aber die deutlich leichtere und besser verstaubare Variante. Den Ursack bindet Ihr dann gut verschlossen mit einem Achterknoten an einen Ast. In Nordamerika müsst Ihr hier bitte unbedingt die jeweiligen Nationalparkbehörden oder Polizeidienststellen kontaktieren und erfragen, welche Form der Essensaufbewahrung vorgeschrieben ist. Dies variiert nämlich stark, im Yosemite-Nationalpark sind beispielsweise nur die bärensicheren Kanister zugelassen, nicht aber die Ursacks. In einigen der großen amerikanischen und kanadischen Nationalparks gibt es zudem auch fest installierte Aufbewahrungsbehälter, und wenn diese vorhanden sind, empfiehlt es sich natürlich auch, sie zu nutzen.

Ein Bär in Sichtweite – Was jetzt?

Zwei Grizzlies im Yellowstone National Park, Kalifornien, USA. Foto: Chris Servheen USFWS, commons.wikimedia.org.
Zwei Grizzlies im Yellowstone National Park, Kalifornien, USA. Foto: Chris Servheen USFWS, commons.wikimedia.org.

Im Grunde solltet ihr zunächst versuchen, die Begegnung mit Bären grundsätzlich zu vermeiden, auch wenn die Sichtung in freier Wildbahn zweifellos ein beeindruckendes Erlebnis ist. Denn wie erwähnt wollen Bären mit Menschen eigentlich nichts zu tun haben. Deshalb ist es wichtig, laut zu sein. Redet oder singt ab und zu, um Bären zu signalisieren, dass ihr da seid. Das gilt besonders, wenn Ihr Euch Wasserstellen nähert, oder Ihr Bärendung und/oder Pfotenabdrücke auf dem Weg seht. In den Regionen Nordamerikas, in denen Grizzlies beheimatet sind, empfiehlt es sich zudem, in einer kleinen Gruppe unterwegs zu sein und Wandern in den frühen Morgenstunden oder der Dämmerung zu vermeiden, da sind die Tiere nämlich am Aktivsten.

Aber nicht immer lässt sich eine Begegnung vermeiden. In diesem Fall ist die erste Regel Ruhe zu bewahren und auf gar keinen Fall wegzurennen. Ihr würdet einem Bären niemals entkommen, und das Wegrennen würde zudem den Jagdinstinkt wecken. Macht Euch groß, breitet die Arme aus und schreit, dreht dem Bären keinesfalls den Rücken zu. Schaut den Bären an, aber nicht direkt in die Augen. Dies können Bären als aggressives Verhalten wahrnehmen. In aller Regel wird der Bär von selbst wieder das Weite suchen, das war bei allen meinen bisherigen Begegnungen so.

Ein Schwarzbär im Yosemite National Park. Foto: Harlan Kredit, commons.wikimedia.org
Ein Schwarzbär im Yosemite National Park. Foto: Harlan Kredit, commons.wikimedia.org

Wenn ein Bär direkt auf dem Weg steht, könnt ihr einfach langsam zur Seite treten, gebt dem Tier Raum wegzulaufen.

Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein Bär trotzdem angreift, gibt es jetzt unterschiedliche Vorgehensweisen; je nachdem, ob Euch ein Schwarzbär oder ein Grizzly attackiert. Ihr könnt die beiden Arten relativ einfach unterscheiden. Ein Grizzly ist in der Regel größer, hat einen leichten Buckel hinter dem Kopf und die Ohren sind rundlich. Die Fellfarbe kann hingegen täuschen, je nach Region haben auch Schwarzbären ein braunes Fell.

Einen Bärenangriff überstehen

Wenn ein Schwarzbär Euch angreift, dann gilt es sich zu wehren. Eine Möglichkeit sind Bärensprays. Diese gelten als sehr effektiv. Achtet darauf, das Bärenspray griffbereit zu haben. Den ersten Sprühstoß könnt ihr aber erst ausführen, wenn der Bär ca. 18 Meter von euch entfernt ist, sonst verpufft die Wirkung vorher. Hier also versuchen, die Nerven zu bewahren.

Singen, Reden, Glöckchen am Rucksack: Vor allem in ruhigen Gegenden hilft es, laut zu sein.
Singen, Reden, Glöckchen am Rucksack: Vor allem in ruhigen Gegenden hilft es, laut zu sein.

Bärenspray ist aber zumindest in den USA auch nicht überall erlaubt, deshalb hier vorher mit den örtlichen Behörden checken. In solchen Regionen wird dann empfohlen, mit den Trekkingstöcken auf die Nase und die Augen des Bären zu zielen, da dies die empfindlichsten Stellen sind.

Bei einem Grizzlyangriff gelten – vorbehaltlich, dass das Bärenspray nicht dabei war oder versagt hat – andere Regeln. Wenn ein Grizzly Euch angreift, weil er überrascht oder erschreckt wurde, dann empfehlen Bärenexperten sich tot zu stellen. Legt Euch mit ausgespreizten Beinen und dem Rucksack auf dem Rücken auf den Bauch und verschränkt die Arme im Nacken. Mit etwas Glück lässt der Grizzly bald ab und verliert das Interesse. Bleibt aber solange liegen, bis der Bär wirklich weg ist und versucht erst dann, Hilfe zu finden. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Grizzly Menschen als Beute wahrnimmt. Dies stellt Ihr fest, wenn das Tier Euch verfolgt oder nachts im Zelt angreift. Dann solltet Ihr wie beim Schwarzbär agieren und um Euer Leben kämpfen.

Ich hoffe jetzt natürlich, Euch nicht vor Trekkingtouren in Bärengebieten abgeschreckt zu haben. Angriffe von Bären auf Menschen sind sehr selten, und es ist viel wahrscheinlicher, von einem Blitz getroffen zu werden, als von einem Bären angegriffen zu werden. Wenn Ihr Euch an die obigen Regeln -insbesondere beim Thema Essen- haltet, dann spricht rein gar nichts gegen Wanderungen in Bärenland.

Wenn Ihr zu dem Thema noch Fragen habt, dann Feuer frei in den Kommentaren.

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Bergfreund Marco

Die Faszination für die Berge kam mit frühen Hochtouren in den Alpen und verfestigte sich auf dem John Muir Trail in den USA.

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