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Was Essen beim Big Wall klettern

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Zeit für eine Pause Foto: Backcountry/Flickr/Maria Ly

Mache beide Augen zu und stell Dir vor: 1000 Fuß über dem El Cap, mit dem Rücken zur Wand, die Füße hängen über den Rand der Portaledge, in einer Hand einen Löffel, in der anderen eine frische, unversehrte Avocado mit scharfer Soße.

Immer wieder freue ich mich auf diese Gelegenheit, in einfache kulinarische Freuden hunderte von Metern über dem Boden einzutauchen und dabei meinen liebsten Ort auf dieser Welt zu überblicken.

Früher gab’s Konserven, heute Kulinarisches

Angefangen hat alles anders. Verpflegung zu packen und tragen war einst ein schweres, unbequemes Unterfangen. Als ich meine ersten Big Walls in den 90er Jahren kletterte, brachten wir nur Konserven mit uns. Das einzige, was ich nach einem Tag Rissklettern und Material nachziehen noch wollte, war mit einem ollen P-3 Dosenöffner eine Konserve Chef Boyardee Beefaroni oder Pfirsiche in Sirup zu öffnen.

Die Dosenverpflegung brachte ein Ritual mit sich, welches wir zweimal am Tag zum Frühstück und Abendessen abhielten. Mit einem Hammer oder Steinen plätteten wir die Dosen und versenkten sie in den Tiefen unseres Materialsacks. Am Ende der Route stank dieser nach ranzigem Thunfisch und Tomatensoße, an allem klebte Fruchtsirup.

Trekkingnahrung

Nicht mehr so heute. Dank der Erfindung von Vakuumverpackungen gibt es heute Thunfisch und Lachs in Beuteln, die dem Raumfahrtzeitalter angemessen sind. Diese und der Jetboil Hanging Kit haben alles verändert.

Heutzutage nehme ich keine einzige Dose mit, es sei denn ein Gipfelbier. Fertiggerichte von Tactical Foodpack oder Travellunch findest Du bei uns im Shop und lassen sich in weniger als zehn Minuten zubereiten. Die Entwicklung im Bereich Schnellgerichte erleichtert einem das Big Wall Klettern, man trägt nur noch einen Bruchteil des Gewichtes mit, welches man noch vor Jahren mitschleppte. Ausserdem ist der Transport sauberer und einfacher.

Frische Früchte und Gemüse sind einfach toll auf Big Wall Routen, daher habe ich einen Weg gefunden, sie ohne Schaden in die Vertikale zu nehmen: Ich schneide den oberen Teil von leeren Gatorade Flaschen ab und tue alles Empfindliche dort hinein. Anschliessend klebe ich die Deckel mit Klettertape oder Isolierband wieder an.

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Ein hängender Kocher für die vertikale Küche.

Mein Big Wall Einkaufszettel

Hier ist ein Beispiel, was ich für einen Mehrtagestrip von zwei Tagen oder länger mitnehme. Wenn Du Deine eigene Liste zusammenstellst, plane mindestens 2000 Kalorien pro Tag und Person ein. Ich gehe davon aus, dass man an einem Big Wall Tag 11 Stunden aktiv ist. Material nachziehen und freiklettern (oder in den aiders zu zittern) verbraucht eine Menge Kalorien.

Auf der Liste stehen bei mir normalerweise:

Vergesse die Flüssigkeit neben der Nahrung nicht! Empfohlen sind drei Liter pro Tag und Person für einen normalen Klettertag. Ich bringe weniger für Winteraufstiege mit und bis zu einem Gallon [ca.3.8l] für heiße Wände. Jegliche Aufnahme von Flüssigkeit (wie Kaffee) trägt zum täglichen Flüssigkeitsbedarf bei.

Gut organisiert ist halb gekocht

Ich teilte mein Essen in Packsäcken auf, für jeden Tag einen. Wenn wir also fünf Tage Big Wall klettern, bringen wir fünf Säcke mit Essen. Zur Kücheneinrichtung gehören ein Leatherman, einen Jet Boil samt Hängevorrichtung und Kaffeepresse, Plastikschalen, Sporks, Feuchttücher, Plastiktassen und ein kompaktes Schneidebrett. Für den Kocher nehme ich einen großen Kanister mit Treibstoff, der reicht für drei Tage, und noch einen kleinen als Ersatz.

Zurück zu dem Abendessen auf der Portaledge im Sonnenuntergang. Avocados, Dauerwurst und Käse waren nur die Vorspeise. Nach diesem Snack öffnete einer unserer Teammitglieder eine Knoblauchknolle mit einem faustgroßen Stein auf dem Schneidebrett. Danach bereiteten wir die Zwiebel und andere Zutaten vor, bevor wir zum Zusammenrühren alles der Person übergaben, die zuständig für den Kocher war.

Nach dem Dinner kommen die Reste zu den Rationen des nächsten Tages. Dann mischen wir verschiedene Sportgetränke. Zum Schluss kommt alles Ess- und Trinkbare in einen 25 Liter Rucksack, der zum einfachen Zugriff ganz oben im Materialsack aufbewahrt wird. Da die Verpflegung gut organisiert und erreichbar ist, koche ich manchmal ein schnelles Mahl mitten am Tag oder brühe einen Kaffee am Mittag.

Immer wieder freue ich mich auf Big Walls, auf das fantastische Klettern und die kulinarischen Genüsse in der Vertikalen, gefolgt von friedlichen Bivouacs unter funkelnden Sternen.

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Bergfreundin Carolin

2 Comments on the Article

  1. Ludwig 11. März 2022 05:57 Uhr

    Hi Carolin und alle von Bergfreunde team, so schnell kommt man vom Suchen nach „Portaledge: -> wie kann man den Einstieg in diese Welt lernen?“, zu Reden über Essen :) Sehr schöner Artikel! Die Mahlzeiten in luftiger Höhe werde ich mir (hoffentlich) auch bald gönnen! Beste Grüße, Ludwig

  2. Simon 17. Februar 2015 11:16 Uhr

    Hey Bergfreunde Team, Carolin, welche deutschen Supermärkte führen die Produkte von Tasty Bite?? Habe jetzt schon in diversen ausschau gehalten und leider führt sie niemand... Gruß Simon

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