Eingeschneiter Camper und Snowboarder davor
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Enni-where in Japan – Snowboardtrip mit dem Wohnwagen

Draußen tobt ein Schneesturm bei –16 °C. Wir sitzen in unserem winzigen Camper, snacken uns durch eine bunte Auswahl verschiedener Onigiri aus dem 7-Eleven und spülen sie mit frischen Smoothies herunter. Klingt verrückt? Genau dafür sind wir hier.

Inhaltsverzeichnis

Japan kannten wir alle schon von früheren Snowboardtrips, doch die Idee, das Land einmal im Wohnmobil zu erkunden, schwirrte seit Jahren in unseren Köpfen herum. Vor einiger Zeit stieß ich auf einen Artikel über eine Crew, die im Camper durch Hokkaido zog – seitdem stand für mich fest: Das müssen wir auch machen. Wir hatten in den Jahren zuvor bereits tolle Erfahrungen auf Wohnmobil Trips in den USA, Kanada und Norwegen gemacht und waren deshalb besonders neugierig. Doch wie so oft vergeht die Zeit, man wird älter, Verpflichtungen verschieben die Prioritäten. Bei unserem Freund Daniel kündigte sich Familienzuwachs an – seine Tochter Enni war unterwegs. Snowboardtrips würden in den kommenden Jahren nicht mehr so einfach. Umso schöner, als das „Go“ seiner Freundin kam. Und so konnten wir endlich unseren Bucket List-Trip planen: Daniel, Johannes, Gabor und ich.

Planung & Start

Wie so oft begann alles mit der Flugsuche. Wir buchten nur München–Tokio, um uns die Freiheit zu lassen, je nach Forecast zu entscheiden, ob wir weiter nach Hokkaido fliegen oder auf Honshū bleiben. Die Suche nach dem richtigen Camper war schwieriger. Die Unterschiede zwischen den Modellen waren minimal, der Platz jedoch knapp. Für vier Erwachsene mit Snowboardausrüstung kam nur die größte Variante infrage – wobei „groß“ in Japan eher „kompakt“ bedeutet. Wir markierten unsere Wunsch-Resorts auf der Karte, planten eine grobe Route und suchten mögliche Stellplätze. Klar war: Am Ende kommt es sowieso anders, aber ein Plan gibt Sicherheit, wenn man ins Unbekannte startet.

Der erste Stolperstein ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem entspannten Flug und einer reibungslosen Fahrt mit der U-Bahn zur Camperstation standen wir plötzlich ohne Fahrzeug da. Grund: Führerschein-Drama. Es galt nun eine neue Regel: Die Übersetzung ist nur zwei Jahre ab dem letzten Einreisedatum gültig. Diskussionen halfen nichts. Wir mussten warten bis die örtliche Führerscheinstelle öffnet. Also drei Nächte Tokio statt Camperstart. Es gibt Schlimmeres – Ramen, Izakayas, Jetlag auskurieren – aber der Stress war unnötig. Unser Tipp: Führerscheinübersetzung rechtzeitig beantragen und nach den neuesten Vorgaben checken, die ändern sich in Japan schneller als das Wetter.

Mann mit Kapuze steht bei einer U-Bahnhaltestelle. Man sieht viele grelle Leuchtreklamen.
Führerschein-Drama? Dann eben noch ein paar Nächte in Tokio mitnehmen.

Drei Tage später hielten wir endlich den Schlüssel für unser Tiny House auf Rädern in der Hand. Erste Station: Tankstelle. Camper sortieren, Ausrüstung verstauen, ein System finden. Denn wer zu viert samt Snowboardausrüstung im Camper wohnt, merkt schnell: Ohne Ordnung kein Komfort.

Unterwegs im Schnee

Unser erstes Ziel war Myōkō in der Präfektur Niigata, vier Stunden von Tokio entfernt. Schon auf der Fahrt stieg die Vorfreude – ein Sturm kündigte 40 cm Neuschnee an. Als wir am nächsten Morgen in Akakura Onsen loszogen, waren die Bedingungen so japanisch wie man sie erwartet: hüfttiefer frischer Powder, perfekte Tree Runs und mittelgute Sicht. Mit den Verts stapften wir abseits der Pisten durch Gelände und zogen frische Lines zwischen den Bäumen. Abends endeten wir oft in Joey’s Boardshop – eine Mischung aus Laden und Café – bei Bier und Espresso Martinis. Draußen fiel weiter Schnee, drinnen wurden Geschichten geteilt und die Fotos vom Tag ausgecheckt. Der Forecast versprach jede Nacht 50 cm Neuschnee. Ein Traum.

Natürlich bedeutete das auch Arbeit. Jeden Morgen startete mit Schaufeln – unser Camper war regelmäßig komplett unter den Schneemassen verschwunden. Schon in der Früh wurde die Kleidung auf die erste Härteprobe gestellt, Bei dichtem Schneefall den Camper ausgraben und das Dach vom Schnee befreien. GORE-TEX Shells kombiniert mit warmen Zwischenlagen sind goldwert. Ein Detail, das in Japans Winter schnell entscheidend wird. Am Lift dann die nächste Überraschung: Wir trafen niemand Geringeren als Travis Rice mit der Natural Selection Crew. Ein kurzer Austausch, ein paar Tipps – und das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Abseits des gesicherten Gebiets gibt es in Akakura Onsen so viele Möglichkeiten das es für alle genügend Firstlines gab und man sich selten über den Weg läuft.

Gore-Tex Shells kombiniert mit warmen Zwischenlagen sind nicht nur beim allmorgendlichen Schneeschippen goldwert.

Vulkanabfahrt und Olympiastätte

Nach einigen Tagen in Myōkō zog es uns weiter nach Suginohara, ein kleineres Gebiet am Vulkan. Die wahren Schätze warteten oben im Krater. Wir stiegen mit Splitboards hinauf, umgeben von dampfenden Quellen und knorrigen Bäumen, die im Nebel fast mystisch wirkten. Oben angekommen, eröffneten sich Abfahrten auf beiden Seiten – endlose Möglichkeiten. An klaren Tagen sieht man von dort das Meer, am ersten Tag hatten wir zwar Nebel, aber das machte die Stimmung nur spezieller. Am Tag drauf haben wir Sonne pur genossen und bei Sonnenuntergang einen langen Weg zum Camper – es fühlte sich perfekt an. Aber Sonne bedeutet leider auch kein Niederschlag. Nach 6 Tagen Neuschnee deutete sich im Forecast leider überwiegend Sonne an. Auf diesen unberechenbaren Faktor muss man sich ebenfalls einstellen und immer das Beste draus machen.

Snowboarder bei der Abfahrt verursacht eine große Schneespur hinter sich.
Beste Bedingungen bei Kaiserwetter – ein Snowboard-Traum.

Im Vergleich dazu waren unsere Stopps in Nozawa Onsen, Yuzawa und Tenjindaira eher Zwischenkapitel. In Nozawa, bekannt durch die Olympischen Spiele 1998, mussten wir früh starten, um gute Lines zu erwischen – nach wenigen Stunden war das Gelände zerfahren und der Schnee zu nass. Yuzawa empfing uns mit warmen Temperaturen und Pisten statt Powder, also konzentrierten wir uns aufs Essen und Erholen. Tenjindaira dagegen überraschte uns mit seinem Retro-Charme: vier alte Lifte, kaum Besucher, dafür steiles Terrain und unendliche Möglichkeiten – wenn man die Lawinengefahr im Blick behält. Ein Spot, zu dem wir zurückkehren wollen.

Wieder zeigte sich: Die Flexibilität des Campers war Gold wert. Wir konnten spontan reagieren, dem Schnee folgen und Orte entdecken, die mit fester Unterkunft außerhalb jeder Reichweite geblieben wären.

Camper auf einem Parkplatz vor einem 7eleven in der Nacht.
Zwei Wochen Camping in Japan bedeutete auch: Regelmäßige Nahrungsbeschaffung bei 7eleven.

Fazit & Tipps

Nach zwei intensiven Wochen rollten wir zurück nach Tokio. Zum ersten Mal seit Beginn des Trips schliefen wir wieder in einem Hotelbett und genossen eine heiße Dusche direkt im Zimmer – Luxus, den man nach Campernächten besonders schätzt.

Unser Fazit war eindeutig: Ein Roadtrip im Camper ist die beste Art, Japans Powder zu erleben. Man bleibt flexibel, spart Kosten und lernt neben den Resorts auch das Land kennen. Die Nachteile – weniger Platz, improvisiertes Frühstück, ständiges Schaufeln – verblassen angesichts der Erlebnisse.

Mann im Schneegestöber mit Snowboard in der Hand schaut in die Kamera
Snowboardtour durch Japan mit dem Camper? Klares Ja! Und mit GORE-TEX-Produkten bleibt man die ganze Zeit über trocken und warm.

Praktische Hinweise:

  • Kosten: ca. 40 € pro Person/Tag für den Camper, Hotels ab 60 €.
  • Führerschein: Übersetzung rechtzeitig besorgen und aktuelle Regeln prüfen.
  • Übernachten: Skigebiets-Parkplätze oder „Michi no Eki“-Rastplätze.
  • Ausrüstung: Gore-Tex-Shells, gefütterte Midlayer und Merino Firstlayer. Layering macht den Unterschied und ist gerade bei den extrem gemischten Bedingungen (Schneefall, -15 bis +3 Grad ist alles möglich) viel wert.
  • Setup: 2–3 Boards (Allrounder, Powder, Splitboard) sind ideal. Schneeschuhe unverzichtbar.
  • Mobilität: In Tokio macht die digitale Suica-Card das Bahnfahren unkompliziert.

Japan im Camper? Für uns ein ganz klares Ja – ein Abenteuer, das wir Enni und Nina widmen! Auf das sie auch eine Abenteurerin wird und Daniel bald wieder am Start ist auf den Snowboard-Reisen.

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Bergfreund Gastautor

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