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Skyrunning – Laufen auf den Wolken?

Inhaltsverzeichnis

Es ist sechs Uhr morgens im Val Masino im italienischen Teil der Berninagruppe, genauer gesagt in den südlichen Bergeller Bergen. Es ist eiskalt, und die Meute wartet angespannt auf den Startschuss zur „Trofeo Kima“. Auch der Spanier Kilian Jornet, der unumstritten eine der Legenden der Sportart Skyrunning ist, hat sich inzwischen im Startbereich eingefunden. Allerdings wollen wir heute nicht wie die meisten Alpinisten den Piz Badile besteigen oder einen der zahlreichen Boulder klettern, für die das Tal berühmt ist.

Ich und viele andere Verrückte wollen heute den „Sentiero Roma“ bewältigen – ein hochalpiner Höhenweg mit sieben spektakulären Pässen in Höhen bis zu knapp 3000 Meter. Dabei geht es selten auf Wanderwegen entlang. Meistens besteht das Gelände aus verblockten Geröllfeldern, Gletschermoränen mit Altschneefeldern und anspruchsvollen Kletterpassagen, die nur teilweise mit Ketten und Sprossen versichert sind. Allerdings haben wir für die 50 Kilometer mit 4200 Höhenmetern Aufstieg, die Wanderer in der Regel in fünf Tagen meistern, nur maximal elf Stunden Zeit.

Anders als der Name vielleicht den Anschein macht, handelt es sich beim Skyrunning nicht um das Laufen auf Wolken.
Beim Skyrunning handelt es sich nicht um das Laufen auf Wolken, sondern um die alpine und -insbesondere technisch- anspruchsvolle Form des Trailrunnings.

Auch wenn der Name vielleicht Anderes vermuten lässt, geht es beim Skyrunning nicht um das Laufen auf den Wolken. Es handelt sich hiervielmehr um die alpine und -insbesondere technisch- anspruchsvolle Form des Trailrunnings. Aber was genau ist jetzt der Unterschied zum Laufen auf den Wanderwegen? Wann bin ich ein „Skyrunner“?

Vom Almhirten zum modernen Athleten: Die Geschichte des Skyrunnings

Im Grunde ist es nichts Neues, dass Menschen sich in alpinem Gelände schnell bewegen. Waren die Gründe früher eher das Hüten von Tieren auf einer Alm, die Heuernte oder das Schmuggeln, geht es heutzutage mehr um die sportliche Betätigung am Berg.

Das Konzept, zum Spaß Berge hoch und runter zu laufen, war für die früheren Generationen aufgrund der harten Lebensbedingungen in den Bergen unvorstellbar. Wie es einer der Pioniere des Sports, der Italiener Bruno Brunod aus dem Aostatal so treffend formuliert hat: „Meine Vorfahren waren bereits Skyrunner, mein Großvater hat die Berge überquert, um zur Arbeit zu kommen. Wir machen das Ganze heute nur etwas schneller, aber im Grunde ist es dasselbe wie schon immer. Der Skyrunner hat immer schon existiert“.

Flo bei der Trofeo Kima 2018.
Flo bei der Trofeo Kima 2018.

Wettkämpfe in den Bergen sind aber ebenfalls keine neue Erfindung. So findet das berühmte Ben Nevis Race in Schottland bereits seit 1895 statt. Auch in den Alpen gab es Anfang der 90er Jahre „Wettläufe“ auf den Mont Blanc und im Monte Rosa Massiv.

Als Erfinder des modernen Skyrunnings hat der italienische Bergsteiger Marino Giacometti im Jahr 1995 die „International Skyrunning Federation“ ins Leben gerufen. Der Verband ist Ausrichter der offiziellen Skyrunning Events, die hierzu die Anforderungen an die Strecke erfüllen müssen.

Der Laufkurs muss in alpinem Gelände oberhalb 2000 Meter angelegt sein, darf keine Kletterstellen enthalten, die schwieriger sind als der II Grad (UIAA Skala) und es müssen steile Passagen von mindestens 30 Prozent vorhanden sein. Teilweise sind auch Gletscher und Altschneefelder zu überwinden. Damit grenzt sich diese Spielart des Laufens vom Berglauf und den modernen Ultra-Trails gezielt ab. Es verwundert daher auch nicht, dass viele erfolgreiche Athleten eher vom Bergsport als vom klassischen Straßenlauf kommen.

Die Skyrunning Disziplinen: steil, schnell und lang

Weltweit gibt es inzwischen über zweihundert offizielle Skyraces, die sich in drei verschiedene Disziplinen aufteilen lassen und die sich deutlich voneinander unterscheiden.

“Vertical”

Beim sogenannten „VERTICAL“ geht es nur nach oben. Diese Variante kommt dem klassischen Berglauf noch am nächsten. Allerdings darf die Strecke beim Vertical maximal fünf Kilometer lang sein und muss eine Höhendifferenz von 1000 Höhenmetern aufweisen (daher auch der teilweise verwendete Name „Vertical Kilometer“).

Als steilste Piste ist der „km vertical de Fully“ in Frankreich im Programm. Hier werden die 1000 Höhenmeter auf nur 2 Kilometer Strecke verteilt und die schnellsten Sportler bewältigen diese ultrasteile Strecke in etwas über 30 Minuten.

“Sky”

Anspruchsvoll sind beim Skyrunning besonders die Anstiege.
Die Anstiege haben es in sich!

Die vielseitigste Disziplin nennt sich „SKY“. Skyraces haben eine Länge von 20 bis 49 Kilometern und müssen einen Mindestanstieg von 1300 Höhenmetern enthalten. Diese gilt es selbstverständlich, auch wieder nach unten zu laufen und so kommen die Skyrunner in der Regel mit brennenden Oberschenkeln im Ziel an.

Strecken wie das sehr beliebte „Limone Extreme Skyrace“ am Gardasee überzeugen mit vielen Höhenmetern und eindrucksvollen Tiefblicken. Aber nicht nur die Profis sind hier am Start, auch für Einsteiger im Bereich des Skyrunnings ist diese Strecke durch die großzügigen Zeitlimits gut zu bewältigen.

“Ultra”

Am längsten sind die Läufer beim sogenannten „ULTRA“ unterwegs. Streckenlängen zwischen 50 und 99 Kilometern haben schon viel mit Ultratrails gemeinsam, die sich in der Trailrunning Szene großer Beliebtheit erfreuen. Allerdings müssen die ULTRA Rennen einen Mindestanstieg von 3200 Höhenmeter aufweisen und das maximale Zeitlimit darf 16 Stunden nicht überschreiten.

Einige dieser Rennen wie das Tromso Skyrace in Norwegen, die Glen Coe Skyline in Schottland und die Trofeo Kima in Italien warten zudem mit anspruchsvollen Klettersteig-Passagen und ausgesetzten, frei zu kletternden Abschnitten auf. Hier muss man nicht nur ein ausdauernder Läufer sein, sondern es gilt auch, Klettergelände im zweiten Grad und A/B Klettersteige sicher mit Trailrunningschuhen meistern zu können.

Training für dein erstes Skyrace

Nach dem Lesen hast du nun Lust bekommen, so etwas selbst auszuprobieren? Kein Problem!

Als Schuhwerk eignen sich Trailrunningschuhe mit griffiger Außensohle.
Trailrunningschuhe mit griffiger Außensohle sind das perfekte Schuhwerk um Skyrunning in Angriff zu nehmen.

Bevor du dich für ein Event anmeldest, solltest du auf jeden Fall schon mal auf Wanderwegen, besser noch auf alpinen Singletrails in den Bergen gelaufen sein. Es gibt nichts Besseres, als regelmäßig in den Bergen laufen zu gehen und dabei auch anspruchsvolle Routen zu bewältigen. Es muss nicht die Eiger Nordwand sein, aber da Skyrunning überwiegend auf meist steinigen und oft verblockten Wegen stattfindet, solltest du dieses Gelände beim Lauftraining bevorzugen.

Für die langen An- und Abstiege eignet sich eine schnelle Bergtour, die idealerweise eine Kombination aus flottem Bergwandern bergan und Trailrunning bergab ist. Selbst die Profis „wandern“ in schnellem Tempo mit den Händen auf den Oberschenkeln, wenn es so richtig steil wird.

Du wohnst nicht in den Bergen? Zwischen den nächsten Urlaubswochen in den Bergen kannst du auch deinen Hügel hinter dem Haus mehrmals hoch und runter laufen. Oder zur Not tut es auch ein Parkhaus mit mehreren Etagen.

Zudem ist bei manchen Rennen der Einsatz von Lauf- bzw. Wanderstöcken erlaubt. Diese können helfen, bergauf etwas Kraft zu sparen, und sorgen bergab für zusätzliche Stabilität im steilen Gelände. Beim Schuhwerk solltest du auf jeden Fall einen Trailrunningschuh mit griffiger Außensohle wählen, der auch bei nassen Bedingungen sicheres Laufen ermöglicht. Für den Anfang muss es ja vielleicht nicht gleich das anspruchsvollste Rennen mit den ausgesetztesten Kletterstellen sein. Aber danach gilt: „Only the sky ist the limit!“

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Bergfreund Gastautor

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