Mountainbike-Sicherheitsausrüstung aus Bayern
In Wintersportler-Kreisen ist Alpina bereits seit der Gründung vor über 40 Jahren ein Begriff und eine feste Größe. Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden auch Brillen und in neuerer Zeit sogar Protektoren für Radsportler hergestellt. Für diesen Testbericht wurden mir der Root Mips-MTB-Helm, die Flowpad-Knie- und Ellbogenschützer, sowie eine Sonic HR Q-Brille überlassen. Ich habe das Mountainbike-Schutz-Paket jetzt ein paar Wochen lang regelmäßig artgerecht auf die Trails ausgeführt. Dabei habe ich von der lockeren Feierabendrunde im nahen Waldgebiet bis hin zu harten, langen Trailausflügen alles mitgenommen.
Helm, Protektoren und Sonnenbrille
- Der Helm: Hat man seine Kindheit in den goldenen 1980ern verbracht, dann ist man im Laufe seiner Sozialisation unweigerlich mit dem BMX-Sport in Berührung gekommen. Sei es direkt, indem man mit den robusten Zwanzigzöllern über lokale Strecken, Bahnen oder auch Trimmdich-Pfade gefetzt ist, oder indirekt durch Kino-Klassiker wie E.T. und BMX-Bandits. Und genau an die „klassische“ BMX-Phase muss ich denken, wenn ich mir den ROOT Mips-Helm von Alpina anschaue. Spitze!
- Die Protektoren: Die Alpina Flowpad-Protektoren für Ellbogen und Knie sind erstmal recht unscheinbar, schlank und leicht, und wirken daher eher wie Knie- und Armlinge. Das ist schon mal gut, denn überflüssigen Ballast bringen sie augenscheinlich nicht mit.
- Die Brille: Die Sonic HR Q-Brille sieht supercool und rasend schnell aus, und die kurze Zusammenfassung könnte „Aufsetzen, durchblicken, Gas geben“ lauten. Ab ins Gelände!
Das Schutz-Paket im Einsatz
Der Alpina Root Mips-Helm
Wie oben bereits angedeutet, macht der Helm allein schon optisch richtig Lust, über die Trails zu fegen. Er erinnert etwas an das Equipment aus den Anfangstagen des BMX-Sports. Denn ebenso wie damals die BMX-Helme hat der ROOT Mips eine über die Ohren herabgezogene Konstruktion, die in diesem Bereich sehr guten zusätzlichen Schutz bietet. Im Falle des ROOT Mips allerdings natürlich in einem absolut zeitgemäßen, MTB-tauglichen Format, denn die Belüftung ist wirklich 1a. Es handelt sich nicht um einen geschlossenen Ohren-Panzer, sondern eher um eine Art Käfig, der die Ohren schützend umgibt. Das gibt Sicherheit, ist aber, vor allem beim Aufsetzen, erstmal ungewohnt – gerade dann, wenn man wenig Erfahrung mit Integralhelmen hat. Sitzt der Helm allerdings erst mal auf dem Kopf, passt alles, und er fühlt sich wirklich gut an. Das Anpassungssystem ermöglicht darüber hinaus auch eine Höhenverstellung, sodass der Helm perfekt auf die eigene Kopfform eingestellt werden kann.
Und trotz des für manche sicher ungewohnten und etwas wuchtigen Erscheinungsbildes ist die Belüftung echt optimal. Ganze 17 Öffnungen habe ich gezählt (ohne die Aussparungen um die Ohren wohlgemerkt!), und die großen Belüftungskanäle funktionieren wirklich sehr gut. Auch bei schweißtreibenden Uphills hat sich der Helm daher nicht unangenehm bemerkbar gemacht.
Sicherheit geht vor: Die Mips-Schutztechnik
Das Mips-System ist mittlerweile beinahe schon state of the art, und wird in den meisten höherwertigen Fahrradhelmen verbaut. Es beinhaltet eine extra Schale im Inneren des Helms, die beweglich und sehr reibungsarm ist und Rotationsbewegungen bei einem Unfall reduzieren soll, die andernfalls auf den Kopf übertragen werden würden. Dies vermindert das Risiko schwerer Gehirnerschütterungen und anderer Hirnverletzungen. Zusammen mit der an den Ohren herabgezogenen Konstruktion bietet der Root Mips also ein deutliches Mehr an Sicherheit auf dem Trail. Wer kann da schon nein sagen? Kompatibel mit einem Neck Brace ist der Helm überdies auch, es bleiben also schutztechnisch wirklich keine Wünsche offen.
Das lange, feststehende Schild spendet erstmal richtig gut Schatten, ist aber auch prädestiniert für ungewollten Kontakt mit allem Möglichen. Es steht ziemlich weit vor, was der Helmträger aber nicht sieht. Dafür hilft es, die von vorn anströmende Luft in die Belüftungskanäle zu leiten. Im Falle eines Faceplant muss zudem erstmal das Schild dran glauben. Ich habe mir bei einem MTB-Unfall auch schon die Nase gebrochen, mit dem Root Mips wäre das nicht passiert. Also: Daumen hoch!
Die Alpina Flowpad-Protektoren
Die Alpina Flowpad-Protektoren machen sich im Einsatz durch die schlanke Konstruktion tatsächlich kaum bemerkbar. Sie sind schnell angezogen, und sitzen dank der innen am oberen Rand angebrachten, rutschhemmenden Silikonapplikationen sicher. Aber Obacht: Die Größenwahl sollte wohlüberlegt sein. Obwohl ich mit etwas über 1,80m Größe und um die Mitte 70kg Gewicht ein klassischer M/L-Kandidat bin, sitzen die Protektorenstrümpfchen bei mir in dieser Größe ganz schön straff, und enger sollten sie wirklich nicht sein. Dadurch rutscht andererseits aber auch wirklich nix runter, und die Flowpads bleiben genau da, wo sie sein sollen. Das ist vor allem dann angenehm, wenn man im Uphill aktiv sein muss, weil es vielleicht sehr steil und/oder sehr technisch mit Maximalkrafteinsatz bergauf geht. Aber natürlich ist es auch im „Regelbetrieb“, wenn beispielsweise in der Ebene Kilometer gespult oder einfach locker gekurbelt wird schön, wenn die Protektoren sich nicht störend bemerkbar machen.
Während Knieprotektoren im MTB-Sport mittlerweile -zumindest in den trail- und abfahrtslastigeren Disziplinen- eher Standard sind, beschränkt sich die Verwendung von Ellbogen-Schützern immer noch weitgehend auf Bikeparks und Downhillstrecken. Mit den Alpina Flowpad Ellbow-Protektoren dürfte sich aber auch das ändern. Die sind ähnlich unauffällig wie die Knieschützer, und verschwinden nahezu unbemerkt unter einem Langarmshirt. Und auch sie tragen sich sehr angenehm, und fallen in keiner Fahr-Situation negativ oder störend auf, weder bergauf noch bergab.
Schutz vor Sturz und Kälte
Ich trage die Protektoren mittlerweile auch ganz gerne einfach als Knielinge an einem kühlen Morgen. Die Form der Strümpfe ist nämlich extra lang gehalten. Das bedeutet einerseits besseren Halt, andererseits aber auch einen nicht zu vernachlässigenden Kälte- und Windschutz. Dabei haben sie es schutztechnisch doch in sich. Die Flowpads erfüllen die DIN-Norm EN 1621-1:2012 Level 2, einer auch im Motorradsport gängigen Klasse von Gelenkprotektoren. Die Protektor-Pads von SAS-TEC werden von einem abriebfesten Aramid-Gewebe in Position gehalten, und zusätzliche, seitlich angebrachte Pads aus EVA-Schaum erhöhen den Schutzfaktor nochmals. Die Protektor-Pads sind außerdem herausnehmbar, was die Wäsche der Protektoren vereinfacht.
Die Sonic HR Q-Brille
Die Brille kommt optisch ziemlich schnell daher, und entsprechend sportlich ist dann auch das Erscheinungsbild. Diesem Anspruch Rechnung tragend sitzt die Brille recht eng am Kopf, ist dabei aber nicht unbequem, sondern vermittelt eher richtig guten Halt und Stabilität. Ich jedenfalls habe mich direkt verliebt und trage die Sonic HR Q seither quasi täglich, und zwar sowohl beim Mountainbiken als auch beim Laufen, Wandern oder Trailrunning. Oder Auto fahren. Oder… ihr versteht schon 😉
Speziell beim Biken fällt die Form der Gläser aber extrem positiv ins Gewicht. Es gelangt kein Luftzug (und kein noch so kleines Insekt) ans -oder ins- Auge. So muss es sein! Da die Gläser außerdem kontrastverstärkend sind, hat man mit der Sonic HR Q stets eine gestochen scharfe Optik der Umgebung, was ich gerade bei rasanten Abfahrten durchaus zu schätzen gelernt habe.
Zur Sonic-Reihe noch Folgendes: außer der Mittelklassen-Variante HR Q, die ich testen durfte, gibt es noch die „Basisversion“ HR Q-Lite, und das Toppmodell HR QV, dessen Gläser nicht nur stark kontrastverstärkend, sondern darüber hinaus auch photochrom sind.
Fazit
Das Mountainbike-Schutz-Paket von Alpina, bestehend aus dem Root Mips-MTB-Helm, den Flowpad-Knie- und Ellbogenschützern und der Sonic HR Q-Brille, hat mich sauber überzeugt.
Was ich besonders gut finde:
- Die Schutzausrüstung kann, trotz der Ausrichtung auf abfahrtslastige Piloten aus dem Enduro-Lager, auch im „normalen“ MTB-Betrieb auf ganzer Linie punkten.
- Helm und Protektoren tragen sich unauffällig und ohne groß zusätzlichen Ballast darzustellen oder dick aufzutragen.
- Helm und Protektoren bieten jeweils ein signifikantes Plus an Schutz.
Und wenn ich dieses Plus künftig auch bei meinen längeren, eher Cross Country-orientierten Touren ohne große Beeinträchtigung oder hohes zusätzliches Gewicht dabeihaben kann, nehme ich das gerne mit!