DAV Alpinkader NRW im Kishtwar-Himalaya

Inhaltsverzeichnis

von Expeditionsteilnehmer Matthias Mimberg (Sektion Siegerland)

Der Kishtwar-Himalaya – eine entlegene Region voller unberührter Berglandschaften und potenzieller Erstbesteigungen – lockte unser neunköpfiges Team des DAV Alpinkader NRW auf eine Reise ins Unbekannte. Im Herbst 2024 verbrachten wir auf unserer Abschlussexpedition 33 ereignisreiche Tage in dieser faszinierenden und anspruchsvollen Umgebung.

Über den DAV-Alpinkader NRW

DAV Alpinkader-Logo

Der DAV Alpinkader NRW ist ein Förderprogramm des Landesverbands Nordrhein-Westfalen des Deutschen Alpenvereins e.V. Unser Ziel ist es, talentierte und ambitionierte Alpinistinnen und Alpinisten aus Nordrhein-Westfalen im Bereich des alpinen Bergsports zu fördern. Das Bewerbungsverfahren für die dritte Runde ist gestartet! Bis spätestens zum 23.02.2025 kannst du dich noch für den nächsten DAV Alpinkader NRW bewerben. Gesucht werden alle ambitionierten Alpinistinnen und Alpinisten zwischen 18 und 30 Jahren aus NRW. Alle Infos, Anforderungen und die Bewerbungsunterlagen findest du hier: https://www.alpinkader.nrw/bewerbung-alpinkader-3-0/

Anreise und Ankunft

Unsere Anreise begann am 1. September in Frankfurt. Nach einem Nachtflug nach Delhi fanden wir uns inmitten des chaotischen Verkehrs der indischen Hauptstadt wieder. Beim Briefing mit der Indian Mountaineering Foundation (IMF) lernten wir unseren Liaison Officer Hitesh kennen, der uns auf der gesamten Expedition begleitete. Nach einem Weiterflug nach Jammu folgte eine 14-stündige, abenteuerliche Busfahrt, u.a. auf dem berüchtigten Kishtwar Killer Highway, der mit seinen steilen Abhängen, tiefen Abgründen und der schlechten, schmalen Fahrbahn als eine der gefährlichsten Straßen überhaupt gilt. Das Ziel: Chishoti, ein kleines Dorf, das erst vor Kurzem überhaupt an das Straßennetz angeschlossen wurde.

Pause auf dem Kishtwar Killer Highway
Verschnaufpause: Der Kishtwar Killer Highway hat es in sich (Foto: Nicolas Altmaier)

Ein holpriger Start

Am 5. September begann unser Trek mit Maultieren nach Loshani. Doch bereits am zweiten Tag wurden wir mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert. Zwei unserer Teammitglieder, Benedikt und Tillmann, mussten mit Fieber und Halsschmerzen zurückbleiben, genauso Mirjam, die etwas später ebenfalls erkrankte. Ein großer Teil der Expedition stand unter dem Einfluss dieser gesundheitlichen Rückschläge, und schließlich entschieden wir, dass die drei Erkrankten zusammen mit Dave, der unter Sprunggelenksproblemen litt, nach Deutschland zurückreisen würden. Das stellte nicht nur unsere Organisation, sondern auch unsere Moral auf die Probe.

Das Basislager: Zentrum der Planung und Erkundung

Am 7. September erreichten wir unser Basislager auf 4000 Metern. Diese idyllische, ebene Wiese wurde unser Zuhause für die kommenden Wochen. Während der Akklimatisierung und unserer ersten Erkundungstouren präsentierte sich die Region rau und unberechenbar. In der gesamten Zeit der Expedition durchkreuzten stetig wiederkehrender Regen, Schnee und Steinschlag die Durchführung unsere Pläne. Die geplante Besteigung eines Berges am Ende eines nördlich gelegenen Tals musste aufgrund der schwierigen Bedingungen abgebrochen werden.

Doch wir ließen uns nicht entmutigen. Am 17. September gelang uns eine neue Felsroute über fünf Seillängen an den Platten oberhalb des Basislagers –mit 5c bewertet zwar nicht allzu schwierig, aber dennoch eine schöne Tour und eine gute Motivation für die kommenden Tage.

Der Gipfelerfolg: Mount Jenga

Wenige Tage später bot sich uns endlich eine Gelegenheit, ein Ziel zu erreichen: eine Schneeflanke am Ende eines Gletscherbeckens. Bevor wir aber den auserkorenen Berg in Angriff nehmen konnten, mussten wir zunächst drei Tage lang weiter in das Umsai-La-Tal nördlich unseres Basislagers laufen, bevor wir das letzte Mal unsere Zelte aufschlugen. In einem intensiven, aber erfolgreichen Aufstieg erreichten wir am 24. September den Gipfel auf 5663 Metern. Die markanten Steinformationen im Gipfelbereich erinnerten uns an das Spiel „Jenga“ – ein uns passend erscheinender Name für diesen unbenannten Berg. Wie sich später bestätigen sollte, konnten wir den Berg erstbesteigen.

Rückkehr und Abschied

Die letzten Tage verbrachten wir mit dem Abstieg und der Rückkehr nach Chishoti. Der Kontrast zwischen den abgeschiedenen Bergen und der lebendigen Atmosphäre in Jammu, wo wir uns nach den vergangenen Wochen das erste Bier erhofft hatten (auf das wir aber aufgrund eines Wahltages schlussendlich doch verzichten mussten), brachte uns das indische Leben wieder näher.

Fazit: Herausforderungen und Erkenntnisse

Die Expedition in den Kishtwar-Himalaya war ein unvergessliches Abenteuer. Obwohl gesundheitliche Probleme und widrige Bedingungen uns vor große Herausforderungen stellten, konnten wir am Ende einen Gipfelerfolg feiern und wertvolle Erfahrungen sammeln. Diese Region beeindruckte uns mit ihrer Abgeschiedenheit und den Möglichkeiten für künftige Touren.

Ein großer Dank gilt unserem gesamten Team, unseren Sponsoren, Partnerinnen und Familien sowie den Menschen vor Ort, die uns mit ihrer Herzlichkeit und Gastfreundschaft inspirierten.

3 Menschen stehen nachts vor einem großen verscheiten Berg
Ein Ort, den man nie wieder vergisst (Foto: Nicolas Altmaier)

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Bergfreund Gastautor

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