Der Traum vom Pulverschnee – Skitourenrunde um die Saarbrücker Hütte, Silvretta

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Die meisten behaupten ja, es gäbe nichts Schöneres als Frühjahrs-Skitouren und schwärmen gleich weiter, von “aufgefirnten Hängen und traumhaften Abfahrten”… Seid mir nicht böse, jedem das Seine, aber ich stehe einfach auf Pulverschnee. Zugegeben, die letzten Jahre gab es nicht viel davon, aber ein paar versteckte Ecken haben sich noch immer gefunden. So wie rund um die Saarbrücker Hütte, die ohnehin nur zwei Wochen um Ostern geöffnet ist und damit eher zum ruhigeren Gebiet der Silvretta gehört. Wie ein Adlerhorst thront sie am felsigen Sockel des Kleinlitzner, hoch über dem glitzernden Vermunt-Stausee. Ein traumhafter Stützpunkt für Skitouren in die einsame Bergwelt der Litzner-Seehorn-Gruppe. Man könnte fast behaupten, mit Pulverschnee-Garantie.

Neue alte Bekannte

Skitour zur Saarbrücker Hütte
Das tolle Panorama der Silvretta-Gruppe. Foto: Georg Pollinger

Neugierig blättern wir im Panico Skitourenführer Silvretta, tatsächlich haben wir die Namen der zahlreichen Gipfel im Litzner-Seehorn-Gebiet noch nie gehört. Die Finger huschen wild über die Karte, während wir eine schöne Runde für das Wochenende zusammen suchen. Am besten den ersten Gipfel schon im Zustieg zur Hütte einheimsen, wenn wir anstatt des Normalwegs durch das Kromertal durch das Klostertal kommen.

Über den steilen Verhupfgletscher zum Glöttnergletscher hinauf und auf den Gipfel der Sonntagspitze, von wo sich mit Sicherheit ein schöner Blick zu den Spitzen rund um die Wiesbadener Hütte auftut. Der kurze Gegenanstieg in den Litzner Sattel sieht Höhenmeter-technisch harmlos aus, zumindest auf der Karte. “Das geht dann schon.“, wenn der Einkehrschwung in die Saarbrücker Hütte, als urigste aller Silvretta-Hütten, so nah ist. Für den zweiten Tag lassen wir uns von den Experten vor Ort beraten, wie sich die schönsten Abfahrten am besten verbinden lassen.

Traum und Wirklichkeit

Pläne sind super, die Realität sieht manchmal anders aus. Das letzte Wort hat in diesem Fall das Wetter. Im dichten Schneegestöber stehen wir an der Busstation Bielerhöhe, irgendwo dort unten müsste der Silvretta-Stausee sein. “Wer von euch hat denn gerade für heute Schnee bestellt?!” Statt Klostertal und Sonntagspitze also doch “nur” der normale Hütten-Zustieg durch das Kromertal. Zunächst heißt es abwarten und Tee trinken, bis sich der schlimmste Schneefall legt.

Skitour zur Saarbrücker Hütte
So muss eine Abfahrt aussehen! Foto: Georg Pollinger

Um die Mittagszeit beruhigt sich das Wetter dann, und wir können aufbrechen. Gemütlich steigen wir den flachen Anstieg durch das Kromertal hinauf, wo der Nebel langsam einen formschönen Felsgipfel nach dem Anderen freigibt. Hochmaderer, Valgraggesspitzen und die Gipfel der Plattenspitzen zur Rechten, die Felstürme der Lobspitzen, Verhupftspitze und Glötterspitze zur Linken. Langsam kämpfen sich kleine Flecken blau durch die dichte Wolkendecke und mit der Farbe kommen die Gipfelträume. Wie gern würden wir noch schnell in den Lobsattel aufsteigen, um den imposanten Lobturm näher zu betrachten, aber die Zeit drängt, und die Hütte ruft. Als hätten wir geahnt, dass wir gleich ein Stamperl „Spenling“ spendiert bekommen.

Der Wildpflaumenbrand bleibt nicht die einzige Tiroler Spezialität, die wir kosten dürfen. Am Abend folgt ein Vier-Gänge-Menü, das fünf Sterne verdient. Auch das Wetter ist jetzt auf unserer Seite, der purpurrote Abendhimmel kündigt einen wunderschönen Tag an – inklusive frischem Neuschnee!

Ein Berg ohne Gipfel…

Tatsächlich begrüßt uns am Morgen ein strahlend blauer Himmel, die Silvretta zeigt sich heute von ihrer schönsten Seite. Die Eiskristalle funkeln in der zarten Morgensonne, während wir durch lockeren Tiefschnee in Richtung Seelücke hinauf spuren. Vorbei an den imposanten Nordwänden von Großlitzner und Großem Seehorn, über den schmalen Grat hinein in den riesigen Kessel des Seegletschers. Nicht nur der eisige Wind lässt uns hier im Schatten des Großen Seehorns die Haare zu Berge stehen. Der Weg auf seinen Gipfel führt einen steilen Schneekegel hinauf zur Scharte im Nordwestgrat, zuletzt bei 45° Neigung. Zu steil für die heutigen Verhältnisse.

Skitour zur Saarbrücker Hütte
Aufstieg durch die Kromer Scharte. Foto: Georg Pollinger

Die Gipfelkletterei im zweiten Grad ist ein weiterer Grund, warum dieser imposante Gipfel im Winter eher selten begangen wird. Auch wir queren stattdessen herüber in die Seehorn Lücke, wo sich uns mit einem Mal das berühmte Silvretta Panorama eröffnet. Leuchtende Schneegipfel so weit das Auge reicht. Mitten im Staunen bringt uns Georg wieder auf den Boden der Tatsachen: „Mädls, wollt ihr lieber einen Gipfel besteigen oder zwei Pulverschneeabfahrten?“

Was für eine Frage, das Kleine Seehorn steht auch nächste Woche noch, aber zwei Mal unverspurten Pulverschnee kriegen wir so schnell nicht mehr. So lassen wir den frischen Watteflausch so richtig stauben und malen schwungvoll unsere Spuren in den langen Hang des Seegletschers. Im Talboden fellen wir erneut auf und steigen in steilen Spitzkehren zur Kromer Scharte hinauf. Durch ein Felsloch schlupfen wir auf die Nordseite des Kamms, wo unsere Mühe mit einer langen Abfahrt durch schönsten Pulverschnee belohnt wird. Lässig schwingen wir über sanfte Hügel die lange, lange Abfahrt bis hinunter zum Vermunt-Stausee.

Wer sucht, der findet

Skitour zur Saarbrücker Hütte
Unverspurter Powder. Träumchen. Foto: Georg Pollinger

Nach dieser schönen Portion Winter und tollem Pulverschnee steht uns ein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben. Am liebsten gleich umdrehen und wieder zur Hütte aufsteigen, wenn es zuhause nicht diese lästigen Pflichten gäbe, die uns rufen. Für jetzt müssen wir uns somit vom Schnee verabschieden, im schlimmsten Fall bis zum nächsten Jahr. Der kurze Ausflug in die Silvretta war es trotzdem wert und wir fühlen uns wieder einmal bestätigt: Firn hin oder her, die Suche nach verborgenen Pulverschnee-Fleckchen hat sich bis jetzt immer gelohnt.

INFOS:

  • Anreise mit dem Auto über die Inntal- oder Rheintal. Autobahn bis zur Abfahrt Montafon bei Bludenz, weiter auf der Montafonerstraße (L188) nach Partenen.
    Mit der Bahn bis Bludenz, anschließend per Montafonerbahn nach Schruns und mit dem Postbus nach Partenen.
  • BergbahnVermuntbahn, Vermuntwerk, 6794 Gaschurn. Die Silvretta-Hochalpenstraße ist im Winter gesperrt, daher geht es ab Partenen mit der Vermuntbahn zur Bergstation Trominier (1.731 m) und per Minibus hinauf zum Vermuntstausee (1748m) oder Bielerhöhe (2032m). Die Bahn verkehrt täglich von 8:30-12:00 Uhr und 13:00-16:00 Uhr, letzte Talfahrt ab Bielerhöhe um 16:00 Uhr.
  • Hütte: Saarbrücker Hütte, 2538 m, DAV Sektion ASS Saarbrücken, Tel. +43 5442 64234 (Tal), Tel. +43 5558 4235 (Hütte), www.saarbrueckerhuette.com, im Winter 14 Tage über Ostern geöffnet, 37 Zimmerlager, 51 Matratzenlager, 12 Winterlager (immer offen, ungeheizt)

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Bergfreundin Klara

Ein Bergunfall brachte mich aufgrund der entwickelten Höhenangst zum Klettern und wenn ich heute an meine schönsten Momente beim Klettern denke, dann ist es die Zeit im Portaledge, hoch droben in einer Bigwall. Ich habe nicht nur meine Angst bezwungen, Klettern hilft mir immer wieder über mich hinaus zu wachsen und die Erfahrung in den Alltag zu übertragen.

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