Dass Umweltschutz und soziale Verträglichkeit bei der Herstellung von Textilien eine immer größere Bedeutung erlangen, ist den meisten Herstellern und Kunden bewusst. Einige Menschen fühlen sich allerdings verunsichert. Da sie nicht genau wissen, was die verschiedenen Labels und Zertifikate im Textilbereich bedeuten, und ob die Hersteller auch wirklich die Vorgaben zur Einhaltung der ökologischen Standards erfüllen. Ein sehr umfassendes und weitreichendes Siegel ist das weiße Hemd auf grünem Untergrund: das begehrte Zeichen für den Global Organic Textile Standard – kurz GOTS Siegel.
Wofür steht das GOTS Siegel?
Der Global Organic Textile Standard basiert auf einem umfassenden Kriterienkatalog in Bezug auf eine umweltverträgliche und sozialverantwortliche Textilproduktion. In allen einzelnen Teilbereichen, die mit der Herstellung von Textilien verknüpft sind. Dafür nehmen sie die gesamte Kette der Zulieferer unter die Lupe und überprüfen sie nach strengen Kriterien. Um nach dem GOTS-Standard zertifiziert zu werden, müssen Textilien zu mindestens 70% Fasern aus kontrolliertem biologischen Anbau bestehen. In der Herstellung, Verarbeitung, Verpackung und im Vertrieb gelten genaue Vorschriften in Sachen Umweltschutz und sozialer Standards. Dank umfangreicher Kontrollmechanismen hat sich das GOTS-Zertifikat in einer beständigen
Weiterentwicklung weltweit als anerkannter Standard für nachhaltige Bio-Textilien etabliert.
Was müssen Textilien leisten, um nach dem GOTS zertifiziert zu sein?
Die Liste der Kriterien, die für die begehrte Auszeichnung mit dem Bio-Label nachgewiesen werden müssen, ist lang. Deshalb gibt die folgende Zusammenfassung auch nur einen Überblick über die wichtigsten Vorgaben und führt nicht jede einzelne Anforderung auf. Trotz der übersichtlichen Stichpunkte ist klar, dass man für die Vergabe des GOTS Labels keinen einzigen Teil der Lieferkette ausklammert. Eine Zertifizierung ist auch nur dann möglich, wenn alle Anforderungen erfüllt sind.
Kriterien für das Material
- Produktion der Fasern für die Textilien
Es werden nur Fasern anerkannt, die nach bestimmten Bioanbaustandards produziert werden. Dafür kommen mehrere nationale und internationale Verfahren in Betracht. In Europa ist beispielsweise die EU Bio-Verordnung maßgeblich für die Produktionskriterien von Bio-Baumwolle und Bio-Wolle . Darin sind beispielsweise der Verzicht auf chemische Pflanzenschutz und Düngemittel, artgerechte Tierhaltung und Verbot von Gentechnik gesetzlich geregelt. Für die Auszeichnung mit der GOTS Kennzeichnung „Bio“ müssen über 95% der Fasern diese Vorgaben erfüllen. Für eine generelle GOTS Zertifizierung müssen es immer mindestens 70% sein. - Herstellung der Garne und Stoffe
Bei der Herstellung der Stoffe darf man Rohstoffe aus biologisch kontrolliertem Anbau und herkömmliche Fasern nicht vermischen. Sie müssen jederzeit identifizierbar bleiben. Beim Färben und bei der Weiterverarbeitung der Fasern zu Garnen und Stoffen müssen alle Zusatzstoffe auf ihre Umweltverträglichkeit, Toxizität und biologische Abbaubarkeit hin überprüft werden. Viele Chemikalien in der herkömmlichen Produktion von Textilien enthalten zum Beispiel Schwermetalle, Lösungsmittel oder Formaldehyd. Sie sind für die Herstellung nach dem GOT-Standard nicht erlaubt. - Produktion und Konfektion der Bekleidung und anderer Textilien
Bei der Weiterverarbeitung der Stoffe und Garne zu fertigen T-Shirts, Hosen und Sweatshirts dürfen keine Drucke mit Phthalaten oder PVC vorgenommen werden. Abfälle und Abwässer müssen minimiert und fachgerecht entsorgen. Oder sie werden aufbereitet. Sogar das Öl der Produktions- und Nähmaschinen hat die GOTS-Prüfung im Visier. Die Verwendung von Ölen mit Schwermetallzusätzen ist absolut tabu. - Umweltfreundliche Verpackung
Bekleidung, die nach dem Global Organic Textile Standard zertifiziert ist, muss in einer PVC-freien Verpackung ausgeliefert werden. Und auch Etiketten oder Banderolen, die dem Produkt beiliegen, müssen aus zertifizierten oder recycelten Materialien bestehen.
Soziale Kriterien
Zu den umfangreichen Vorgaben in Sachen Ökologie und Umweltschutz kommen weitere Anforderungen im sozialen Bereich. Der GOTS legt dabei grundlegende Rechte für die Beschäftigung der Mitarbeiter in der Textilindustrie fest. Dazu gehören Verbot von Zwangsarbeit, Verbot von Kinderarbeit, Verbot von unmenschlicher oder diskriminierender Behandlung am Arbeitsplatz, sowie eine klare Regelung von Arbeitszeit und angemessenem Lohn. Was sich anhört wie ganz normale Arbeitsbedingungen ist leider in den Produktionsländern der Textilindustrie noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Dank des Engagements von GOTS haben Kunden mittlerweile immerhin die Wahl und die Möglichkeit, ihre Bekleidung nachhaltig und fair produziert zu kaufen.
Wie garantiert die GOTS die Einhaltung der Vorgaben?
Aus den vier Mitgliedsorganisationen der Global Organic Textile Standard International Working Group (kurz: GOTS IWG) in Deutschland, England, Japan und den USA, ging 2008 die gemeinnützige Global Standard GmbH hervor. Durch dieses Unternehmen wird auf internationaler Ebene die Qualitätssicherung und das Lizenzierungssystem mit dem GOTS-Label verwaltet und geleitet. Auch über die Markenrechte des eingetragenen und auf allen internationalen Märkten geschützten Labels mit dem weißen Hemd auf grünem Grund wacht die Organisation. So stellt sie sicher, dass keine Firma das GOTS Siegel zu unrecht verwendet.
Mehr als 13000 Firmen sind bereits nach dem internationalen GOT-Standard zertifiziert. Hersteller können sich für die Aufnahme zum Lizenzierungssystem anmelden. Daraufhin überprüft man, ob sie die Richtlinien für die Kennzeichnung erfüllen. Betriebe, die eine Zertifizierung erhalten und alle Kriterien erfüllen, dürfen ihre Produkte dementsprechend kennzeichnen. Damit man aber ein Endprodukt mit dem GOTS-Label im Laden verkaufen darf, müssen alle Betriebe in der Zulieferungskette GOTS-zertifiziert sein. Wenn nun also der Stofflieferant nach GOTS zugelassen ist, der Betrieb zur Weiterverarbeitung aber nicht, darf das Endprodukt auch nicht mit dem GOTS Siegel gekennzeichnet werden.
Umfassende Vorgaben
Neben der ständigen Bearbeitung und Weiterentwicklung des Lizenzsystems und der Anpassung der Vorgaben kontrolliert die Global Standard GmbH sowohl die einzelnen Betriebe, als auch die Produkte am Markt. Die einzelnen Betriebe müssen jederzeit mit angemeldeten und unangemeldeten Kontrollen in ihren Produktionsstätten rechnen. Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ überwachen unabhängige Institute im Auftrag der Global Standard GmbH die zertifizierten Produkte zusätzlich durch stichprobenartige Tests, Analysen und Kontrollen im Labor. Dabei werden die Fasern beispielsweise auf unerlaubte Pestizide oder Rückstände von verbotenen Färbemitteln überprüft.
Durch diese ständige Präsenz einer Betriebskontrolle wird der absichtlichen oder unabsichtlichen Nichteinhaltung der Lizenzbestimmungen effektiv entgegengewirkt. Für den Kunden ist so bestmögliche Sicherheit gewährleistet, dass mit den Produkten, die das GOTS Siegel tragen, auch wirklich einwandfreie ökologische Ware angeboten wird. Deshalb ist ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit der Global Standard GmbH die Überwachung der internationalen Märkte, und die Identifizierung von Herstellern, die ihre Produkte ohne entsprechende Lizenzierung mit dem Öko-Label kennzeichnen.