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Alpenglühen: ein Wunderwerk der Natur

Inhaltsverzeichnis


  • Alpenglühen ist ein Naturphänomen, das im Gebirge vorkommt
  • Der internationale Begriff für das Phänomen lautet “Alpenglow”
  • die Gipfel glühen in kräftigen Gelb-, Orange- und Rottönen, Morgen- oder Abendrot verstärken diese Leuchteffekte zusätzlich
  • das Glühen wird durch die Strahlen einer tiefliegenden Sonne, die auf die Gipfel fallen, verursacht
  • die ersten Sonnenstrahlen, die direkt die Berge beleuchten, bezeichnet man als das erste Glühen
  • das zweite Glühen entsteht, wenn Partikel der Atmosphäre Sonnenstrahlen streuen, und so indirekt die Gipfel beleuchten

„Ja, ja, so blau, blau, blau blüht der Enzian, wenn beim Alpenglühn wir uns wiedersehn.“

Der gute Heino wusste, dass man mit einem romantischen Alpenglühn mehr anfangen kann als nur ergriffen davor zu sitzen. Geschickt ein Tête-à-Tête in der Almhütte einfädeln zum Beispiel. Oder sich zu einem landauf, landab geträllerten Kassen-Schlager inspirieren lassen. Allerdings ist der von Heino nicht mehr ganz so frisch und würde heute eher nicht mehr funktionieren.

Alpenglühen über den Bergen der Alpen
Gar nicht schlecht…

Vielleicht hat auch Bergfreund Jörn ein Liedchen geträllert, als er kürzlich ein perfektes Alpenglühen erlebte. Er war jedenfalls tief beeindruckt, so tief, dass gleich mal der Auftrag an mich ging, alles über dieses Naturwunder herauszufinden. Hier die Ergebnisse:

Was genau ist Alpenglühen?

Nun, Alpenglühen ist, wenn die Berggipfel bei Sonnenauf- oder Untergang so aussehen, als ob sie glühen würden. Besonders intensiv und farbenprächtig ist das Ganze, wenn die Berghänge verschneit sind, oder es kurz vor Sonnenuntergang geregnet hat, so dass die nassen Felshänge im Licht der untergehenden Sonne glänzen.

In aller Regel werden nur die Gipfelregionen eingefärbt und die tieferen Regionen liegen im Schatten. Das Phänomen kommt – Überraschung – nicht nur in den Alpen, sondern in allen Gebirgen der Welt vor. Dennoch wird es im internationalen Sprachgebrauch „Alpenglow“ genannt. Mit Sicherheit gibt es unzählige regionale Bezeichnungen in unzähligen Sprachen, doch Trekker, Wanderer und Bergsteiger sagen auch in den Anden oder im Himalaya: „Oh, look: Alpenglow!“

Was ist Alpenglühen nun genau und wie entsteht es? In einem Bergwelten-Artikel dazu steht an der Stelle, an der ich dachte, jetzt käme die detaillierte Erklärung, folgendes:
„Wer Zeuge des Schauspiels sein darf, sollte darum auch nicht weiter über die Ursachen und Erklärungen des Alpenglühens nachdenken – sondern vielmehr: es in vollen Zügen genießen.“

Kann man so sehen, doch dann könnte man sich eigentlich auch gleich einen Artikel zum Thema sparen. Im Moment des Erlebens muss ich ja wirklich nicht parallel wissenschaftliche Erklärungen abspulen. Aber hinterher am Schreibtisch muss genießen und Bescheid wissen nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Also, hier die knochentrockene Wissenschaft:

Wie entsteht das Alpenglühen?

Lilafarbenes Glühen
Und es wird besser…

Welche Erklärung gibt es für den rätselhaften Farbenzauber? Bringt die im Laufe des Tages angesammelte Strahlungshitze die Gipfelregionen zum glühen? Rührt das Ganze von aus Flugzeugen versprühter Leuchtfarbe her? Ist eine veränderte Farbzusammensetzung der Atmosphäre infolge des Klimawandels schuld?

Nicht ganz, die Berge färben sich, weil sie von den Strahlen der tief stehenden Sonne gelblich, orange oder rötlich eingefärbt werden. Dabei gibt es häufig zwei unterscheidbare Phasen, die erste Färbung und die zweite Färbung.

Wenn die Felsen und Schneeflächen der Gipfel vom Licht der tief stehenden Sonne erreicht werden, spricht man von der ersten Färbung. Die Gipfelbereiche „heben sich in dieser rot gefärbten Beleuchtung vom Vordergrund ab, der bereits oder noch im Dunkeln liegt.

Die zweite Färbung tritt auf, wenn die Sonne die Berggipfel nicht mehr (oder noch nicht) direkt beleuchtet. Das Sonnenlicht wird in dieser Phase „an Partikeln in der Atmosphäre (wie Eiskristallen, Staub etc.) gestreut, sodass es abgeschwächt auf die Gipfel fallen kann. Vor dem sich violett verfärbenden Himmel erscheinen schneebedeckte und hellfelsige Gipfel dann weiterhin in einem schwachen, aber sehr deutlichen und gleichmäßigen Rot.

Der Streueffekt ist auch mitverantwortlich für den allgemeinen Farbwechsel des Sonnenlichts im Laufe des Tages. Er ist umso stärker, je länger der Weg der Lichtstrahlen durch die Atmosphäre ist. Mittags ist er am kürzesten, da die Strahlen die Atmosphäre im steilsten Winkel durchqueren und somit am wenigsten atmosphärische Partikel im Weg sind, die das Licht streuen könnten. Bei Sonnenauf- und Untergang ist der „Durchquerungswinkel“ flach und die Strecke am Längsten.

Dunkles Lila und Orange am Himmel
… und besser.

Durch diesen Mechanismus bekommt auch das Abend- und Morgenrot seine Färbung. Abend- und Morgenrot „unterstützen“ das Alpenglühen durch eine zusätzliche indirekte Beleuchtung des Bereichs direkt oberhalb der Schattengrenze.

„Dieses Licht fällt unter sehr flachem Winkel auf die Landschaft im Rücken des Beobachters. Es wird reflektiert, und macht sich als Aufhellung oberhalb des Schattens bemerkbar. Die Effizienz dieser Reflexion nimmt bei steigendem Winkel schnell ab. Daher ergibt sich ein heller Streifen statt einer allgemeinen Aufhellung.“

Farben und Wellenlängen

Doch warum wird das bläulich-weißliche Licht stärker herausgefiltert als das Rötliche? Dazu muss man eine weitere Komponente betrachten: die verschiedenen Wellenlängen des sichtbaren elektromagnetischen Spektrums. Sie reichen von den kürzeren Wellen des blau erscheinenden Lichts bis zu den längeren Wellen des rot erscheinenden Lichts. Das blaue Licht wird stärker aus der Atmosphäre „herausgestreut“, weil es mit seinen „kurzen Wellen“ wesentlich häufiger von Partikeln absorbiert und reflektiert wird.

Das rote Licht kommt „ungehinderter“ durch, weshalb sein Anteil mit wachsender Wegstrecke durch die Atmosphäre zunimmt. Soweit der Erklärungsversuch eines Nicht-Naturwissenschaftlers. Ich hoffe, dass ich euch das Phänomen des Alpenglühens anschaulich erklären konnte.

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Bergfreund Stephan

“Flat is boring”, dachte ich mir als Kind des Flachlands immer. Bergsport war die Lösung des Problems. Aber nicht aller Probleme, wie ich beim Durchwursteln der Disziplinen von Bouldern bis Hochtouren herausfand. “Egal”, dachte ich mir und fühle mich heute bei alpinen Touren mit leichtem Gepäck sauwohl.

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