“Transalp” ist schwer angesagt. Immer mehr Menschen begeistern sich für die Alpenüberquerung zu Fuß. Neu ist die Idee allerdings nicht, auch nicht als touristisches Unterfangen. Der Dichterfürst Goethe überquerte schon vor über 200 Jahren die Alpen als Tourist. Bei seinen Reisen in die Schweiz und nach Italien legte er auch Strecken zu Fuß zurück, die mit Kutschen hätten be- oder umfahren werden können. Das Hochgebirge faszinierte ihn, und er beschrieb es als “ein großes, herrliches Schauspiel”.
Vielleicht wird diese Faszination ja derzeit wiederentdeckt. Auch wenn der echte Blick auf die Alpen zum Glück kein Minderheitenprivileg mehr ist. Die stark gestiegenen Übernachtungszahlen der großen Transalp-Berghütten belegen jedenfalls, dass “Transalp” zum Trend, wenn nicht gar zum Boom angewachsen ist. Allerdings ist es kein weiterer “Höher-Schneller-Weiter-Trend”, sondern eher ein “Bewusst-langsamer-und-dafür-intensiver-Trend”. Ganz nebenbei ist er ziemlich natürlich und nachhaltig, denn eine Langstreckenwanderung ist eine elementare und umweltschonende Art des Urlaubs.
Bemerkenswert viele Alpenüberquerer investieren einen großen Teil ihrer knapp bemessenen Freizeit. Selbst die kürzesten Transalps mit ihren Seilbahn- und Transferfahrten “kosten” schon eine volle freie Woche, die Längsten mehrere Monate. Was diese Langstreckenwanderer wohl motiviert? Dazu gleich mehr.
Was ist eine Alpenüberquerung und was nicht?
Die meisten “offiziellen” Transalps überqueren “nur” die Schmalseite der Ostalpen von Nord nach Süd. Und davon wiederum führen nur manche über das gesamte Gebirge. Die populärsten Wege führen von Deutschland aus über einige Gebirgskämme, einschließlich des Alpenhauptkamms, nach Italien. Weitere als Alpenüberquerung geltende Wege finden sich in den gesamten Alpen. Sie verlaufen in alle Richtung und über- oder durchqueren mehr oder weniger große Teile des Gebirges. Dabei werden alle Längen und Schwierigkeiten geboten.
Welche “offiziellen” Routen es gibt, zeigt der übernächste Abschnitt. Vorher kommen wir auf die Frage zurück, warum so viele sich die weiten Alpenwanderungen “antun”, und klären, warum sie das in der Regel auf den “vorgegebenen” Wegen machen.
Warum über die Alpen wandern?
Die Alpen scheinen in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung immer kleiner zu werden. Trockene Zahlen geben vor, ihre letzten Geheimnisse und Mysterien entschlüsselt zu haben. Doch in dieser Ernüchterung zeigt sich eine Möglichkeit, die Alpen wieder aus ungefilterter Menschenperspektive in wahrer Größe zu erleben: ihre Überquerung zu Fuß. Indem sie die Entfernungen und Maßstäbe wieder mit den Füßen spürbar machen, können Alpenüberquerungen das wachsende Bedürfnis nach Echtheit, Einfachheit und “Entschleunigung” erfüllen. Das Erlebnis in den Bergen erweist sich als tiefer und befriedigender als der fad gewordene Konsum von Zerstreuungen.
Andererseits sorgt auch die gestiegene Medienpräsenz des Themas für Motivation. Vor allem “auf Social Media” ist Transalp “am trenden”. Hier zeigt der Trend sein anderes Gesicht, das eher Abbild als Abkehr von der durchoptimierten Selfie-Gesellschaft ist. Denn Dokumentation und Leistungsnachweis durch unzählige Bilder, Clips, Reels und penibel “getrackte” Zahlen sind hier fast so wichtig wie die Tour selbst.
Dass die meisten Transalp-Wanderer den “vorgegebenen” Wegverläufen treu bleiben, hat gute Gründe. Die meisten Alpenüberquerungen wurden von Gebietskennern so konzipiert, dass sie viele Schönheiten und Besonderheiten möglichst direkt verbinden, und monotone Abschnitte und Straßen dabei meiden. Und dass sie gute Übernachtungsmöglichkeiten verbinden, die nicht zu nah oder zu weit auseinanderliegen. All das lässt sich ohne Ortskenntnisse nur mit hohem Zeit- und Rechercheaufwand konzipieren – wenn überhaupt.
Welche verschiedenen Wanderrouten über die Alpen gibt es?
Das Bergsteiger-Magazin stellte 2017 sechs “schönste Routen” vor, die ein breites Spektrum an Länge, Anspruch und “Abenteuerfaktor” abdecken. Auch diese Auswahl konzentriert sich auf die Ostalpen, wo alle sechs Routen von Nord nach Süd führen. Vollständige Überquerungen sind dabei nur die Wege München – Venedig und Salzburg – Triest. Wobei diese Touren sogar noch Zugaben in Form von Etappen im flacheren Vorland haben.
Ich greife hier im Folgenden die Bergsteiger-Auswahl auf, und stelle im Anschluss noch Überquerungen außerhalb der Ostalpen vor.
Die Bergsteiger-Auswahl für Alpen Wanderer
1. Der Klassiker: München – Venedig
Diese als “Traumpfad” wohlbekannte Alpenüberquerung wurde schon 1977 kreiert und führt vom Marienplatz in München über 550 Kilometer zum Marktplatz in Venedig. Sie durchquert u. a. die Bayrischen Voralpen, das Karwendel, die Zillertaler Alpen und die Dolomiten, bevor sie das Mittelmeer erreicht. Der höchste Punkt misst 2.904 Meter und wird am Pass unterhalb des Piz Boé in der Sellagruppe erreicht (dessen aussichtsreicher Gipfel kann problemlos “mitgenommen” werden).
Die 28 Etappen sind überwiegend mittelschwer, einige “Ausreißer nach oben” erfreuen oder erschrecken mit anspruchsvollem alpinem Gelände und bis zu 1500 Höhenmetern im Auf- und Abstieg. Insgesamt warten stattliche 22.500 Höhenmeter im Aufstieg und 23.000 im Abstieg auf fitte und geübte Bergwanderer. Einsteiger sind beim “Traumpfad” an der falschen Adresse. Das gilt auch für die abgekürzten Varianten, bei denen man die Flachlandetappen kürzen und kurze Etappen zusammenfassen kann. Die Dauer der Tour kann mit den Varianten von vier Wochen auf 14 bis 20 Tage reduziert werden.
Unter den zahlreichen Informationsquellen zum Traumpfad ist “Zu Fuß über die Alpen – der Kinofilm” gut zur Einstimmung geeignet. Die Dokumentation zeigt neben beeindruckender Gebirgslandschaft und Natur die Geschichte zweier Wanderer, die auf der Route die Bergwelt erleben wollten und weit mehr gefunden haben.
2. Die Beliebteste: Oberstdorf – Meran (E5)
Die beliebteste und damit auch belebteste Alpenüberquerung führt von Oberstdorf nach Meran und ist “eigentlich nur” ein Abschnitt des Europäischen Fernwanderwegs E5. Die 115 Kilometer lange Route führt vom Allgäu via Lechtal, Inntal, Pitztal und Ötztal ins Passeiertal und nach Meran in Südtirol. Die Standardvariante der Tour hat sechs Etappen und dauert sechs Tage. Dabei warten insgesamt 5150 Höhenmeter im Aufstieg und 6800 im Abstieg auf Wanderfreunde. Der höchste Punkt liegt auf über 3000 Metern nahe der Similaunhütte am Niederjoch/Ötztaler Alpen. Dank ausgebauter Infrastruktur und guter ÖPV-Anbindung ist die Tour auch für durchschnittlich fitte und erfahrene Bergwanderer auf eigene Faust machbar.
3. Die Ungewöhnliche: Salzburg – Triest
Diese etwas andere Transalp führt auf 500 Kilometern in 28 Etappen durch die Berchtesgadener Alpen, die Hohen Tauern, die Karnischen und die Julischen Alpen an die Mittelmeerküste. Einer ihrer Reize ist der hohe Streckenanteil durch Nationalparks, in denen ursprüngliche Landschaften wie die Kreuzeckgruppe und die Julischen Alpen geschützt werden. Auch der Kontrast zwischen alpinem Hauptteil und mediterranem Finale ist von besonderem Reiz.
Der Großteil der Etappen ist leicht bis mittelschwer. Anspruchsvollere Teilstücke, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern, können unkompliziert umgangen werden. Detaillierte Infos gibt es u.a. auf der Homepage des “Erfinders” dieser Tour und in seinem bei Rother erschienenen Wanderführer zur Tour.
4. Die Einfache: Tegernsee – Sterzing
Diese Route führt von Gmund am Tegernsee über den Achensee und das Zillertal nach Sterzing in Südtirol. Sie ist 110 Kilometer lang und nutzt leichte bis mittelschwere Wege. Bei durchschnittlicher Kondition sind ihre überschaubaren 6000-7000 Höhenmeter im Aufstieg und 5000-6000 Höhenmeter im Abstieg in sieben Tagen gut zu schaffen. Das und die relativ übersichtliche Routenführung macht eine Planung und Durchführung auf eigene Faust auch für weniger Bergerfahrene möglich.
Da diese Tour für Genießer konzipiert ist, stehen Kultur und Kulinarik gleichberechtigt neben Bergen und der Natur. Übernachtet wird überwiegend in Talnähe, einige Abschnitte werden mit Bus und Bahn oder Taxi abgekürzt.
5. Die Kompakte: Berchtesgaden – Lienz
Viel Abwechslung in kurzer Zeit verspricht die etwa 160 Kilometer lange Alpendurchquerung von Berchtesgaden nach Lienz. Und deutlich weniger Trubel als die “großen” Transalps, denn diese Tour wird eher selten begangen und führt durch ursprüngliche Gebirgsregionen wie die Schobergruppe. Auf dem neuntägigen Weg vom Königssee über das Steinerne Meer nach Osttirol lassen sich bei entsprechender Zeitreserve Abstecher zu spannenden Gipfeln wie dem Hohen Tenn einbauen. Ohne Extratouren kommen etwa 9.000 Höhenmeter im Aufstieg und 10.000 Höhenmeter im Abstieg zusammen. Höchster Punkt dieser Fernwanderung ist die 2.737 Meter hohe Gößnitzscharte in der Schobergruppe.
Die unterhaltsame Beschreibung einer Begehung bei eher mäßigem Wetter findet sich auf der Homepage des Deutschen Alpenvereins.
6. Die Lange: Alpe-Adria-Trail
Der Alpe-Adria-Trail ist mit 750 Kilometern sehr lang. Dennoch wurde diese Strecke eher als kultureller, denn als sportlicher Weg konzipiert. Startpunkt ist die auf dem Alpenhauptkamm unterhalb des Großglockners gelegene Franz-Josefs-Höhe. Von dort geht es hinab nach Kärnten und via Slowenien in die norditalienischen Regionen Friaul und Julisch Venetien. Das Ziel ist der Hafen der mit Triest zusammengewachsenen Stadt Muggia.
Die 43 Etappen sind in der Regel um die 17 Kilometer lang und können dank überwiegend moderater Höhenmeterzahlen jeweils in etwa sechs Stunden bewältigt werden. Dabei geht es oft talnah auf geschichtsträchtigen Wegen von Ort zu Ort. Allerdings sind auch ein paar schwarze Wege und konditionell fordernde Etappen zu begehen, sodass der Weg insgesamt als mittelschwer einzustufen ist. Am Ende fast aller Etappe findet man mehrere Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.
Wanderwege außerhalb der Ostalpen
Obwohl die Alpen im Westen mindestens genauso attraktiv sind wie im Osten, gibt es dort weit weniger ausgewiesene Alpenüberquerungen. Und diese sind außerdem weniger bekannt und weniger besucht als ihre östlichen Pendants. Ein Grund dürfte sein, dass die Hauptkämme der Westalpen höher und stärker vergletschert sind als im Osten, wodurch sie weniger wanderfreundliche Möglichkeiten der Überquerung bieten. Stattdessen gibt es mehr anspruchsvolles, hochalpines Gelände, in dem kein dichtes Netz an großen Hütten errichtet wurde, und wo die Anlage und Pflege von Wegen schwieriger ist. Deshalb wird die Transalp-Karawane wohl auch weiterhin eher durch den Osten ziehen.
1. Die Grande Traversata delle Alpi (GTA)
Diese Route führt auf rund 1.000 oft anstrengenden Kilometern in 65 Tagesetappen als Halbrund um die Poebene durch die Berge des Piemonts. Streng genommen ist sie keine Alpenüberquerung im Sinne einer Überschreitung des Hauptkamms. Offizielle Startpunkte sind die Alpe di Cruina (2003 m) im Val Bedretto oder das Örtchen Molini di Calasca im Anzascatal, beide Tessin. Das Ziel ist Viozene/Ormea in Ligurien oder alternativ Ventimiglia an der Mittelmeerküste. Neben der südalpinen, teils mediterran anmutenden Landschaft liegt der Reiz der GTA auch in der Einsamkeit, die man in diesen Regionen noch eindrücklich erleben kann.
Die GTA an einem Stück wäre schon eher ein Thru-Hike und sicher ein Abenteuer. Deshalb ist sie in sieben Teilwege unterteilt, die jeweils innerhalb einer normalen Urlaubszeit zu schaffen sind.
2. Die Via Alpina
Die Route ist kein einzelner Weg, sondern ein enorm langes, die ganzen Alpen durchziehendes Wegenetz, das unter anderen die eben genannte GTA einschließt. Weitere Beispiele für in die Via Alpina eingegliederte Alpenüberquerungen sind der E5 und der Französische GR 5 (Grande Traversée des Alpes). Auf der Homepage der Via Alpina-Initiative finden sich umfassende weiterführende Informationen.
Wie finde ich “meine” Alpenüberquerung?
Welche die “richtige” Tour für dich ist, hängt in erster Linie davon ab, wie viel Bergerfahrung und Wanderfitness du mitbringst. Wer schon einige “normale” Bergwanderungen gemacht hat, kann sein Leistungsvermögen einschätzen und ist mit Rucksack, Funktionskleidung, Bergschuhen und vielleicht auch dem Prozedere auf Hütten vertraut. In dem Fall kann man sich die passende Transalp einfach nach Länge und Schwierigkeit sowie Interessen und Neigungen (Natur oder Kultur, Relax oder sportlicher Anspruch, usw.) aussuchen. Das Gute an Alpenüberquerungen ist, dass sie von vielem etwas bieten. Je aufgeschlossener man ist, desto größer ist die Auswahl an möglichen Premierentouren.
Wer gänzlich neu beim Bergwandern ist, sollte nicht mit einer Alpenüberquerung beginnen, sondern sich mit einfachen Tagestouren und Wochenend-Hüttentouren herantasten. Das können auch leichte Abschnitte einer Transalp-Route sein, die man so schon mal ein wenig kennenlernen kann. Es kommen dann nur die einfachsten Transalps als geführte Tour infrage.
Geführte Alpenüberquerungen werden von Reiseanbietern, Bergschulen und alpinen Vereinen (dort für die Mitglieder) angeboten. Auch die “Betreibergesellschaften” mancher Fernwanderwege bieten Führungen an, so zum Beispiel beim Alpe-Adria-Trail und bei der Route Tegernsee-Sterzing.
Geführt kostet die Tour natürlich mehr als auf eigene Faust, spart andererseits aber auch viel Zeit und Aufwand. Nach der Buchung muss man im Grunde nur die Ausrüstungsliste des Veranstalters “abhaken”. Ausreichend Kondition für die gesamte Strecke braucht man allerdings auch bei der geführten Tour. Man könnte meinen, dass sei ein “No Brainer”, aber es wird tatsächlich immer wieder mal vergessen.
Wie plane ich eine Alpenüberquerung zu Fuß?
Bei selbständigen Touren fängt die Planung jetzt erst richtig an. Dank vieler durchaus brauchbarer Anleitungen in Blogs, Tourenportalen und Printmedien stellt sie aber keine unlösbaren Aufgaben. Grundlage für jeden Plan ist die Beantwortung folgender Fragen (die auch beim Auswählen einer geführten Tour nützlich sind):
- Wie fit bin ich? Wie fit ist meine Gruppe?
- Wieviel Zeit habe ich (während der Transalp-Saison Juli bis September)?
- Wo will ich hin? Welche Länder oder Berge will ich sehen, und welche Gipfel besteigen? Oder ist einfach der Weg das Ziel?
- Welche Hütten und Pensionen liegen auf dem Weg? Was kosten die Übernachtungen? Reicht mir das Matratzenlager, oder will ich Komfort wie daheim?
- Will ich oder muss ich Teilstrecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen? Wann fahren diese, und was kosten sie?
- Will ich in Tälern und Ortschaften wandern, oder eher hoch oben?
- Will ich eine renommierte Tour mit bekanntem Namen und entsprechend vielen Leuten auf dem Weg oder ruhige Abgeschiedenheit? Im ersteren Fall sollte der Planungsfokus auf den Hütten und Übernachtungen liegen, in letzterem auf der Route und ihren Abschnitten.
Die Recherche nach passenden Touren stützt sich auf Quellen aus dem Netz und auf Literatur, die man in vielen Fällen bei einer DAV-Sektion ausleihen kann. Wenn sich eine Favoriten-Tour abzeichnet, findet man oft spezielle Wanderführer wie die vom Bergverlag Rother, der ein gutes Dutzend Alpenüberquerungen im Programm hat.
Fit werden um die Alpen zu Fuß zu überqueren
Für die meisten gesunden Menschen, die ab und zu wandern und durchschnittlich leistungsfähig sind, sollten sechs bis acht Wochen an Vorbereitung reichen, damit die Transalp kein Transalptraum wird. Das Trainingsprogramm kann aus zwei bis drei an der Haustür gestarteten Wanderungen pro Woche mit Rucksack bestehen, bei denen Länge, Höhenmeter und Rucksackgewicht gesteigert werden. Die letzte Woche vor der Tour trainiert man nur noch locker, um dem Körper die nötige Regeneration zu erlauben. Fügt man noch einen gesunden Lebensstil mit gegebenenfalls reduziertem Genussmittelverbrauch hinzu, sollte man soweit fit sein, dass auch mehrtägiges und mehrwöchiges Wandern über die Alpen Freude macht.
Orientierung
Für die Planung der Route braucht es Kartenmaterial, das umso genauer sein muss, je weniger ausgebaut und frequentiert die Tour ist, und je anspruchsvoller das zu durchquerende Alpingelände dabei ist. Normalerweise reichen dafür die einschlägigen Apps (Alpenvereinaktiv, Outdooractive, Komoot, usw.) mit ihren digitalen Karten und GPS-Tracks, die man sich für unterwegs im Smartphone abspeichern kann. Papierkarten sind unterwegs eigentlich sinnvoll, doch für eine Alpenüberquerung müsste man diverse Kartenblätter beschaffen und mitnehmen. Allerdings gibt es für einige Routen wie Tegernsee-Sterzing und GTA spezielle Faltblätter und Hefte, mit denen man auch “analog” alles im Maßstab 1:25000 im Blick hat.
Wer mit den Karten und Touren-Apps gut kann und sich idealerweise etwas in den Alpen auskennt, kann sich auch eigene Routen kreieren – inklusive Highlights wie besonders einsamen und besonders spektakulären Abschnitten.
Ausrüstung für eine Alpenüberquerung zu Fuß
Mit den Gegenständen für die Hüttenübernachtungen und die persönliche Hygiene sowie dem einen oder anderen Stück mehr an Wechselwäsche ist die Ausrüstung bei einer Transalp etwas voluminöser als bei einer Tagestour. Qualitativ sollte sie gut genug sein, um einer längeren täglichen Beanspruchung standzuhalten. Eines der vielen Beispiele für detaillierte Anleitungen im Netz ist die Packliste auf der Homepage des E5.
Über die Alpen wandern – Hüttenbuchung und Zeitplan
Steht die Tour fest, müssen die Übernachtungen/Hütten gebucht werden – je populärer die Tour, desto früher. Im Hochsommer von Juli bis September und an den Sommerwochenenden sind am meisten Mitwanderer unterwegs. Zelten ist allein schon wegen der Verbote keine realistische Option.
Viele Hütten der Transalp-Routen sind in das Online-Reservierungssystem der alpinen Verbände eingebunden. Neben der unkomplizierten Reservierung bietet das System eine Übersicht der freien Übernachtungsplätze. Bei spontanen Buchungen kann das neue Tool “Last-Minute-Hüttenbett” behilflich sein.
Unwägbarkeiten wie Unwetter, weggespülte Wegstücke oder geänderte Fahrpläne bringen manchmal den besten Plan durcheinander. Deshalb sollte man genügend Pausen- und Puffertage einkalkulieren.
Was kostet eine Alpenwanderung?
Je nach Durchführungsart, Dauer, Komfortbedarf und Ausrüstung ergibt sich eine große Preisspanne. Die sechs Tage Oberstdorf-Meran kosten als geführte Tour in der Komfortvariante mit Hotelübernachtung, Halbpension, Gepäcktransport und Busrückfahrt bei großen Anbietern wie dem Summitclub um die 1350 €. Die Normalvariante mit Hüttenübernachtungen, Halbpension und selbst zu tragendem Rucksack kostet um die 1150 Euro. Der Traumpfad München-Venedig mit seinen 28 Tagen ist für etwa 4500 Euro zu haben (10 Übernachtungen mit HP in Hotels mit DZ., 17 in Berghütten).
Das macht Tagessätze von 150 bis 200 Euro, zu denen noch Mittagessen bzw. Tourenproviant hinzukommen. Das kann durch Reisen auf eigene Faust natürlich reduziert werden. Allerdings sind Hüttenübernachtungen mit Halbpension auch individuell gebucht nicht unter 50 Euro pro Nacht zu haben, und zwar ohne Getränke. Wer mittags einkehrt, oder sich einfach hier und da was gönnen will, landet auch “auf eigene Faust” schnell bei 100 Euro Tagessatz.
Das größte Sparpotential hat ein konsequenter Selbstverpflegungskurs. Die reine Übernachtung im Matratzenlager bei Alpenvereinshütten kostet nur um die 10 bis 15 Euro. Auf der Gegenseite der Rechnung stehen der hohe Aufwand und der schwere Rucksack. Und die Hüttenwirte, bei denen es selten gut ankommt, wenn Selbstversorger die Hütte nach einem Platz zum Ausbreiten des mitgeschleppten Kochers samt Zubehör und Geschirr absuchen.
Ein weiterer größerer Posten sind An- und Abreise sowie die Transfers unterwegs. Da die Kosten je nach eigenem Wohnort, den Verkehrsmitteln der Wahl und der begangenen Tour enorm variieren, lassen sich hier keine sinnvollen Zahlen nennen.
Linktipp
Zur weiteren Recherche empfehle ich als Fundgrube die Homepage von Christof Herrmann. Der Fernwander- und Transalp-Spezialist hat den Salzburg-Triest-Weg entworfen und ist für seinen nachhaltigen Lebensstil bekannt.
Mehr erfahren über eine Alpenüberquerung zu Fuss? Hört in unserem Podcast rein: