Nie mehr nasse Hosenbeine – eine kleine Kaufberatung für Gamaschen

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Stellt euch folgendes Szenario vor: die Sonne ist gerade aufgegangen und beginnt kräftig und golden zu strahlen. Ihr dreht, die Arme gen Himmel gestreckt, in einer dicht mit bunt blühenden Blumen und Kräutern bewachsenen Bergwiese eure Kreise. Diese Outdoor-Traumwelt, die direkt einem eskapistischen Heimatschinken der 1950er Jahre entsprungen sein könnte, würde in der harten Realität wohl ein unrühmliches Ende nehmen. Eure Hosenbeine sind vom Tauwasser, das sich über Nacht auf der Wiese gebildet hat, eklig durchnässt, euren Socken geht es keinen Deut besser und vermutlich hat sich auch noch eine Zecke irgendwie ins Hoseninnere geschlichen. Klar, ihr habt ja auch eure Gamaschen vergessen!

Kaufberatung für Gamaschen
Eine klassische Gamasche zum Wandern.

Ob nun bei der Wanderung durchs Alpenpanorama, auf Hochtour oder beim Trekking, Outdoor-Gamaschen gehören dazu. Damit ihr für den Gamaschenkauf gewappnet seid und den Tanz über die Bergblumenwiese ohne durchnässte Hosen übersteht, hier eine kleine Kaufberatung.

Gamaschen? Nie gehört! Wie der wasserdichte Schutz funktioniert und welches seine Einsatzgebiete sind

Okay, das Wörtchen Gamasche hat jeder schon mal gehört, aber was haben wir uns darunter bezogen auf unser Lieblingshobby im Freien vorzustellen? Gamaschen sind einfach gesprochen eine wasserdichte Verlängerung der Schuhe, die – je nach Modell – den Unterschenkel umschließt und teilweise bis über den Kniebereich langt. Immer dann, wenn hohe Schuhe oder Stiefel zu warm oder zu unpraktisch sind oder die Regenhose nicht in Frage kommt, sind sie zur Stelle. Dabei wird eine reguläre Gamasche mit einem robusten Riemensystem unter den Schuh geschnallt und mit Haken für zusätzlichen Halt in die Schnürung eingehängt. Damit das Ganze auch problemfrei an- und wieder ausgezogen werden kann, ist die Seite mit einem durchgehenden Reiß- beziehungsweise Klettverschluss oder einer Schnürung samt wasserdichter Abdeckleiste versehen. Ein Kordelzug am oberen Abschluss macht den Beinschutz dicht und verhindert zudem, dass die Gamasche nach unten rutscht.

Kaufberatung für Gamaschen
Auch beim Zähneputzen in der Antarktis sollte die Gamasche immer dabei sein!

Ist alles fachgerecht verpackt, halten Gamaschen die Füße und die Hosenbeine effektiv trocken, sei es auf regnerischen, schlammigen Touren oder bei Tiefschnee. Gleichzeitig halten sie auf Wanderungen Schmutz und kleine Steinchen davon ab, sich in die Schuhe zu mogeln. Wer mag schon nervigen Kleinkram im Schuh? Des Weiteren schützt die zusätzliche Gamaschenschicht mit ihrem widerstandsfähigen Material das Hosengewebe und eure Beine vor hinterhältigen Dornen, Felskanten oder Ästchen. Ebenfalls wichtig ist der Schutz vor dem eingangs erwähnten Fiesling – der Zecke. Habt ihr ein paar Gamaschen an den Schuhen befestigt, bleibt den kleinen Biestern keine Eintrittsmöglichkeit unter die Klamotten. Gerade in FSME-Risikogebieten ist das eine nicht zu unterschätzende Vorsichtsmaßnahme. Sie sind also wirklich vielseitig, diese Schutzschläuche für die Beine!

Was muss die moderne Gamasche können?

Anno dazumal noch aus einfachem Filz oder Leder gefertigt, sind Gamaschen heute wahre Funktionalitätsmonster aus technisch leistungsfähigen und funktionellen Geweben. Auf was also achten beim Gamaschen-Kauf? Zunächst einmal das Wichtigste und Offensichtlichste, die Regengamaschen sollten wasserdicht sein. Das ist ja klar. Auf sportlich anspruchsvollen Touren darf sie gerne mit atmungsaktiven Einsätzen ausgestattet sein. Schließlich hilft der beste Feuchtigkeitsschutz von außen nur bedingt, wenn ihr euch von innen nass schwitzt. Wird es besonders anstrengend, etwa beim Hochtourengehen oder beim Wintersport im Allgemeinen, sorgen Belüftungsmöglichkeiten bei Bedarf für benötigte Kühlung. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind gute Isolationseigenschaften unabdingbar. Seid ihr oft in der Dämmerung oder bei Nebel unterwegs oder nutzt ihr die Gamaschen zum Radeln, sorgen reflektierende Elemente für eine bessere Sichtbarkeit.

Kaufberatung für Gamaschen
Leichte Gamasche für Läufe in der Wüste oder bei viel Matsch.

Eine Gamasche ist im Outdooralltag zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Ob Dornen, Äste, Fels oder Kontakt mit Steigeisen, das Material wird auf eine harte Probe gestellt.  Darum erhöhen widerstandsfähige Gewebe und zusätzliche Materialverstärkungen an den viel beanspruchten Stellen die Langlebigkeit und schützen die Wander- oder Regengamaschen vor allerlei Ungemach. Zu guter Letzt, aber mit am wichtigsten: eine sichere Befestigungsmöglichkeit. Eine gute Gamasche muss fest und sicher an Bein und Schuh sitzen, um den entsprechenden Feuchtigkeits- und Schmutzschutz bieten zu können. Moderne Gamaschen sind in ihrer Weite verstellbar und lassen sich über Neoprenstege, mit Unterfußbändern oder Dornschnallen fest an den Schuhen fixieren.

Welche Gamaschen für welchen Zweck?

Jetzt wissen wir, was gute Gamaschen können müssen. Aber welche sind die richtigen für die nächste Tour? Keine Bange, das lässt sich schnell klären. Für lange Wegstrecken empfehlen sich, wie ihr sicherlich erahnen könnt, die Wandergamaschen. Das ist im Grunde genommen keine wirkliche Unterart, sondern eine Variante, die sich besonders gut zum Wandern eignet. Sie sollten möglichst leicht sein, um den Fuß auf langen Märschen nicht unnötig zu beschweren. Ein niedriger Schnitt sorgt für mehr Bewegungsfreiheit.

Kaufberatung für Gamaschen
Die Yeti Insulated von Berghaus für Expeditionen.

Für alpine Touren oder Winterwanderungen sollten die schützenden Beinschläuche möglichst hoch verarbeitet sein. Gerade wenn es in den Tiefschnee geht, zeigt sich eine Gamasche, die gerade mal bis kurz über den Knöchel langt, als wenig hilfreich. Atmungsaktive Einsätze und Belüftungsmöglichkeiten sollten ebenfalls mit von der Partie sein.

Expeditionsgamaschen sind die idealen Partner für extreme Bedingungen. Auf Hochtouren, Eistouren oder beim Expeditionsbergsteigen sind sie unverzichtbar. Sie sind meist mit einem isolierenden Schaum ausgestattet und speziell für den Einsatz mit steigeisenfesten Bergstiefeln ausgelegt.

Auf der Biketour sorgen spezielle Fahrradgamaschen für Trockenheit. Diese Outdoorgamaschen kommen oftmals als Überzug für den gesamten Schuh daher, die für einen umfassenden Nässeschutz sorgen. So kommen prasselnder Regen und spritzender Matsch weder in noch an die Schuhe. Reflektierende Details sorgen dafür, dass ihr von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen werden könnt.

Ihr seht, Gamaschen sind weder ein Relikt der Vergangenheit noch irgendein unnützes Accessoire, das im Equipment-Schrank fröhlich vor sich hin staubt. Ob nun Modelle zum Wandern, für den Ausflug auf dem Fahrrad oder im alpinen Einsatz: habt ihr euer Modell erstmal gefunden, bleiben eure Füße und Beine knochentrocken. Und ungebetene Gäste wie spitze Steinchen, Staub oder Insekten bleiben auch dort, wo sie hingehören, nämlich draußen.

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Bergfreund Gastautor

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