So, gleich ist es geschafft, da oben kommt ja schon der Standplatz. Nur noch den Fuß hier auf Bauchnabelhöhe auf den Tritt setzen… auf Bauchnabelhöhe… auf Bauchnabel… Also irgendwie wird das nichts und irgendwie war ich auch schon mal beweglicher. Zudem zwickt und klemmt meine Hose, wo sie nur kann.
Ich hätte vielleicht doch nicht in meiner alten Jeans klettern gehen sollen, die sieht zwar lässig aus, aber zum Klettern taugt sie wirklich nicht. Naja, immerhin war der Standplatz auch anders zu erreichen, aber eine Frage steht trotzdem im Raum: Was macht eigentlich eine gute Kletterhose aus?
Komfort und Passform
Das Wichtigste, worüber man sich vor dem Kauf klar werden sollte ist, wofür die Kletterhose in erster Linie gebraucht wird. Will man damit alpine Touren in schon fast eisigen Nordwänden klettern, liegt die Überlegung nahe, sich im Bereich der Tourenhosen umzusehen, da diese in der Regel eine bessere Isolation bieten. Ist man das ganze Jahr über in Klettergärten, an Mittelgebirgsfelsen und Mehrseillängentouren unterwegs, braucht es eine Hose, die einerseits robust ist und andererseits auch gegen kühle Temperaturen oder leichten Wind schützt. Für die Kletterhalle und Felsklettertage im Sommer empfiehlt sich wiederum eine deutlich dünnere oder sogar kürzere Kletterhose.
Darüber hinaus ist wichtig, dass die Kletterhose gut passt und zwar in jeglicher Hinsicht. Ist sie zu weit, rutscht sie nicht nur, sondern bildet auch unter dem Sitzgurt unangenehme Falten. Ist die Hose zu eng, ist zwar das Faltenproblem gelöst, ausladende Bewegungen und akrobatische Verrenkungen sind aber nicht mehr möglich.
Materialien und Details
Kletterhosen gibt es in unzähligen Ausführungen. Vom stylishen Modell, das einer Freizeithose bzw. Outdoorhose sehr ähnlich sieht, bis zur puristischen Boulderhose ist hier alles vertreten, was die Textilwelt hergibt. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wozu die Hose vornehmlich gebraucht wird. Ist sie als reine Sportbekleidung gedacht, die lediglich in der Halle oder am Fels getragen wird, kann in der Regel auf einen Verschluss mit Knopf und Reißverschluss am Bund verzichtet werden. Gerade im Sportkletter- und Boulderbreich sind Hosen mit Gummizug oder einer Kordel im Bund weit verbreitet. Darüber hinaus hat hier das Material oft einen hohen Baumwollanteil und ist meist leicht und dünn. Dies führt nicht selten zu dem Gefühl, einen Hauch von Nichts zu tragen und ermöglicht maximale Bewegungsfreiheit.
Geht es jedoch in den alpinen Bereich, oder soll die Hose ein Kleidungsstück sein, das auch beim Zustieg oder während des kompletten Kletterwochenendes getragen wird, sind ein klassischer Verschluss, ein integrierter Gürtel oder auch Gürtelschlaufen sicherlich von Vorteil. Bei Hosen, die für das Felsklettern und Alpintouren hergestellt werden, kommen in der Regel atmungsaktive und flexible Materialien wie Softshell und Co. zum Einsatz. Auch sorgen hier teils vorgeformte Knie und Zwickeleinsätze für zusätzliche Bewegungsfreiheit.
Knieverstärkungen von Kletterhosen
Die Schwachstelle aller Kletterhosen sind die Knie. Egal, in welcher Spielart des Kletterns man vornehmlich unterwegs ist, unabsichtlicher Kontakt von Knie und Wand kommt nicht gerade selten vor. Darüber hinaus gilt, je ruppiger die Tour, desto mehr bekommt auch die Hose ab. Viele Kletterhosen sind daher an den Knien verstärkt und mit einem abriebfesten Material versehen. Somit werden nicht nur die Knie geschützt, auch die Hose hält den Belastungen länger stand.
Wer jemals an einer kniffligen Stelle am Fels auf dem eigenen Hosenbein stand, wird sie lieben: die Hosenbeinverengung. Dieses praktische Detail kommt in verschiedenen Ausführungen daher, ist aber immer so simpel wie wirkungsvoll. Mittels Kordelzug, Gummibündchen oder Reißverschluss lässt sich der Beinabschluss des Hosenbeins verengen. Somit hat man nicht nur die Garantie, die eigenen Zehenspitzen immer sehen zu können, man läuft darüber hinaus auch nicht Gefahr, sich in der eigenen Hosen zu verheddern.
Taschen
Von Einschubtaschen über Gesäßtaschen bis hin zu Bein- und Innentaschen gibt es auch im Bereich der Kletterhosen nahezu alle erdenklichen Ausführungen. Wichtig ist jedoch, dass die Hosentaschen in Verbindung mit einem Klettergurt keine Druckstellen hervorrufen. Auch dann nicht, wenn sie leer sind. Die Hersteller bringen die Taschen jedoch in der Regel so an, dass sie nicht stören.
Ist der Sitzgurt erst einmal angelegt, ist mit den Hosentaschen oft nichts mehr anzufangen. Je nach Platzierung kommt man noch an die Beintaschen, aber spätestens bei den Gesäß- und Einschubtaschen ist Schluss. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Taschen vor dem Anlegen eines Gurtes leer zu machen, dies schont den Inhalt und erhöht den Komfort. Je nach Modell verfügen alle oder einzelne Taschen über einen Reißverschluss. Dies ist besonders dann praktisch, wenn die Hose auch außerhalb der Klettersession genutzt wird, oder man während einer längeren Tour Dinge wie eine Uhr oder einen Müsliriegel in der Tasche mitführen möchte.
Was Kurzes für den Sommer
Wie bereits erwähnt, gibt es auch kurze Kletterhosen. Diese sind gerade an warmen und sonnigen Sommertagen extrem angenehm. Viele davon bringen die gleichen praktischen Features mit, wie die Pendants in lang. Auch hinsichtlich Material und Passform her sind kurze Kletterhosen problemlos mit ihren langen Kollegen vergleichbar. Gerade bei Shorts hat das kürzere Bein jedoch einen nicht zu vernachlässigenden Nachteil: Die Knie sind nicht geschützt. „Mir doch wurscht!“, wird da vielleicht der eine oder andere Bergfex sagen. Für alle, die jedoch auf die Unversehrtheit ihrer Extremitäten -und sei es aus ästhetischen Gründen- Wert legen, möchte ich noch eine gute Alternative vorstellen: die dreiviertellange Kletterhose. Diese ist an heißen Tagen ebenfalls angenehm zu tragen, reicht aber weit genug über die Knie, um sie vor Kratzern und Schürfwunden zu schützen. Auch bei solchen Hosen sind die neuralgischen Stellen in der Regel mit abriebfestem Material verstärkt.
Fazit
Kletterhosen sind nicht nur praktisch, sie schützen auch vor Verletzungen und sehen je nach Modell echt stylish aus. Wer sich vor dem Kauf überlegt, wofür die Hose vornehmlich gebraucht wird und ob Dinge wie Taschen etc. wichtig sind, der ist schon auf dem besten Weg zum optimalen Kleidungsstück. Hat man dann eines oder mehrere Modelle in der engeren Wahl, ist es wichtig, dass die Hose gut passt, ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit zulässt und nicht zwickt oder drückt. Nach Möglichkeit sollte man anschließend die Hose mit dem eigenen Klettergurt testen. Ist auch dieser Test bestanden, Bingo! Die nächsten Kletterabenteuer können getrost kommen.