Über diese kleinen Kügelchen, die sich nach einiger Zeit auf den Lieblingsklamotten bilden, ärgert sich nicht nur jeder Wanderer, Kletterer und Radfahrer in regelmäßigen Abständen. Das „kleine Fusseln“, neudeutsch Pilling, macht vor keiner Jacke und keiner Hose Halt und kriecht sogar bis in unsere T-Shirts, Socken und Unterwäsche.
Für die meisten ist das Pilling ein Zeichen, dass die Textilien alt genug für ihr zweites Leben in der Altkleidersammlung sind und die Zeit für neue Garderobe gekommen ist. Nur wenige wissen jedoch, was Pilling genau ist, wie man Pilling verhindern oder verlangsamen kann beziehungsweise wie pillende Textilien wieder hübsch und ansehnlich werden.
Was genau ist Pilling?
Unter Pilling bei Stoffen versteht man die Bildung kleiner Faserknötchen auf der Oberfläche verschiedener Textilien. Das Pilling kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und beginnt mit einzelnen kleinen Knötchen, die meist nur etwa 1 mm groß sind. Je nach Gewebe und Beanspruchung kann sich das Pilling im weiteren Verlauf über ganze Flächen ausbreiten. Dadurch fällt das Pilling auf den Textilien besonders auf und die Bekleidung wirkt dadurch oft stark getragen, alt und abgenutzt.
Wie entsteht Pilling auf Outdoorbekleidung, Freizeit-, Sport- und Alltagskleidung?
Ein Fleecepulli oder eine Fleecjacke, die schnell pillt, muss kein Zeichen für mangelhafte Qualität und Billigprodukte sein, tritt bei diesen jedoch häufiger auf. Allerdings entsteht Pilling auch bei hochwertigen Stoffen und beschränkt sich dabei weder auf Fleece, noch generell auf Kunstfasern. Betroffen vom Pilling sind auch Baumwolle, Wolle und verschiedenste Mischgewebe. Unterschiede im Material und in der Qualität der Textilien zeigen sich allerdings daran, wie schnell und wie intensiv das Pilling ausfällt.
Faktoren, die das Pilling begünstigen, sind neben schlechter Qualität der Garne und Stoffe auch mangelhafte Pflege und intensive Beanspruchung. Mechanische Belastung begünstigt Pilling. Sie entsteht zum Beispiel durch ständige Reibung von Rucksäcken, immer gleiche Bewegungen, wie beim Radfahren oder starke Beanspruchung bestimmter Stellen, wie Knie, Ellenbogen, Oberschenkel, Unterarme und Gesäß.
Je nach Kleidungsstück und Einsatzbereich tritt Pilling daher auch oft an unterschiedlichen Stellen auf. Fleecejacken von Wanderern sind oft an Schultern und an den Seiten betroffen, an denen der Hüftgurt des Rucksacks anliegt. Bei Socken sind es meistens Zehenbereich und Ferse und bei Jeans beginnt das Pilling oft im Bereich der Oberschenkel.
Fleece und viele andere Funktionsshirts sind aus Polyester oder mit einem hohen Anteil an Polyesterfasern gefertigt. Sie sind leicht, gut zu verarbeiten, atmungsaktiv und trocknen sehr schnell. Gleichzeitig sind ihre Fasern aber sehr kurz. Da Pilling an den Faserenden entsteht, die sich aus der Stoffoberfläche lösen, sind Kunstfasern generell stärker vom Pilling betroffen, als Gewebe mit längeren Fasern.
Dass es aber auch grundsätzlich möglich ist, Polyester und andere synthetische Fasern zu nicht pillenden oder fast nicht pillenden Fleecestoffen zu verarbeiten, beweist beispielsweise Polartec mit seinen hochwertigen Fleeceprodukten. Während Pilling für viele Hersteller kein Reklamationsgrund ist, gelten Polartec Fleecejacken als „Anti-Pilling-Fleece“. Daher setzen fast alle renommierten Outdoormarken auf die exzellente Qualität von Polartec.
Pilling vermeiden durch richtige Textilpflege
Waschmaschinen sind nicht selten ein Hauptgrund für verstärktes oder sehr frühes Pilling. Meist liegt das jedoch nicht daran, dass die Bekleidung nicht fürs Waschen in der Maschine geeignet ist, sondern an einfachen und viel verbreiteten Fehlern beim Waschen. Nicht ohne Grund ist in jeder Jacke, jeder Hose und jedem T-Shirt eine Waschanleitung eingenäht, die nähere Auskunft über optimale Pflege gibt. Das Prinzip „Waschmaschine auf, alles rein, und laufen lassen“ hilft da nicht wirklich zur Vermeidung von Pilling.
Stattdessen hilft zur Reduzierung von Pilling und längerer Haltbarkeit von Textilien:
Die richtige Waschtemperatur zu wählen. Mehr als 30 °C oder 40 °C ist in den wenigsten Fällen nötig. Manche Textilien benötigen sogar Kaltwäsche (z.B. viele Pullis aus Wolle).
Schleudern der Wäsche ist nicht unbedingt nötig. Zwar trocknet die Wäsche nach dem Schleudern schneller, aber auch die mechanische Beanspruchung steigt. Schleudern mit niedriger Umdrehungszahl oder kompletter Verzicht aufs Schleudern verhindern Pilling. Auch Schonwaschgang oder ein extra Wäschesack ermöglichen schonenderes Waschen.
Das richtige Waschmittel hängt ebenfalls vom jeweiligen Stoff ab. Auf Weichspüler kann allerdings komplett verzichtet werden. Der begünstigt leider den Pilling-Effekt. Da flüssiges Waschmittel nicht an den Stoffen reibt, wie ein trockenes Pulver, das erst aufgelöst werden muss, bietet Flüssigwaschmittel einen kleinen Vorteil in der Fusselvermeidung.
Für Trockner gilt das Gleiche, wie für Waschmaschinen. Regelmäßiges Trocknen im Trockner verstärkt das Pilling. Seltenes Waschen und am besten überhaupt nicht im Trockner trocknen, sind Möglichkeiten, um Pilling zu reduzieren.
Ganz wichtig für das Waschen in der Maschine ist die Vorbereitung der Wäsche. Das bedeutet, dass alle Reißverschlüsse komplett geschlossen werden und auch alle Klettverschlüsse, Druckknöpfe, etc. geschlossen werden. Klettverschlüsse verursachen Pilling in einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit, dass schon eine Wäsche die ganze Bekleidung ruinieren kann. Zu guter Letzt und zum Schutz vor mechanischen Belastungen wird die empfindliche Wäsche auf links gedreht, also mit der Innenseite nach außen gekrempelt.
Achte im Zweifelsfall immer auf die Angaben, die der Hersteller auf dem Pflegeetikett angibt.
Was kann man gegen Pilling machen?
Selbst mit perfekter Pflege und besten Materialien kann es bei Textilien irgendwann zum Pilling kommen. Die kleinen Knötchen von Hand abzuzupfen, ist dann keine gute Idee. Im ersten Moment lassen sich dabei vielleicht ein paar verfilzte Kügelchen entfernen, aber durch das Ausreißen der Fasern bilden sich in kürzester Zeit wieder erneut kleine Pilling-Flächen.
Stattdessen können Textilien mit Pilling-Bildung im wahrsten Sinne des Wortes rasiert werden. Was zunächst komisch klingt und sich auch definitv komisch anfühlt, wenn man zum ersten Mal den Ärmel seiner Jacke rasiert, ist tatsächlich sehr effizient und verhindert die Nachbildung von Pilling am effektivsten.
Mit Fusselrasierer gegen Pilling
Am wirksamsten in der Fusselbekämpfung auf Textilien ist ein sogenannter Fusselrasierer. Wie der Name schon sagt, ist er genau für diese Aufgabe konstruiert und bewältigt sie dementsprechend gut. Man bekommt einen marktüblichen Fusselrasierer bereits ab etwa 10 Euro zu kaufen, womit der Rasierer die schnellste und einfachste Lösung im Kampf gegen Pilling.
Mit einer Schere lassen sich die groben Fusselknötchen abschneiden. Sei hier aber besonders vorsichtig, damit du nicht in den Stoff deines Kleidungsstückes schneidest.
Auch ein Einwegrasierer kann gegen Pilling zum Einsatz kommen. Die Feinarbeit nach dem Abschneiden der groben Fusseln mit einer Schere erledigt ein Einwegrasierer, der im besten Fall ungebraucht ist und über eine neue und scharfe Klinge verfügt.
Beim „Abrasieren der Pilling Knötchen“ ist Geduld und Behutsamkeit gefragt. Wer mit zu viel Druck arbeitet oder versucht alle Fusseln mit einem Zug abzurasieren, läuft Gefahr auch noch zu Nadel und Faden oder selbstklebendem Reparaturset greifen zu müssen. Mit wenig Druck und kurzen Zügen gelingt allerdings auch die Pilling-Rasur größerer Flächen sehr gut und ohne das Material dabei zu beschädigen.
Mit einer Fusselrolle, die auch zur Entfernung von Flusen und Haaren auf Textilien dient, können die abgeschnittenen Fusseln und Fusselreste bequem aufgenommen werden. Als Alternative bietet sich etwas Klebeband oder Malerkreppband an, um die Fusseln von der Oberfläche abzutupfen. Sehr stark klebendes Textilklebeband ist dagegen nicht geeignet, da es am Gewebe haften bleibt und wiederum neue Fasern löst. Deswegen darf Klebeband auch nur mit wenig Druck und für jeweils kleine Flächen verwendet werden. Die Fusselrolle ist dem Klebeband ganz klar überlegen und lässt sich auch im Alltag prima einsetzen.
Glatte Oberfläche durch Entfernung von Pilling
Den Reparaturmöglichkeiten von Pilling sind selbstverständlich Grenzen gesetzt. Je nach Material, Alter und Zustand der Textilien lassen sich recht gute Ergebnisse erzielen und bei einer teuren Hardshelljacke, Fleecejacke oder Softshelljacke ist der Aufwand auf jeden Fall die Mühe Wert.
Eine glattere bis glatte Oberfläche an den betroffenen Stellen ist im besten Fall das Ergebnis und das betroffene Kleidungsstück sieht dann zwar nicht aus wie ganz neu, aber auch nicht, wie ganz alt.
Durch die Bildung der Knötchen geht aber natürlich auch Material an den Pilling Stellen verloren. Das bedeutet, das Material wird dort dünner und ist dadurch weniger widerstandsfähig. An Stellen, die oft mit Klettverschlüssen in Kontakt kommen und die Fasern regelrecht ausreißen, wird das besonders deutlich. Ob sich der Aufwand lohnt zum dritten Mal die alten Wandersocken zu rasieren oder doch lieber ein Paar neue zu bestellen, muss dann schließlich jeder für sich selbst entscheiden.