Berlin assoziieren die meisten wohl mit lautem Verkehr, vielen Menschen und eher hohen Gebäuden. Doch das pulsierende Berlin hat auch eine andere Seite, wo es mit sanften Naturklängen, menschenleeren Wegen und uralten Bäumen aufwarten kann. Wandern in Berlin? Also in der Natur und nicht durch Asphaltwüsten? Solche oder ähnliche Reaktionen kamen von einigen meiner Freunde, als ich ihnen von diesem Artikel erzählte.
Als Berlinerin sind mir aber auch die vielen Parks und Grünflächen bekannt und tatsächlich fast 18 % der Stadtfläche sind Wald und knapp 7 % sind Wasserflächen. Neben den vielen Parks und Grünanlagen lassen sich in Berlin auch zahlreiche Landschafts- und Naturschutzgebiete finden. Zudem gibt es einige kleine Hügel und Berlins höchste Erhebung, die Arkenberge mit 121,9 Metern.
Wo kann ich in und um Berlin wandern?
Da haben viele Berliner vermutlich ihre eigenen Favoriten oder auch eigene zusammengestellte Touren. Daher soll dieser Artikel auch nur einen Überblick vermitteln über die Wanderungen in und um Berlin und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die einzelnen, hier vorgestellten, Touren im Detail zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Deswegen werde ich viele Wege nur kurz anreißen, bei Fragen dazu freue ich mich über Nachrichten.
In Berlin und Brandenburg gibt es viele zum Teil sehr gut ausgeschilderte Wanderwege, die aufgrund der wenigen Höhenmeter für Anfänger wunderbar geeignet sind. Auch erfahrene Wanderer kommen in und um Berlin auf ihre Kosten, da es einige Fernwanderwege gibt, die in mehreren Tagesetappen aufgeteilt werden können.
Ein Beispiel wäre hier der Mauerweg mit seiner Gesamtlänge von 160 Kilometern und 14 einzelne Etappen mit einer Länge zwischen 7 und 21 Kilometern. Der Verlauf folgt der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Mehr dazu weiter unten im Text.
Dieser Weg kann mit dem „Grünen Band“ noch ergänzt werden. Das „Grüne Band“ wurde auf Initiative des BUND kurz nach dem Mauerfall ins Leben gerufen. Der Weg führt entlang der früheren deutsch-deutschen Grenze, die die DDR und die BRD über 40 Jahr lang trennte. Der 1393 Kilometer lange Grünstreifen steht zu 85 % unter Naturschutz und über 1200 seltene Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden.
Neben weiteren langen Wanderwegen gibt es auch kürzere, gut ausgeschilderte Touren, die sich vor allem für Anfänger oder Berlinbesucher eignen.
Für sehr kurze Spaziergänge bieten sich in Berlin die Parks, Grünanlagen und die Wege rund um die Seen an. Für längere Wege, ab 7 km, bieten sich vor allem die 20 Grünen Hauptwege Berlins an.
Welche Wandertouren gibt es durch Berlin?
All diese Parks und Grünflächen miteinander auf Wanderwegen zu verbinden, war die Idee hinter dem „Grüne Hauptwege“ Projekt. Entstanden sind 20 Wege mit einer Gesamtlänge von circa 575 km. Es gibt zwei Rundwege, sowie kürzere und längere Strecken.
Alle Wege im Überblick lassen sich hier finden.
Auf einige möchte ich näher eingehen:
Für Berlinbesucher würde ich vor allem die zwei Rundwege empfehlen. Der Innere Parkring mit einer Gesamtlänge von 52 Kilometern ist eher eine Option für mehrere Tage oder man teilt ihn sich in einzelne Etappen auf. Start- und Endpunkt ist hier der ehemalige Flughafen Tempelhof, heute ist dieser eine große, begehbare Freifläche.
Tiergartenring
Der kürzere Rundweg ist der Tiergartenring mit immer noch 23 Kilometern Länge. Er umrundet, wie der Name schon sagt, den Tiergarten und im Verlauf das historische Zentrum Berlins. Dadurch können viele Sehenswürdigkeiten von Berlin auf grünen Pfaden erwandert werden.
Der Tiergartenring beginnt am S-Bahnhof Tiergarten, daher ist dieser Weg auch wunderbar mit dem ÖPNV erreichbar. Es geht Richtung Norden, vorbei am Hansaviertel und dann entlang der Spree Richtung Osten, wo auf der rechten Seite nun Schloss Bellevue (Sitz des Bundespräsidenten) und danach das als „Schwangere Auster“ bekannte Haus der Kulturen der Welt sowie das Bundeskanzleramt liegen.
Weiter geht es entlang der Spree, diese querend, über die Gustav-Heinemann-Brücke und dann am Humboldthafen nach Norden, entlang dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Ab dem Nordhafen folgt der Tiergartenring ein kurzes Stück dem kleinen Fluss Panke um anschließend den Park am Nordbahnhof zu durchqueren. Der Bernauer Straße folgend geht es weiter, vorbei an der Gedenkstätte Berliner Mauer bis der Weg vor dem Mauerpark abbiegt Richtung Volkspark Friedrichshain. Über den Strausberger Platz mit seiner sozialistischen Architektur geht es weiter im ehemaligen Kanalbett des Luisenstädtischen Kanals, der bis zum Landwehrkanal führt.
Der Tiergartenring folgt dem Kanal entlang der ufernahen Grünflächen Richtung Westen, vorbei am Potsdamer Platz und dem Park am Gleisdreieck, bis der Tiergarten wieder erreicht ist.
Es können auch nur Teilstücke von dem Rundweg gelaufen werden oder dieser mit dem ÖPNV verkürzt werden.
Lübarser Weg
Wer Berlin etwas abseits der Sightseeing Highlights erkunden möchte, dem kann ich den 14 Kilometer langen Lübarser Weg sehr empfehlen.
Diese Wanderung verläuft fast ausschließlich durch das grüne Berlin und startet am hübschen Dorfanger von Lübars. Entlang der Heidekrautbahn führt der Weg vorbei an der Schönholzer Heide und dem Pankower Bürgerpark. Der Weg endet im bekannten und meistens sehr belebten Mauerpark. Mit diesem Verlauf ist der Lübarser Weg Teil des Grünen Bandes Berlin. Das Grüne Band Berlin wandelt immer entlang des ehemaligen Mauerstreifen, welcher mittlerweile unter Landschaftsschutz gestellt wurde.
Wandern rund um Berlin
Berliner Mauerweg
Nicht nur in Berlin kann man wunderbar wandern, sondern vor allem auch das grüne Umland, denn das „Grüne Band“, geht außerhalb von Berlin weiter und folgt auf 1393 Kilometern der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Das Grüne Band basiert auf dem Berliner Mauerweg.
Der Berliner Mauerweg führt um das ehemalige West-Berlin herum. Die 160 Kilometer können in 14 Einzeletappen aufgesplittet werden und sind alle mit ÖPNV gut zu erreichen. Die einzelnen Etappen sind zwischen 7 und 21 Kilometern lang.
Vor allem im April finde ich die Abschnitte mit Kirschbaumalleen besonders reizvoll. Die Kirschbäume waren ein Geschenk aus Japan, anlässlich des ersten Jahrestages des Mauerfalls. Im April fangen sind an zu blühen und die weißen und rosa Blüten versprühen einen besonderen Charme. Die längste Allee mit über 1000 Bäumen befindet sich zwischen dem Ostpreußendamm und dem Japan Eck auf der Etappe Lichtenrade nach Lichterfelde Süd.
Die Etappe von Lichtenrade nach Lichterfelde Süd gehört nicht zuletzt wegen der Kirschbäume zu den landschaftlich schönsten Strecken auf dem Berliner Mauerweg. Die 12 Kilometer lange Route startet am Bahnhof Lichtenrade, von hier aus ist es nur ein kurzer Fußweg zum Mauerweg. Entlang von ehemaligen Rieselfeldern geht es hier auf der DDR Seite der ehemaligen Grenze bis zu der TV Asahi Kirschblütenallee.
66 Seen Wanderweg durch Brandenburg
Neben dem Berliner Mauerweg möchte ich noch auf den 66 Seen Wanderweg mit Start und Ziel in Potsdam eingehen. Potsdam liegt circa 30 Kilometer südwestlich von Berlin im Bundesland Brandenburg. Auf den 416 Kilometern und 17 Etappen können, wie der Name schon verrät, nicht nur viele Seen und Gewässer bestaunt werden, sondern auch verschlafene Dörfer erkundet und unberührte Landschaften erfahren werden.
Einige Etappen sind gut mit dem ÖPNV erreichbar, daher besteht auch die Möglichkeit einzelne Abschnitte als Tagesausflug zu machen.
Besonders hervorheben möchte ich hier die 12. Etappe von Wendisch Rietz aus. Die Tour kann entweder bis Neuendorf gelaufen werden, dann sind es circa 20 Kilometer und 5 Stunden Gehzeit. Wem das zu kurz ist, kann bis Leibsch weiterlaufen und wäre dann bei insgesamt 25 Kilometern Strecke.
Vor allem die kürzere Variante eignet sich auch als Tagesausflug. Diese Etappe gehört mit zu den landschaftlich schönsten Abschnitten des 66 Seen Wanderwegs. Sie führt über Wald- und Wiesenwege direkt durch eine traumhafte Seenlandschaft. In Neuendorf wird bereits der nördliche Teil des Spreewalds erreicht.
Etwas näher an Berlin und gut mit dem ÖPNV erreichbar ist die 9. Etappe ab Rüdersdorf. Stetig entlang von Seen und Flüssen führt der Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft und durch die Kranichsberge können sogar ein paar Höhenmeter gemacht werden.
Welche Wanderungen eignen sich in Berlin für Familien mit Kindern?
Ebenfalls östlich von Berlin und nicht weit weg von Rüdersdorf liegt das Naturschutzgebiet Erpetal. Eigentlich zu jeder Jahreszeit können die Kinder hier Spaß haben. Immer am kleinen Fluss Erpe entlang befinden sich hier ein Naturlehrpfand und verschiedene Spielstationen.
Auch innerhalb Berlins gibt es verschiedene Aktivitäten an der frischen Luft, die der gesamten Familie Spaß machen können. Um bei den Wanderungen für Kinder zu bleiben, finde ich es immer ein Erlebnis durch das Freizeit- und Erholungszentrum (kurz F.E.Z.) Wuhlheide zu laufen. Mit der eigenen Parkeisenbahn können die Wege zum Badesee oder zum Modellpark verkürzt werden. Die Spielplätze und vor allem das Ferienprogramm für Kinder sind immer eine Reise wert. Auch außerhalb der Ferien gibt es mittlerweile viele Angebote für Kinder.
Etwas ungewöhnlich aber für Kinder ein wahres Vergnügen sind die Dünen im Grunewald. Wie ein riesiger Sandkasten wirkt die Düne inmitten von Wäldern. Früher war die Grube ein Kiesabbaugebiet. Als Berlin für den Aufbau der Stadt jedoch viel Sand benötigte wurde die Grube stark ausgehoben und anschließend sich selbst überlassen.
Daher nehmt gerne Buddelzeug mit und während die Kinder toben, kann hier entspannt gepicknickt werden. Im Anschluss empfiehlt sich ein gemütlicher Spaziergang zum Teufelssee um sich im kühlen Nass zu erfrischen.
Kinderbauernhof Pinke Panke
Keine klassische Wanderung aber für Kinder in Berlin definitiv eine Empfehlung ist der Kinderbauernhof Pinke Panke. Vor allem für Kinder im Alter zwischen 7 und 14 Jahren hat der Bauernhof einiges zu bieten. Hier können, gemeinsam mit den Mitarbeitern, die über 70 Tiere gefüttert werden. Es gibt Lagerfeuer, Stockbrot, eine Werkstatt in der Schmuck hergestellt werden kann und viele andere Aktivitäten und Spiele für Kinder.
Der Bauernhof ist nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und daher wunderbar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Hast Du noch Fragen, Anregungen oder vielleicht weitere Ausflugs- und/oder Wandertipps? Dann schreib sie gerne in die Kommentare.
Solltest Du eine Reise nach Berlin planen oder generell weitere Infos benötigen kannst Du mir gerne schreiben.
2 Comments on the Article
Unser Tipp: Wuhlewanderweg - mit der S7 bis Ahrensfelde, dort über die Havemannstraße zum EIchepark und "Wuhlewächter" und von dort nach Süden wandern bis zum S-Bhf. Köpenick. 16 Kilometer bzw. auch etwas mehr, wenn man sich noch die Zeit nimmt, den Kienbergpark unterwegs zu erkunden.
Hallo Anna, das klingt auch nach einer wunderbaren Tour. Vielen Dank für die Empfehlung, werde ich mir direkt mal anschauen. Herzliche Grüße, Jemima