Wo bin ich? – Wandern mit Kompass und Karte

Inhaltsverzeichnis

Du bist auf einer Wanderung mitten in den Bergen und willst sicher sein, dass du auf dem richtigen Weg bist? Der Akku deines Smartphones hat gerade schlapp gemacht, und Wegweiser sind weit und breit nicht zu sehen. Zu deiner hellen Freude hast du auch noch deine externe Powerbank zuhause auf dem Küchentisch liegen lassen. Was nun? Um vorher schon sicherzustellen, dass du nicht in solch eine Situation gerätst, lohnt es sich, bereits bei der Planung an die klassischen, alten Hilfsmittel zu denken: Kompass und Karte. Jetzt mag mancher ‘oldschool’! denken, doch glänzen diese beiden Dinge vor allem mit geringem Gewicht und Packmaß. Sie können leicht im Rucksack verstaut werden und funktionieren optimalerweise auch ohne Strom.

Kompass und Karte
1. Anlegekante
2. Kompassdose
3. Nordmarkierung der Dose
4. Nordmarkierung der Nadel

Aus diesen Gründen sind sie nach wie vor die perfekte Alternative bzw. ein zusätzliches Hilfsmittel zu Smartphone oder GPS-Gerät. Wir wollen dir an dieser Stelle erklären, wie man sich mit Karte und Kompass richtig orientiert.

Navigation mit Kompass + Karte – Standort bestimmen

Mit Kompass und Karte kannst du deinen Standort -und damit auch die richtige Marschrichtung– bestimmen. Damit das funktioniert, musst du dir zuerst zwei bis drei Punkte in der Landschaft suchen, die du eindeutig bestimmen kannst. Das kann z.B. ein Berggipfel, ein Bergsee oder ein Kirchturm sein, den du in weiter Entfernung sehen kannst.

Diesen Punkt suchst du auf deiner Karte. Wenn du ihn gefunden hast, nimmst du den Kompass, hältst ihn waagrecht und drehst ihn so, dass die Anlegekante auf diesen Punkt zeigt. Nun drehst du die Kompassdose (also das drehbare Rad zur Gradeinstellung) bis die Nordmarkierung auf Dose und Nadel übereinander liegen. Das „N“ befindet sich dann genau unterhalb des roten Teils deiner Kompassnadel. Damit hast du den richtigen Winkel zwischen Anlegekante und Nordlinie gefunden.

Navigation mit Kompass + Karte – die richtige Marschrichtung finden

Mit dem richtigen Winkel kannst du jetzt den Kompass auf die Karte setzen und ihn solange drehen, bis die Nordmarkierung vom Kompass exakt zum Norden auf der Karte ausgerichtet ist. Wenn man die Anlegekante am Kompass mit einem Stift in die Karte einzeichnet, hat man die Linie gefunden, auf der man sich gerade befindet. Man wiederholt nun die beschriebene Standortbestimmung mit Punkt 2 und 3, die sich in Sichtweite befinden. Durch das Eintragen der drei Linien ergibt sich ein Schnittpunkt, der den aktuellen Standpunkt anzeigt. Falls sich die drei eingezeichneten Linien auf der Karte nicht in einem Schnittpunkt treffen, sollte man die Standortbestimmung wiederholen, um ein möglichst exaktes Ergebnis zu erzielen.

Mit dem korrekten Standpunkt kann man nun auch die richtige Marschrichtung festlegen: man nimmt den Kompass in die Hand und dreht sich solange, bis die Nordmarkierung der Kompassdose und die Nordmarkierung der Nadel übereinstimmen. Damit hat man die richtige Marschrichtung gefunden. Das Abenteuer kann also beginnen!

Ein Kompass zum Umhängen von der Marke Silva
Begleiter auf Schritt und Tritt – ein Kompass von der Marke Silva

Navigation mit Kompass + Karte – die richtige Marschrichtung halten

Nachdem die richtige Marschrichtung gefunden wurde, gilt es, diese auch beizubehalten und nicht abzudriften. Ansonsten verfehlst du trotz korrekter Standortbestimmung und Marschrichtung dein Ziel und kommst woanders an, als du ursprünglich geplant hattest. Und das wollen wir ja nicht!

Für die Einhaltung der Marschrichtung gibt es einen Trick: sobald du den richtigen Standort und die Marschrichtung gefunden hast, suchst du dir in deiner Richtung ein besonderes Merkmal im Gelände, das du beim Wandern ansteuern kannst. Nachdem du dieses Zwischenziel erreicht hast, suchst du dir im Gelände gleich wieder ein neues Zwischenziel. Dieses Muster wiederholst du immer wieder, bis du schließlich dein endgültiges Ziel erreicht hast.

Wichtig ist dabei jedoch, dass du die Kompassdose nicht gedreht hast, deine Ausrichtung also weiterhin korrekt ist!

Orientierung: Alternativen zu Kompass + Karte

Hat man keinen Kompass und keine Karte zur Hilfe, gilt es, nicht zu verzagen. Die positive Nachricht: es gibt noch weitere (und sogar kostenlose) Möglichkeiten, um die eigene Position oder die Himmelsrichtung zu bestimmen:

Die Sonne

Tagsüber ist die Sonne eine praktische Orientierung, denn für grobe Schätzungen reicht es, dass bekanntlich im Osten die Sonne aufgeht, am Mittag im Süden steht, und im Westen untergeht. Mit einer Uhr mit Ziffernblatt oder mit einer App, welche die Zeit analog (mit Zeigern anzeigt), liegt Süden zur Winterzeit auf der Winkelhalbierenden zwischen dem Stundenzeiger und 12 Uhr. Zur Sommerzeit liegt Süden wiederum zwischen dem Stundenzeiger und 1 Uhr.

Menschen stehen an einem Canyon, zeigen auf die Natur und blicken in die Weite
Auch die Natur steht dir für die Orientierung zur Seite!

Die Sterne

Ist Orientierung in der Nacht gefragt, so ist der Polarstern, der in der Verlängerung der Erdachse im Norden liegt, dafür geeignet. Dementsprechend ist die Stelle unterhalb des Polarsterns genau im Norden. Den Polarstern findet man, indem man die hintere Achse des großen Wagens fünfmal verlängert, denn der Polarstern ist die Deichsel des kleinen Wagens und besonders hell. Kleiner Hinweis: auf der Südhalbkugel ist der Polarstern aufgrund der Erdkrümmung nicht zu sehen.

Falls du dich also auf der Südhalbkugel befindest und den Polarstern nicht sehen kannst, kannst du die Himmelsrichtung auch mit Hilfe anderer Sterne bestimmen. Grundsätzlich gilt: ein Stern im Norden bewegt sich nach links, ein Stern im Süden bewegt sich nach rechts. Ein Stern im Osten bewegt sich nach oben und ein Stern im Westen nach unten. Hier muss man die Bewegung der Sterne beobachten, damit sich einem die Himmelsrichtung erschließt. Bewegt sich ein Stern z.B. nach oben links, so liegt er im Nordosten.

Die Vegetation

Neben Sonne und Sternen kann man sich auch an der Vegetation orientieren. Allerdings ist diese Methode nicht immer 100% zuverlässig. Hier gibt es immer wieder die bekannte Abweichung von der Norm, und die Hinweise sind nicht immer ganz eindeutig. Trotzdem kannst du Bäume, Sträucher & Co als zusätzliche Informationsquelle zur Orientierung nutzen.

Freistehende Bäume und Sträucher beispielsweise neigen sich in der Regel weg von von der Hauptwindrichtung, also meistens nach Osten. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, z.B. an Hängen oder in Tälern. Der Moosbewuchs ist ein weiteres Zeichen für die Himmelsrichtung: Moos wächst vorwiegend auf der Nord-West-Seite von Baumstämmen, Stäuchern und Felsen. Das liegt daran, dass es vor allem dort wächst, wo es feucht ist (Regen kommt meist aus dem Westen) und wo es am längsten schattig ist. Da die Sonne nie aus dem Norden scheint, kannst du dir den Rest dieser Pfadfinder-Weisheit wahrscheinlich denken.

Selbst den Schnee kannst du übrigens zur Bestimmung der Himmelsrichtung nutzen. Schnee ist an Bäumen meist im Nord-Westen am längsten sichtbar. Warum? Gleiches „Nord-Süd“ Prinzip wie beim Moos: weil es in der Regel aus westlicher Richtung schneit und der Schnee auf der Südseite der Bäume am schnellsten schmilzt, bleibt er auf der entgegengesetzten Seite am längsten vorhanden.

Fazit

Wenn du also gerade dabei bist, dein nächstes Abenteuer zu planen, oder sogar schon dafür packst, empfiehlt es sich (lieber vorher als zu spät!), neben GPS-Gerät auch an klassische Hilfsmittel wie Kompass und Karte, oder die weiteren Möglichkeiten, die dir die Natur “gratis” bietet, zu denken. In diesem Sinne: eine allzeit glückliche Heimkehr von deinen Outdoor-Abenteuern!

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Bergfreund Gastautor

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