Indian Creek ist das Mekka des Risskletterns schlechthin! Der rote Sandstein scheint wie mit dem Messer durchschnitten, und nicht nur einmal, sondern überall. Denn es ragt hier eine Linie neben der anderen empor in den blauen Himmel. Dadurch findet man alles, was das Risskletter-Herz begehrt: vom Fingerriss über den perfekten Faustriss bis hin zum Offwidth, den gefürchteten großen Schlünden. Das spezielle daran ist, es gibt wirklich nur Risse, keine andere Kletterei. Und die Risse sind obligatorisch, denn nebendran ist der Fels glatt und ohne Struktur. Das heißt, Füße und Hände müssen irgendwie in diesen Spalten verklemmt werden. Da kommen ganz spezielle Techniken ins Spiel, und so manch europäischer Kletterer ist daran bereits verzweifelt…
Aber wo befindet sich nun eigentlich Indian Creek?
Indian Creek ist ein Canyon im Süden von Moab in Utah in den USA. Am besten fliegt man nach Salt Lake City oder Denver, mietet sich dort ein Auto, und fährt dann nach Moab (etwa eine Stunde Fahrt von Denver). Um die Kletterfelsen zu erreichen, ist zudem ein geländegängiges Auto (SUV) von großem Vorteil. Noch besser ein Allrad-Fahrzeug, aber nicht zwingend. Ohne ein solches muss man zu manchen Sektoren dann schlichtweg einfach etwas länger laufen.
Es lohnt sich außerdem, bereits im Vorfeld einen Großeinkauf in einem der Supermärkte in SLC oder Denver zu machen, was definitiv günstiger kommt als in Moab selbst. Die meisten Supermärkte sind rund um die Uhr offen, und mit Jetlag kann man so problemlos auch mitten in der Nacht einkaufen gehen! Moab selbst ist nur ein kleines Städtchen. Für amerikanische Verhältnisse echt ganz nett, denn es gibt zahlreiche kleine Cafés. Besonders zu empfehlen: Eklektika (auf der linken Seite in der Main Street, ziemlich am Anfang, wenn man reinkommt) und die Red Rock Bakery mit ihren Monster Cookies (etwas weiter hinten auf der rechten Seite). Bei beiden gibt es auch guten Kaffee, der sonst in den USA eher rar gesät ist. Gute Curries gibt’s zudem beim Thailänder: Bangkok House Too (an der McStiffPlaza).
Zum Lebensmitteleinkauf gibt es den City Market am Ende der Main Street auf der linken Seite und den Moon Flower Health Store, ein absolutes Muss für alle, die durch Moab kommen. Mein Tipp, den Chai aus dem Kühlregal probieren! Der gibt Power für Durchstiege. Kletterläden gibt es hier zwei: Gearheads und Pagan Mountaineering. Wobei Gearheads sicherlich der größere ist. Außerdem kann man hier sein Wasser im Laden auffüllen, was man vor der nächsten Tour auf jeden Fall machen sollte! Denn in Indian Creek gibt es kein Wasser. Also heißt es: ordentlich Wasserkanister füllen! Und auch den Tank des Autos, denn die Distanzen sind oft länger als gedacht (Tankstellen gibt es einige in Moab).
Voll beladen geht es dann nach Indian Creek, um dort das Lager aufzuschlagen. Die meisten Kletterer tun dies entweder auf dem Super Bowl oder Creek Pasture Campground. Beide sind mit Trockentoiletten und Feuerstellen ausgestattet, und man zahlt 5$ pro Campsite. Die sind wiederum riesengroß, und der Betrag splittet sich dann auf alle auf, egal, wie viele Zelte oder Autos man dabei hat. In der Hochsaison, also im Frühling und Herbst, können die Campingplätze – vor allem an den Feiertagen – ziemlich voll sein. Ein wahres meet and greet, um neue Kletterer kennenzulernen, und neue Ideen für Projekte zu sammeln. Oder die teils verrückten Riten der Amis zu beobachten!
Vom Campingplatz muss man immer zu den verschiedenen Sektoren fahren, die sich über das ganze Tal auf beiden Seiten erstrecken. Man kann also entscheiden, ob man in der Sonne oder im Schatten klettern möchte, und dann die entsprechende Exposition wählen. Die Sonne in der trockenen Wüste ist allerdings ziemlich heftig, sodass wir uns oft ein eher schattiges Plätzchen zum Klettern suchen. Die Schattenwand schlechthin ist etwa die Reservoir Wall mit dem Super Klassiker Pente, 5.11-. Ein absolutes Muss!
Der typische Indian Creek- Zustieg beläuft sich, vom Parkplatz aus, auf ungefähr 20-30 min. Fußmarsch bergauf. Die Wege starten stets von den im Führer genannten Parkplätzen, und sind dann mit Steinmännern markiert. Manchmal muss man den Einstieg zwar etwas suchen, aber es lohnt sich definitiv nicht, wild Querfeldein zu laufen – denn die Wege sind überall ziemlich ausgetreten und immer die beste Lösung, um den jeweiligen Wandfuss zu finden!
Zum Klettern selbst empfiehlt es sich zuallererst, so viele Cams wie möglich und ein 80m Einfachseil dabei zu haben – auch wenn selbst das für manche Routen noch zu kurz ist. Aus diesem Grund haben wir zusätzlich eine Rapline dabei. Auch ein zweites Einfachseil ist empfehlenswert, falls man im Toprope etwas ausbouldern möchte oder eine Tour für die Kletterpartner einfach hängen lässt… denn nicht jeder traut sich in Indian Creek direkt in den Vorstieg…
Material:
- 8-9 von C4 #0.3- #3 sind super (geht natürlich auch mit weniger)
- 4 C4 #4
- 3 C4#5
- 3 C4#6
- dazu noch einige kleine #0.2, C3s, Aliens
- Gurt
- Chalk
- Helm
- 8 Expressschlingen (2-4 verlängerbare sind gut)
- ganz viel Tape und/oder Risshandschuhe
- Kletterschuhe, geeignet fürs Rissklettern
- Daunenjacke
- Stirnlampe
Das klingt nach extrem vielen Klemmgeräten – und das sind sie auch! Aber erfahrungsgemäß ist es besser, zu viel dabei zu haben, dafür aber jede Tour nach Belieben klettern zu können, als sich Material irgendwo leihen zu müssen, weil ausgerechnet in der aktuellen Tour nicht genug Cams in der richtigen Größe verfügbar sind. Am besten ist es, zu viert mit dem oben genannten Material unterwegs zu sein! So hat man definitiv immer genug Gerödel dabei und kann sich ganz einfach bei der Routenwahl absprechen und entsprechend ausrüsten.
Kletterschuhe geeignet fürs Rissklettern:
Wichtig ist, dass die Zehen möglichst wenig aufgestellt sind, damit es in den Rissen nicht zu stark schmerzt. Von Vorteil ist auch, wenn zusätzlich Strümpfe in die Schuhe mit reinpassen – so kann man seine Knöchel besser schützen. Alternativ gibt es den überknöchel-hohen Rissschuh schlechthin: den TC-Pro von La Sportiva. Dieser ist besonders für Offwidth-Kletterei sehr empfehlenswert, da kann er gerne auch mal größer ausfallen. Ansonsten ist er mir für filigrane Risse aber zu unpräzise. Mein Tipp hier: der Scarpa Instinct Velcro, einfach eine Nummer grösser als beim Sportklettern, und schon habe ich den für mich idealen Schuh.
Risse erfordern weiterhin viel Kraft, beanspruchen die Haut, und somit auch die Schmerzresistenz. Dies führt dazu, dass man meist zwei Tage klettert, und dann einen Ruhetag macht. Dieser Rhythmus hat sich super bewährt, vor allem, wenn man bis zum Ende noch schwer klettern will!
Also dann, was machen an Ruhetagen in Indian Creek?
1. Wasser auffüllen
in Moab: im Gearheads oder am Wasserhahn vor Pagan Mountaineering
in Monticello: am Caravan Campingplatz auf der linken Seite beim Reinfahren. Doch Achtung: Je nach Jahreszeit schmeckt das Wasser hier sehr nach Chlor.
2. Essen einkaufen
in Moab: Supermarkt oder MoonFlower Health Store
in Monticello: Supermärkte
3. Duschen
in Moab: Lazy Lizard Hostel für 3$ (wenn man von Indian Creek aus reinfährt, ziemlich am Anfang auf der rechten Seite, gelbes Schild), hat auch Internet
in Monticello: Caravan Campingplatz 5$
4. Essen und Kaffee
in Moab: Eklektika, RedRock Bakery
in Monticello: Peace Tree
5. Internet
in Moab: WiFi gibt’s überall, in jedem Café, Hostel, …
in Monticello: Bücherei hat kostenloses Internet, im PeaceTree gibt’s keins!
im Canyonlands Visitor Center: das Nächste von Indian Creek aus – hier gibt es kostenloses WiFi. Man muss allerdings entweder den Pass für die National Parks haben, oder Eintritt in den National Park zahlen
6. Wäsche waschen
in Moab: neben Gearheads gibt’s einen Waschsalon, der sogar freies WiFi zum Überbrücken der Wartezeit hat
in Monticello: Hinter der Bibliothek links und dann auf der rechten Straßenseite
7. und was dann…?
Zum Beispiel Mountainbiken rund um Moab. Sehr berühmt ist der Slick Rock Trail. Fahrräder kann man sich fast überall mieten, wir haben gute Erfahrung mit Moab Cyclery gemacht. Ein Mountainbike leihen kostet ca. 60$ pro Tag. Aber Achtung: oft ist man nach dem Biken ziemlich platt. Ansonsten einen der Nationalparks anschauen, wie z.B. Arches … und meist gehen die Ruhetag doch ohnehin schneller rum als gedacht!
Dann noch die große Frage: Wann geht’s idealerweise nach Indian Creek?
Die besten Saisons sind Frühling und Herbst. Wobei im Frühling der Vorteil besteht, dass die Tage länger sind. Dafür ist es aber auch eher etwas wärmer. Im Herbst wiederum sind wir kein einziges Mal ohne Stirnlampen vom Fels abgestiegen. Da dies gleichzeitig die guten Monate zum Klettern sind, ist auch entsprechend viel los. Allerdings gibt es so viele Routen dort, dass sich die Leute gut verteilen. Und wenn man nicht auf die Klassiker fixiert ist, muss man auch nicht Schlange stehen! Der Super Crack beispielsweise, der Oberklassiker schlechthin, lässt sich zudem auch gut mit Stirnlampen klettern. Aber das nur am Rande ;)!
Und noch ein abschließender wichtiger Tipp:
Starkes Desinfektionsmittel mitnehmen und bei Wunden sofort verwenden! Denn in der trockenen Umgebung entzünden sich Verletzungen rasend schnell und heilen dann überhaupt nicht mehr richtig zu. Deswegen ist zusätzlich eine antibiotische Creme im Gepäck definitiv von Vorteil.
1 Kommentar zum Artikel
10 stunden fahrt von salt lake city 12 stunden fahrt von denver liebe grüsse