Auf dem Mytikas Gipfel mit griechischer Flagge im Vordergrund und dem Olymp Gebirge im Hintergrund

Mytikas – der Berg Olymp 

Olymp – Sitz der Götter. Heimat von Zeus, Poseidon, Aphrodite und vielen mehr. Gleichzeitig ist dieses kleine Gebirge im nördlichen Griechenland auch ein idealer Spot für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer. Die Besteigung des höchsten Bergs des Landes ist eine fordernde, aber auch sehr schöne Bergtour. Ich habe mir das vor Ort einmal angeschaut, und lasse euch gerne an meiner Erfahrung teilhaben.

Inhaltsverzeichnis

Der Olymp ist das höchste Gebirge Griechenlands und der Mytikas mit seinen 2917,7 Metern der höchste Berg des Gebirges. Es handelt sich hierbei um ein schroffes Kalksteinmassiv, das zahlreiche alpinistische Herausforderungen bietet. Wer hier eine Bergtour macht, sollte das mit der gleichen Sorgfalt und demselben Respekt tun, wie bei einer entsprechenden Tour in den Alpen. Für die Besteigung des Olymps gibt es theoretisch mehrere Routen. Ich stelle euch hier die aus meiner Sicht reizvollste Tour vor: von Litochoro (Λιτόχωρο) über das Plateau der Musen zu den Gipfeln Mytikas und Skala.

Bitte beachten: Die griechische Sprache verwendet eine andere Schrift, deren „Übersetzung“ nicht immer eindeutig ist. Hierdurch finden sich im Internet und der Literatur teilweise unterschiedliche Schreibweisen für ein und denselben Ort. Ich werde vereinzelt auch die griechische Schreibweise angeben, dennoch braucht es in diesem Punkt manchmal ein wenig Abstraktionsvermögen.

Auf dem Mytikas Gipfel mit griechischer Flagge und Bergen im Hintergrund.
Blick von oben auf dem Mytikas Gipfel

Lage und Anreise

Das Olympgebirge liegt im Norden Griechenlands, an der Grenze der Regionen Thessalien und Zentralmakkedonien. Es ist mit rund 2918 m das höchste Gebirge des Landes und für Bergsteiger und Kletterer ein ideales Terrain.

Etwa 90 Kilometer südlich von Thessaloniki befindet sich die Stadt Litochoro, der Talort unserer Tour. Dieser ist etwa 7 Kilometer von der griechischen Ostküste entfernt und lässt sich halbwegs gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Die Stadt selbst hat einen Bahnhof, der jedoch circa 5 Kilometer außerhalb des eigentlichen Ortes liegt. Wer hier ankommt, ruft sich am besten ein Taxi um ins Zentrum zu gelangen. Darüber hinaus gibt es täglich mehrere Busverbindungen zwischen Litochoro und Katerini. Vorteil: Die Busse fahren jeweils direkt ins Zentrum. Litochoro selbst ist eine Kleinstadt mit rund 7000 Einwohnern. Die touristische Infrastruktur ist gut, es gibt zahlreiche Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte.

Auch für den restlichen Urlaub liegt der Olymp nicht ungünstig: Von Litochoro nach Thessaloniki sind es nur ca. 90 Kilometer bzw. 1,5 – 2 Stunden, je nach Verkehrsmittel. Wer in den Tagen vor oder nach der Bergtour Lust auf Kultur hat, kann beispielsweise die Meteoraklöster besuchen. Diese liegen etwa 150 km weiter im Landesinneren und sind ebenfalls mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Athen ist rund 400 Kilometer entfernt. Die Strecke schafft man mit dem Zug in 4-5 Stunden.

Ausrüstung und Verpflegung

Der Mytikas ist der höchste Berg in Griechenland und seine Überschreitung eine ernstzunehmende Bergtour. Dies setzt eine anständige Planung und Vorbereitung voraus. Informationen und Kartenmaterial gibt’s vor Ort beispielsweise bei der Tourist Information und dem Nationalparkzentrum Olymp.

Obwohl man sich unterwegs auf Hütten verpflegen kann, sollte man auf jeden Fall auch eine Brotzeit mitnehmen. Gerade der erste Tourentag ist lang und anstrengend, das darf man keineswegs unterschätzen. Und: Man kommt schon vergleichsweise früh bei der ersten und einzigen Einkehrmöglichkeit vorbei.

Darüber hinaus ist es wichtig, ausreichend Wasser mit auf die Tour zu nehmen. Wenngleich in manchen Karten Quellen eingezeichnet sind, sind diese im Sommer meist nicht vorhanden oder unzugänglich. Hinzu kommt ein oft trockener und warmer Wind, der einen förmlich austrocknet. Zwei Liter Getränk pro Person sollten hier auf jeden Fall dabei sein.

Abgesehen davon benötigt man für die (Wander-)Tour auf den Olymp gute Bergschuhe und warme Kleidung. Das darf man keinesfalls unterschätzen, auch im Hochsommer wird es oben im Olymp ordentlich kalt. Eine lange Hose, Pullover und Windjacke sollte man bei dieser Tour auf jeden Fall im Gepäck haben. Des Weiteren kann es bei viel Betrieb in der Rinne unterhalb des Gipfels zu Steinschlag kommen. Wer sich schützen will, trägt einen Kletterhelm. Für den langen Auf- und Abstieg können darüber hinaus auch Wanderstöcke sehr hilfreich sein. Weitere (Kletter-)Ausrüstung benötigt man für die Tour jedoch nicht.

Traumhafter Ausblick auf die Berge des Olymps, mit steinigen Gipfle und grünen Tannen
Traumhafter Ausblick auf die Berge des Olymps, bevor der Weg wieder durch Wald führt

Bergtour: Litochoro – Mytikas – Prionia

  • Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.
  • Talort: Litochoro (Λιτόχωρο)
  • Ausgangspunkt: Gortsia (Γκορτσιά)
  • Route:
    • Tag 1: Gortsia – Plateau der Musen – Hütte Giosos Apostolidis
    • Tag 2: Hütte Giosos Apostolidis – Mytikas – Skala – Prionia
  • Übernachtung: Hütten Giosos Apostolidis (Γιώσος Αποστολίδης) oder Christos Kakkalos (Χρήστος Κάκκαλος)
  • Einkehrmöglichkeiten:
    • Tag 1: Petrostrouga-Hütte
    • Tag 2: Hütte A (Spilios Agapitos, Σπήλιος Αγαπητός)
  • Höhenmeter im Aufstieg: ca. 1920 hm
  • Höhenmeter im Abstieg: ca. 1950 hm
  • Wegstrecke: ca. 21 km

Unsere Tour auf den Olymp startet in Gortsia, einem Abzweig an der Straße nach Prionia, wo es auch einen kleinen Wanderparkplatz gibt. Mein Plan ist es, von dort zur Hütte Giosos Apostolidis (2697 m) aufzusteigen, wo wir übernachten werden. Am zweiten Tag wird dann der Olymp final erklommen. Zunächst geht es hinauf auf den höchsten Gipfel, den Mytikas (2918m) und dann weiter über den Skala (2866 m) wieder hinab nach Prionia. Es gibt dort eine bewirtschaftete Hütte für Wanderer und Ausflügler und einen Wanderparkplatz. Wie wir von dort wieder nach Litochoro zurückkommen werden, wird sich vor Ort klären. Eine Busverbindung gibt es nicht, ich hoffe auf eine Mitfahrgelegenheit, notfalls wird ein Taxi gerufen.

Erste Ausblicke auf die umliegenden Berge mit grünen Tannen im Vordergrund
Aufstieg: Erste Ausblicke auf die umliegenden Berge im Gebirge Olymp

Tag 1: Zustieg zur Hütte Giosos Apostolidis

Es ist früher Morgen und wir sind auf dem Weg zum Taxistand in der Ortsmitte von Litochoro. Mit der Wanderkarte in der Hand erklären wir einem Fahrer, wohin wir wollen. Für mich ist das eine seltsame Situation, mit dem Taxi zur Bergtour… Aber der Fahrer ist kein bisschen überrascht. Auch die Tatsache, dass er uns quasi mitten in der Pampa absetzen soll, ist für ihn wohl nichts Besonderes, Wanderer und Touristen gehören zu seinen regelmäßigen Kunden.In Gortsia, einem Abzweig an der Straße durch das Enipeastal, beginnt unsere Bergtour. Bis zur Hütte Giosos Apostolidis gilt es rund 1600 Höhenmeter zu überwinden. Sechs Stunden soll man dafür brauchen.

Zunächst ist der Weg vergleichsweise unspektakulär. Ein gut zu gehender Pfad führt bergauf durch einen für das nördliche Griechenland sehr typischen Wald. Bald schon wird der Weg steiler, verwurzelt und steinig, und wir müssen gelegentlich steigen, kommen aber gut voran. Auch die Wegfindung ist kein Problem, die Route ist deutlich markiert, hier und da gibt es Schilder „Mount Olympus“. Der Weg zieht sich ein bisschen, ist aber durchweg gut zu gehen. Ab einer Höhe von 1800 m wird der Wald lichter und gibt vereinzelt Ausblicke auf die umliegenden Berge frei. Wir gehen weiter bis zur Hütte Petrostrouga (1940 m). Diese ist in den Sommermonaten bewirtet und bietet neben Speisen und Getränken auch einen herrlichen Ausblick auf die Küstenlinie.

Das Gelände wird immer offener, Bäume gibt es nur noch vereinzelt. Das ist natürlich für die Aussicht und das Bergerlebnis gut, bedeutet aber auch, dass wir für den Rest der Tour der griechischen Sommersonne ausgesetzt sind. Und so führt uns der Weg weiter, immer bergauf, durch eine schroffer und karger werdende Landschaft, bis wir eine Hochebene erreichen.Das Plateau der Musen liegt auf rund 2600 m Höhe. Hier sind auch zwei Berghütten zu finden. In der höher gelegenen Giosos Apostolidis Hütte (2697 m) werden wir übernachten und morgen unsere Tour fortsetzen. Der Ausblick vom Plateau der Musen aus ist einfach überwältigend. In die eine Richtung kann man weit in das Land sehen, und in die andere Richtung sieht man bis zum Meer.

Gämsen auf dem Plateau der Musen
Tierische Gämse Begegnung auf dem Plateau der Musen

Tag 2: Überschreitung von Mytikas und Skala

Am zweiten Tag ist es nicht mehr weit zum Mytikas (2918 m). Von der Hütte sind es lediglich rund 220 Höhenmeter. Für die Überschreitung rüber zum Skala (2866 m) kommen nochmals ein paar wenige Höhenmeter dazu, bevor es dann an den Abstieg geht.Von der Hütte aus hat man eine wahnsinnige Aussicht auf einen gewaltigen Felsriegel, der zum Stefani, dem dritthöchsten Berg Griechenlands, gehört. Top Aussicht beim Frühstück: Check! Gleich dahinter steht der Mytikas.

Unser Weg führt uns von der Hütte zunächst am Stefani vorbei. Kurz darauf zweigt eine steile, aber gut markierte Rinne vom Weg ab. Hier geht es zum Gipfel des Mytikas. Wer dorthin will, muss ab hier Hand an den Fels legen und immer wieder klettern. Für uns als geübte Felskletterer ist das kein Problem, für weniger trainierte Personen kann es hier jedoch schnell gefährlich werden. Das Gelände ist steil und ausgesetzt.Tipp: Wer sich die letzten Meter auf und über den Gipfel nicht zutraut, kann dem Wanderweg weiter folgen. Dieser umgeht Mytikas und Skala, führt aber auf die gleiche Abstiegsroute, auf die man auch nach der Überschreitung gelangt.

Die Kletterei ist für uns gut zu bewältigen und macht richtig Spaß. Wir kommen gut voran und erreichen schon bald den Gipfel des Mytikas. Höher geht’s in ganz Griechenland nicht und mit einer Dominanz von 254 km ist der Berg der weithin höchste Gipfel. Dementsprechend ist die Aussicht einfach nur atemberaubend. Hier sieht man nochmals deutlich weiter als vom Plateau der Musen. Weit über die Berge Nordgriechenlands hinweg und auch weit in die Ägäis mit ihren unzähligen Inseln hinein.

Doch wir müssen weiter. Über einen felsigen Grat gelangen wir mit vergleichsweise wenig Höhenverlust hinüber zum Skala. Diesen Übergang sollte man keinesfalls unterschätzen. Auch hier braucht es eine gute Trittsicherheit, einzelne Passagen müssen geklettert werden. Ein bisschen zieht sich der Weg dann, bis wir den Gipfel des Skala erreichen.

Der Abstieg vom Skala ist vergleichsweise gut zu bewältigen, es handelt sich überwiegend um Gehgelände. Zunächst ist der Pfad noch sehr steil und ausgesetzt, wird aber schon bald gemäßigter und angenehmer zu gehen. Wie die ganze Tour über ist unser Weg gut markiert und die Wegfindung kein Problem. Mit der Zeit wandelt sich auch die Landschaft, wir kommen der Baumgrenze näher. Direkt am Weg und auf 2100 m liegt die Spilios Agapitos Hütte. Das Essen ist hier tiptop, und wir gönnen uns eine wirklich ausgedehnte Pause.Tipp: Die Bergtour auf den Olymp ist auch von Prionia aus möglich. Wer die Tour „in Gegenrichtung“ geht, kann auf der Spilios-Agapitos-Hütte übernachten.

Aber so schön es hier auch ist, wir müssen weiter. Rund 1000 Höhenmeter haben wir noch vor uns. Und obwohl der Weg recht angenehm zu gehen ist und keine größeren Umwege macht, zieht sich der Abstieg ganz schön in die Länge. Der Weg schlängelt sich so durch den Bergwald, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit in Prionia ankommen. Hier gibt es eine bewirtete Hütte und wir genehmigen uns erst einmal ein kaltes Getränk und dann noch eines. Die Füße sind schwer, die Beine sind müde, aber wir haben die Tour auf und über den Olymp gut gemeistert, und freuen uns über die gelungene Bergtour.

Nach einer kurzen Verschnaufpause checken wir den Wanderparkplatz. Wer hier wegfährt, fährt unweigerlich nach Litochoro. Vielleicht ergibt sich ja eine Mitfahrgelegenheit. Generell sind die Leute hier sehr freundlich und hilfsbereit, das lässt hoffen. Und siehe da, Zufall: Kaum zwei Meter gegangen, hören wir wie sich zwei Personen auf Deutsch unterhalten. Ebenfalls Urlauber, im Gegensatz zu uns aber mit Mietwagen. Wir fragen freundlich und werden mitgenommen.

Blick zurück auf das steinige Plateau der Musen
Atemberaubender Blick zurück auf das steinige Plateau der Musen

Fazit zur Bergtour auf den Olymp

In der griechischen Mythologie wohnen hier die Götter, und wer den Olymp mit seinen fast dreitausend Meter hohen Gipfeln einmal aus der Nähe gesehen hat, wird sicherlich verstehen warum sich um dieses Gebirge zahlreiche Sagen und Mythen ranken. Wer hier unterwegs ist, kann sich auf alpine Herausforderungen und eine atemberaubende Landschaft freuen.

Im Olymp kann man zahlreiche Wanderungen unternehmen und auch anspruchsvolle Klettertouren gibt es hier. So klein das Gebirge ist, so viele Möglichkeiten gibt es. Das erste Mal war ich im Alter von 15 Jahren mit meinen Eltern im Olymp unterwegs. Seither habe ich es noch zweimal auf den Mytikas geschafft, und ich würde die Bergtour jederzeit wieder angehen. Fun Fact: Auf keinem Berg außerhalb des Schwarzwalds und der Vogesen war ich so oft.

Wer also nicht zu fernab von Strand und Kultur Lust auf ein alpines Abenteuer hat, ist im Olymp beziehungsweise bei der Bergtour auf und über den Mytikas genau richtig!

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Bergfreundin Lisa

Lisa Kopas ist freie Texterin und Autorin für den Outdoor-Blog der Bergfreunde. Seit ihrer Kindheit ist sie draußen unterwegs – auf Ski, mit dem Mountainbike, auf dem Rennrad oder am Fels. Klettern, Hochtouren, Skitouren und Langlaufen gehören seit Jahren zu ihren festen Disziplinen. Lisa macht besonders gerne Bergtouren wie die Watzmannüberschreitung, die Ellmauer Halt oder den Corno Grande, bei denen auch alpine Erfahrung gefragt ist. Ihre Texte verbinden persönliche Erfahrung mit fundiertem Wissen rund um Outdoor-Ausrüstung und Bergsport.

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