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Frieren – Warum uns manchmal trotz warmer Kleidung kalt ist

Inhaltsverzeichnis

Es ist Winter, und das ganze Land friert gerade ein. Überall werden aus Pfützen kleine Eisflächen, Eisblumen bilden sich an den Scheiben, und das Thermometer zeigt dauerhaft deutlich unter Null an. Kurz und gut: Es ist schweinekalt, und somit genau der richtige Zeitpunkt, dass wir uns einmal näher mit dem Thema frieren beschäftigen. Aber warum frieren wir eigentlich? Warum sitzt manch einer schon mit dem dicksten Pullover da, während sich der andere noch im T-Shirt wohlfühlt? Und warum habe ich beim Skifahren trotz dickster Handschuhe kalte Hände? Diese und weitere Fragen klären wir in diesem Beitrag.

Warum frieren wir überhaupt?

Vereinfacht ausgedrückt: Frieren ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Damit unser Körper funktionieren und überleben kann, muss die Körpertemperatur von ca. 37 °C möglichst konstant gehalten werden. Bei den ersten Anzeichen dafür, dass das nicht dauerhaft möglich sein wird, ergreift der Körper Maßnahmen, um die Inneren Organe vor Kälte zu schützen. Wir frieren, bekommen Gänsehaut, und fangen an zu zittern.

Beim Frieren bekommt man Gänsehaut.
Eine natürliche Reaktion des Körpers beim Frieren: Gänsehaut

Aber von vorne: Überall auf unserer Haut verteilt sitzen Thermorezeptoren, also Sinneszellen, die wahrnehmen, wie warm oder kalt die Umgebungstemperatur ist. Zusätzlich wird die Temperatur unseres Blutes fortlaufend vom Gehirn überwacht. Melden diese Sinneszellen eine (zu) kalte Umgebungsluft, oder registriert unser Gehirn eine Absenkung der Temperatur des Blutes, versucht der Körper die Wärme am bzw. im Rumpf zu halten und so die lebenswichtigen Organe zu schützen. Extremitäten, also Hände und Füße, werden dann mit weniger Wärme versorgt, damit diese für den Rumpf erhalten bleibt. Durch das Zittern (und im Extremfall Zähneklappern) werden die Muskeln in Bewegung gesetzt, sodass sie aktiv Wärme produzieren. Der Körper wirft quasi seine Zusatzheizung an. Das Bilden einer Gänsehaut hingegen ist ein Relikt aus grauer Vorzeit, als unsere Urahnen noch eine dichte Behaarung hatten, die dann aufgestellt wurde, um zur besseren Isolierung beizutragen.

Bekommen wir also kalte Füße oder Hände, muss das nicht direkt im Zusammenhang damit stehen, dass unsere Schuhe oder Handschuhe nicht gut genug isolieren. Es kann einfach auch sein, dass wir generell nicht „warm“ genug angezogen sind. Aber dazu später mehr.

Was beeinflusst, wie schnell uns kalt ist?

Wie schnell wir frieren, und wie stark sich das Frieren auf unseren Körper auswirkt, hängt von etlichen Faktoren ab. Ich stelle euch hier einmal die Wichtigsten vor:

Muskeln geben Wärme ab
Muskelmasse produziert Wärme
  • Mann oder Frau? Es ist nicht nur ein Klischee oder Stereotyp, dass Frauen schneller frieren als Männer. Frauen sind biologisch gesehen diesbezüglich einfach benachteiligt. Das liegt unter anderem daran, dass die Durchschnittsfrau im Vergleich zum Durchschnittsmann weniger Muskelmasse hat. Muskeln dienen aber als eine Art Heizung für den Körper. Außerdem haben Männer tendenziell eine dickere Haut, die als Isolationsschicht dient. Und ganz abgesehen davon spielen auch noch Hormone mit, die bei Frauen dafür sorgen, dass ein Durchblutungsstopp mit „warmem“ Blut in Richtung der Hände und Füße schneller einsetzt.
  • Dick oder dünn? Generell kann man sagen, dass dicke Personen weniger schnell frieren als dünne. Verantwortlich hierfür ist die Dicke des Unterhautfettgewebes, die als Isolationsschicht dient und somit dafür sorgt, dass die Körperwärme besser gehalten wird.
  • Schwach oder stark? Wie bereits erwähnt heizen Muskeln, vor allem wenn sie aktiv sind, den Körper auf. Hierdurch ist es also wenig verwunderlich, dass Menschen mit größerer Muskelmasse auch mehr Wärme produzieren, und somit im Umkehrschluss im Vergleich zu Personen mit geringerer Muskelmasse weniger schnell frieren.
  • Hoher oder niedriger Blutdruck? Auch der Blutdruck kann einen Einfluss darauf haben, wie schnell wir frieren. Wer einen niedrigen Blutdruck hat, friert oft schneller.

Weitere Faktoren

Abgesehen von diesen Faktoren, die sich überwiegend auf den Körperbau beziehen, gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die das persönliche Kälteempfinden beeinflussen können. Hierzu zählt unter anderem das Alter, aber auch die generelle Gewöhnung an Kälte. Zusätzlich können Schlafmangel, Hunger und Krankheit Einfluss auf das Wärmeempfinden bzw. die persönliche Wärmeproduktion haben. Und, last but not least, man kann auch einfach frieren, weil man falsch gekleidet ist.

Noch eine kurze Info nebenbei: Man hört und liest immer wieder von „ausreichend warmer Kleidung“ oder „wärmenden“ Handschuhen, Socken, Jacken und dergleichen. Lassen wir aber Heizwesten oder beheizte Skischuhe einmal außer Acht, trägt Kleidung nicht aktiv dazu bei, Wärme zu schaffen. Alle herkömmlichen Kleidungsstücke (und beispielsweise auch Schlafsäcke oder Decken) können nur isolieren, also die körpereigene Wärme am Körper halten. Was der Körper daher nicht selbst an Wärme produziert, kann auch die tollste Daunenjacke nirgendwo herholen. Dennoch spricht man umgangssprachlich von einer „warmen Jacke“ und das werde auch ich so beibehalten.

Warum friere ich trotz warmer Kleidung?

Frost an der Scheibe
Im Winter sollte man sich nicht zu dünn anziehen

Aber wer kennt das nicht: Trotz der tollen, ganz warmen (bestens isolierenden, wir hatten das besprochen…) neuen Skisocken, Radhandschuhe mit Fleeceinnenfutter, Strickmütze aus extra dicker Wolle et cetera., seid ihr draußen unterwegs, friert ihr euch schon den Ar… äh alles weg, was ihr nicht habt. In diesem Fall liegt das vielleicht daran, dass ihr falsch gekleidet seid. Hierzu ein paar Beispiele:

Frieren aufgrund zu dünner Kleidung.

Der Fall ist recht einfach. Wer sich nicht der Temperatur und Witterung entsprechend kleidet und auch nicht auf die persönlichen Bedürfnisse achtet, wird frieren. Hier hilft der Vergleich mit Freunden und Bekannten nur bedingt, da jeder ein individuelles Kälteempfinden hat. Während ein Freund noch gut mit einem dünnen Pullover klarkommt, ist das für mich vielleicht schon zu wenig Isolation, und ich muss mich „wärmer“ anziehen.

Frieren bei falscher Kleidung.

Wenn ich kalte Hände habe, brauche ich wärmere Handschuhe, und wenn ich kalte Füße habe, brauche ich dickere Socken. Naja, ganz so einfach ist das nicht. Wie wir bereits wissen, ist unser Körper relativ schnell dabei, bei der Wärmeverteilung Prioritäten zu setzen. Damit aber auch die Extremitäten warm bleiben, ist es nicht nur wichtig, diese vor Kälte zu schützen, sondern auch dafür zu sorgen, dass der Rumpf ausreichend warm bleibt.

Warme Kleidung schützt den Körper vor der Kälte
Warme Kleidung schützt den Körper vor Kälte

Wer immer kalte Hände hat, ganz egal mit welchen Handschuhen, der ist wahrscheinlich für seine individuellen Bedürfnisse nicht warm genug angezogen. Hier kann es beispielsweise helfen, zusätzlich zu Jacke und Pullover noch eine leichte Fleecejacke oder -weste, oder auch ein langes Unterhemd zu tragen, um so die Wärme besser am Körper zu halten. Das heißt freilich nicht, dass man im Umkehrschluss auch komplett auf die Handschuhe verzichten kann, weil man lediglich den Oberkörper warmhalten muss. Im Fall kalter Füße ist es oft auch wichtig, dass die Oberschenkel und das Gesäß ausreichend warmgehalten werden. Eine lange Unterhose oder auch eine zusätzliche wattierte Hose unter der eigentlichen Kleidung können hier Wunder wirken. Abgesehen davon verliert der Körper vergleichsweise viel Wärme über den Kopf. Eine Mütze, oder im Zweifelsfall auch nur die Kapuze des Pullovers, bringt daher für die generelle Köperwärme oft mehr, als man zunächst vermuten mag.

Nicht richtig sitzende Kleidung

Falsche Kleidung ist aber auch Kleidung, die nicht richtig passt. Das kann sowohl zu weite, als auch zu enge Kleidung sein. Das Problem zu großer Kleidung tritt nicht selten bei Kindern auf. Und es ist auch nur verständlich, dass Eltern Klamotten etwas größer kaufen und darauf setzen, dass das Kind noch in die Jacke „reinwächst“. Ist das Kleidungsstück aber erheblich zu groß, dann wird es schwierig, die Luft zwischen Kleidungsstück und Körper ausreichend zu erwärmen. Die Isolationsleistung fällt somit deutlich geringer aus, als man das zunächst erwarten würde, und das Kind friert trotz vermeintlich gut isolierender Kleidung. Dieser Effekt tritt übrigens beispielsweise auch bei zu großen Schlafsäcken auf.

Zu kleine Kleidung ist gleich auf zwei Arten problematisch. Zu enge Schuhe können beispielsweise dazu führen, dass der Fuß bzw. die Zehen stark eingeengt werden, was wiederum die Durchblutung stört. Ist eine gute Durchblutung nicht gewährleistet, führt das in der Regel dazu, dass der betroffene Körperteil nicht ausreichend mit Wärme versorgt wird und entsprechend auskühlt. In diese Kategorie fallen zum Beispiel auch Socken, deren Bund die Wade einschnürt. Darüber hinaus ist bei zu enger Kleidung kaum Platz für eine isolierende Luftschicht, was ebenfalls dazu führt, dass die Isolationsleistung beeinträchtigt wird.

Auch Frieren durch zu warme Kleidung ist möglich
Auch durch zu warme Kleidung können wir frieren

Frieren durch zu warme Kleidung

Dieser Fall ist ein wenig speziell und klingt zunächst paradox. Aber auch, wer sich zu warm anzieht, kann frieren, und zwar wenn er zuvor geschwitzt hat. Aber von vorne. Stellt euch vor, ihr geht in einer Daunenjacke Joggen. Ziemlich sicher wird das dazu führen, dass ihr schon nach wenigen Metern stark ins Schwitzen kommt. Egal, wie gut die Funktionsmaterialien eurer Kleidung sind, wenn ihr heftig schwitzt, kann die dann entstehende Feuchtigkeit oft nur verzögert abtransportiert werden. Gleichzeitig kühlt sie aber euren Körper. Solange ihr in Bewegung seid, ist das sicherlich auch sinnvoll und notwendig. Spätestens aber, wenn ihr in die Ruhe kommt, und der Körper weniger bis gar keine überschüssige Wärme produziert, werdet ihr aufgrund der verdunstenden Feuchtigkeit langsam anfangen zu frieren. Sportarten, bei denen dieses Problem häufig auftritt, sind beispielsweise Ski- und Radtouren mit langen Anstiegen und Abfahrten.

Um diesen Effekt zu vermeiden oder zumindest einzudämmen, hilft es, konsequent auf das Zwiebelprinzip zu setzen und die Kleidung an den aktuellen Wärmebedarf anzupassen. Hierzu kann es auch sinnvoll sein, während der Tour spontan Kleidungsstücke aus- oder anzuziehen, oder bei Ankunft am Gipfel feuchte Kleidung (ersatzlos) auszuziehen. Nehmen wir einmal das Beispiel Skitour: Wer mit einem nassgeschwitzten Funktionsunterhemd am Gipfel ankommt, wird auf der Abfahrt (oder auch schon bei der Gipfelrast) weniger frieren, wenn er das Unterhemd auszieht, und nur die darüberliegenden, noch trockenen Kleidungschichten trägt. Denn nasse bzw. feuchte Kleidung isoliert oft nicht nur schlechter, sondern kühlt aufgrund der Verdunstung der Feuchtigkeit auch aktiv. Dieser Effekt gilt selbstverständlich nicht nur für nassgeschwitzte Sachen, sondern auch dann, wenn ihr beispielsweise in einen Regenschauer gekommen seid.

Was aber kann ich aktiv dagegen machen?

Ein warmes Getränk hilft bei Kälte
Ein warmes Getränk kann helfen, das Frieren zu vermindern
  • Ausreichend Essen und schlafen. Um Wärme erzeugen zu können, braucht unser Körper Energie, und diese beziehen wir aus der Nahrung. Außerdem wirkt sich Müdigkeit negativ auf unser Wärmeempfinden aus. Müdigkeit ist eine Form von Stress, und Stress wiederum ist eine Art Alarmzustand unseres Körpers. Hierdurch erhält der Körper „evolutionsbedingt“ den Eindruck, dass es „ums Überleben“ geht, was wiederum dazu führt, dass lebenswichtige Organe, also Herz, Lunge etc. bevorzugt mit Energie und Wärme versorgt werden.
  • Kleidung wählen, die zu Temperatur und Witterung passt, und dabei auch auf eine gutsitzende Größe achten. Druckstellen in Schuhen oder zu weite Kleidung ist hier oft problematisch. Bei Problemen mit kalten Extremitäten sollte man zusätzlich prüfen, ob der Blutfluss durch die Kleidung gestört wird (zu enge Bündchen etc.), und ob der Rumpf ausreichend warmgehalten wird.
  • Nasse Kleidung nach Möglichkeit ablegen. Besser noch: es erst gar nicht zu nasser bzw. verschwitzter Kleidung kommen lassen. Hier hilft es, wenn man sich nach dem Zwiebelprinzip kleidet, und bei Bedarf Kleidungsstücke anzieht oder ablegt.
  • In Bewegung bleiben. Wer regelmäßig alle Körperteile bewegt, regt die Blutzirkulation an und sorgt somit auch für eine bessere Versorgung mit Wärme. Wer beispielsweise auf dem Fahrrad trotz guter Kleidung kalte Hände bekommt, kann die Finger bewegen. Auch kurzes Absteigen und „Hampelmann-Springen“ kann helfen.
  • Friert man bereits, und kann sich nicht in einem Gebäude aufwärmen, können warme Getränke und energiereiche Speisen (gerne ebenfalls warm) dabei helfen, das akute Frieren einzudämmen. Vom Alkohol (dazu zählen auch Glühwein und Jagertee) sollte man allerdings tunlichst die Finger lassen. Alkoholische Getränke machen, wenn überhaupt, nur einen kurzen Moment warm. Durch den Alkohol weiten sich nämlich die Gefäße, es fließt also zunächst mehr warmes Blut auch in die Extremitäten, aber das führt gleichzeitig dazu, dass der Körper mehr Wärme verbraucht, als eigentlich gut wäre. Das Ergebnis: erst fühlt man sich wärmer, kurz darauf friert man aber stärker als vor Einnahme des Getränks.

Erfrierungen und Unterkühlung

Erfrierungen und Unterkühlungen zählen zu den Notfällen. Wird hier nicht ausreichend schnell reagiert, kann das für den Betroffenen schwerwiegende Folgen nach sich ziehen und sogar zum Tod führen. Frieren ist dabei eine erste Warnstufe, und zunächst noch nicht schlimm. Spätestens aber, wenn sich einzelne Körperteile bläulich-rot oder weiß verfärben und taub werden, deutet das stark auf eine beginnende Erfrierung hin. Anzeichen für eine Unterkühlung sind gegeben, wenn die betroffene Person stark zittert, und in einem zweiten Stadium teilnahmslos oder sogar schläfrig wird. Gerade bei Unterkühlungen kann es schnell lebensgefährlich werden, beispielsweise durch übermäßiges Bewegen oder ein zu schnelles Aufwärmen.

Also…

Frieren kann unterschiedliche Ursachen haben, lässt sich aber nicht selten auf falsche Kleidung zurückführen. Besonders wichtig ist es, den Rumpf und die Oberschenkel warmzuhalten, denn nur so leitet unser Körper auch ausreichend viel warmes Blut in die Extremitäten. Abgesehen davon ist es aber auch wichtig, Hände und Füße ausreichend vor Kälte zu schützen. Gutsitzende und der Witterung angepasste Handschuhe, Schuhe und Socken wirken hier mitunter Wunder. Und last but not least: um nicht zu frieren, muss der Körper Wärme produzieren (können). Eine gute Ernährung und ausreichend Bewegung kurbeln die Wärmeproduktion an.

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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