Es war irgendwann 2014, als mich Ralf (Gantzhorn) fragte, ob ich ihn nach Feuerland begleiten würde, zum Monte Sarmiento. Es gibt viele gute Gründe, nicht nach Feuerland zu reisen, schon gar nicht zum Bergsteigen: das miese Wetter, die weite Reise, die komplizierte Logistik, viel Bürokratie, hohe Kosten, kaum zugängliche und gefährliche Berge. Aber Ralf hatte schon einen Plan und VAUDE, unser beider Partner, sagte eine finanzielle Unterstützung zu.
Es gab also keinen Grund zu zögern. Im Frühjahr 2015 sollte es losgehen. Doch zwei Tage vor Abflug stellte sich heraus, dass unser kleines Segelschiff nicht in Punta Arenas, Chile, auf uns warten würde. Und dass sich auch so einfach kein Ersatz organisieren lassen würde. Ich kann nicht genau sagen, wo das Problem lag, aber ohne Boot kein Vorankommen in einer wilden Welt, die man praktisch nur übers Wasser erreicht.
Uns blieb nichts übrig, als die ganze Aktion abzublasen. Fürs Erste zumindest. Auf dem Weg in die entlegensten Winkel der Erde kann eben viel schiefgehen – sogar, bevor man die eigenen vier Wände verlassen hat.
Der zweite Anlauf – oder einfach ein Weiterer
Im Frühjahr 2016 wollten wir es erneut probieren. Ralf war schon öfters am südlichsten Zipfel des amerikanischen Kontinents unterwegs und dort auch durchaus alpinistisch erfolgreich. Zusammen mit Robert Jasper und Jörn Heller glückte ihm der Westgipfel des Monte Sarmiento (2010) sowie eine Besteigung des Monte Giordano (2012) – jeweils über schwierige Neutouren! Doch das große Ziel hieß noch immer Monte Sarmiento Hauptgipfel (Ostgipfel).
Dieser wurde wohl 1956 (!) von den italienischen Alpinisten Carlo Mauri und Clemente Maffei erstbegangen, was einer unglaublichen, leider nicht dokumentierten Leistung entsprechen würde. Seitdem zog es immer wieder Expeditionen zum Monte Sarmiento, von denen rund 20 scheiterten und eine von Erfolg gekrönt war: 2013 erreichten Camilo Rada (Chile) und Natalia Martinez (Argentinien) im Rahmen einer großen Expedition den höchsten Punkt des Berges. Sie kletterten nachts, um ein kurzes Wetterfenster auszunützen (weshalb es von ihrer Aktion kein Bildmaterial gibt).
Und nun wollten auch wir einen Versuch wagen: Ralf Gantzhorn, Axel Voss und ich. Zum Team gehörte außerdem die Crew unseres kleinen Segelschiffs (Kapitän Eze und Carlos) sowie Jochen Schmoll, unser Filmer.
Ein Film über eine große Reise, die Wildnis und eine Diva
Jochen hatte wahrlich keinen leichten Job. Nässe und Kälte machten der Kamera-Technik zu schaffen, das Laden der Akkus auf dem Boot war problematisch und die Drohne bei den starken Winden permanent gefährdet. Doch irgendwie hat Jochen allen Widrigkeiten getrotzt! Kein Wunder bei seiner Erfahrung; er begleitet Berg- und Actionsportler schon seit vielen Jahren auf ihren Reisen. Beim seinem siebten Besteigungsversuch des Monte Sarmiento konnte Ralf Gantzhorn also kaum einen geeigneteren Filmer an seiner Seite wissen. Das Ergebnis seiner Arbeit ist unten verlinkt, und es zeigt Feuerland viel besser als ich es beschreiben könnte. Ich hoffe, dass auch ein wenig klar wird, was den Reiz einer solchen Reise ausmacht, die zugegebenermaßen etwas verrückt erscheint…
Monte Sarmiento – Die Weiße Diva
Quelle: Bergauf-Bergab – BR Fernsehen (2016); Bild: Ralf Gantzhorn, Tom Mandl / BR Montage: BR / Kamera: Jochen Schmoll