
Zugegeben – meistens geht es auch so und ja – oft lassen sich die ersten Meter zum Bohrhaken auch mit mobilen Sicherungsmitteln ganz gut entschärfen. Doch spätestens wenn die Routengrade knackiger werden und die Züge zunehmend unsicherer, kann eine eingehängte erste Expresse Gold wert sein.
Da in unserem heimischen Klettergebiet (Uracher Alb) die ersten Haken oft doch recht hoch hängen, habe ich mir in den letzten Wochen den ein oder anderen Clipstick angeschaut und bin beim Betastick – Clipstick Compact hängen geblieben. Was an dem Compact besonders gefällt erfahrt Ihr in diesem Gear of the Week…
Gute fünf Meter Reichweite aus 69cm rausholen
Alles was unhandlich ist bleibt auf kurz oder lang doch daheim. Vor allem, wenn es auf Reisen geht. Mit seinen 69 cm Packmaß und 460g Gewicht passt der Betastick – Clipstick Compact immer außen an den Kletterrucksack, ohne groß zu stören. Über das klassische Teleskopstab-Prinzip lässt er sich dennoch auf bis zu 2,74 Meter ausziehen, was addiert mit Körpergröße und ausgestrecktem Arm bei den meisten gute fünf Meter Reichweite ergibt. In 90% aller Fälle genug – vor allem in schweren Touren, wo Haken meist großzügiger platziert sind.

Wer auf Nummer sicher gehen will und ein etwas längeres Packmaß nicht scheut, der kann mit den Varianten Standard, XL bis zu 5,49 Meter, also plus Körpergröße, über 7 Meter Reichweite rausholen. Das Prinzip ist recht simpel und lässt sich mit fast allen Expressen umsetzen (z.B. Petzl – Ange Finesse dürfte aufgrund des dünnen Mono-Wire Verschlusses meines Erachtens nach nicht funktionieren). Die Expresse wird in die Vorrichtung eingelegt und der Verschluss mittels Halterung offengestellt (siehe Bild). Seil ins andere Ende der Expresse, nach dem ersten Bohrharken fischen, Clipstick abziehen, fertig. Wackelig wird es nur, wenn die gesamte Länge gebraucht wird, da das oberste Segment des Clipsticks recht dünn ist – dennoch vom Handling her noch absolut machbar.
Weiterer Vorteil durch das geringe Packmaß ist, dass man den Stick bei Bedarf am Gurt die Route „hochbugzieren“ kann und sich so harte Passagen in Ruhe auskundschaften lassen. Mittlerweile trägt der Compact deshalb den nicht ganz so ernst gemeinten Beinamen “Cheatstick”, da er öfters dazu verwendet wird harte Passagen in Mehrseillängen technisch zu überwinden. Die Handhabung bleibt jedem selbst überlassen.

Zu guter Letzt noch ein praktisches Feature, dass auch Boulderer aufhorchen lassen sollte: in die Vorrichtung für die Expresse lassen sich auch Griffbürsten gut einspannen (siehe Bild). Mitgeliefert wird eine Metolius – M-16 Bouldering Brush aber auch die Edelrid – Boulder Brush müsste gut passen. So lassen auch auch weit entfernte Griffe gemütlich vom Boden aus Putzen. Genauso wie beim Expressen einhängen gilt auch hier: bei maximal ausgefahrener Länge wird’s mit dem Compact etwas wackelig. Da beim Bouldern eh immer ein Crashpad dabei ist, sollten Aspiranten dieses Verwendungszwecks daher eher zu einer der stabileren Versionen Standard, Long oder XL greifen.
Fazit
Schaut man sich aber die zunehmend speckigen Einstiege an oder ist man mal wieder in brüchigem Fels unterwegs, dann bietet sich ein Clipstick zur Entschärfung an. In punkto Qualität und cleverer Detaillösungen haben die Sticks vom britischen Hersteller Betastick ihren guten Ruf meiner Meinung nach durchaus verdient. Welche Variante nun schlussendlich zum Einsatz kommt bleibt letztendlich aufgrund des Einsatzzweckes jedem selbst überlassen – bei mir wird es der Compact.
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