Der Begriff “Biwak” ist abgeleitet von dem französischen Wort bivouac, das Feldlager oder Nachtlager bedeutet. Das Biwakieren ist neben dem Zelten oder einer Hüttenübernachtung ein weiterer gebräuchlicher Weg, seine Nächte in der Natur zu verbringen.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Varianten hat man dabei aber in aller Regel kein Dach über dem Kopf, es sei denn man schläft in einer der sehr spartanisch ausgestatteten Unterkünfte, die auch als Biwakschachtel bekannt sind. Hat man diesen Luxus nicht, und ist trotzdem auf einen wetterfesten Schlafplatz angewiesen, führt wohl erstmal kein Weg an einem Biwaksack vorbei. Was die können, und worauf beim Kauf zu achten ist, verraten wir Dir im folgenden Artikel.
Was genau versteht man unter biwakieren?
Um es möglichst kurz zu machen: biwakieren mit Biwaksack ist in etwa sowas wie zelten, nur eben in einer Tüte. Dabei übernachtet man in dieser Tüte nicht unbedingt immer, sondern sitzt manchmal auch bloß kurz drin, um schlechtes Wetter vorbeiziehen zu lassen. Oder man nutzt den Biwaksack, um nach einem Unfall die Wartezeit auf die (hoffentlich eintreffende) Rettung besser zu überstehen.
Wenn möglich sollte man sich im Vorfeld gut überlegen, für was der Biwaksack auf der Tour dienen soll. Vor allem bei kürzeren Pausen darf der Sack etwas atmungsaktiver sein, sonst sammelt sich das Kondenswasser recht schnell an der Innenseite und tropft von dort munter auf Klamotten oder Schlafsack.
Was ist ein Biwaksack?
Um es möglichst kurz zu machen: der Biwaksack ist die Tüte, in der man beim Biwakieren sitzt oder liegt.
Das Teil besteht im einfachsten Fall aus einer zusammengenähten, mehr oder weniger wasserdichten Ober- und Unterseite aus Kunstfasern. In der Oberseite befindet sich ein Schlitz, der das Reinschlüpfen ermöglicht und das Gesicht frei lässt. Es gibt Säcke für eine Person oder für zwei, letztere mit dem Vorteil der größeren Wärmeerzeugung und dem Nachteil der umständlicheren Handhabung.
Ein Biwaksack ist leichter und billiger als ein Zelt und ermöglicht es (zumindest theoretisch), jederzeit und überall einen wettergeschützten Unterschlupf aufzubauen. Funktionskleidung allein reicht dafür nicht immer, denn wenn schlechtes Wetter lang genug anhält, findet Nässe in der Regel immer einen Weg hinein. Der Biwaksack kann dann zum sprichwörtlichen Lebensretter werden.
Grundlegende Eigenschaften eines Biwaksacks
Kurzzeitig bieten auch günstigere Biwaksäcke einen passablen Wind- und Nässeschutz. Allerdings halten sie den Belastungen von heftigen Böen, ruppigen Bewegungen der Biwakierenden oder Kontakten mit Schuhen und anderem Equipment nicht allzu lange stand. Die Druckbelastung durch das Sitzen oder Liegen auf dem Material kann überraschend schnell zur Durchfeuchtung führen.
Wassersäule
Hier solltest Du darauf achten, dass das Bodenmaterial eine Wassersäule von mindestens 2.000 mm aufweist (besser deutlich mehr, denn beim Hocken auf dem Biwaksackboden kann die Belastung noch viel höher werden).
Für alle Modelle eher schwierig einzuschätzen ist der erreichbare Wärmegewinn. Dieser hängt mindestens so stark von der Situation wie vom Modell und individuellen physiologischen Faktoren ab. Daher lässt sich hier leider keine pauschale Aussage treffen. Entscheidender als die Stärke des Materials ist hier die Luftschicht, die man idealerweise als Isolation zwischen dem eigenen Körper und dem Biwaksack hat.
Atmungsaktivität
So weit so einfach. Komplizierter wird es, wenn die viel beschworene Atmungsaktivität ins Spiel kommt, und mit ihr die Beschichtungen, Membranen und Laminate, die sich, je nach gewünschten Eigenschaften, entweder an der Ober- oder Unterseite oder beidseitig befinden.
Dann kommt von komplett verschließbaren 3D-Kapuzen mit Moskitonetz, über anatomische Fußboxen bis zu zeltartigen Gestängebögen noch eine Menge möglicher Zusatzausstattung hinzu, die ebenfalls die Eigenschaften bestimmt.
Unterschiede der Biwaksäcke
Aus den obigen Überlegungen wird klar, welche unterschiedlichen Anforderungen der perfekte Biwaksack erfüllen muss. Oder besser gesagt müsste, denn den eierlegenden Wollmilchsack gibt es leider (noch) nicht.
Bis dieses Wunderding kommt, müssen wir uns bei der Entscheidung für ein Modell zwischen folgenden drei Schwerpunkten bewegen:
- Komfort (Atmungsaktivität, Platz, Ausstattung)
- Geringes Gewicht und Packmaß
- Wetterschutzfaktor (Materialqualität und -robustheit, komplett dichte Verschließbarkeit)
Einen Biwaksack, der alle drei Kriterien in hohem Maße erfüllt, gibt es nicht. Es ist wie beim Autokauf, wo du ebenfalls trotz aller Hightech-Euphorie nach wie vor keinen Rennwagen bekommst, der zugleich auch familientauglicher Großtransporter und Umweltfreund mit Minimalverbrauch ist.
Immerhin lassen sich beim Biwaksack zwei der drei Schwerpunkte gut unter einen Hut bekommen, sprich 1) und 2) oder 1) und 3). Bei 2) und 3) wird es schon schwieriger bzw. deutlich teurer, aber immer noch machbar.
Materialien, die bei Biwaksäcken zu Einsatz kommen
Die gewünschten Kriterien entscheiden über die Zusammensetzung des Materials und über die Konstruktion des Biwaksacks. Zählen wir zuerst die Materialien auf:
Hauptbestandteil der meisten Ultraleicht-Modelle ist eine stabile, oft mit Aluminium bedampfte Folie. Derartige Biwaksäcke können im ungünstigen Fall schon nach einfachem Gebrauch beschädigt oder unbrauchbar sein, sind aber auch ausdrücklich nur als Notfallreserve, ähnlich wie eine Rettungsdecke, gedacht.
Bei den robusteren Basic-Modellen kommt ein zeltähnliches Nylon- oder Polyestergewebe mit Polyurethanbeschichtung (PU-Beschichtung) zum Einsatz. Nylon-, Polyester- und Baumwoll-Mischgewebe sind ohne eine solche Beschichtung nicht wasserdicht. PU verleiht dem Trägermaterial aufgrund der hohen Dichte bei gleichzeitiger Flexibilität seine funktionellen Eigenschaften.
Neben PU kommt auch das zumeist als höherwertig eingestufte Silikon zum Einsatz. Silikonbeschichtungen sind elastischer, langlebiger und teurer als andere Beschichtungen. Sie erhöhen nicht nur die Reißfestigkeit, sondern auch die UV-Stabilität des Trägermaterials. Zudem sind sie deutlich leichter als PU-Beschichtungen, bei vergleichbarer Wasserdichtigkeit.
Biwaksäcke mit Membran
Bei aufwändigeren Biwaksäcken kommen auch Membranen zum Einsatz. Wie diese genau funktionieren, und wo die Vorteile gegenüber einer Beschichtung liegen, kannst Du hier nachlesen.
Wenn Du auf eine Membran Wert legst, sei zunächst gesagt: Im praktischen Einsatz wirst Du in Sachen Atmungsaktivität eher geringe Unterschiede zwischen den bekannten Markenmembranen wahrnehmen. In der Regel kommen alle Technologien ab einer bestimmten Feuchtigkeitsmenge und/oder Temperaturverteilung an ihre Grenzen.
Für alle Beschichtungen, Laminate und Co. gilt, dass sie Gewicht und Packmaß in die Höhe schrauben, genauso wie jedes andere zusätzliche Detail auch. Je mehr Schutz, Vielseitigkeit und Funktionalität der Materialmix bietet, desto mehr Gewicht und Packmaß muss getragen werden. Auch jedes Komfort-Plus, z.B. durch mehr Platzangebot oder praktische Details wie abgedeckte Reißverschlüsse wiegt extra.
Konstruktionsformen des Biwaksacks
Die meisten Biwaksäcke sind schlicht und einfach wie ein leicht vergrößerter Schlafsack geschnitten und liegen flach wie eine Decke auf dem Boden. Das Volumen kommt nur durch den eigenen Körper oder durch Extras wie Versteifungen, Abspannmöglichkeiten oder kleine Gestänge zustande.
Mehr Kopffreiheit
Letztere bieten vor allem bei häufigeren Übernachtungen ein sehr angenehmes Plus an Kopffreiheit. Allerdings sollte man bei Modellen mit einfachem Gestängebogen dessen Standfestigkeit nicht überschätzen. Einige bleiben nur stehen, wenn der Reißverschluss komplett zugezogen ist, andere neigen sich schon bei kleineren Windböen in Richtung Gesicht. Definitiv zuverlässig halten die aufwändigeren Konstruktionen, wie das Kreuzgestänge beim Carinthia Observer. Solch hundertprozentiger Komfort und Wetterschutz ist allerdings weder leicht noch billig.
Verschließbarkeit
Eine wichtige Frage ist, ob sich der Biwaksack vollständig verschließen lassen soll. Umfassenden Wetterschutz gibt es nur, wenn der Innenraum mit einem robusten Reißverschluss lückenlos dicht zu machen ist. Kordelzüge, Klettverschlüsse und Belüftungsgitter lassen immer kleine Lücken und Restöffnungen, die im Extremfall auf der wetterabgewandten Seite gehalten werden müssen.
Das ist bisweilen schwieriger als es klingt. Ein unbedingtes Muss ist diese Vollverschließbarkeit allerdings nur für ambitionierte Tourenvorhaben in größeren Höhen oder kälteren Zonen. Die meisten Notsituationen sowie viele „normale“ Übernachtungssituationen lassen sich durchaus mit Biwaksäcken bewältigen, die „nur“ mit Knöpfen, Kordelzügen o.ä. verschließbar sind.
Fazit
Biwakieren ist mehr als nur eine Notlösung bei widrigen Bedingungen am Berg. Es kann ein ursprüngliches und ehrliches Naturerlebnis verschaffen und bietet eine flexible Option zwischen dem Zelten und „völlig ungeschütztem“ Übernachten an der frischen Luft.
Allerdings ist das Biwakieren auch bei guten äußeren Bedingungen nichts für Leute mit Ängsten vor unmittelbaren Boden-, Material- und Körperkontakten. Wer aber die Lust am Draußen-sein entdeckt, kann solche Hemmschuhe schnell ablegen und wird das rustikale Element am Ende womöglich gar lieben lernen. Spätestens dann wird man sich auch etwas weiter „raus“ in die Natur und die Berge wagen und auf die Suche nach dem richtigen Biwaksack begeben. Wir hoffen, dass dieser Artikel dabei hilfreich ist.
3 Comments on the Article
Sehe ich auch so, es lässt sich z.B. nicht nach mit Membran oder ohne in der Suche filtern, oder nach Gewicht, wie bei den Schlafsäcken auch. Man ist gezwungen, jeden einzelnen Artikel anzusehen. Das macht keinen Spaß.
Dieser Artikel bringt leider nicht viel, denn kaum gehe ich weiter zu dem Link "hier geht's zu den Biwacksäcken" stehe ich wieder wieder vor der Fülle an Möglichkeiten und weiß nicht mehr, welcher Biwaksack welcher Kategorie in der Kaufberatung zuzuordnen ist.
Bevor ich einen Biwisack mit gestänge kaufe, kaufe ich mir lieber ein Einmannzelt. Meistens auch leichter als so ein Biwisack.