Weit mehr als eine Daunendecke – von den Vorzügen eines Quilts

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Ihr wollt auf Eurer nächsten Trekkingtour einmal wirklich aufs Gewicht achten und wisst nicht so richtig, womit ihr beim Grammjagen anfangen sollt? Dann könnte dieser Beitrag vielleicht Abhilfe schaffen. Die schwersten Ausrüstungsgegenstände stammen immer aus den so genannten großen Drei: also Schlafsack, Rucksack und Zelt.

Ein vernünftiger Drei-Jahreszeiten-Schlafsack bringt in der Regel mindestens 700-800 Gramm auf die Waage, eher mehr. Dieses Gewicht könnt ihr reduzieren, wenn ihr statt auf einen „klassischen“ Schlafsack auf einen Quilt setzt. Der Quilt schafft es, die 3-Jahreszeiten-Temperaturen mit 400-500 Gramm, also gut der Hälfte des Gewichts eines Schlafsackes abzudecken.

Was ist ein Quilt?

Ein Ausschnitt eines Quilts der Marke Exped.
Ein Ausschnitt eines Quilts – ein Schlafsack in Form einer Decke.

Ein Quilt ist quasi ein Schlafsack, dem allerdings ein Teil seiner Füllung fehlt. Zudem hat ein Quilt keinen Reißverschluss, sondern einen Kordelzug als Verschlußmechanismus. Beides sind die Voraussetzungen dafür, dass der Quilt in einem ähnlichen Temperaturbereich leichter ist als ein Schlafsack. Neben dem Gewicht sorgt die geringere Füllmenge des Quilts für ein sehr geringes Packmaß – ein weiterer Vorzug für den gewichtsorientierten Wanderer.

Nun wird natürlich schnell die Frage auftauchen, ob die geringere Füllmenge nicht auch für eine geringere Wärmeleistung des Quilts sorgt. Die Antwort lautet nein. Da ein Schlafsack quasi rundum mit Füllmaterial (Kunstfaser oder Daune) versehen ist, kommt man nicht umhin, auf einem Teil der wärmeisolierenden Füllung zu liegen. Dadurch komprimiert man die Füllung mit seinem Körpergewicht und sorgt (insbesondere bei Daunen) dafür, dass die wärmeisolierende Eigenschaft vollständig verloren geht. Das heißt, die Wärme in diesem Teil des Schlafsacks kommt nicht von dem Schlafsack selber, sondern von der entsprechenden Isomatte, die die Bildung einer Kältebrücke verhindert. Aus diesem Grund ist die fehlende Füllung eines Quilt kein Nachteil, wenn es um die Wärmeleistung in einem bestimmten Temperaturbereich geht.

Auch die fehlende Kapuze kann ganz einfach durch die Kapuze der Daunenjacke oder den Einsatz einer Mütze überbrückt werden.

Einsatzbereiche dieses Schlafsacks

Eine Person packt das Tourengepäck zusammen.
Mit einem Quilt im Gepäck wird alles leichter!

Ein weiterer Vorteil eines Quilts gegenüber einem herkömmlichen Schlafsack liegt in dessen Flexibilität. Der Kordelzug lässt sich sehr viel besser regulieren als ein Reißverschluss. Durch diesen Kordelzug kann der Quilt in wärmeren Bedingungen im Handumdrehen zu einer Decke umfunktioniert werden. So kommt ihr nicht in die Verlegenheit, bei wärmeren Temperaturbedingungen euren Schlafsack mit Schweiß zu tränken und in kälteren Nächten frieren zu müssen. Diese Eigenschaft sorgt auch ganz generell für eine bessere Ventilation als man es in einem geschlossenen Schlafsack hätte.

Was sind also klassische Einsatzbereiche für einen Quilt? Längere Touren, die einen durch unterschiedliche Temperaturbereiche führen sind ein Beispiel. Seien es die großen amerikanischen Trails wie der Pacific Crest, Appalachian Trail oder der El Camino und andere europäische Fernwanderwege, hier werdet ihr mit verschiedenen Bedingungen konfrontiert, aber habt kaum die Möglichkeit, eure Ausrüstung anzupassen. Genau deshalb eignet sich der Quilt für diese Touren. Aber auch für kleinere Touren, die sich in einem Temperaturbereich bis knapp unter den Gefrierpunkt abspielen eignen sich Quilts sehr gut.

Den Richtigen finden

Bevor ihr den für euch geeigneten Quilt aussucht, ist es wichtig zu beachten, dass zu diesem eine entsprechende 3-Jahreszeiten Isomatte gehört, die einen R-Wert von mindestens drei haben sollte. An der Isomatte kann der Quilt dann auch mit Hilfe des Kordelzuges befestigt werden, um eine optimale Nutzung der Wärmeleistung zu garantieren.

Eine Person ist in einen Schlafsack eingewickelt.
Auf fast jeder Tour: rundum glücklich mit dem Quilt.

Jetzt kann es losgehen mit der Quiltauswahl. Sehr gute und vor allem extrem leichte Quilts macht der amerikanische Schlafsackspezialist Western Mountaineering. Aufgrund der Nutzung sehr hochwertiger Daunen mit 850 cuin Bauschkraft ist dieser Hersteller immer einen Blick wert.

Ein Modell wie die Nanolite Daunendecke von just genanntem Hersteller ist für den Einsatz bis knapp unter den Gefrierpunkt gemacht und bringt dabei gerade einmal 360 Gramm auf die Waage. Bis ungefähr minus fünf Grad könnt ihr euch mit der Western Mountaineering Australite Daunendecke warmhalten. Mit einem Gewicht von 480 Gramm ist diese nur schwer zu unterbieten.

Quilts im Winter

Kommen wir nun noch zu den Einschränkungen. Diese Schlafsackvariante ist nicht dafür geeignet, unter dauerhaft kalten Bedingungen genutzt zu werden. Der oben genannte Temperaturbereich ist das Maximum dessen, was aus einem ihm herausgeholt werden kann. Und ihr werdet entsprechend auch nur 3-Jahreszeiten-Quilts für Frühjahr, Sommer und Herbst finden. Zwar könnt ihr durch die Nutzung einer Winterisomatte den Bereich noch etwas dehnen, aber für dauerhaften Wintereinsatz ist ein Quilt schlicht nicht gemacht.

Da ein Schlafsack ja generell nichts anderes macht, als die eigene Körperwärme durch das entsprechende Füllmaterial zu isolieren und zu speichern, ist es unter kalten Bedingungen wichtig, den Raum möglichst klein und geschlossen zu halten. Dies kann ein Quilt wiederum nicht in der gleichen Form wie ein Schlafsack leisten.

Fazit

Lange Rede kurzer Sinn: wenn ihr Touren plant, die euch in unterschiedliche Temperaturbereiche führen, aber nicht durch tiefe Minustemperaturen charakterisiert sind, ist einer der besten Wege, Gewicht bei eurer Ausrüstung einzusparen, die Nutzung eines Quilts. Diese Schlafsackvariante schafft es durch das Weglassen von normalerweise nutzlosem Füllmaterial wertvolle Gramm einzusparen. Zudem ermöglicht diese Konstruktionsweise in der Nutzung eine sehr hohe Flexibilität. Ihr werdet in warmen Sommernächten nicht schwitzen und unter kälteren Bedingungen trotzdem nicht frieren – was will man mehr?

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Bergfreund Gastautor

4 Comments on the Article

  1. Patrick 6. Februar 2023 04:54 Uhr

    Ich glaube in der größten Vorteile eines Quillt wurde hier vergessen: Die Bewegungsfreiheit! für Seitenschläfer, die "ihr Knie ausfahren", ist ein quilt eine echte Befreiung. allerdings sollte auch die Isomatte unten drunter breit genug dafür sein. ein riesen Plus für gemütlichen Schlaf!

  2. Michael 21. August 2021 03:56 Uhr

    Quilt ja, Daune eher nein. Das Material überzeugt mich nicht auf einem Longhike Trail. Habt ihr auch noch andere Materialien? Was hältst du davon? Danke!

    1. Bergfreund Marco 23. August 2021 05:15 Uhr

      Hallo Michael, Du wirst letztlich auf keinem Long Distance Trail jemanden finden, der etwas anderes als Daune benutzt. Es gibt schlicht kein Isolationsmaterial, dass besser komprimierbar ist und ein stärkeres Gewichts- Wärmeverhältnis hat. Sollte es Dir um den schwer zerstörbaren Mythos der Feuchtigkeitsempfindlichkeit gehen: das ist bei etwas Umsicht überhaupt gar kein Problem. Viele Grüße, Marco

  3. Chris 16. Juli 2020 20:55 Uhr

    Danke für den interessanten und hilfreichen Artikel, leider funktioniert die Verlinkung nicht mehr. Kann man auf ein Update hoffen?

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