Zugegeben, sie sind nicht so bequem wie Mützen, aber trotzdem gehören sie inzwischen zum festen Bild an der Wand und auf dem Berg und man wird eher doof angeschaut, wenn man keinen trägt. Der Kletterhelm: ungeliebt und häufig verflucht (zu unrecht), schützt er doch mit das Wichtigste, was wir haben: unseren Kopf.
Nachdem alle namhaften Ausrüstungshersteller mittlerweile verschiedenste Bergsporthelme im Sortiment haben, möchte ich die wesentlichen Unterschiede hier gerne mal beleuchten. Bis vor wenigen Jahren war eigentlich klar: man braucht einen Helm!
Die Passform war meist ein guter Grund, auch Kopfschmerztabletten einzupacken und wer neutrale Farben mochte, entschied sich für weiß, wer etwas Signalwirkung mochte, nahm rot oder orange. Doch das hat sich inzwischen stark verändert und der Markt kann eine Vielzahl unterschiedlicher Helme aufweisen.
„Nur“ Kletterer oder Multisportler?
Der Markt ist größer geworden, die Technik weiter fortgeschritten und weitere Kriterien sind entscheidend darüber geworden, für welchen Helm man sich nun entscheidet. Grundsätzlich stellt sich mal die Frage des Anwendungsgebietes.
Mittlerweile gibt es Helme mit Mehrfachzulassung für verschiedene Sportarten, denn nicht jeder Helm eignet sich für alles, aber viele Sportler möchten nicht drei verschiedene Helme zu Hause liegen haben.
Bei Kombinationen sollte man aber immer bedenken, dass das Modell nicht auf ein Gebiet spezialisiert ist, sondern die Schnittmenge mehrerer abdecken soll. Der Helm wird also auf einem Gebiet nie so gut sein, wie ein Spezialist.
Hartschale, Schaum oder Hybrid?
Helme fürs Bergsteigen oder Klettern haben in erster Linie zwei Funktionen: sie sollen den Kopf vor Steinschlag schützen, aber auch vor einem Aufprall. Grundsätzlich sollten Bergsteigerhelme beides können, allerdings haben unterschiedliche Helmtypen aufgrund ihrer Bauweise einen Schwerpunkt auf der einen oder anderen Seite. Welchen Du brauchst, richtet sich (wie immer) danach, was Du mit dem Helm vorhast.
Im Bereich der Kletter- und Bergsporthelme unterscheidet man grundsätzlich zwei Sorten Helme. Hartschalen und moderne Inmolding-Helme mit einem Styroporkern. Aus diesen zwei Sorten ergibt sich noch eine dritte, nämlich die sogenannten Hybridhelme. Sie haben über dem Styroporkern noch eine Hartplastikschale.
Hartschalen-Kletterhelm
Das sind die klassischen Bergsteigerhelme. Mit ihnen hat alles angefangen. Sie erkennt man an der mehr oder weniger harten Schale aus Kunststoff.
Sie schützen weitgehend vor Steinschlag und sie sind im täglichen Gebrauch ziemlich robust. Ihre Konstruktion beschränkt aber ihre Fähigkeit, seitlich Energie aufzunehmen. Der seitliche Aufprallschutz ist also relativ gering. Ein weiterer Nachteil dieser Helme ist ihr Gewicht, sie sind im Vergleich zu den Schaumhelmen relativ schwer.
Inmolding-Helm oder Schaumhelm
Schaumhelme haben zwei wesentliche Vorteile. Sie schützen optimal gegen Anprall und sind sehr leicht. Durch ihre weiche Konstruktion sind sie aber weniger geeignet Steinschlag auszuhalten, da sie die hier auftretenden Kräfte nicht ausreichend verteilen können. Außerdem sind sie sehr anfällig für Kratzer und Dellen und sollten deshalb etwas schonend behandelt werden, um die Tauglichkeit nicht zu beeinträchtigen.
Hybrid-Kletterhelme
Der Hybridhelm wie z. B. der Black Diamond Vapor kompensiert die Vor- und Nachteile der beiden Baustoffe: die Schaumkonstruktion ist mit einer dünnen Kunststoffschale umgeben, die guten Schutz bietet und sich trotzdem nicht übermäßig aufs Gewicht niederschlägt.
Der Übergang von Schaum- zum Hybridhelm ist allerdings fließend, da die meisten Schaumhelme auch eine dünne Schale als Durchschlagschutz haben, die ist aber von ihrer Belastbarkeit nicht mit einem Hartschalenhelm zu vergleichen.
Nicht unkaputtbar
Auch wenn es schwierig ist, eine generelle Aussage zur Haltbarkeit von Helmen zu treffen, gilt für Hartschalenhelme eine längere Lebensdauer als für Schaumhelme. Details dazu findest Du in der Bedienungsanleitung Deines Helmes. Die dort angegebene Lebensdauer ist nicht etwa willkürlich gewählt oder kurz gehalten, um möglichst schnell wieder Umsatz zu machen. Laut DAV beträgt die übliche Nutzungsdauer von Helmen 5 Jahre.
Kunststoffe altern, werden mit der Zeit porös und büßen damit ihre Eigenschaft Energie aufzunehmen ein. Auch nach erfolgreichem Schutz vor Steinschlag sollte ein Helm getauscht werden. Lieber einmal zu früh tauschen, als einen Helm dabei haben, der nicht alles hält, was er soll.
Passform contra Kopfschmerz
Ebenso wichtig ist die Passform. Der Helm sollte grundsätzlich zum Kopfumfang passen und so verstellbar sein, dass er im unverschlossenen Zustand schon nicht mehr vom Kopf fällt oder wackelt. Drückt er bereits bei der Anprobe: Finger weg! Dann ist das für Deinen Kopf nicht der richtige Helm. Auch nach mehreren Stunden sollte Kopfschmerz kein Thema sein. Den fixierten Helm solltest Du auch noch auf eine weitere Probe stellen: beim Sichern hast Du den Kopf meist im Nacken, dabei darf der Helm nicht nach hinten rutschen. Die Stirn muss bedeckt sein.
Wenn Du gerne mit einer Sicherungsbrille sicherst, solltest Du testen, ob Du mit Deiner Brille an dem Helm vorbeisehen kannst. Manche Helme haben inzwischen an der Stirnseite kleine Sonnenschutze. Wäre doof, wenn Du durch den Schutz Deine Sicherungsbrille nicht mehr verwenden kannst.
Modisch oder praktisch?
Die Wahl der Farbe hat in diesem Fall nicht nur ästhetische Gründe. Ein Kletterhelm soll zwar in erster Linie vor Steinschlag schützen, er erfüllt aber auch noch andere Schutzfunktionen. Vor Überhitzung beispielsweise: ein weißer oder heller Helm ist bei starker Sonneneinstrahlung sicher deutlich angenehmer als ein schwarzer bzw. dunkler Helm. Außerdem ist die Farbe ein Signal für Rettungskräfte: einen schwarzen Helm wird man an einer Felswand kaum wahrnehmen, einen weißen im Schnee ebenfalls nicht. Möglichst leuchtende Farben schützen also auch vor dem Verlorengehen eines verunfallten Bergsportlers.
60 % Gewichtsersparnis beim Helm!
Gewicht ist sicher auch ein Kriterium, auf das es ankommen darf. Stell Dir mal vor, Du trägst den Helm beim zweistündigen Zustieg im Rucksack steil bergauf und dann noch in Deiner 8-stündigen Mehrseillängentour auf dem Kopf. Das ständige Hochgucken nicht zu vergessen. Der Unterschied zwischen 165 g und 380 g ist dann schon deutlich spürbar. Ein führendes Beispiel für Gewichtsoptimierung ist der Petzl Sirocco mit nur 160 g (in Gr. 1).
Gimmicks
Das coolste, was ich bisher bei Helmen gesehen habe, ist ein Magnet im Verschluss, der die einhändige Bedienung deutlich erleichtert. Worauf man aber vor allem achten sollte, ist eine funktionierende Stirnlampenhalterung.
Außerdem gibt es inzwischen auch Helme, die an die speziellen Anforderungen von Frauen angepasst sind. Der kleinere Kopfumfang von Frauen etwa oder ein etwas verändertes Tragesystem am Hinterkopf, das Platz für einen Pferdeschwanz lässt. Für Frauen mit langen Haaren ein echter Vorteil.
Die Belüftung
Zum guten Tragekomfort zählt auch, wie gut der Helm belüftet ist. Viele Öffnungen sorgen für gutes Klima und reduzieren zudem noch das Gewicht. So wird auch der längste Kletterausflug im Sommer trotz Helm noch angenehm und es gibt keine Ausreden mehr, auf das Tragen des Helmes zu verzichten.