Shop

Alleine am Nordcap in Norwegen

Inhaltsverzeichnis

Simon am Ende seiner Wanderung 2013 am Nordkap Foto: Matthias Friedrich

Endlich mal einen richtigen Winter erleben, mit viel Schnee, Backcountry-Ski und Pulka-Schlitten. Und dann hoffentlich viele farbenfrohen Polarlichter über dem Zelt, das hat sich Bergfreund Simon vorgenommen.

Klar, dass es da nicht in die Alpen geht, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung nach Norden. Genauer gesagt nach Norwegen zieht es Simon mit seinem Kumpel Ulrich von Weihnachten an bis Ostern, ein ganz spezieller Wintertraum.

Norwegen der Länge nach

2013 stand ich am Nordkap, dem Sehnsuchtsziel vieler Leute. Aber nicht mit dem Wohnmobil oder dem Postschiff, sondern zu Fuß und allein war ich dort hingewandert! Meine Wanderung begann Ende Mai am Kap Lindesnes, Norwegens südlichstem Punkt, das Straßenschild zum Nordkap wies 2518 km bis zum Ziel aus. Einmal durch ganz Norwegen, eine Wanderung, die die Norweger Norge på langs nennen, was so viel wie Norwegen der Länge nach heißt. Die verschiedensten Regionen und Menschen begegneten mir auf meiner Tour. Und auch der Wechsel zwischen drei der vier Jahreszeiten machte diese Wanderung zu etwas ganz Besonderem. Das Frühjahr zeigte sich, der Schnee schmolz und das Leben im Fjell und an den unzähligen Seen und Bächen erwachte aus dem Winterschlaf. Der Sommer war heiß und eine ganze Armee Moskitos machte mir die Wanderung ein ums andere Mal schwer. Dann kam der unfassbare Herbst, die tollste Zeit auf meiner Wanderung. Das Fjell verfärbt sich in faszinierende Rot und Gelbtöne, die Luft wird kalt und klar, ich bekam tanzende Polarlichter direkt über meinem Zelt zu sehen.

Als ich das Nordkap erreichte, wurde ich fast auf der Insel Magerøya, auf der sich das Nordkap befindet, von einem Schneesturm von der Straße gefegt. Der Winter zeigte sich das erste Mal in diesem Jahr mit seiner ganzen eiskalten Wucht, ich bekam eine Idee davon, wie es hier im Winter sein muss.

Simon steht auf dem Fjell
Das Fjell mit faszinierender Rot-Gelb-Tönung

Warum jetzt auch noch im Winter?

Schon während meiner langen Wanderung habe ich ein ums andere Mal darüber nachgedacht, wie es wäre, einmal Norge på langs im Winter zu laufen. Einer Jahreszeit, die so ganz anders ist als alle anderen. Der Winter hat einen ganz speziellen rauen Charme, auf den ersten Blick unerbittlich und eiskalt, aber auf dem zweiten Blick auch unglaublich fragil und von einer klaren Schönheit.

Nach meiner Rückkehr vom Nordkap ist viel passiert, aber der Gedanke an eine Norge på langs Tour im Winter ließ mich einfach nicht mehr los. Im Kopf dachte ich ständig darüber nach, wie wohl die einzelnen Gegenden und Regionen unter einer weißen Schneedecke aussehen würden. Schnell Stand der Entschluss fest, es zu probieren, nicht länger darüber zu grübeln sondern diese Traumtour tatsächlich irgendwann zu wagen.

Norge på langs Tour im Winter
Mit Ski und Pulka im Winter. Foto: Martin Hülle

Mit Ski und Pulka auf ins Friluftsliv

Nach vielen Vorbereitungen und Planungen ist es nun wirklich soweit, wir werden es im Winter angehen! Kurz nach Weihnachten werde ich zusammen mit meinem Kumpel Ulrich aufbrechen um mich erneut daran zu versuchen, nun zu zweit Norwegen der Länge nach zu durchqueren.

Simon und Ulrich in Schweden
Simon mit seinem Kumpel Ulrich zusammen in Norwegen

Mit Backcountry Ski werden wir losziehen: Mit Zelt, Schlafsack und viel Vorfreude im Pulkaschlitten. Bis Ostern haben wir dann Zeit, uns dieser Herausforderung zu stellen. Was uns erwartet? Norwegisches „Friluftsliv“ par excellence! Die Norweger sind ja ganz vernarrt in die wunderbare Natur, die sie in ihrem spektakulären Land umgibt. Egal ob nun im Sommer oder im Winter. Und so verwundert es nicht, dass sie auch ein eigenes Wort dafür gefunden haben, eben Friluftliv! Und das bedeutet in erster Linie Spaß draußen in der Natur zu haben. Die Zeit in der Natur möglichst ohne Leistungsdruck und so intensiv wie eben möglich zu erleben. Da verwundert es nicht, dass man Friluftsliv auch studieren kann und es ein ganz normales Unterrichtsfach in norwegischen Schulen ist! Aber neben dem Leben draußen in der Natur wird uns der Winter auch vor viele Hindernisse stellen. Tiefer Schnee und große Kälte werden uns ebenso auf die Probe stellen wie ständig wechselnde Verhältnisse und die kurzen Tage zu dieser Jahreszeit. Zur Belohnung winken dann hoffentlich eine Menge Spaß sowie viele tolle Erlebnisse und Begegnungen unterwegs. Und mit viel Glück sogar tanzende Polarlichter über dem Zelt! Was für Aussichten auf ein großartiges Abenteuer!

Ganz schön viel zu tun vor solch einer Reise

Eine Menge Vorbereitungen liegen nun bereits hinter uns. Die größten Hürden sind umschifft: Die Route detailliert zu planen benötigt enorm viel Zeit, die Ausrüstung muss sorgfältig zusammengestellt und ausgewählt werden und unvorstellbare Mengen an Proviant und Brennstoff stapeln sich bereits daheim. Um sich einmal das Ausmaß der Proviantmengen bewusst zu machen, man rechnet für eine solche Tour im Winter mit einem Kalorienbedarf von ungefähr 5000kcal pro Person und Tag, was in etwa zehn Tafeln Schokolade entspricht. Und das jeden Tag! Selbst eines dieser leckeren Fertiggerichte hat nur etwa 600kcal – mal sehen wie es mit dem vielen Essen klappt. Aber ohne wird es nicht gehen, Kälte und Anstrengung werden uns tüchtig an die eigenen Grenzen treiben.

Zelten im schwedischen Winter
Viel Planung um eine tolle Tour zu haben

Langsam fügen sich alle Teile zusammen, eine Reise dieser Länge bedeutet eine ganze Menge Planung am Schreibtisch. Schon seit Monaten bereiten wir die Reise vor und setzen uns ausführlich mit allen möglichen Problem auseinander, denen wir unterwegs begegnen werden. Aber neben allen akribischen Vorbereitungen und detaillierten Planungen, ohne eine große Portion Glück und vielen Plänen B und C in der Hinterhand werden wir nicht auskommen.

Das Wichtigste unterwegs: Spaß, Freude und immer einen Plan B im Gepäck!

Wenn ich eine Erfahrung auf meiner langen Wanderung im letzten Jahr gemacht habe, dann ist es die, das man es immer nehmen muss wie es kommt. Man muss einfach flexibel und immer in der Lage sein, seine Pläne den Verhältnissen anzupassen. Die Norweger haben dafür ein Sprichwort: Det ordner seg! Das regelt sich schon! Und genau das ist es, was mich neben der enormen Herausforderungen so an Norwegen, Skandinavien und langen Trekking Touren reizt: Friluftsliv und Det ordner seg zu erleben und sich darauf einzulassen. Denn ganz egal welche Tour man sich auch vornimmt, ob man nun 140 Tage lang durch Norwegen läuft oder eine tolle Wanderung auf der Schwäbischen Alb am Wochenende machen will, sie alle beginnen mit einem ersten Gedanken daran und einem ersten Schritt! Der Rest ist dann das, was man selbst daraus macht!

Teile den Artikel mit anderen Bergfreunden

Bergfreund Simon

Schreib uns einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke die passenden Produkte im Bergfreunde.de Shop

Diese Artikel könnten dir auch gefallen