Huch, eben war noch dunkelster Winter und jetzt knallt die Sonne mittags gefühlt mit Äquatorstärke. Es ist, als ob die Sonnenintensität einen Sprung gemacht hätte. Zumindest kommt mir das jedes Frühjahr so vor. Deshalb habe ich es auch dieses Mal wieder verpasst, rechtzeitig für Sonnenschutz zu sorgen und den ersten Sonnenbrand zu vermeiden.
Damit nächstes Jahr endlich Schluss damit ist, will ich hier mal nachforschen, was der Sonnenbrand genau ist, wie man ihn vermeidet und – falls es schon wieder nicht geklappt hat – wie man ihn richtig behandelt.
Was genau brennt da?
Blöde Frage, natürlich brennt die Haut. Und sie spannt im schlimmsten Falle, als ob sie gleich reißen würde. Jede Berührung fühlt sich an, als würde man Schleifpapier übergezogen bekommen. Und es ist auch tatsächlich eine (leichte) Verbrennung, die man sich beim Sonnen-Brand zuzieht. Die Zerstörung der Hautzellen findet in ähnlicher Art statt wie beim Kontakt mit Feuer.
Die Haut wird beim Sonnenbrand (Dermatitis solaris) durch eine zu hohe Dosis an UV-Strahlen sprichwörtlich entzündet. Meist ist nur die oberste Hautschicht (Epidermis) betroffen.
Ein leichter Sonnenbrand zeigt sich nur als Hautrötung, ein starker Sonnenbrand ruft zusätzlich Blasenbildung hervor und kann Narben hinterlassen. Wiederholte Fälle von Sonnenbrand lassen zudem die Haut beschleunigt altern. Man sieht es gelegentlich schon bei jüngeren Menschen, die es mit dem Solarium oder der Urlaubsbräune übertreiben: die Haut ist faltig und sieht lederartig aus. Auch das Risiko einer späteren Hautkrebserkrankung steigt mit der Häufigkeit und Intensität von Sonnenbränden.
Die Sonnenbrand-Intensität wird in drei Schweregrade unterteilt und hängt von der Dauer und Stärke der Sonneneinstrahlung, dem individuellen Hauttyp sowie der Empfindlichkeit und Größe der betroffenen Körperregion ab. Besonders empfindlich und demnach sorgfältig zu schützen sind die Lippen.
- Bei Schweregrad 1 sind die betroffenen Hautstellen „nur“ gerötet und überhitzt. Sie spannen und sind oft auch leicht geschwollen. Der Sonnenbrand juckt und brennt.
- Bei Grad 2 bilden sich Bläschen auf der Haut und die Haut schält sich später ab. Die Brandblasen sollte man wegen Infektionsgefahr nicht selbst öffnen.
- Grad 3 entspricht einer schweren Verbrennung mit Ablösung der obersten Hautschichten und sehr wahrscheinlich zurückbleibenden Narben.
Bei einem großflächigen Sonnenbrand mit Schweregrad 2 oder mehr können auch Fieber und weitere Symptome auftreten.
Wie entsteht Sonnenbrand?
Hauptverantwortlich für Sonnenbrand sind ultraviolette (UV-)Strahlen – unabhängig davon, ob sie von der Sonne oder einer künstlichen Strahlungsquelle stammen. So kann man sich beispielsweise auch im Solarium oder beim Schweißen mit unzureichender Schutzkleidung einen Sonnenbrand einfangen.
Ultraviolett sind Sonnenstrahlen, wenn ihre Wellenlänge kürzer ist als die des gerade noch sichtbaren violetten Lichts. UV-Strahlen werden nach Wellenlänge unterteilt in:
- UV-A-Strahlung (Wellenlänge: 400 bis 315 Nanometer)
- UV-B-Strahlung (315 bis 280 nm)
- UV-C-Strahlung (280 bis 100 nm)
Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher und hautschädlicher ist die Strahlung. Hauptverursacher für Sonnenbrand ist die UV-B-Strahlung. Die „noch kürzere“ und gefährlichere UV-C-Strahlung spielt keine Rolle, da sie in den oberen Schichten der Erdatmosphäre „ausgefiltert“ wird. UV-A-Strahlung birgt zwar kaum Sonnenbrandgefahr, kann jedoch das Bindegewebe angreifen und die Haut somit schneller altern lassen.
Details des Sonnenbrand-Mechanismus wurden laut dieses BR-Artikels erst 2012 in Versuchen mit Zellkulturen und Mäusen aufgedeckt. Demnach werden RNA-Moleküle aus dem Zellkern so verändert, „dass sie sich mit einer Andockstelle in den Hautzellen verbinden können. Das wiederum fördert die Produktion eines entzündungsfördernden Stoffes, des Tumor-Nekrosefaktors Alpha. Die typischen Sonnenbrand-Symptome treten auf. Dadurch, dass die veränderten RNA-Moleküle Substanzen und Reaktionen aktivieren, die als tumorfördernd gelten, könnten sie auch eine Rolle bei der Entstehung von Hautkrebs spielen.“
Nur helle Hauttypen? Wer bekommt Sonnenbrand?
Der Hauttyp spielt bekanntlich eine wichtige Rolle. Hellhäutige Menschen bekommen schneller einen Sonnenbrand, weil sie weniger Hautpigmente haben, die die Sonneneinstrahlung blocken. Man unterscheidet vier Hauttypen:
- Hauttyp 1: Sehr helle Haut, rötlich-blonde Haaren, blaue oder grüne Augen und Sommersprossen Ungeschützt kann man sich als Hauttyp 1 nur fünf bis zehn Minuten an der Sonne aufhalten, bevor die Haut rot wird (Eigenschutzzeit). Braun wird die Haut kaum bis gar nicht.
- Hauttyp 2: Helle Haut, blonde bis dunkelblonde Haare, blaue oder grüne Augen, Eigenschutzzeit 10 bis 20 Minuten.
- Hauttyp 3: dunklere Haut, dunkelblonde bis braune Haare, Eigenschutzzeit 20 bis 30 Minuten.
- Hauttyp 4: bräunliche Hauttöne, dunkelbraune bis schwarze Haare, Eigenschutzzeit 30 bis 40 Minuten.
Ich selbst würde mich bei Hauttyp 2 einordnen, der (leider) nur im Gesicht oder nach langer Sonnen-Eingewöhnung leicht braun wird. Allerdings kommen mir die hier von Netdoktor entnommenen „offiziellen“ Zahlen für die Eigenschutzzeit sehr kurz gegriffen vor. Zumindest in tiefen Lagen nahe Meeresspiegel würde ich meine persönliche Eigenschutzzeit deutlich länger als die genannten 10 bis 20 Minuten einschätzen.
Oben am Berg, wo der UV-Anteil in der Sonnenstrahlung mit jedem Höhenmeter steigt, da er von immer weniger Luftteilchen „herausgefiltert“ wird, gilt das natürlich nicht mehr. Je höher man kommt ist, desto wichtiger wird es, das Thema Sonnenschutz ernst zu nehmen. Das gilt ganz besonders, wenn Babys und Kleinkinder mit ihrer noch sehr dünnen und pigmentarmen Haut dabei sind.
Beachtet werden muss auch die Reflexion von Sonnenstrahlung: Oberflächen wie Wasser, Schnee oder Sand werfen die UV-Strahlung wie ein Spiegel zurück. Man kann sich also auch an diesen reflektierenden Oberflächen einen Sonnenbrand holen.
Wie vermeide ich Sonnenbrand?
Die einfachsten Methoden sind sicher keine Geheimtipps: Haut bedecken und im Schatten bleiben. Ist man aber als Bergfreund ab und zu oberhalb der Baumgrenze unterwegs, lässt sich insbesondere das mit dem Schatten nicht immer so leicht einhalten.
Schutz durch Textilien
Das Abdecken der Haut mit Stoff ist die unschlagbar einfache Schutzmethode. Allerdings soll normales Gewebe wie Baumwolle oder Polyester nicht vollständig schützen. Ich schreibe hier bewusst „soll“, weil ich bislang noch nicht die Erfahrung gemacht habe, unter einem einfachen T-Shirt Sonnenbrand zu bekommen.
Bei langer, intensiver Sonnenexposition in äquatornahen Klimazonen dürfte spezielle Kleidung mit UV-Schutzfaktor jedoch sehr sinnvoll sein. Sie ist dichter gewebt, sodass weit weniger (UV-)Licht zur Haut durchdringt.
Zwar braucht man auch in den hiesigen Bergen verstärkten UV-Schutz, doch den hat man meist sowieso, wenn man die Haut mit mehreren Kleidungsschichten bedeckt.
Sonnencremes und Lichtschutzfaktoren
Auch hier dürften die gängigen Hinweise allseits bekannt sein. Man soll ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden und die Haut mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad mit einer ausreichend großen Menge eincremen/einsprühen. Für eine Ganzkörperanwendung bedeutet das eine Menge von etwa 25 Millilitern, was einem Schnapsglas entspricht. Nach dem Schwimmen oder starkem Schwitzen ist die Prozedur zu wiederholen. Und dabei bitte beachten, dass die Schutzzeit durch wiederholtes Eincremen NICHT verlängert wird.
Damit zu den Hard Facts, die noch kein Allgemeinwissen sind: herkömmliche Sonnenschutzmittel sind nicht ganz so unproblematisch wie allgemein angenommen. Ihre chemischen Filter dringen in die oberste Hautschicht ein und wandeln die UV-Strahlen in Wärmeenergie um. Dabei können die Substanzen Allergien auslösen und – da sie keineswegs immer nur in den oberen Hautschichten verbleiben – wie Hormone wirken. Forscher der Universität Zürich fanden Rückstände von UV-Filtern in Muttermilch.
Wie war das mit den Nanoteilchen?
Ein ebenfalls wenig beachteter Problempunkt ist die Beimischung von Nanoteilchen in vielen Sonnenschutzmitteln. Damit sind nach EU-Definition Teilchen gemeint, die kleiner sind als 100 Nanometer (ein Zehntausendstel Millimeter). Laut Nanoportal-BW.de werden die im Handel verwendeten UV-Filter „vom wissenschaftlichen Komitee für Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission als sicher bewertet. Sie dringen nicht in die Haut ein, sondern reflektieren die UV-Strahlung wie kleine Spiegel.“
Gibt es natürliche Sonnenschutz-Alternativen?
Wer gegenüber Nanopartikeln dennoch skeptisch ist, der kann sich mit Bio-Sonnencreme vor der Sonne schützen. Hier sorgen mineralische Filter mit natürlich vorkommenden Substanzen wie Titandioxid und Zinkoxid für die Abwehr der UV-Strahlen. Sie bilden eine dünne Schutzschicht, die wie eine Vielzahl kleiner Spiegel wirkt, die die Sonnenstrahlen überwiegend reflektiert und streut. Die Wirkung setzt nicht erst nach 15 bis 30 Minuten ein wie bei den chemischen Filtern, sondern sofort nach dem Auftragen.
Der Haken dabei: man sieht nach dem Auftragen aus wie ein Schneemann. Deshalb werden auch bei vielen Bio-Sonnencremes die mineralischen Substanzen so weit verkleinert, dass der aufgetragene Film transparent erscheint.
Haut an die Sonne gewöhnen
Die eierlegende Wollmilchsau beim Sonnenschutz gibt es also nicht in Form einer Creme. Man kommt nicht umhin, einen Mix von verschiedenen Maßnahmen zu betreiben. Eine dieser Maßnahmen ist das langsame Gewöhnen der Haut an die Sonne.
Man kann damit durchaus gewisse „Trainingseffekte“ erzielen. Eine bewährte Strategie ist, dass man die ungeschützte Aufenthaltszeit an der Sonne im Laufe mehrerer Tage jeweils um etwa ein Drittel verlängert. Bei Hauttyp 1 wären das demnach 20 Minuten ungeschützter Aufenthalt am ersten Tag, 27 Minuten am Zweiten, 34 am Dritten, usw.
Ernährung
Die so erzielte Erhöhung des „Eigenschutzfaktors“ ist bemerkbar, hat aber dennoch enge Grenzen. Ähnliches gilt für die Verbesserung der Sonnenverträglichkeit durch die Ernährung. Auch hier kann man durch erhöhte Zufuhr von Antioxidantien wie Carotinoiden einiges bewirken, sollte jedoch keine Wunder erwarten. Carotinoide sind die roten oder orangenen Pflanzenfarbstoffe in Paprikas, Karotten, Tomaten und vielen anderen Früchten und Gemüsesorten.
Auch ein Zusammenhang zwischen einer guten Vitamin-D-Versorgung und besserer Sonnenverträglichkeit wird immer wieder diskutiert und vermutet.
Selfmade-Sonnencreme?
Es finden sich im Netz jede Menge Rezepte, meist bestehend aus Ölen, Fetten und Mineralien. Allerdings lassen sich damit keine sicheren Aussagen über den Lichtschutzfaktor machen. Für einen kurzen Freibadbesuch mögen Selfmade-Mixturen taugen, für eine stramme Bergtour auf 3000+ Meter sicher nicht. Deshalb lieber mit dem hochwertigen Profiprodukt auf Nummer sicher gehen.
Wenn es doch passiert ist: Nachbehandlung
Die Therapie bei Sonnenbrand lautet: kühlen und befeuchten. Und im Schatten bleiben – worauf man angesichts des Schmerzes bei erneuter Sonneneinstrahlung auch von selbst kommen wird.
Schnelle Abhilfe schaffen nasse Lappen und Handtücher, mit oder ohne eingewickelte Behandlungsmittel wie Quark oder Joghurt. Ein T-Shirt oder einen dünnen Pulli kann man ebenfalls benutzen und so knoten, dass man den Umschlag nicht festhalten muss. Die Wickel sollten so lang drauf bleiben, bis sie nicht mehr kühlen. Das ist meist nach etwa einer halben Stunde der Fall.
Das Motto „je kälter desto besser“ gilt hier allerdings nicht! Wer große Hautflächen zu lang oder zu intensiv kühlt, wird die Abwehr- und Selbstheilungskräfte der Haut eher schwächen als stärken. Auch hilft radikale Kühlung nur unmittelbar nach einer Verbrennung. Ein Sonnenbrand ist jedoch längst vollzogen, wenn man ihn bemerkt. Deshalb gelten Kühlungstemperaturen von 15-20 Grad als ideal.
Weitere Hausmittel
Für den Einkauf oder den Weg zur Arbeit braucht man eine andere Lösung. Hier muss etwas her, was direkt auf die Haut aufgetragen wird und dort bleibt. Das wahre Wundermittel für solche Fälle hört auf den Namen Aloe Vera.
Das grüne Gel gibt es fertig in der gut sortierten Drogerie zu kaufen. Die schöne, agavenartige Aloe-Vera-Pflanze steht aber auch praktischerweise schon in vielen Haushalten als Zierrat herum. Wer ein Exemplar daheim hat, braucht nur ein „Blatt“ davon abzuschneiden und die angenehm riechende, gelartige Flüssigkeit aus dem Inneren etwas zu verrühren und auf dem Sonnenbrand zu verteilen.
Kokosöl soll helfen, wenn Aloe-Vera als zu mild empfunden wird, während Apfelessig entzündungshemmende und Juckreiz-lindernde Wirkung nachgesagt wird. Da fetthaltige Öle die Hautatmung beeinträchtigen und zu völlig kontraproduktivem Wärmestau führen können, sollte man sie zunächst nur auf einem kleinen Hautareal ausprobieren.
Die genannten Hausmittel können teure „Aftersun“-Produkte weitgehend ersetzen. Allerdings hilft beides nur bis zu Verbrennungen ersten Grades. Bei einem Sonnenbrand ab Grad 2 mit Blasenbildung und starken Schmerzen sollte man den Gang zum (Haut)Arzt antreten. Mit halbgarer Eigentherapie fügt man sich nur noch zusätzlichen Schaden zu. In noch schlimmeren Grad-3-Fällen führt der einzig richtige Weg direkt ins Krankenhaus. Doch dieser Extremfall sollte schon mit einer winzigen Prise „Kopf einschalten“ im Vorfeld so gut wie auszuschließen sein.