Tipps für die Bike-Packing-Tourenplanung

Inhaltsverzeichnis

Öl die Kette, pump die Reifen auf und pack die Taschen! – Schon kann es los gehen! Na gut. Ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht! Zunächst brauchst du ein Reiseziel. Am besten eines das zu deinem Budget und zu deiner möglichen Reisezeit und Reisedauer passt. Vielleicht möchtest du ja nicht direkt von der Haustür aus starten. Dann brauchst du eventuell ein Flugticket oder eine Reservierung für eine Bahnfahrt.

Je nach Reisewunsch kommen dann noch Visa, Einreisebestimmungen, Impfungen und ein paar andere organisatorische Dinge hinzu. Eine grobe Strecke festzulegen und diesen Weg auch vor Ort zu finden, oder teilweise festzustellen, dass Karten und Apps manchmal Wege anzeigen, die schon längst keine mehr sind, gehört ebenfalls dazu. Essen und Trinken willst du sicherlich auch – ach ja, – und übernachten…Wenn das alles geklärt ist, brauchst du wirklich nur noch ein gepflegtes Fahrrad deiner Wahl und ein paar wasserdichte Packtaschen – dann geht es wirklich los.

Reiseziel: Planung des zeitlichen und finanziellen Rahmens

Vom Reiseziel hängt alles weitere ab. Manche Länder sind zum Beispiel nur mit längerer (und teurerer) Anfahrt überhaupt zu erreichen. Viele Länder ermöglichen dir als Tourist nur eine begrenzte Aufenthaltsdauer im Land, was sich eventuell auf deine Streckenplanung auswirkt. Visa kosten Geld, Impfungen kosten Geld und teure Reiseländer kosten auch Geld. Natürlich spielt auch das Wetter eine wichtige Rolle. Ist gerade Winter? Regenzeit? Trockenzeit? Wie beeinflusst die Witterung die lokalen Straßenverhältnisse und kannst du so deine gesteckten Tagesziele erreichen?

Bike-Packing bedeutet nicht, dass du unbedingt am Stück bis Peking fahren musst (auch wenn das natürlich reizvoll klingt und auch von etlichen Bike-Packern gemacht wird). Auch kürzere Touren mit ein paar hundert Kilometern Strecke über einen Zeitraum von ein oder zwei Wochen können super sein. Deshalb solltest du (vor allem als „Neuling“ in der Radreiseszene) deine Ziele eher greifbar und durchführbar wählen. Dabei lernst du auch dich und dein Equipment besser kennen und kannst für die ganz große Tour noch gezielter sparen, planen und packen.

Wo soll deine nächste Tour hingehen? Hast du schon Reiseziele im Kopf?

Navigation: Vorbereitung und grobe Planung, Navigation „On Tour“ und Improvisation

Du hast ein Ziel anvisiert? Reiseländer, Reiselänge und Reisebudget grob geplant? Dann startest du am besten mit ersten Überlegungen zur Navigation.

Für die Routenplanung kannst du mit allem arbeiten, was dir im Vorfeld helfen kann. Dazu gehören nicht nur reine Streckenverläufe, die dir Routenplaner, verschiedene Apps, Google Earth oder die gute alte gedruckte Karte vermitteln. Viel mehr zählen dazu auch Infos über die Wegbeschaffenheit, klimatische Informationen oder lokale Besonderheiten. Dabei können dir zum Beispiel Reiseberichte oder einschlägige Foren von Bike-Packing Touren im Internet helfen. So bekommst du oft auch erste wertvolle Tipps, die vielleicht deine Streckenwahl beeinflussen (z.B. Bikepacking.com oder European Bikepacking Routes).

Bei der Navigation „On Tour“ möchten die einen nicht auf ihr Smartphone und die bekannten Apps für Fahrradtouren (z.B. Komoot, Strava, Bikemap) verzichten, die anderen vertrauen lieber auf ihr GPS und für manche ist eine Karte aus Papier unverzichtbar. Die Wahl hängt wie immer stark von der Reiseregion und dem verfügbaren Kartenmaterial ab.

Ein GPS Gerät ist nicht nur praktisch sondern hat auch einen geringen Stromverbrauch.

Beim Smartphone solltest du dir vor der Tour unbedingt Offline-Karten auf das Smartphone laden und natürlich musst du jederzeit auch genügend Strom für den Betrieb zur Verfügung haben (z.B. mit Nabendynamo und Powerbank). Was den Stromverbrauch angeht, ist ein reines GPS Gerät in der Regel sparsamer. Auch der Empfang der GPS und Glonass Signale klappt fast überall hervorragend. Mit dem passenden Kartenmaterial bist du auf jeden Fall auf einem guten Kurs. Eine klassische Karte (zumindest eine Übersichtskarte im größeren Maßstab) solltest du aber trotzdem lieber in deine Taschen packen, denn Strecken-Improvisation ist bei längeren Bike-Reisen eher normal, als die Ausnahme.

Dabei kommt auch ein weiterer Faktor der Navigation ins Spiel: der menschliche, bzw. der Faktor, der lokalen Bevölkerung. Als Radreisender kommst du vermutlich oft mit Einheimischen ins Gespräch (manchmal auch eher mit „Händen und Füßen“) und kannst sie dabei gleich nach den Straßenverhältnissen oder der Route fragen.

Hier hilft dann auch wieder die Papierkarte (am besten mit doppelter Beschriftung in Englisch und der Landessprache), auf der du mit deinen neuen „Guides“ zum Beispiel eine Ausweichroute planen kannst, wenn z.B. ein Erdrutsch deine ursprüngliche Strecke unbefahrbar gemacht hat oder die eingezeichnete Brücke beim letzten Hochwasser weggespült wurde. Damit du deine Route immer im Blick hast, ist eine Lenkertasche mit transparentem Deckelfach für Landkarten aus Papier oder eine Lenkerhalterung für Smartphone und GPS quasi Pflicht beim Bike-Packing.

Planung von Übernachtung und Verpflegung: Herbergen buchen, Couchsurfing oder Wild Camping

Deine Strecke passt zum zeitlichen Rahmen? Du hast dir ein paar hübsche Etappen überlegt? Dann solltest du dir jetzt noch ein paar grundsätzliche Gedanken zur Übernachtung und Verpflegung machen.

An der Art der Übernachtung und Verpflegung scheiden sich selbst bei Bike-Packern die Geister. Zwischen einem ultraleichten Biwak in freier Natur bis zum Hotel sind dir im Grunde alle Möglichkeiten offen. Die Wahl wird dabei aber durch einige Faktoren beeinflusst:

  • Wetter und Temperatur
    Bei gemäßigten Temperaturen ist Zelten meistens eine einfache, flexible und günstige Lösung. Bei eher extremem Wetter… na, du musst wissen, was du dir zumuten kannst und willst.
  • Umgebung und Sicherheit
    In einer relativ dünn besiedelten Region mit guter Sicherheitslage ist selbst Wildcamping meist kein Problem – natürlich nur sofern es die Gesetzeslage erlaubt. Dagegen ist in größeren Städten oder potenziell gefährlicheren Gegenden ein Hostel die bessere Wahl.
  • Reisebudget
    Je nach Reiseziel kann ein Essen im Restaurant oder eine Übernachtung im Hotel ganz schön teuer werden. Zelten ist auf Dauer mit Sicherheit die günstigste und flexibelste Art, um auf Radreisen zu übernachten.
  • Infrastruktur
    Deine Versorgung mit Nahrungsmitteln und vor allem Trinkwasser kann in manchen Reiseregionen unter Umständen schwierig werden. Plane deswegen immer vorausschauend und lass keine Gelegenheit aus, dich entsprechend mit Essen und Trinken zu versorgen. Für alle Fälle solltest du immer auch Tabletten zur Wasserentkeimung oder einen kleinen Wasserfilter (z.B. von Katadyn) mit in deine Taschen packen.
  • Gewicht
    Sobald du mindestens ein einziges Mal im Zelt schlafen und auf dem Campingkocher kochen möchtest, musst du dir die ganze Ausrüstung, inklusive Isomatte, Töpfe, Geschirr und Schlafsack mit aufs Fahrrad packen. Da macht es auf jeden Fall Sinn seine Ausrüstung gründlich zu prüfen, gut zu sortieren und eventuell eine leichtere Alternative zu suchen. Beim Durchforsten diverser Ultraleicht-Foren kommen dir die Inspirationen, um nicht nur ein paar Gramm, sondern kiloweise Gewicht zu sparen. (Ich sag nur „Zahnbürste absägen“…)

In der Praxis liegt oft eine Mischung aus den verschiedenen Möglichkeiten nahe: Wildcamping mit Verpflegung aus der Outdoorküche in der „Pampa“ und in größeren Städten eventuell ein Hostel, Gasthof oder Campingplatz. Eine ebenfalls beliebte Art auf Radreisen zu übernachten, sind Internet Communities, wie Couchsurfing.com oder Warmshowers.org. Dabei lernst du auf deiner Radreise auf jeden Fall auch eine Menge Leute kennen und hast die Chance einen noch tieferen Einblick in dein Reiseland zu gewinnen.

Das Reisebudget sollte man immer individuell an das jeweilige Reiseziel anpassen.

Ausrüstung: Anpassung und Abstimmung von Fahrrad und Equipment

Du hast dir einen passenden Mix aus hübschen Plätzen in der Natur, netten Gastgebern aus dem Internet und günstigen Hotels ausgedacht? Dann solltest jetzt langsam an deine Ausrüstung denken.

Eine komplette To-Do Liste und Packliste für deine Bike-Packing Tour würde den Rahmen für diesen Artikel sprengen. Deshalb findest du dazu hier eine beispielhafte Packliste für eine Rad(welt)reise.

Zunächst nur so viel:

  • Dein Bike sollte schon vor deiner Reise (vor allem bei längeren Reisen) in einem sehr guten Zustand sein.
  • Du solltest in der Lage sein, dein Fahrrad selbst unterwegs zu reparieren – zumindest was die häufigsten Pannen angeht, die dir früher oder später auf jeden Fall passieren werden. (z.B. Platter Reifen, gebrochene Speiche, …) Ein ersten Überblick und Tipps für Reparaturen beim Bikepacking findest du hier.
  • Dein Rad, deine Ausrüstung und die Auswahl an Ersatzteilen und Werkzeug sollte zu deinem Reiseziel passen. In abgelegenen Gegenden lieber ein bisschen mehr und in der Nähe der Zivilisation lieber ein bisschen leichter. Grundlegendes Bike-Packing-Equipment, wie wasserdichte Packtaschen, gute Fahrradlampen, eine Klingel, ein bequemer Radhelm und eine Fahrradbrille sind natürlich die Grundvoraussetzung für deine Radreise.
  • Falls du vor deiner eigentlichen Reise noch einen Flug oder eine Bahnfahrt zum Reisegebiet benötigst, dann achte noch mehr auf Gewicht, Packmaße und Verstaumöglichkeiten. Um dein Rad als Fracht im Flugzeug aufzugeben, brauchst du in der Regel entweder einen entsprechenden Karton oder eine spezielle Tasche. Dafür musst du zumindest dein Vorderrad ausbauen und den Lenker drehen. Unter Umständen musst du auch noch den Gepäckträger und die Pedalen abnehmen. Wenn alles gut verpackt ist, sollte der Transport kein Problem sein – allerdings hast du am Zielort zunächst kein fahrbereites Rad, sondern eine Ansammlung von Fahrradteilen, die darauf warten, wieder zusammengesetzt zu werden.
  • So wie auch dein Fahrrad und dein Tascheninhalt vollständig und in gutem Zustand sein sollte, musst natürlich auch du dich entsprechend vorbereiten und eventuell gezielt für deine Tour trainieren. Wenn dir eine 50 km Radtour auf geteerten Wegen ohne zusätzliches Gepäck schon alles abverlangt, musst du dir gut überlegen, wie viele Kilometer du auf unbefestigten Wegen mit ca. 50 kg Gepäck schaffst. Wenn du dich genauso fit hältst, wie deine Ausrüstung und dein Radel, steht einer tollen Bike-Packing Tour fast nichts mehr im Weg.

Organisation – vom Visum, über Sicherheitshinweise, bis zur Impfung

Aber eine Sache wäre da noch, nämlich der „Papierkram“, bzw. die Organisation.

Je nach Reiseland gelten unterschiedliche Einreisebestimmungen, Verkehrsregeln, Sicherheitshinweise und viele weiteren Vorschriften und Regelungen, wie zum Beispiel die „Zwei-Meter-Regelung“, die das Befahren von Waldwegen mit dem Fahrrad in Baden-Württemberg regelt, das Tragen eines Kopftuches für Radfahrerinnen im Iran (sogar unter dem Helm!) oder die Konfiszierung von falsch geparkten Fahrrädern in Peking.

Falls du deine Bike-Packing Tour innerhalb Europas starten möchtest, kannst du dich glücklich schätzen, denn du benötigst kein Visum, kannst (fast) überall mit der gleichen Währung bezahlen und profitierst von einem dichten Wegenetz mit einer super Infrastruktur für Übernachtungen und Verpflegung. Für die meisten Reisen ins Ausland benötigst du dagegen ein Visum, das du vor deiner Reise beantragen musst und das nur für einen bestimmten Zeitraum gültig ist. Die jeweiligen Regelungen der einzelnen Staaten sind dabei sehr unterschiedlich und wenn du mehrere Länder bereisen willst, musst du zusätzlich darauf achten, dass die Zeitfenster gut aufeinander abgestimmt sind und du trotz Visa noch Zeit für den Grenzübertritt einplanst. Auch für die An- und Abreise planst du lieber einen gewissen Zeitpuffer ein.

Kurz vor der Reise sollte man sich nochmal versichern, dass man auch wirklich alles dabei hat.

Während du innerhalb der EU im Grunde nur deinen Personalausweis und die Karte deiner Krankenversicherung benötigst, kommen in anderen Ländern auf jeden Fall der Reisepass (mit gültigen Visa) und eventuell Reisepapiere, eine Auslands-Krankenversicherung, Flug- oder Bahntickets, usw.

In manchen Regionen können außerdem bestimmte Impfungen vorgeschrieben sein oder sich zumindest als empfehlenswert erweisen. Auch Impfungen benötigen einen gewissen Vorlauf und sind mit zusätzlichen Kosten verbunden (wird in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen). Alle Themen rund um deine Gesundheit und auch Überlegungen zur Hygiene und gesundheitlichen Versorgung solltest du im Vorfeld mit deinem Arzt oder einem kompetenten Reisemediziner besprechen.

Sicherheitshinweise, Einreisebestimmungen und Informationen über lokale Regelungen in deinen Reiseländern solltest du vor deiner Tour gründlich studieren. Als gute Quelle dient hier die Webseite des auswärtigen Amtes. Probleme bereiten zum Beispiel auch Brennstoffe für den Gaskocher oder Benzinkocher, die teilweise nicht eingeführt werden dürfen.

Nicht direkt ein Teil der Organisation, aber ein modernes Hilfsmittel, das sich Backpacker und Bike-Packer auf der ganzen Welt zu Nutze machen, sind die praktischen Smartphone-Apps, die bei der Übersetzung und Identifikation unbekannter Schriftzeichen helfen. So wird das Smartphone zum erweiterten Kommunikations-Tool. Beim Fragen nach dem richtigen Weg oder bei der Interpretation der Speisekarte sind die Apps mitunter eine riesige Hilfe.

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Bergfreund Jan

Angefangen hat alles mit Camping im selbstgebauten Wohnmobil. Im Winter erst auf zwei Brettern am Anfängerhügel, später dann nur noch auf einem im Powder. Im Sommer fast immer am und auf dem Wasser – ganz egal ob am Meer, See oder Fluss. Mal auf zwei Rädern über die Schwäbische Alb, mal auf vier Rollen durch die Stadt oder mit Wanderstiefeln an den Füssen in den Alpen, Pyrenäen und im Himalaya. Ob mit Kletterseil im Kalkstein, mit Klettersteigset im Granit oder mit Bouldermatte am Kunstharz.

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