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Vorbereitungen für meinen ersten 6000er – Mera Peak

Inhaltsverzeichnis

Vor ein paar Monaten erzählte mir mein Kollege Robert mit leuchtenden Augen, dass er plant, seinen ersten 6000er im Himalaya zu besteigen, den Mera Peak. Seither waren wir im Büro bei seinen Vorbereitungen live dabei: Impfungen, Start des Trainings, die ersten Trainingstouren, kurzes Zittern vor dem Leistungstest beim Sportarzt, noch mehr Touren … und die Augen leuchteten immer heller.

Hier nun auch ein kleiner Bericht für Euch, wie man auf die Idee für eine solche Tour kommt, was die eigene Mutter dazu sagt und wie man sich darauf vorbereitet.

Die Idee

Als ich meiner Mutter Anfang 2014 erzählte, dass Matthias und ich im nächsten Jahr Urlaub im Iran machen wollen, schwallte nur lautes Schimpfen durch das Telefon. Ich sei verrückt, lebensmüde und und und …

Matthias ist ein guter Freund und Kletterpartner aus Riesa, den ich beim Klettern in der Sächsischen Schweiz kennengelernt habe. So manche Touren haben wir in den Alpen gemacht, bis er mich fragte, ob wir nicht mal weiter weg wollten.

Ich bin Robert, arbeite seit Anfang 2014 bei den Bergfreunden in der Online Technik und bin für das Frontend im Online-Shop zuständig. In den Bergen fühle ich mich zu Hause, auch wenn ich meine Vergangenheit und Jugend vorwiegend auf der Elbe beim Kanurennsport verbrachte. Vielleicht suche ich gerade deshalb den Kontrast zum flachen Wasser. Beides verbinde ich mit meiner Liebe zur Natur und draußen zu sein.

Robert bei seiner Vorbereitung für den Mera Peak
Robert bei seiner Vorbereitung für den Mera Peak.

Die Planung

Wichtig war für uns, die Tour selbst zu organisieren und den Kontakt zu einem einheimischen Guide aufzunehmen. Unser erstes Ziel war der Damavand, ein 5610 m hoher Vulkan im Iran in der Nähe von Teheran. Nachdem der Terror des Islamischen Staates Grenzen im Irak, Syrien und teilweise in der Türkei überschwemmte, überlegten wir uns, ob es nicht besser wäre, ein „sicheres“ Land auszusuchen. Laut dem deutschen Auswärtigen Amt gilt dieser Teil des Irans als relativ sicher, dennoch haben wir gezweifelt, wie es mit dem Terror im Nahen Osten weitergeht. Um meine Mutter zu beruhigen, entschieden wir uns für ein anderes Ziel. Und wo kann man Bergsteigen und Trekken besser verbinden als in Nepal? Für Matthias, mich und die drei anderen Freunde Claus, Daniel und Thorsten war ein 6000er das Ziel – der Mera Peak. Für mich ist das mein erster 6000er und ich habe mächtig Respekt!

Dauer und Aufenthalte

Anfang Oktober geht’s los. Drei Wochen wird unsere Tour dauern. Ein kurzer Aufenthalt in Kathmandu ist für uns die Einstimmung auf alles Kommende. Danach geht’s weiter mit dem Flugzeug nach Lukla, wo unsere Tour starten wird.

Unser Trek passiert die Orte Chutanga, Tuli Kharka, Mosum Kharka, Khare und dann geht es auch schon an den Berg. Während des Treks werden wir überwiegend in Lodges übernachten und werden so die nepalischen Bräuche und die Gastfreundschaft kennenlernen. Unterhalb des Gipfels werden wir uns in einem Hochlager auf 5800 m in Zelten einrichten, von wo aus wir den Gang zum Gipfel starten. Je nach Wetter haben wir für den Gipfel 3 Tage Zeit, wobei das Wetter im Oktober recht stabil sein soll. Auf unserer Route nehmen wir viele Vegetationszonen von Nepal mit. Vom Stadtleben in Kathmandu, Rhododendronparks und Steppe bis hin zum Gletscher und einem Gipfel gibt es viel zu erleben und ermöglicht uns ein Stückchen der Vielfalt Nepals zu entdecken.

Robert übt schon mal sein Gipfellächeln
Robert übt schon mal sein Gipfellächeln.

Mentale und theoretische Vorbereitungen

Wie schon erwähnt, ist das mein erster 6000er. Darum habe ich mich voll reingehangen, Bücher gelesen, mir versucht in Internet-Foren eine Meinung zur Vorbereitung zu bilden und habe natürlich viele Tipps von Freunden und Kollegen eingeholt. Wenn auch etwas hochgestapelt, haben mir die Bücher – voran die Klassiker von Karl Däweritz, Fritz Eske, Werner Rump („Vom Teufelsturm zum Dach der Welt“) – sowie die Abenteuer von Hermann Buhl, Klaus M. Auen („Dem Himmel nah“) einen guten Eindruck und Motivation zum Bergsteigen in der Höhe gegeben. Neben ungeheuren und spannenden Bergabenteuern habe ich so versucht, einen Einblick zu bekommen, wie man sich vorbereitet, sich auf Tour fühlt und was einem im Groben erwartet – auch wenn die Bücher teilweise schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

Die Ausrüstung

Natürlich musste ich noch recht viel Ausrüstung organisieren. Da am Berg um minus 20 Grad Celsius vorherrschen und es bei ungünstigem Wetter auch noch kälter werden kann, sind die richtige Kleidung und die Schuhe maßgebend. Die Schwierigkeit ist der Balanceakt zwischen den 25 °C in Kathmandu und den kalten Temperaturen in der Höhe. Dabei setze ich auf das Zwiebelprinzip. Vor allem wegen der wenigen Waschmöglichkeiten habe ich mich für Merinounterwäsche entschieden. In Kombination mit einer gut belüftbaren Touren- und einer Hardshellhose, denke ich, dass ich gut ausgerüstet bin.

Am Oberkörper werde ich es genauso handhaben. Lange Thermounterwäsche von Craft wird kombiniert mit einer Kunstfaser Weste/Jacke und meiner Hardshelljacke. Für den Berg habe ich zusätzlich eine dicke Daunenjacke, um auf jeden Fall das Auskühlen zu vermeiden. Gegen schwarze, angefrorene Zehen an den Füßen habe ich mir die Scarpa Phantom 6000 zugelegt – zugegeben eine echte Investition, aber lieber gebe ich ein paar Euro mehr aus, als hinterher an Erfrierungen leiden zu müssen.

Bei allen Sachen habe ich beim Kauf stets auf das Gewicht geachtet, um die nepalesischen Träger und mich selbst nicht unnötig zu belasten. Damit ich nachts gut schlafe, wurde mir von Matthias der Yeti Fusion 1300+ empfohlen. Bei einer Testnacht bei -10 °C wachte ich irgendwann nassgeschwitzt aber glücklich auf, weil ich mir sicher war, in Nepal nicht frieren zu müssen. Passend dazu besorgte ich mir die Isomatte von Therm-a-Rest NeoAir xTherm, um zu verhindern, dass die Kälte vom Boden aus in den Schlafsack kriecht.

Roberts Ausrüstung für seinen ersten 6000er
Roberts Ausrüstung für seinen ersten 6000er.

Körperliche Vorbereitungen für den Mera Peak

Medizinische Vorbereitung

Anfang des Jahres war ich beim Sportarzt und habe mich gründlich durchchecken lassen, ob ich für einen 6000er überhaupt tauglich bin. Außerdem standen für mich noch Gespräche beim Hausarzt an, um noch einmal zu überprüfen, ob mir noch diverse Impfungen fehlen.

Wichtig war auch noch mal der Gang zum Zahnarzt, um meine kleine Zahnfüllung überprüfen zu lassen. In großer Höhe kann es vorkommen, dass sich eingeschlossene Luft in nicht ganz dichten Zahnfüllungen ausdehnt und dann den Zahn aufsprengt. Das ist wohl das Letzte, was ich in meinem Urlaub erleben will, noch dazu, wenn kein Arzt in der Nähe ist und die medizinische Versorgung jenseits der europäischen Standards entspricht.

Robert beim Skitourengehen bei Kaiserwetter
Robert beim Skitourengehen bei Kaiserwetter.

Das Training

Mein Training war sehr umfassend und für mich keine große Umstellung. Da ich seit meiner Kindheit immer viel Sport gemacht habe und teilweise Leistungssport an der Sportschule betrieb, wusste ich im Groben, was ich zu tun habe. Den Rest habe ich mir angelesen und beim Sportarzt erfahren. Am Wichtigsten ist wie immer die Ausdauergrundlage. Grob aufgeschlüsselt habe ich ca. 4-5 Tage die Woche Sport getrieben. Kein großer Unterschied zu meinem normalen Alltag, außer dass ich den Fokus der Sportarten etwas verlagert habe.

So habe ich zweimal Klettern/Bouldern pro Woche auf ein Mal reduziert und war dafür zweimal pro Woche Joggen, (je nach Lust und Laune) meistens zwischen 10 und 16 Kilometereinheiten. Eine Feierabend-Rennradrunde mit den Kollegen oder allein wurde dann noch irgendwie dazwischen geschoben, aber seit Juli immer mehr reduziert. Seit dem trainierte ich vermehrt Lauf-Intervalle, wo ich versuchte, nach einer intensiven Belastungsphase meinen Puls schnell wieder auf ein niedriges Niveau zu bekommen, um mich zügig von Strapazen erholen zu können.

Ich hoffe, dass ich mit dieser Taktik am Berg, wo der Sauerstoff knapp ist und man schnell außer Puste kommt, auskomme. Höhenkrankheit kann ich damit nicht vorbeugen, da sind sich die Forschungen stets einig. Mir geht es nur um den Effekt, beim Aufstieg am Berg nach intensiven Passagen schnell wieder erholt weitergehen zu können. Gegen die Höhenkrankheit an sich, kann man wie allseits bekannt nicht viel unternehmen, außer sich gut in ausreichender Zeit zu akklimatisieren.

Vorbereitung in den Alpen

Trailrunningtour auf einem zwölf 1000er der Schwäbischen Alb
Trailrunningtour auf den zwölf 1000er der Schwäbischen Alb.

Über Ostern und Himmelfahrt habe ich meinen ersten Alpengipfel im Jahr bestiegen. Mit Schnee, Geröll und kleinen, steilen Pfaden konnte ich schon zeitig im Jahr spezifisch trainieren. Eine schöne Trainingstour war die Trailrunning- und Fahrradtour auf alle zwölf 1000er der Schwäbischen Alb mit meinem Freund und Kollegen Jörn.

Ende August wollten Matthias und ich eine Hochtour in der Schweiz auf den Mönch und die Jungfrau unternehmen. Ziel war es, eine Weile über 4000 Meter und ohne große Akklimatisierung zu sein. Leider, wie so oft, machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. So weichten wir ins Ötztal aus und bestiegen den Similaun. Kein wirklicher Vergleich zur Jungfrau, aber trotzdem ein gutes Training durch den langen Marsch durchs Tal. Kein Vergleich zum Mera Peak, aber auf 3600 m habe ich keinerlei Erschöpfung und Anzeichen auf die Höhe gespürt.

Vor einigen Wochen ging ich noch spontan allein eine eigentlich 2-tägige Bergtour an einem Tag über die Kreuzspitze auf den Hochvogel im Allgäu, wobei knapp 40 km und 2100 Hm auf dem Programm standen. Anstrengend, aber gut. Körperlich bin ich nun ziemlich fit, nun muss es nur noch mit der Höhe und der Gesundheit klappen.

Nur noch wenige Tage sind es bis zum Abflug nach Kathmandu. Die Aufregung steigert sich von Tag zu Tag und die Vorfreude mischt sich mit einem mulmigen Gefühl. Ich hoffe, dass alles gut geht, wir gesund wieder kommen und viele schöne Eindrücke aus Nepal mitnehmen. Ob uns der Mera Peak hoch lässt, wird uns der Berg und unsere Gesundheit sagen.

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Bergfreund Gastautor

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