Nichts gegen den Zauber weißer Alpenberge, aber für mich ging es diesen Januar zur Abwechslung bei voller Sonnen- und Vitamin-D-Dröhnung nach Süd-Marokko zum Wandern. Der Wunsch, die kalte Jahreszeit in wärmeren Breitengraden zu verbringen und dieses unglaubliche Felsgebirge, dass ich bei YouTube entdeckt hatte, inspirierten mich zu meinem Roadtrip durch den Süden Marokkos. Eine weitere Motivation war, endlich mal eine “richtige” Sandwüste zu sehen. In diesem Blogbeitrag nehme ich Dich mit in die Wüste zwischen Sahara und Atlasgebirge und teile acht spektakuläre Wanderungen in Marokko und spannende Ausflugsziele mit dir. Übernachtungsplätze und Fun-Facts inklusive!
Ist Wandern in Marokko gefährlich?
Generell lässt sich sagen, dass Marokko ein insgesamt sicheres Land mit stabilen politischen Verhältnissen und als Reiseziel durchaus zu empfehlen ist. Und dennoch gibt es einige Dinge und insbesondere die Reisewarnungen durch das Auswärtige Amt zu beachten. An den Grenzregionen zu Algerien besteht ein Sicherheitsrisiko. Dieser Grenzstreifen ist geschlossen und befindet sich unter militärischer Aufsicht Marokkos. Wanderungen in diesen Gebieten sollten in einer Gruppe oder mit Reiseführern durchgeführt werden, wenn man nicht ortskundig ist.
Die erfahrene Marokko-Reisende und Reiseführerautorin Astrid Därr schätzt die Sicherheitslage im Land deutlich freundlicher ein als das Auswärtige Amt. Ich würde mich dieser Einschätzung anschließen, da ich zu keinem Reisezeitpunkt den Eindruck irgendeiner Bedrohung hatte. Der Süden Marokkos scheint mir nicht wesentlich gefährlicher zu sein als viele klassische Reise- und Backpacker-Länder in Europa, Asien und Lateinamerika. Dennoch handelt es sich hierbei um meine persönlichen Eindrücke. Allein reisende Frauen sind in Marokko gut beraten, wenn sie bei ihrer Kleidung auf Zurückhaltung achten und Schultern sowie Knie bedecken. Das marokkanische Hinterland ist im Gegensatz zu den liberaleren Küstengebieten eher konservativ geprägt. Dort kann eine Reisebegleitung oder Gruppentouren für Frauen durchaus sinnvoll sein.
Mein Tourenvorschlag “Erg Sahel” (s.u.) ist der der algerischen Grenze Nächstgelegene, er führt bis auf 20 km heran. Da es dort keinerlei Verbote o.ä. gibt und auch gelegentlich Zeltcamps für Reisegruppen errichtet werden, gehe ich von keiner erhöhten Gefahr aus. Vonseiten der Bewohner der Grenzregionen habe ich keinerlei Feindseligkeit oder Bedrohlichkeit wahrgenommen, sondern eher im Gegenteil, meist freundliche Offenheit und Hilfsbereitschaft. Das ist natürlich keine Gewähr, dass Begegnungen immer angenehm verlaufen. Wer wenig Erfahrung im Alleinreisen und Solowandern hat und auf der sicheren Seite sein möchte, sollte die hier empfohlenen Touren nur in einer Gruppe und/oder mit bewährten einheimischen Führern unternehmen.
Wüstenwanderungen in Marokko: unterwegs in Drâa-Tafilalet
Das vorgestellte Reisegebiet für meine Wanderungen in Marokko umfasst die südöstlich des Hohen Atlas gelegene Region Drâa-Tafilalet und erstreckt sich zwischen den touristisch bedeutenden Orten Merzouga im Osten und Quarzazate im Westen. Für Bergfreunde, Wanderer und Outdoor-Fans sind sie eher nicht die naheliegendste Wahl. Auf den ersten Blick ist das auch verständlich, denn es gibt kaum markierte Wanderwege für das Wandern in Marokko und das Rezept der Wüstenlandschaft ist von den reinen Zutaten her eher simpel: Steine, Sand, Akazien und ab und zu Dromedare. Erreicht und verbunden habe ich die Reiseziele mit einem ganz normalen Mietwagen der Kompaktklasse. Damit lässt sich dieser exotische Weltwinkel erstaunlich gut erkunden, sogar wenn man nach abgelegenen, kaum bekannten und dafür umso beeindruckenderen Orten. Doch das fertige Menü ist weit mehr als die Summe seiner Teile! Aber nun zu den 8 Wanderungen in Marokko, die ich für diesen Artikel ausgezeichnet habe:
- Djebel Zireg – roter Sand am Sahara-Rand bei Tafraout Sidi Ali (2-3h)
- Djebel Bani – gigantischer Ausblick auf die Wüste (Wüstenwanderung, 1,5h)
- Erg Sahel – Steine, Sand und Tafelberge (Wüstenwanderung, 4h)
- Tidri Hill – Zwischen Flussbett und Wüste (Wüstenwanderung, 2h)
- Grünsteinkopf – Unterwegs im Seitental des Bab’N’Ali (1h)
- Bab’N’Ali Umrundung – Die Anspruchsvollste Tour (2,5h)
- Tadaout ‘N’ Tablah – Atemberaubende Felsenstadt (7h)
- Aït Benhaddou – Wüstenpanorama pur (1h)
Start der Wüstenwanderung im Sandmeer: Erg Chebbi
“Erg” ist die arabische Bezeichnung für die Sand- und Dünenfelder der Sahara. Obwohl der Erg Chebbi die am schnellsten erreichbare Sandwüste in Marokko ist, dauert es immer noch mindestens acht Stunden, bis man von Marrakesch die beiden Ortschaften Merzouga und Hassilabied zu Füßen der Dünen erreicht. Die Größe dieses Ergs ist zwar im Vergleich zu den großen Sandschüsseln der Sahara ein Witz, doch mit einer Nord-Süd Ausdehnung von um die 30 Kilometer wirkt das Ganze trotzdem ziemlich mächtig. Mein Übernachtungstipp: Die Auberge Camping Ocean Des Dunes in Hassilabied ist gepflegter und preiswerter Ort mit netten, aufmerksamen und kompetenten Gastgeber-Brüdern, die zusammen in gut sechs Sprachen sattelfest unterwegs sind.
Zu der beeindruckenden Optik tragen auch die Dünen bei, die mit ihren bis zu 180 Metern sehr hoch sind. Die Grand Dune de Merzouga ist die Höchste und liegt ganz im Süden. Im Norden gibt es mehrere hohe Dünen, von denen die Aussichtsreichste von Hassilabied aus in weniger als einer Stunde zu Fuß erreichbar ist (ca. 1,5 – 2h hin und zurück). Natürlich ist der Sand anstrengender und zeitraubender zu begehen als ein normaler Wanderweg, doch dafür wird seiner warmen Umarmung eine heilsame Wirkung nachgesagt.
Wandertipp: Ich bin die “Nord-Düne” zu Sonnenauf- und Untergang hinaufgestiegen und empfehle die Abenddämmerung, denn dann wird der größte Teil des Erg Chebbi – jedenfalls bei Wintersonne – perfekt angestrahlt. Ein Erlebnis sind dabei auch die freundlichen Kamele bzw. Dromedare, deren “Gehege” man durchquert. Man kann auch einen Kamelritt unternehmen, wird bei einer solchen Tour jedoch eher zwischen den Dünen entlanggeführt als auf die “Gipfel” hinauf. Auch mit Buggies, Motorrädern oder Geländewagen kann der Erg (auf nicht gerade naturfreundliche Weise) erkundet werden.
Wanderung 1: Djebel Zireg – roter Sand am Sahara-Rand
Der Djebel Zireg ist ein lang gezogener, von rötlichem Sand gekrönter Gratkamm, der am Rand der Ortschaft Tafraout Sidi Ali (Hassi Fougani) beginnt und in eine traumhafte Wüstenlandschaft aus Schluchten, Felsgipfeln, Plateaus und Tafelbergen hineinführt. Die südlich von ihm in der sandigen Ebene gelegenen Zeitseen führen im Winter gelegentlich Wasser. Ab und zu sieht man dort die Staubwolken der Offroader und Motocross-Fahrer, die hier einen ehemaligen Routenabschnitt der Rallye Paris-Dakar entlangbrettern.
Sidi Ali ist über eine lange und holprige Asphaltstraße erreichbar, die von der RN17 nach Süden abzweigt. Allein diese Fahrt durch eine so abwechslungsreiche wie faszinierende Landschaft ist schon lohnend. Angekommen in dem Ort stellt man das Auto am besten bei einem Haus, wo man den Besitzer fragt, ab und schreitet dann den Grat in etwa 2-3 Stunden hin und zurück entlang. Oder man will (wie ich) länger in dieser faszinierenden Landschaft verweilen und den Sonnenuntergang erleben. Dann folgt man südlich unterhalb des Grats einer Fahrspur und erreicht nach knapp vier Kilometern einen einsamen Zeltplatz zum Übernachten. Nach dem Zeltaufbau geht es dann den steilen, aber einfach zu erklimmenden Südhang zum Grat hinauf. Das abendliche Farbenspiel der Wüste ist die Mühe wert!
Track die Tour 1 “Djebel Zireg” auf Outdooractive
Fun Fact: Es gibt in Marokko ein ikonisches Wandbild und Postkartenmotiv mit der Aufschrift “Tombouctou 52 Jours”. Es zeigt die Reisedauer einer Kamelkarawane vom marokkanischen Zagora ins heute zu Mali gehörende Timbuktu. Entgegen der allgemeinen Auffassung ist das aber kein historisches Relikt, sondern auch heute noch gültig. Denn die uralte Handelsroute wird nach wie vor mit Kamelen begangen. Zumindest, wenn ein von mir mitgenommener Anhalter, der sich als Karawanenführer vorstellte und mir einen prall bestückten Shop für “Karawanenbedarf” zeigte, nicht ein Märchen aus 1001 Nacht erzählt hat.
Drei Wüstenwanderungen bei Mhamid el Ghizlane
Wer durch das Land reist, der kann eine Wanderung in Marokko und den atemberaubenden Wüsten kaum auslassen. Südlich von Zagora, der letzten marokkanischen Stadt vor der endlosen Wildnis der Sahara, führt die gut ausgebaute RN9 bis an den Rand der besiedelten Zivilisation. Hier sind noch Outdoor-Abenteuer mit Last-Frontier-Feeling möglich. Einen kleinen Vorgeschmack darauf geben folgende Wüstentouren:
Wanderung 2: Djebel Bani – gigantischer Ausblick auf die Wüste (Wüstenwanderung, 1,5h)
Zwischen Tagounite und Mhamid überwindet die RN9 einen letzten Seitenkamm des Djebel Bani, bevor sie in das riesige Becken der “richtigen” Sahara führt. Auf der kleinen Passhöhe gibt es einen Parkplatz zu Füßen einiger Sendemasten und einer spektakulär auf einem Tafelberg thronenden Ruine. Rechts vorbei an diesem Ruinenberg führt der zu Beginn breite Weg auf den Djebel Bani. Er überwindet die zwei Geländestufen, die auch vom Parkplatz aus zu sehen sind, und wird dabei zur schmalen Pfadspur. Teils weglos geht es nun über eine dritte Geländestufe, hinter der das Wanderziel als flacher Gipfelrücken zu erkennen ist. Man ersteigt ihn in einem Rechtsbogen und wird oben von einer gigantischen Aussicht in eine fremdartige Wüstenwelt überwältigt.
Track die Tour 2 “Djebel Bani” auf Outdooractive
Wanderung 3: Erg Sahel – Steine, Sand und Tafelberge (Wüstenwanderung, 4h)
Dieser Erg ist noch kleiner als der Erg Chebbi, doch die Landschaft ist mindestens genauso schön und erstaunlich vielfältig. Stein- und Sandwüste, Felsen und Tafelberge schimmern hier je nach Tageszeit in vielen Formen und wechselnden Farben. Hinter der eben erwähnten Passhöhe macht die RN9 eine lang gezogene Linkskurve nach Süden. Von hier geht es etwa 4 km geradeaus, bis links die erste abzweigende Piste in Sicht kommt. Dieser gut befahrbaren Piste folgt man nochmals 3 km bis zu einer Kreuzung mit einer weiteren Piste. Hier ist der beste Ausgangspunkt für die Wanderungen zum Erg Sahel und die folgende Wanderung (“Tidri Hill”). Mit normalen Fahrzeugen sollte spätestens hier Schluss sein, da der Untergrund immer sandiger wird. Wer mit einem Mietwagen unterwegs und wegen unbefestigter Straßen unsicher ist, sollte erwägen, die 3 Kilometer von der RN9 hierher zu laufen.
Von der Piste biegt man bei einem verfallenen Steinhaus rechts ab und erreicht auf einer anderen Pistenspur ein kleineres Flussbett und kurz darauf das größere (und sehr schöne) Bett des Wadi Draa. Meistens liegen beide trocken. Anschließend führen weitere Fahrspuren durch die von erstaunlich frischem Grün bewachsenen Dünen. Möglich machen es die tiefen Wurzeln, mit denen die Tamarisken, der Wermut und andere Gewächse das Grundwasser heraufziehen. Dahinter folgen mehrere Kilometer völlig nackter und brettebener Hammada (Steinwüste), welche nur aus rundgeschliffenem Kies und Gestein in gleichmäßiger Größe besteht. Die Dünen des Erg Sahel kommen am südlichen Horizont in Sicht. Die nach etwa einer Stunde erreichten Dünen entpuppen sich zwar als kaum höher als 30 Meter, doch das genügt allemal für eine rauschhaft schöne Aussicht, die die “Faszination Wüste” sinnlich in beeindruckender Art und Weise vor Augen führt.
Track die Tour 3 “Erg Sahel” auf Outdooractive (nicht irritieren lassen, dass die Wanderapp diese und die folgende Wandertour ins etwa 20 Kilometer entfernte Algerien verlegt)
Wanderung 4: Tidri Hill – Zwischen Flussbett und Wüste (Wüstenwanderung, 2h)
Dieser Felshügel mir unbekannten Namens befindet sich in einer Gegend, in der sowohl ein Flussbett, als auch einige Dünen den Namen Tidri tragen. Er lässt sich von der Pistenkreuzung aus in etwa 40 Minuten in einer unterhaltsamen Block- und Geröllwanderung zu Fuß erreichen. Oben überklettert man das Mäuerchen eines verfallenen Schutzwalls. Angekommen muss man nicht wegen Höhe oder Anstrengung tief Luft holen. Das gigantische Ausmaß der umliegenden Wüstenlandschaften ist schlicht atemberaubend. Wandertipp: Die Touren “Erg Sahel” und “Tidri Hill” lassen sich auch zu einer Ganztagstour verbinden.
Track die Tour 4 “Tdidri Hill” auf Outdooractive
Djebel Saghro – das unbekannte Spektakel
Der Djebel Saghro ist die östliche Verlängerung des Antiatlas und das eingangs erwähnte unglaubliche Felsgebirge. Dank seiner vulkanischen Gesteine und des seit Jahrmillionen im Wind wehenden Sands ist es zu einzigartigen Formen erodiert. Allerdings zieht es nach wie vor nicht viele Blicke auf sich. Sie ist selbst innerhalb des Landes nicht allzu bekannt. Zeit für eine Wanderung in Marokkos atemberaubende Felslandschaft!
Ein Grund für das bescheidene Dasein dürfte die bisherige Unzugänglichkeit sein. Die erste Asphaltstraße durch dieses geologische Wunderland wurde erst vor wenigen Jahren eröffnet. Bis dato waren diese exotischen Wüstenberge eine unerschlossene Region. Lediglich von den zähen Ait Atta Nomaden wurde sie besiedelt und auch nur im Rahmen mehrtägiger organisierter Trekkingtouren zu bereisen. Heuer gelangt man mit einer 20-minütigen Autofahrt von der quirligen Ortschaft Nkob in das Herz dieses Gebiets. Nkob liegt am südlichen Fuß des Gebirges. Der Ort verbindet Wildwest-Atmosphäre mit dem Charme einer ursprünglichen Palmenoase und einer wachsenden touristischen Infrastruktur. Ich nahm mir eine der angenehmen Unterkünfte als Basislager. An zwei Tagen unternahm ich folgende drei wärmstens zu empfehlende Wanderungen in Marokko:
Wanderung 5: Grünsteinkopf – Unterwegs im Seitental des Bab’N’Ali (1h)
So taufe ich mangels identifizierbaren Namens die Erhebung über dem Seitental des Bab’N’Ali. Sie eröffnet dem Wanderer ein umwerfendes Panorama des südlichen Djebel Saghro. Deren grünliches Gesteinsgranulat ist ein perfektes Motiv für Fotos ist.
Der Ausgangspunkt für diese Wandertour ist der große, unbefestigte Parkplatz an der erwähnten, neu asphaltierten Straße über den Pass Tizi n’Tazazert. Gegenüber befindet sich ein kleines Restaurant, hinter dem die unverwechselbare Silhouette des Bab’N’Ali (“Tor des Ali”) aufragt. Zu diesem Felsportal, das an das Monument Valley erinnert, führt eine unbefestigte Jeep-Piste, die auch als Wanderweg dient. Die Piste wird bald zum Fußweg. Der führt südlich am Doppel-Felsen des Bab’N’Ali vorbei über eine kleine Passhöhe und verzweigt sich dort zu mehreren Saumpfaden. Links den Hang hinauf geht es zum “Grünsteinkopf”, der nach etwa 20 Minuten erreicht ist.
Track die Tour 5 “Grünsteinkopf” auf Outdooractive
Wanderung 6: Bab’N’Ali Umrundung – Die Anspruchsvollste Tour (2,5h)
Diese Tour ist mit Abstand die anspruchsvollste aller hier Vorgeschlagenen (etwa T4) Routen. Sie gleicht der Vorherigen bis zur kleinen Passhöhe. Dort biegt sie rechts ab, um auf die Hänge links unterhalb des nördlichen Bab’N’Ali-Felsens zuzuhalten. Dieser wird daraufhin im Uhrzeigersinn umrundet, wobei sich immer wieder kleine Täler, Furchen und Schluchten auftun. Diese gilt es in der richtigen Höhe navigierend auf teils steilem und rutschigem Gestein zu queren. Die Mühe lohnt sich aber, denn das unübersichtliche Gelände eröffnet immer wieder neue und überraschende Perspektiven auf kurios verwitterte Berghänge und Felstürme.
Track die Tour 6 “Bab’N’Ali Umrundung” auf Outdooractive
Wanderung 7: Tadaout ‘N’ Tablah – Atemberaubende Felsenstadt (7h)
Auch diese Tour führt zunächst zur bekannten Passhöhe. Dort biegt man dann halbrechts ab, um einem Pfad in Richtung der Felsfinger auf dem gegenüber liegenden Bergrücken zu folgen. Diesem entlang führt der Weg durch ein Tal hinüber zum Ziel, der wirklich unglaublichen Felsenstadt des Tadaout ‘N’ Tablah. Hier formieren sich die unzähligen Türme mehrere Felsplateaus wie Orgelpfeifen und Zipfelmützen um zwei sich kreuzende Täler. Ein Ort, der schwer zu beschreiben ist, weil es – zumindest meines Wissens – nicht viel Vergleichbares auf diesem Planeten gibt.
In der Hoffnung, auf dem höchsten dieser Plateaus eine gute Aussicht auf das Areal zu finden, bin ich weglos durch ein Seitental gestiegen. Ich fand fand zu meiner großen Freude einen Durchschlupf zwischen den kompakten Felsriegeln. Dort konnte ich mit wenigen Metern leichter Kraxelei auf das “Dach” des Tadaout ‘N’ Tablah gelangen. Den Track dorthin habe ich nachträglich erstellt. Dennoch ist er er ist genau genug, um vor Ort diesen Durchschlupf problemlos zu sehen.
Track die Tour 7 “Tadaout ‘N’ Tablah” auf Outdooractive (Ohne den weglosen Teil auf das Gipfelplateau ist die Wanderung ebenfalls sehr lohnend. Sie ist dabei etwa 2 Stunden kürzer und einiges leichter)

Wanderung 8: Aït Benhaddou – Wüstenpanorama pur (1h)
Nachdem alle mir persönlich wichtigen Ziele “abgehakt” waren, machte ich mich zuletzt noch an dieses “muss man in Marokko gemacht haben”-Ziel. Allerdings war ich nicht direkt in der sicher sehenswerten Festung mit ihren vielen Verkaufsständen unterwegs, sondern habe mir einen Aussichtshügel hinter dem neuen (und schon wieder ziemlich heruntergekommenen) Dorf gleichen Namens gesucht, um die Szenerie zu überblicken. Sehr empfehlenswert, zumal es nur hundert Höhenmeter zu ersteigen gilt, wobei ein hunderte Kilometer weites Wüstenpanorama mit der orientalischen Hügelfestung im Mittelpunkt als Belohnung meiner Wanderungen in Marokko winkt!
Track die Tour 8 “Aït Benhaddou” auf Outdooractive
Praktische Reiseinfos für Deine erste Wanderung in Marokko
Unterwegs vor Ort: Auto oder Öffis?
Mit den öffentlichen Bussen kommt man durchaus auch im “großen Süden” herum. Doch abgesehen von den Zielen Erg Chebbi und Ait Benhaddou (die ohnehin an jeder Ecke als Pauschaltouren angeboten werden) sind die hier vorgestellten Highlights mit den Öffentlichen nur schwer und zeitaufwändig zu erreichen. Wer per Anhalter reisen will, muss vielen Einheimischen Konkurrenz machen. Gefühlt winkt fast jeden Kilometer jemand mehr oder weniger dramatisch vom Straßenrand herüber. Nachdem ich anfangs zweimal Leute mitnahm, riet mir ein Campingplatzbetreiber grundsätzlich und eindringlich davon ab. Abgesehen davon, dass es vermutlich auch gegen das Kleingedruckte im Mietwagenvertrag verstößt.
Klima und Reisezeit für Deine Tour: der Süden Marokkos
Mitte Januar sind die Tagestemperaturen mit 12-22 Grad je nach Lage und Höhe perfekt fürs draußen unterwegs sein. Bei meinem Aufenthalt war der Himmel zwei Wochen durchgehend wolkenlos und oft glasklar. Dafür wehte eine Woche ebenso durchgehend ein schneidiger Wind. Nachts fielen die Temperaturen auch am 30. Breitengrad bis zur Nullgradgrenze. Alles in allem brachte meine kleine Flucht vor dem Winter das erhoffte Sonnenlicht bei nicht ganz so hohen wie erhofften Temperaturen. Zum Aufwärmen fand ich eher das Auto als den Rückzug in Innenräume hilfreich, denn als Heizung dienen im Süden Marokkos nur die gefütterte Jacke und das Gläschen mit dem heißen Grüntee.
Gefährliche Fauna beim Wandern in Marokko
Muss man sich bei einer Wanderung in Marokko Gedanken um die Hornvipern, Kobras, Skorpione und Skolopender machen, deren Lebensraum die Steine, Felsen und Dünen des marokkanischen Südens sind? Im Winter so gut wie gar nicht, denn bei den tieferen Temperaturen sind die wechselwarmen Tiere kaum in Bewegung. Abgesehen davon, dass sie fast immer das Weite suchen, sobald menschliche Schritte den Boden erschüttern. In wärmeren Jahreszeiten sieht das etwas anders aus, dann sollte man draußen in der Natur hohe Schuhe tragen und aufmerksam sein, wo man hintritt und -greift. Aber auch dann wird man nur selten der örtlichen Fauna begegnen, zu der übrigens auch Chamäleons und Löffelhunde zählen.
Ausrüstungstipps für Wanderungen in Marokko
Fürs Wandern in Marokko benötigst Du neben einer Kamera, um die atemberaubende Landschaft einzufangen, ein paar Dinge, die Deinen Aufenthalt erleichtern. Hältst Du dich an diese Liste, sollte deinem marokkanischen Wanderabenteuer nichts im Weg stehen!
- Sonnenschutz: Da die Sonne hier auch im Januar intensiv strahlen kann, ist ein entsprechender Schutz (Brille, Schlauchtuch/Mütze) für eine Wanderung in Marokko notwendig.
- Wasser: Da die Wüstenluft zwar viel kühler, aber genauso trocken wie im Sommer ist, sollte am Wasservorrat auf Deine Tour nicht gespart werden. Ein Trinkrucksack ist für die Bewegung im Sand optimal.
- Wanderschuhe: Hohe, feste Schuhe, keine Approachschuhe oder Sportschuhe, da der Untergrund fast immer scharfkantig, spitz, bröselig und staubig ist. Das gilt auch für viele “Bürgersteige” in den Ortschaften.
- Schlafsack: Der warme Schlafsack (0° Komfort) und die warme Isomatte sollten dabei sein, wenn Übernachtungen im Zelt oder Auto geplant sind. Den Schlafsack kann man auch in “richtigen” Unterkünften gebrauchen, wenn die Wolldecken nicht warm genug oder etwas schmierig sein sollten.
- Zelt: Dein Zelt sollte aufgrund des fast immer harten und rauen Untergrunds einen robusten Boden haben, oder gegebenenfalls mit einer Zeltplane verstärkt werden. Für eine Wanderung in Marokko sollte das Zelt zudem leicht zu transportieren sein.
- Hautschutz: Da die Haut an Gesicht und Händen vor allem bei Kälte und staubigem Wind völlig austrocknet, ist eine fetthaltige Creme (oder einfach das Öl aus der Outdoorküche) nicht nur Kosmetik, sondern Vorbeugung gegen rissige bis blutig aufgescheuerte Haut.