Zelten bei Gewitter – was ist zu beachten?

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Zelten bei Gewitter - was ist zu beachten?
Viele unterschätzen die Gefahren von Gewittern oder kommen zu Schaden, weil sie einen ungünstigen Standort für ihr Zelt gewählt haben.

Vor allem in den Sommermonaten droht beim Zelten in Mitteleuropa immer die Gefahr von Gewittern. Durch die starke Erhitzung des Bodens kommt es zu teilweise heftigen Wärmegewittern, die oft auch von starkem Regen, heftigen Windböen und Hagelschauern begleitet werden. Beim Zelten gilt es daher nicht nur einen geeigneten Platz zu finden, der die größte Sicherheit vor einem Blitzeinschlag bietet, sondern ebenso um guten Windschutz, optimale Verankerungsmöglichkeiten und einen guten Ablauf des Regenwassers. Auch wenn viele zunächst an die Gefahr denken, vom Blitz getroffen zu werden, so ist doch die Gefahr eines durch Sturm zerstörten Zeltes oder eines überfluteten und von innen komplett durchnässten Zeltes nicht zu unterschätzen.

Immer wieder kommen Wanderer und Camper zu Schaden, weil sie einen ungünstigen Standort für ihr Zelt gewählt haben. Oder auch weil sich ihr Zeltplatz binnen Minuten in einen kleinen See oder gar Bach verwandelt hat. Die Gefahr, dass du tatsächlich vom Blitz getroffen wirst, ist dagegen geringer. Durch angepasstes und vorausschauendes Verhalten kann man diese Gefahr aber auf ein Minimum reduzieren.

Nicht das Zelt bietet Schutz bei Gewitter, sondern sein Standort

Zelten bei Gewitter - was ist zu beachten?
Schlecht gewählter Standort. In der Nähe von Felswänden besteht durch die Wassermassen erhöhte Gefahr. Einzelne Steine können sich lösen und Steinschläge auslösen.

Leider ist ein Zelt kein faradayscher Käfig, wie zum Beispiel ein Auto, der die enorme Stromstärke von etwa 20.000 Ampere einfach von der Oberfläche in den Boden weiterleiten kann. Stattdessen ist man in einem Zelt etwa so gut oder eher so schlecht vor Gewitter geschützt, wie als Wanderer ohne Zelt. Deswegen spielen zwei Verhaltensweisen beim Zelten im Gelände eine extrem wichtige Rolle. Zum einen muss bei der Auswahl der Zeltplätze immer auch die Möglichkeit eines aufziehenden Gewitters in Betracht gezogen werden. Der gewählte Standplatz muss dafür geeignet sein, denn wenn das Gewitter erst einmal in unmittelbarer Reichweite ist, wird ein Standortwechsel schwierig oder unmöglich. Der andere Faktor ist das Verhalten bei einem aufziehenden Gewitter. Bei dem kann eventuell kein optimaler Platz für das Zelt gefunden werden und man muss schnell abwägen.

Der ideale Zeltplatz für ein geringes Risiko bei Gewitter

Um das Gelände richtig für die Beurteilung des Zeltplatzes einzuschätzen, sind drei Faktoren entscheidend:

Gefahr durch Blitzeinschlag

Blitze schlagen oft in exponierte und erhöhte Stellen ein. Das bedeutet für die Zeltplatzwahl, dass einzelne hohe Bäume oder kleine Baumgruppen, kleine Hügel oder Kuppen auf offenem Gelände oder ausgesetzte Stellen im Gebirge besonders gefährdet sind. In bewaldeten Gebieten ist die Gefahr im Zelt vom Blitz getroffen zu werden dagegen viel geringer.

Gefahr durch starken Wind und Sturmböen bei Gewitter

Ein Zeltplatz, der dem Wind besonders ausgesetzt ist, macht das Zelt für Beschädigungen durch den Sturm sehr anfällig. Vermeintlich geschützte Stellen sollten aber kritisch geprüft werden. In der Nähe von Bäumen besteht zum Beispiel die Gefahr, dass Äste abbrechen und aufs Zelt stürzen können. Im schlimmsten Fall könnten sogar ganze Bäume entwurzelt werden. Auch vor aufgewirbelten und umherfliegenden Gegenständen sollte man sich in Acht nehmen, da diese schnell die Zeltwand beschädigen können. Eine sichere Verankerung im Boden mit den passenden Heringen und gespannte Abspannleinen verhindern, dass das Zelt sich löst oder vom Sturm zerrissen wird. Falls es in der Region, in der man sich befindet, eine vorherrschende Windrichtung gibt, sollte man das Zelt immer so aufbauen, dass es für den Wind eine möglichst kleine Angriffsfläche bietet. Der Eingang des Zeltes wird dabei nach Möglichkeit in die windabgewandte Richtung gerichtet.

Gefahr durch heftige Regenfälle bei Gewitter

Die großen Wassermengen, die bei einem Gewitter in kürzester Zeit entstehen, sind für alle Zelte in freier Natur die größte Gefahr. Sie führen zu einem weit größeren Schaden als die Blitze selbst. In Senken werden die Zelte von unten her unter Wasser gesetzt, während in ausgetrockneten Bachbetten die Gefahr von Sturzbächen entsteht. Flüsse können stark anschwellen und über die Ufer treten. Dieser Faktor wird dadurch noch verstärkt, dass bei starken Regenfällen oft flussaufwärts Schleusen geöffnet werden und sich die Wassermenge weiter im Tal um ein Vielfaches verstärkt. Auch in der Nähe von Felswänden besteht durch die Wassermassen erhöhte Gefahr. Hier können sich einzelne Steine lösen und Steinschläge auslösen. Im schlimmsten Fall sind Erdrutsche und Gerölllawinen die Folge solcher massiven Niederschläge. Es gilt zu beachten, wo Wasser herkommt und wohin es fließen würde.

Entfernung des Gewitters bestimmen

Wenn ein Gewitter aufzieht, ist die Entfernung der Gewitterwolken entscheidend für die Beurteilung der eigenen Sicherheit. Damit die Entfernung zuverlässig berechnet werden kann, findest Du unter hier einen praktischen Rechner für die Distanz von Gewittern.

Das richtige Verhalten bei Gewitter

Zelten bei Gewitter - was ist zu beachten?
Ist das Gewitter schon zu nah, sollte man Schutz unter einem Vorsprung, einer Schutzhütte oder einer Höhle suchen.

Wenn das Gewitter zu schnell aufzieht, oder bereits zu nah ist, macht es unter Umständen Sinn auf den Aufbau des Zeltes zu verzichten. Suche unter einem Vorsprung, einer Schutzhütte oder einer Höhle Schutz. Da alle Gegenstände aus Metall Blitze anziehen können, sollte man diese am besten in einiger Entfernung lagern. Und am besten wasserdicht verpacken.

Im Zelt solltest Du darauf achten, möglichst isoliert in hockender Haltung zu kauern. Das bedeutet, am besten die Wanderschuhe anlassen und auf der doppelt gefalteten Isomatte oder dem Trekkingrucksack kauern und sich dabei nicht mit den Händen auf dem Boden abstützen. Wichtig ist auch, dass kein Wasser im Inneren des Zeltes steht, denn das würde die Leitfähigkeit für Blitze stark erhöhen. Wenn der Standplatz des Zeltes gut gewählt ist und der Blitz in der unmittelbaren Nähe einschlagen sollte, bist Du durch die Isolation und die kompakte Körperhaltung sehr gut geschützt und das Risiko für eine Verletzung durch Blitzeinschlag ist fast vollkommen ausgeschlossen.

Informieren ist das A und O

Beim Zelten im Gelände kann man nicht immer vermeiden, mit Gewittern konfrontiert zu werden. Die richtige Standplatzwahl und ein angepasstes Verhalten bei Gewitter minimieren zwar das Risiko, bei Gewitter zu Schaden zu kommen, enorm, aber genauso wichtig ist es, sich vor der geplanten Tour eingehend über die Wettersituation zu informieren. Wenn es möglich ist, ein Gewitter im offenen Gelände oder im Gebirge zu vermeiden, dann ist das sicherlich die beste Art der Risikovermeidung. Oft ziehen Gewitter im Sommer am Nachmittag auf und sind auch dementsprechend von den Wetterdiensten und Wetterapps erfasst. Das macht eine bessere Tourenplanung möglich und Wanderer können beispielsweise frühzeitig nach einem geeigneten Standort für ihr Zelt Ausschau halten.

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Bergfreund Gastautor

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