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Causa Zeltgestänge: Warum nicht mal Carbon?

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Carbon ist leicht, robust, sehr hitze- und kältebeständig, kurzum eigentlich ein Wundermaterial, das nicht nur in der Outdoor-Branche zunehmend Verwendung findet. Carbon wird seit geraumer Zeit vor allem bei Trekkingstöcken eingesetzt und verdrängt hier mehr und mehr das bislang vorherrschende Aluminium. Und hier macht das auch durchaus Sinn! Bei Zeltgestängen sieht das etwas anders aus…

Marco ergründet das Fehlen der Carbongestänge im Outdoor-Zelt-Markt.
Marco will’s wissen: warum gibt es auf dem Outdoor-Zelt-Markt kaum Modelle mit Carbongestänge?

Wenn ich jetzt aber nach anderer Outdoor-Ausrüstung suche, bei denen ein derartiges Material Sinn macht, wie z.B. bei Zelten, gibt es eine Überraschung: Selbst bei ultraleichten Zelten findet sich kaum ein Modell, das mit Carbongestänge ausgestattet wurde. Ein Anlass, sich einmal auf eine kurze Spurensuche nach den Gründen hierfür zu machen.

Gründe für Aluminium bei Zeltgestängen

Zelte von Hilleberg

Ich starte bei einem der renommiertesten Zelthersteller auf dem Markt: Hilleberg aus Schweden. Dort hatte man zwar eine Zeit lang bei einigen Modellen mit Carbon experimentiert, dies aber recht schnell wieder eingestellt. Nun gibt es nur noch die Möglichkeit einzelne Modelle, wie z.B. das Soulo auf ein Carbongestänge umzurüsten.

Warum ist das so? Hilleberg gibt an, dass die Bruchsicherheit von Aluminium durch die Steifigkeit, insbesondere bei den von ihnen verwendeten hochwertigen Legierungen, immer noch deutlich höher sei, als bei Carbon. Dies ist für das schwedische Renommierunternehmen, das die Robustheit und Windfestigkeit bei ihren Zelten in den Vordergrund stellt, wichtiger, als die mit Carbon verbundene Gewichtsersparnis. Deshalb wird man bei Hilleberg wohl auch in Zukunft auf hochwertige Aluminiumgestänge bauen.

Zelte von Nordsik und Big Agnes

Meine kleine Reise durch die Welt der Zeltgestänge geht bei zwei Firmen weiter, die für die Produktion ultraleichter Zelte bekannt sind – Nordisk und die US-Amerikaner von Big Agnes.

Nordisk hat als einer der ersten Hersteller mit dem Telemark 1 ein Modell ins Sortiment genommen, das es sowohl mit einem Aluminium- als auch mit einem Carbongestänge gibt. Hier findet man auch den ersten Hinweis warum Carbon doch sehr selten eingesetzt wird: Der Gewichtsunterschied zwischen den beiden Modellen beträgt gerade einmal rund 80 Gramm, während die Carbonvariante aber gleichzeitig 170,00 € teurer ist.

Bei schlechtem Wetter punktet das Aluminiumgestänge mit Robustheit und Windfestigkeit.
Tut sich schlechtes Wetter mit starkem Wind auf, ist man in einem Zelt mit Aluminiumgestänge besser geschützt. Dieses punktet nämlich mit Robustheit und Windfestigkeit.

Genau diesen Umstand erfährt man auch als Begründung von den Produktentwicklern bei Big Agnes. Hier verzichtet man komplett auf den Einsatz von Carbon und versucht in Zusammenarbeit mit der Dong Ah Aluminium Corporation in Korea (daher übrigens auch der Name der weitverbreiteten DAC-Gestänge) die Aluminiumlegierungen vom Gewicht her zu optimieren. Big Agnes müsste seine Vorzeigemodelle Fly Creek UL und Copper Spur um bis zu 30 % verteuern, wenn sie auf Carbon umsteigen würden. Dies rechtfertigt aus Sicht von Big Agnes nicht die mit Carbon verbundene Einsparung von Gewicht.

Carbongestänge im ultraleicht-Bereich

Also weit und breit kein Carbon auf dem Zeltmarkt in Sicht? Nicht ganz.

Mountain Safety Research (kurz MSR) aus Seattle in den USA ist in diesem Jahr vorgeprescht. Sie machen mit dem Carbon Reflex nun einen Versuch, Carbongestänge zumindest im ultraleichten Bereich zu etablieren. Das Modell gibt es als Ein-Mann, Zwei-Mann und Drei-Mann-Zelt. Die Ein-Mann-Version wiegt 790 Gramm und bewegt sich damit in einem relativ normalen Rahmen für ultraleichte Zelte. Der Preis ist mit 489,00 € einigermaßen moderat.

Mein ganz persönliches Fazit bei Zeltgestängen

Nichtsdestotrotz habe ich nach meiner Recherche so meine Zweifel, ob sich Carbongestänge dauerhaft auf dem Markt durchsetzen werden. Die Gewichtsersparnis scheint mir auf Dauer nicht groß genug zu sein, um die höheren Preise zu rechtfertigen.

Ich denke, dass sich im ultraleichten Bereich auch renommierte Hersteller wie MSR, Nordisk, oder Big Agnes zukünftig eher in den Bereich von Trekkingstockzelten wagen werden, in dem es noch viele Innovationsmöglichkeiten gibt. Dies wird momentan noch fast ausschließlich von kleinen Spartenherstellern wie Six Moon Designs oder ZPacks betrieben und hier gäbe es auch für größere Produzenten noch Marktanteile zu gewinnen. Hersteller, die deutlich stärker auf die Robustheit und Vier-Jahreszeitentauglichkeit ihrer Zelte achten wie z.B. Hilleberg, Exped oder auch Mountain Hardwear werden sehr sicher bei hochwertigen Aluminiumgestängen bleiben.

Was haltet Ihr von den Carbon- und/oder Aluminiumgestängen? Lasst uns Eure Meinung gerne mit einem Kommentar da!

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Bergfreund Marco

Die Faszination für die Berge kam mit frühen Hochtouren in den Alpen und verfestigte sich auf dem John Muir Trail in den USA.

3 Comments on the Article

  1. joehot 13. September 2023 03:59 Uhr

    carbon ist ja nun schon lange ein bewaehrtes material im radsport und hat sich dadurch ja im preis deutlich gesenkt zu den anfangszeiten und auch was die stabilitaet angeht ... das wird sich im zeltbereich natuerlich auch entsprechend verhalten wenn es denn mehr einzug haelt . das man fuer 80 gr sparen bei einem ( wirklichen ) ultrleicht zelt 170 € mehr zahlt ist auch ein angemessener preis dafuer - schliesslich kostet das zelt ja auch schon 630 € ... ich schaue mich jedenfalls nach carbon stangen um da ich mit alu stangen natuerlich auch schon probleme mit reissen und brechen hatte - das hat ja nichts mit dem material zu tun sondern mit der verarbeitung und der qualitaet an sich - eine unsauber verarbeitete alustange hilft genauso wenig wie eine entsprechende unsauber verarbeitete aus anderem material ...

  2. datzer erwin 20. März 2019 09:43 Uhr

    hallo marco eine ergänzung zu meinen beitrag, kenne derzeit keinen shop/hersteller der anfertigungen von carbongestänge macht ausser bei eigenprodukten. Generell wird es auch wie beim alugestänge verschieden Qualitätsstufen geben bei der herstellung ,wieviel wickelungen/kreuzweise bzw.lagen,würde versuchen vor eine kauf zu schauen ob es in deiner gegend shops gibt die solche zelte haben oder privatpersonen dann könnte man vergleichen bzw.ein hersteller schickt eine info über das carbon. würde aber generell 9mm wählen da der gewichtsunterschied zum 7.3mm sehr wenig bei interesse kann ich dir auch gewichtsunterschiede genauer angeben

  3. datzer erwin 19. März 2019 11:28 Uhr

    nutze carbongestänge seit ca.10 jahren in meinen zelten,alle nachgerüstet damals bei fliegfix. ein staika ,ein nallo3 sowie bei latok 3 und extreme bivi von Rab. ausser dem gewicht stehen die zelte etwas straffer und im winter vereisen sie nicht was ich auch schon hatte bzw.ohne handschuhe bleibt man bei den alu hülsen nicht kleben.bei dem preisen war ich auch nur leicht darüber als wenn ich orginalgestänge gekauft hätte.Bisher keine stange gebrochen oder gesplittert.Der durchmesser vom gestänge ist 9mm und nicht wie bei leichtzelten 7.3mm dies hat sicher einfluss auf die stabilität.nur bei steinigen untergrund sollte man aufpassen das die gestänge nicht verkratzt werden den wenn der schutzlack zusehr verkratzt wird könnten vieleicht beschädigt werden bis jetzt nur positive erfahrungen

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