
Eine Wanderung auf die Zugspitze – Traumziel vieler Bergsteiger
Die Zugspitze ist der höchste Berg in Deutschland und ein echtes Traumziel für Wanderer, Kletterer und Alpinisten. Mit ihren 2.962 Metern bietet sie spektakuläre Ausblicke über die Alpen und das Alpenvorland. Ihr markanter Gipfel erhebt sich über dem Talkessel von Garmisch-Partenkirchen und bietet eine Fernsicht, die zu den beeindruckendsten in den Deutschen Alpen zählt.
Ich werde oft gefragt, ob man die Zugspitze wirklich erwandern kann. Die ehrliche Antwort: Keine der Routen ist eine reine Wanderung. Der Weg zum Gipfel führt immer durch alpines Gelände und kannje nach Jahreszeit und aktuellen Wetterbedingungen sehr anspruchsvoll sein. Damit Du sicher unterwegs bist, brauchst Du auf jeder Route:
- eine gute Informationslage
- überdurchschnittliche Kondition
- absolute Trittsicherheit
- alpine Ausrüstung
In diesem Beitrag stelle ich Dir fünf Touren vor, die sich für den Aufstieg auf die Zugspitze besonders bewährt haben. Du erfährst alles über Etappen, Charakter der Wanderrouten, Übernachtungsmöglichkeiten und den Schwierigkeitsgrad.
Tour 1. Höllental – Der spektakulärste Aufstieg auf die Zugspitze
Der Weg durch das Höllental ist wahrscheinlich die bekannteste und eindrucksvollste Route, die Zugspitze zu besteigen. Für mich gehört diese Route zu den spannendsten und das nicht nur wegen der landschaftlichen Vielfalt, sondern auch wegen der alpinen Herausforderung. Schon der Beginn ist ein Abenteuer: Vom Dorf Hammersbach führt der Weg durch die wilde Höllentalklamm. Hier stürzen Wasserfälle donnernd über Felsstufen und führen spektakuläre Steige durch enge Schluchten. Nach etwa 2 Stunden erreichst Du die Höllentalangerhütte (1.387m). Sie ist spektakulär eingebettet zwischen den steilen Felswänden von Jubiläums- und Riffelgrat. Es ist ein idealer Ort für eine Übernachtung, bevor dann der Gipfeltag beginnt.
Hinter der Hütte wird der Weg zunehmend alpiner. Steile Steige, kurze Kletterstellen und Drahtseilpassagen, darunter das berühmte „Brett“, führen Dich in das felsige Kar zum Höllentalferner, einem der letzten deutschen Gletscher unterhalb des Gipfels. Achtung: Für diese Tour brauchst Du eine komplette Hochtourenausrüstung. Vor allem im Sommer kann blankes Eis schnell zur Gefahr werden.
Nach der teils kniffligen Randkluft beginnt der letzte Abschnitt: Der gut versicherte Klettersteig führt durch das Höllental mit luftigen Leitern, Eisenstiften und Felsbändern. Er bringt Dich direkt zum Gipfelkreuz. Wenn Du trittsicher bist und keine Höhenangst hast, dann erwartet Dich hier die wohl abwechslungsreichste Tour auf die Zugspitze.
- Startpunkt: Hammersbach (750 m)
- Höhenmeter: ca. 2.200 m
- Dauer: 8–10 Stunden (mit Hüttenübernachtung entspannter)
- Schwierigkeit: schwer, Klettersteig B/C, Gletschererfahrung notwendig
- Für wen geeignet: für erfahrene Bergsteiger eine Traumtour, für Anfänger nicht geeignet.
- Übernachtung: Höllentalangerhütte. Tipp: unbedingt reservieren, sehr gefragt.
Tour 2. Reintal Route zur Zugspitze, auch für sportliche Anfänger
Die Reintalroute gilt als Klassiker für alle, die die Zugspitze hochwandern möchten. Technisch ist die Route zwar einfach, aber mit ihrer Länge durchaus fordernd. Von Garmisch leitet Dich der Weg zunächst durch die Partnachklamm ins idyllische Reintal. Der Pfad verläuft durch Wald und entlang der Partnach, bis Du nach etwa vier Stunden die Reintalangerhütte erreichst. Es ist der ideale Ort für eine erste Übernachtung, denn die gesamte Tour an einem Tag wäre sehr lang.
Am nächsten Tag geht es weiter: über weite Schotterfelder und Serpentinen steigst Du zur Knorrhütte auf 2.052 Metern auf. Ab hier wird die Landschaft zunehmend karg, die Vegetation nimmt ab und das Hochgebirge dominiert. Der weitere Weg führt über das Zugspitzplatt – ein breites Karstplateau – bis zum Gletscherrestaurant Sonnalpin, wo auch die Zahnradbahn endet. Von dort aus sind es noch rund 400 Höhenmeter über den finalen Gipfelsteig bis zum Münchner Haus und dem goldenen Gipfelkreuz.
Der große Vorteil der Reintalroute: Es gibt keine schwierigen Klettersteigpassagen (A/B), kaum besonders ausgesetzten Stellen und keinen Gletscher, den man überqueren muss. Der Nachteil: Eine gute Kondition ist Pflicht. Mit über 20 Kilometern Länge und 2.300 Höhenmetern ist die Tour ein echter alpiner (Halb-)Marathon. Für den Abstieg kannst du bequem der nehmen. Das spart Kraft und schont die Knie.
Tourdaten:
- Start: Skistadion Garmisch / Partnachklamm (730m)
- Höhenmeter: ca. 2.300m
- Dauer: 9–12 Stunden, am besten mit Übernachtung
- Schwierigkeit: technisch einfach, konditionell sehr fordernd. Die einzige Tour, die sich für sportliche Einsteiger eignet, vorausgesetzt, sie planen die Wanderung auf zwei Tage verteilt.
- Übernachtung: Reintalangerhütte oder Knorrhütte.
Tour 3. Gatterlroute – Von Tirol über den Grenzsteig zur Zugspitze
Die Gatterlroute ist besonders beliebt bei Wanderern aus Tirol. Mit der Ehrwalder Almbahn sparst Du Dich den langen Zustieg und startest bereits auf 1.500 Metern Höhe. Der Weg bringt Dich über das Feldernjöchl zum berühmten „Gatterl“ – einem alten Grenzübergang zwischen Tirol und Bayern. Hier überschreitest Du symbolisch die Grenze und steigst weiter über karstige Schutthänge zur Knorrhütte auf.
Nach einer wohlverdienten Pause auf der Hütte geht es weiter über das Zugspitzplatt. Dieser Abschnitt gehört auch zur bekannten Reintalroute. Auf rund 2.600 Metern erreicht man die Endstation der Zahnradbahn auf dem Gletscherrestaurant „Sonnalpin“. Von dort führt ein einfacher Klettersteig (Schwierigkeit A/B) über die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel.
Charakteristisch für diese Tour auf die Zugspitze ist die Mischung aus landschaftlich abwechslungsreichen Wanderwegen im unteren Teil und karger Hochgebirgslandschaft im oberen Teil. Viele Wanderer entscheiden sich nach der Besteigung mit der Seilbahn zurück ins Tal zu fahren. Eine gute Idee, wenn Du Kraft und Zeit sparen möchtest.
Tourdaten:
- Start: Ehrwalder Almbahn (1.500m)
- Höhenmeter: ca. 1.700m
- Dauer: 7–9 Stunden
- Schwierigkeit: mittel, technisch einfach, aber lang. Eine konditionell fordernde, aber technisch einfachere Möglichkeit, die Zugspitze zu Fuß zu besteigen.
- Übernachtung: Knorrhütte, ideal für eine zweitägige Tour.
Tour 4. Jubiläumsgrat – Die alpine Königsetappe für echte Alpinisten
Wenn Du auf die Zugspitze wandern willst und alpine Erfahrung mitbringst, ist der Jubiläumsgrat eine der spektakulärsten Möglichkeiten und gleichzeitig auch eine echte Herausforderung. Diese Gratüberschreitung zählt zu den bekanntesten in den Alpen und ist weit mehr als nur ein Weg zum Gipfel. Vom Gipfel der Alpspitze folgst Du dem Grat über schmale, ausgesetzte Passagen mit Drahtseilsicherungen. Dabei überwindest Du luftige Felstürme und ständige Auf- und Abstiege bis zum höchsten Punkt Deutschlands. Wichtig vorab: Die Route wird meist in entgegengesetzter Richtung begangen. So ist sie konditionell etwas leichter. Achte daher unbedingt auf möglichen Gegenverkehr!
Technisch bewegst Du Dich auf dem Jubiläumsgrat im Bereich von Klettersteig A bis C sowie in leichter Kletterei (bis Schwierigkeitsgrad III). Bei unsicherem Wetter wird die Tour schnell lebensgefährlich. Ohne Ortskenntnis findest Du keine Ausweichmöglichkeiten. Was Du unbedingt mitbringen solltest:
- absolute Schwindelfreiheit
- alpine Erfahrung
- vollständige Alpin-Ausrüstung
Die Ausblicke vom Grat sind einzigartig: Im Norden breitet sich das Alpenvorland aus, im Süden dominieren die Tiroler Gipfel und die Lechtaler Alpen. Wenn Du die Tour meisterst, erreicht Du nach 8 bis 10 Stunden erschöpft, aber glücklich das Gipfelkreuz der Zugspitze und genießt den Blick über die Alpen.
Tourdaten:
- Start: Alpspitzbahn Bergstation (2.033m, zu Fuß oder per Seilbahn erreichbar)
- Höhenmeter: ca. 1.400m im ständigen Auf und Ab
- Dauer: 8–10 Stunden, je nach Erfahrung und Kondition
- Schwierigkeit: sehr schwer, Kletterei bis Schwierigkeitsgrad III, extrem ausgesetzt, zahlreiche Klettersteigpassagen. Nur für sehr erfahrene Bergsteiger. Eine Traumtour, aber definitiv nichts für Anfänger.
- Übernachtung: Nur in Notfällen steht ein Biwak am Grat zur Verfügung.

Tour 5. Von Ehrwald über den Stopselzieher – die Zugspitze an einem Tag besteigen
Diese Route startet in Ehrwald und bringt Dich über schmale Waldpfade und steinige Geröllfelder zur Wiener-Neustädter-Hütte auf 2.209 m Höhe. Der umgangssprachlich als Stopselzieher bekannte Anstieg verläuft durch das Österreichische Schneekar und bietet eine direkte Verbindung zum Gipfel der Zugspitze.
Der Stopselzieher ist ein Klettersteig mit Eisenstiften, Drahtseilen und eine kurze Tunnelpassage, durch den Du hindurchklettern musst. Der Steig ist nicht durchgehend gesichert. Kraft, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unverzichtbar. Nach rund 400 Höhenmetern im Steig erreichst Du den Gipfelaufbau und schließlich das Münchner Haus.
Im Vergleich zu den bekannten Routen durch das Höllental oder Reintal bleibt dieser Weg deutlich ruhiger, bietet aber ebenso alpines Flair. Wenn Du sportlich unterwegs bist und Erfahrung im alpinen Gelände hast, kannst Du die Zugspitze über den Stopselzieher sogar an einem Tag erreichen.
Tourdaten:
- Startpunkt: Ehrwald, Talstation Zugspitzbahn (1.225m)
- Höhenmeter: ca. 1.750m
- Dauer: 6–8 Stunden
- Schwierigkeit: mittelschwer bis schwer, Klettersteig B/C. Anspruchsvoll, aber machbar. Es ist eine spannende Alternative zu den Klassikern.
- Übernachtung: Wiener-Neustädter-Haus: urig gelegen und direkt unterhalb des Klettersteigs, jedoch nicht zwingend notwendig.

Die 5 beliebtesten Wanderungen auf die Zugspitze im Vergleich
Wenn Du zu Fuß auf die Zugspitze möchtest, hast du mehrere spannende Möglichkeiten. Jede Route hat ihren eigenen Charakter. Sie unterscheiden sich in Schwierigkeit, Dauer und landschaftlichem Reiz. Ich habe Dir hier die fünf beliebtesten Wege zusammengestellt und direkt miteinander verglichen. So bekommst Du einen schnellen Überblick und kannst leichte entscheiden, welche Tour am besten zu Dir passt:
Route / Startpunkt | Höhenmeter | Dauer (ca.) | Schwierigkeit | Charakter / Besonderheiten | Übernachtungstipps |
Höllental – Hammersbach | 2.200 m | 8–10 h | schwer (Klettersteig B/C, Gletscher) | Spektakulärste Route mit Klamm, Gletscher und Klettersteig | Höllentalangerhütte (1.387 m) |
Reintal – Garmisch | 2.300 m | 9–11 h (2 Tage empfohlen) | mittelschwer, technisch einfach | Längste Route, landschaftlich abwechslungsreich, „einfachster“ Weg | Reintalangerhütte (1.366 m), Knorrhütte (2.052 m) |
Gatterlroute – Ehrwald | 1.700 m | 7–9 h | mittel, technisch leicht | Grenzübertritt „am Gatterl“, abwechslungsreich, gute Option mit Seilbahn-Rückfahrt | Knorrhütte (2.052 m) |
Jubiläumsgrat – Alpspitze | 1.000 m (im Auf & Ab) | 8–10 h | sehr schwer, Kletterei bis III | Spektakulärer Grat, hochalpin, extrem ausgesetzt | Münchner Haus (2.959 m) |
Stopselzieher – Ehrwald | 1.750 m | 6–8 h | mittelschwer bis schwer (Klettersteig B/C) | Direkteste Route, Tunnelpassage im Klettersteig | Wiener-Neustädter-Haus (2.209 m) |
Fazit: Die passende Wanderroute auf die Zugspitze finden
Jede Wanderung auf die Zugspitze stellt unterschiedliche Anforderungen an Kondition, Technik und Bergerfahrung. Wer die eigene Kondition und Bergerfahrung realistisch einschätzt und die Tour gut vorbereitet, findet hier die passende Route. Die folgende Übersicht zeigt, welche Tour zu welchem Erfahrungslevel passt und erleichtert Dir die Entscheidung für Dein Zugspitz-Abenteuer:
- Für konditionsstarke Einsteiger: Reintal oder Gatterl, ideal als zweitägige Tour mit Hüttenübernachtung auf der Reintalanger- oder Knorrhütte
- Für Geübte: Höllental oder Stopselzieher
- Für Profis: Jubiläumsgrat
Egal ob Du über Geröll, Gletscher oder Grat wanderst, jede Route bietet ihren eigenen Reiz. Mit guter Vorbereitung und der richtigen Tourwahl wird die Besteigung zu einem unvergesslichen Erlebnis.
FAQ: Auf die Zugspitze wandern
Ja, geübte Bergsteiger können auf die Zugspitze wandern und den Gipfel an einem Tag erreichen. Für Anfänger empfiehlt sich ein zweitägiger Aufstieg mit Hüttenübernachtung, zum Beispiel auf der Reintalanger- oder Knorrhütte.
Die Reintalroute und die Gatterlroute gelten als die besten Optionen für Einsteiger. Beide Wege sind technisch einfach, aber lang und fordernd. Eine sehr gute Grundkondition ist daher unbedingt erforderlich.
Höllental & Stopselzieher: Klettersteigset, Helm, Gurt, Steigeisen, ggf. Gletscherausrüstung (für das Höllental)
Reintal & Gatterl: stabile Bergschuhe und Stöcke genügen
Jubiläumsgrat: vollständige alpine Ausrüstung inklusive Seil und Sicherungstechnik erforderlich
Ja, Bergschulen bieten geführte Touren auf die Zugspitze an. Für Anfänger oder alle, die sich unsicher fühlen, ist das eine empfehlenswerte Option.