So kannst Du Dich auf eine Wanderung in den Bergen vorbereiten
Egal wo Du unterwegs bist, mit einer guten Planung und Vorbereitung wirst Du mehr Freude an Deiner Tour haben. Wichtig bei Deiner Vorbereitung aufs Bergwandern:
Tourenplanung
Zunächst einmal solltest Du Dein Tourenziel oder Wanderziel identifizieren. Das geht ruckzuck mit den geeigneten Apps, aus denen Du die Dauer und Länge der Tour sowie die Anforderungen herauslesen kannst. Die meisten Wanderungen sind bereits irgendwo im Netz hinterlegt.
Achtung: Was für den Trailrunner eine Feierabendrunde ist, das kann für den Wanderanfänger zu einer ausgewachsenen Tagestour werden. Ich empfehle Dir deshalb redigierte Inhalte, wie Du sie bei alpenvereinaktiv oder outdooractive findest. Diese sind spezifisch für Bergsteiger entwickelt und passgenau für deren Bedürfnisse.
Persönliche Einschätzung
Damit Du die Zeitangaben realistisch einschätzen kannst, solltest Du zunächst Dein Können und Deine Kondition auf kleinen Touren einschätzen und bewerten. Den Zeitangaben auf Wegweisern und seriösen Apps liegt eine Geschwindigkeit von vier Kilometern pro Stunde in der Ebene sowie von 300 Höhenmetern pro Stunde im Aufstieg sowie 500 Höhenmetern im Abstieg zugrunde.
Bei der Gesamtzeitangabe wird dabei die Hälfte des kleineren Wertes zum größeren hinzuaddiert. Bei einer Tour mit 8 km Horizontaldistanz und 300 Höhenmetern gilt dann: zwei Stunden für acht Kilometer sowie die Hälfte von einer Stunde für 300 Höhenmeter ergibt eine Gesamtzeit von zweieinhalb Stunden.
Jetzt liegt es an Dir, Deine Kondition entsprechend einzuschätzen. Dabei geht es nicht um Leistung und Tempo, es geht nur darum, die „offiziellen“ Zeiten für dich und Dein persönliches Leistungsniveau richtig zu bewerten. Bist Du zu Beispiel mit Deiner Familie und Kindern unterwegs, dann wird die Formel so nicht funktionieren. Du wirst entsprechend Deiner auf kleinen Touren gesammelten Erfahrung mit einem Zeitaufschlag oder einem Faktor x rechnen und zur Zufriedenheit aller Dein Ziel erreichen. Genauso wenn Du gut trainiert bist: dann wirst Du die Angaben unterbieten und schneller unterwegs sein.
Schwierigkeitsgrade von Wanderwegen in den Alpen
Wanderwege in den Alpenländern sind farblich klassifiziert. Diese Markierungen helfen Dir, die Schwierigkeit einer Tour einzuschätzen.
Kategorie Blau
Einfache Wanderwege. Sie können steil sein, sind aber nicht absturzgefährlich und auch für Kinder und Familien geeignet.
In der Schweizer Wanderskala entspricht dies etwa T2.
Kategorie Rot
Mittelschwere Bergwege. Sie sind oft schmal und erfordern Trittsicherheit. Absturzgefährliche Passagen oder Seilversicherungen können vorkommen.
Entspricht T3 in der Schweizer Skala.
Kategorie Schwarz
Anspruchsvolle Steige. Hier ist mit ausgesetztem Gelände, Kletterpassagen und Seilversicherungen zu rechnen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.
Entspricht T4 bis T6.
Zusätzlich gibt es Talwege, die meist keine Klassifikation tragen. Sie sind breit, einfach und verlaufen in Talnähe ohne Absturzgefahr.
Für Klettersteige gelten eigene Schwierigkeitsgrade von A bis E, ebenso für alpine Disziplinen wie Felsklettern, Eisklettern oder Mixed-Routen.
Tipp: Taste dich langsam an die verschiedenen Schwierigkeitsgrade heran. Auch eine Gratwanderung für Anfänger kann ein tolles Erlebnis sein – vorausgesetzt, sie ist gut gesichert und nicht zu ausgesetzt.
Wetter und Verhältnisse: Gut informiert in den Bergen unterwegs
Wer regelmäßig in den Bergen wandert, weiß: Das Wetter entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg einer Tour. Bei Regen, Nebel oder Schnee kann selbst eine einfache Bergwanderung schnell zur Herausforderung werden oder sogar gefährlich. Damit Du sicher und mit Freude unterwegs sein kannst, solltest Du das Wetter nicht dem Zufall überlassen:
Wetter-Apps für Bergwanderer
Für die Einschätzung der Wetterlage gibt es mittlerweile mehr Apps als Wetterlagen. Doch nicht jede App ist für das Bergwandern geeignet. Besonders empfehlenswert:
- das Bergwetter des Deutschen Alpenvereins. Das Bergwetter ist in der App alpenvereinaktiv integriert. Es bietet nicht nur präzise Temperaturangaben und Wettersymbole für viele alpine Regionen, sondern auch einen erklärenden Text zur aktuellen Wetterlage. Ideal für eine fundierte Tourenplanung.
- zusätzlich lohnt sich ein Blick auf ein Niederschlagsradar mit Echtzeitanzeige, wie es etwa Wetteronline bietet. So bist Du zwar nicht vor schlechtem Wetter gefeit, aber zumindest vor unangenehmen Überraschungen in den Bergen gut geschützt.
Verhältnisse beim Wandern in den Bergen richtig einschätzen – besonders für Anfänger
Neben dem Wetter spielen auch die aktuellen Verhältnisse eine entscheidende Rolle. Gerade bei einer Gratwanderung für Anfänger oder wenn Du wenig alpine Erfahrung hast, ist Vorsicht geboten. Altschneefelder, vereiste Wege oder aufgeweichte Pfade sind Gefahren, die in keiner App zuverlässig angezeigt werden. Hier helfen Dir Webcams zur Einschätzung der Schneelage oder aktuelle Beiträge aus sozialen Medien. Doch Vorsicht: Diese Quellen sind oft nicht redigiert und können fehlerhaft oder veraltet sein. Verlasse dich also nicht blind darauf.
Erfahrung mit Bergwanderungen ist das Wichtigste
Was tun, wenn Du unsicher bist? Taste dich langsam an die Materie heran. Nimm Dir Zeit, sammle eigene Erfahrungen und beginne mit einfachen Touren. Je öfter Du in den Bergen wanderst, desto besser wirst Du die Verhältnisse einschätzen können. Und mit wachsender Erfahrung wirst Du auch bei mäßigem Wetter und schwierigen Bedingungen eine passende Bergtour finden, die sicher ist und Freude bereitet.
Diese Ausrüstung brauchst Du für Deine Wanderungen in den Bergen
Wanderschuhe: Trittsicherheit beginnt am Boden
Die Sohle Deines Wanderschuhs ist entscheidend für Deine Trittsicherheit. Sie muss bei Nässe, auf Fels, Schnee, Gras und Erde zuverlässig greifen. Markenprofilsohlen wie die von Vibram bieten mit ihrem tiefen Profil guten Halt, auch auf rutschigen Wegen.
Zwischen Profilsohle und Schuhaufbau liegt die Zwischensohle. Sie sorgt für Dämpfung und Stabilität: Sie federt Stöße ab und bietet Torsionssteifigkeit, sodass Du auch auf kleinen Tritten sicher stehst, etwa im Schnee oder Geröll.
Ob knöchelhoch oder flach, auch Zustiegs- oder Trailschuhe können für viele Touren geeignet sein. Wichtig ist, dass der Schaft wasserdicht ist, erkennbar etwa am Gore-Tex®-Logo. Nimm Dir Zeit bei der Anprobe: Die Ferse muss fest sitzen, die Zehen dürfen nicht anstoßen. Drückende Nähte oder harte Abschlüsse sind ein No-Go. Hochwertige Wanderschuhe lassen sich oft reparieren und wiederbesohlen. Sie begleiten dich über viele Jahre beim Wandertouren in den Bergen.
Kleidung im Zwiebelprinzip
- First Layer: Merinowolle ist ideal für die erste Schicht direkt auf der Haut. Merino ist temperaturregulierend und geruchsneutral, auch nach längerem Gebrauch.
- Weitere Schichten: Kleide dich im Zwiebelprinzip – mehrere Lagen, die Du je nach Wetterlage an- oder ausziehen kannst.
Der Vorteil: Du regulierst Dein Körperklima effizient, sparst Energie und bleibst leistungsfähig beim Bergwandern.
Rucksack & Inhalt für längere Bergtouren (ab ca. 3 Stunden)
Ein kleiner Daypack mit ca. 20 Litern reicht aus. Das sollte mit:
- wasserdichtem Regenschutz
- Mütze und Handschuhen (fürs Hochgebirge)
- Sonnenschutz (Sonnencreme & hochwertige Sonnenbrille)
- ausreichend Wasser und Verpflegung
- Erste-Hilfe-Set (inkl. Blasenpflaster und Verbandszeug)
- Bargeld (viele Hütten akzeptieren keine Kartenzahlung)
Navigation & Apps
- Smartphone: Geh mit vollem Akku los und lade Dir passende Outdoor-Apps vorab herunter.
- Wichtig: Google Maps ist zur Orientierung beim Wandern ungeeignet. Tipp: nutze spezielle Wander-Apps mit Offline-Karten.
Hilfreiches Zubehör
- Teleskopwanderstöcke: Leichte Carbon-Modelle verbessern Trittsicherheit, Balance und schonen die Knie beim Abstieg.
- Snowspikes: Besonders nützlich im Frühsommer oder bei Winterwanderungen. Snowpikes geben Dir auf Schneeresten und vereisten Wegen zusätzliche Sicherheit. Auch ideal für eine Gratwanderung für Anfänger.
Natur und Umwelt beim Bergwandern
Beim Wandern in den Bergen ist Rücksichtnahme selbstverständlich – gegenüber der Natur, den Tieren und anderen Menschen, die unterwegs sind.
Das solltest Du beachten:
- Nimm Deinen Müll wieder mit. Das sollte heute selbstverständlich sein.
- Verhalte dich rücksichtsvoll gegenüber anderen Bergsportlerinnen und Bergsportlern. Neben Dir sind auch Mountainbikerinnen, Trailrunner, Gleitschirmfliegerinnen und viele andere unterwegs.
- Überlege, ob Du mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchtest. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern ermöglicht auch schöne Überschreitungen von einem Tal ins nächste, ohne dass Du zu einem geparkten Auto zurückkehren musst.
Natur und Tiere respektieren:
- Beobachte auf Deiner Bergwanderung Wildtiere wie Gämsen, Steinböcke oder Adler mit Respekt. Halte Abstand und störe sie nicht in ihrem Lebensraum.
- Auch Weidetiere verdienen Rücksicht. Halte ausreichend Abstand und führe Hunde immer an der Leine.
Regionale Angebote unterstützen:
- Viele Almen laden zur Einkehr ein. Genieße die regionalen Speisen und Getränke, die dort mit viel Aufwand angeboten werden.
- Mit Deinem Besuch unterstützt Du die Almbauern, die durch ihre Arbeit zur Pflege der Kulturlandschaft beitragen.

Must-have Apps fürs Bergwandern
Orientierung
Diese Apps helfen Dir bei der Navigation und Tourenplanung:
- Alpenvereinaktiv
- Kompass
- Peakfinder
- Reliefmaps
Notruf (für Deutschland, Österreich und Südtirol)
- SOS EU ALP
Diese App ermöglicht eine schnelle und präzise Notfallmeldung mit Standortübertragung.
Wetter
Für eine zuverlässige Wettereinschätzung vor und während der Tour:
- DAV Alpen Bergwetter
- Wetter Online
- Webcams in der Umgebung des Wanderziels