Als Trailrunner ist man es inzwischen gewohnt, von Wanderern ungläubig angeschaut zu werden. Klar, für viele ist es auch schwer vorstellbar, dass man einen Berg, den man schon unter Anstrengungen erwandert, auch erlaufen kann. Und dass das am Ende sogar noch Spaß machen soll. Jetzt stellen wir uns aber nochmal kurz vor, dass der Trailrunner in einem kurzen Neopren-Anzug unterwegs ist, eine Badekappe auf hat, und an seinen Händen sogenannte Paddles trägt. Klingt komisch? Absolut, ist aber gerade der neuste Trend im Ausdauersport. Willkommen in der wunderbaren Welt der SwimRunner.
SwimRun – was ist das?
Prinzipiell sagt es der Name schon: SwimRun ist eine Sportart bestehend aus Schwimmen und Laufen. Wer jetzt aber in Richtung Triathlon denkt, liegt falsch. Denn beim SwimRun gibt es keine Wechselzonen, man trägt sämtliche Ausrüstung ständig bei sich. Und die kann durchaus zahlreich sein, denn erlaubt sind unter anderem auch Schwimmhilfen, wie z.B. Paddles (eine Art Handvergrößerung), eine Auftriebshilfe genannt Pullbouy oder auch Flossen.
Wie schon erwähnt, trägt man dabei einen Neoprenanzug, der allerdings nicht mit denen beim Surfen zu vergleichen ist. SwimRun-Neos sind in der Regel Shorties, kommen als mit kurzen Ärmeln und Hosenbeinen und haben sogar Taschen für Verpflegung. Oftmals sind eine Signalpfeife und ein Notfallkit Pflicht. Auch aufblasbare Notbojen werden häufiger getragen und bei extremeren Rennen kann sogar ein GPS-Sender vorgeschrieben sein.
Ebenfalls ungewöhnlich: Es gibt keine echte Reihenfolge der Disziplinen. Also es wird nicht zuerst geschwommen oder gelaufen, sondern beides wechselt immer wieder. Wie oft, das bestimmt allein die gewählte Strecke.
Die Geschichte des SwimRun
Jetzt fragst Du Dich sicherlich, wer sich so etwas beklopptes ausdenkt. Die Frage ist natürlich durchaus berechtigt. Und soviel sei gesagt: Ja, es war Alkohol im Spiel. Und die Schweden. Die können nämlich nicht nur Möbel, sondern haben ein ausgesprochenes Faible für verrückte sportliche Ideen.
Und so geschah es eines schönen Abends in einer schwedischen Kneipe, dass aus einer Bierlaune heraus der erste SwimRun geplant wurde – und zwar über das Stockholmer Archipel von der Insel Sandhamn bis nach Utö. Das sind 65 km an Land und 10 km im Wasser. Ein ganz schönes Brett. Der Plan der verrückten Schweden: Auf dem Weg sollten drei Kneipen angelaufen werden, die quasi als Check-Points und Verpflegungsstellen dienen. Das letzte Team, dass das Ziel erreicht, sollte für den Rest sämtliche Kosten übernehmen.
Diese Strecke wird auch heute noch gelaufen und geschwommen, nämlich beim Ötillö SwimRun, der offiziellen Weltmeisterschaft. Ö till Ö heißt übrigens übersetzt “von Insel zu Insel”. Limitiert auf 120 Zweierteams gehen dort ziemlich viele harte Hunde an den Start. Der Streckenrekord liegt aktuell bei 8:16:02 Stunden. Leider gehören Kneipenbesuche aber nicht mehr zum Programm.
Inzwischen gibt es in Schweden schon über 40 Rennen und der Sport ist weiter auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland, der Schweiz und in Österreich gibt es eine ansprechende Anzahl an Rennen, die auch auf kürzeren Distanzen ausgetragen werden, um für Einsteiger attraktiv zu sein. Bei der Austragung im Allgäu sind es beispielsweise “nur” 23,5 km an Land und 6,5 km zu Wasser. Wem das zu wenig ist, dem sei der SwimRun Engadin empfohlen: 40 km mit 1600 Höhenmetern an Land und plantschen darf man über 6 km in schönen Bergseen.
Welche Ausrüstung braucht ein SwimRunner?
Zu den schon erwähnten Schwimmhilfen weiter oben gesellen sich natürlich ein paar leichte, aber gleichzeitig griffige Laufschuhe. Trailrunningschuhe sind hier also prädestiniert. Besonders beliebt sind die Modelle der englischen Marke Inov-8.
Auf jeden Fall sollten Schuhe ohne wasserdichte Membran gewählt werden, denn hier fließt kein Wasser heraus, was beim Ausstieg aus dem kühlen Nass natürlich nicht gewünscht ist. Es gibt sogar Athleten, die sich Löcher in die Sohle bohren, damit das Wasser noch schneller abfließen kann. Von der schwedischen Marke Icebug gibt es inzwischen spezielle SwimRun-Schuhe mit einem luftigen Mesh-Schaft.
Jetzt wird auch klar, warum man derart viele Schwimmhilfen zulässt, denn die Schuhe beeinflussen die Wasserlage natürlich negativ, was letztlich das Vorankommen im Wasser stark erschwert. Alles, was den Auftrieb verbessert, ist also herzlich willkommen.
SwimRun ist durch seinen ständigen Wechsel zwischen Schwimmen und Laufen sehr energieintensiv. Bei Wettkämpfen gibt es zwar Verpflegungsstationen, es schadet aber nicht, ein paar Energiegels als Notration in der Tasche zu haben.
Übrigens: Auch Schnüre sind erlaubt! Denn man startet im Team und damit man den Partner beim meistens unübersichtlichen Freiwasserschwimmen nicht verliert, darf man sich aneinander anleinen. Neben dem Sicherheitsaspekt bietet das aber noch einen weiteren Vorteil: Der schnellere Schwimmer arbeitet für den langsameren etwas mit!
Und warum das Ganze?
SwimRun klingt nicht nur verdammt anstrengend – es ist es auch. Der ständige Wechsel zwischen Horizontale und Vertikale treibt den Puls ziemlich in die Höhe – vom Auf und Ab bei so manchem Rennen wollen wir gar nicht erst anfangen. Die Frage nach dem Warum ist aber genauso obsolet, wie die nach dem Grund, wieso man auf Berge steigt.
SwimRun ist nun mal da. Und es gibt offensichtlich genug Menschen, denen das Spaß macht. Warum also nicht mal ausprobieren? Bisher hat sich noch kein Bergfreund an die Sache ran getraut, aber das dürfte lediglich eine Frage der Zeit sein. Falls Du selbst mal ran willst , findet ihr hier eine Übersicht mit vielen SwimRun-Terminen. Oder bist du bereits waschechter SwimRunner? Dann erzähl uns doch von Deinen Erfahrungen und hinterlasse einen Kommentar!