Das Wichtigste auf einen Blick
- Cyclocross wird auch mit Querfeldeinfahren oder -rennen übersetzt
- Cyclocross wurde im frühen 20. Jahrhundert in Frankreich ins Leben gerufen
- 1902 fand die erste Meisterschaft im Cyclocross-Fahren in Frankreich statt
- Cyclocross Fahrräder sind in etwa eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike
- bestollte, min. 3 cm breite Reifen, Scheibenbremsen sowie eine breite, starre Gabel gehören zur Ausstattung
- empfehlenswert beim Cyclocross-Fahren sind Rennrad-Bekleidung kombiniert mit Mountainbike-Schuhen
Die Tage werden kürzer, das Wetter rauer. Die Rennradler unter uns putzen ihre Drahtesel (ja, Mehrzahl) für die Überwinterung, und die Mountainbiker freuen sich schon diebisch auf spritzenden Matsch. Doch spätestens seit letztem Winter finden sich gerade unter der Bergfreunde-Belegschaft zahlreiche Mischwesen aus beiden Welten. Denn auch hier bei uns in Deutschland setzt sich langsam eine Nischensportart durch, die bei den Franzosen, Belgiern und Niederländern schon lange bekannt ist – wie so oft, wenn es um den Radsport geht. Wer es noch nicht erraten hat, die Rede ist vom sogenannten Cyclocross. Für alle, die nicht wissen, wovon wir sprechen, hier folgt eine kleine Aufklärung:
Als Abkürzen noch erlaubt war
Das Entstehen der Sportart Cyclocross (auch Querfeldeinrennen oder Radcross) kann nicht genau datiert werden, man vermutet aber, dass sie im frühen zwanzigsten Jahrhundert in Frankreich das Licht der Welt erblickte. Eine populäre Theorie geht davon aus, dass die sogenannten Steeplechases (Kirchturmjagd) den Grundstein legten. Die Herausforderung: Mit dem Rad den nächsten Ort – meist markiert durch den Kirchturm – erreichen. Der Weg: Egal. Also jagten die Radfahrer ihre Drahtesel über Stock und Stein, trugen sie zwischenzeitlich und versuchten, auf dem kürzesten Weg das Ziel zu erreichen. Bestmöglich abkürzen war angesagt.
Mit der Zeit stellte sich heraus, dass sich das Handling des Rads auf unbefestigtem Untergrund und die somit gänzlich unterschiedliche Belastung positiv auf die Leistung beim Rennradfahren auswirkte. Damit begann das Querfeldeinfahren, sich als eigenständige Sportart zu entwickeln. Der Franzose Daniel Gousseau organisierte dann im Jahre 1902 die erste französische Meisterschaft. Bis in die 1930er Jahre hatte sich der Sport auch in Belgien, der Schweiz, Luxemburg, Italien und Spanien breit gemacht, und ist seitdem fester Bestandteil der dortigen Szenen. Deutschland zog erst 1954 mit einer eigenen nationalen Meisterschaft nach, allerdings fristete das “Crossen” bei uns eher ein Schattendasein zwischen Moutainbike und Rennrad.
Wo liegen die wichtigsten Unterschiede?
Tatsächlich kann man die Cyclocross-Fahrräder relativ platt als Hybriden zwischen Moutainbike und Rennrad bezeichnen, mit einer Tendenz in Richtung Rennrad. Rahmen, Lenker und Komponenten gleichen auf den ersten Blick einem Renner. Schaut man auf Reifen und Bremssystem, wird der Mountainbike-Einfluss deutlich.
Die bestollten Reifen, die in der Regel über 3 cm in der Breite messen, sind notwendig, um sich auf weichem Untergrund besser bewegen zu können, und Scheibenbremsen haben den Vorteil, dass sich um sie herum nicht so viel Schmutz sammeln kann. Außerdem ist die Bremsperformance bei Feuchtigkeit und Dreck gegenüber Felgenbremsen deutlich besser. Dennoch gibt es auch Modelle, die noch auf Cantilever-Bremsen setzen – meist die etwas günstigeren. Diese sind im Vergleich zu Rennradbremsen allerdings deutlich offener gestaltet, damit sich auch hier möglichst wenig Schmutz festsetzen kann.
Wirft man einen genaueren Blick auf den Rahmen, werden noch weitere Unterschiede deutlich. Die Gabel ist breiter und robuster gebaut, genau wie der Hinterbau. Der Grund ist relativ einfach: zum einen ist die Belastung im Gelände deutlich höher als auf Asphalt, und da man mit dem Crossrad oft auf matschigen Untergründen unterwegs ist, setzt sich so weniger Dreck fest.
Apropos Gabel: Wer hier auf Dämpfung hofft, liegt daneben. Cyclocrosser kommen in der Regel mit einer Starrgabel aus. Das erfordert erstmal etwas Eingewöhnung, denn wenn man bei unebenem Untergrund die Arme nicht locker lässt, wird man ganz schön durchgeschüttelt. Außerdem muss man mit Hindernissen ganz anders umgehen. Die Profis überspringen sie, im Zweifel steigt man aber ab, schultert das Rad und übersteigt das Hindernis.
Welche Ausrüstung brauche ich?
Auch bei der Schuhwahl sieht man den Einfluss des Mountainbikes. Da es – wie schon erwähnt – immer wieder dazu kommt, dass das Rad getragen werden muss, setzt man beim Crossen auf Mountainbikeschuhe, die durch ihr Profil und die flexiblere Sohle besser zum Laufen geeignet sind als Rennradschuhe.
Bei der Bekleidung sind wir aber wieder schnell beim Rennrad. Eine eng anliegende Bib-Shorts mit einem bequemen (!) Polster, ein aerodynamisches Radtrikot, und schon kann der Spaß beginnen – sofern das Wetter mitspielt. Einen Ersatzschlauch solltet ihr aber sicherheitshalber immer dabei haben, gerade, wenn ihr euch mit dem Crosser auch mal in schwierigeres Gelände wagt. Zwar kann man mit dem Reifendruck noch etwas spielen, man hat aber bei weitem nicht die Möglichkeiten wie bei fetten Mountainbike-Reifen. Und da kann dann ein fester Stoß durch einen spitzen Stein schon das Aus für den Schlauch bedeuten!
Sonderfall Gravel-Bike
Wer sich für das Thema ‘Cyclocross’ interessiert, wird zwangsläufig irgendwann über den Begriff Gravel-Bike stolpern. Gravel-Bikes sind eine Erfindung der US-amerikanische Fahrradindustrie, und am ehesten zwischen Cyclocross und sogenannten Endurance-Rennradrädern (Rennräder mit tourenlastiger Geometrie) anzusiedeln. Einsatzzweck ist vor allem das Fahren auf befestigten Wegen mit Schotter-Anteil (Gravel = Schotter). Der große Unterschied liegt aber fast ausschließlich im Reifen, diese sind breit und haben ein weniger ausgeprägtes Profil als Cyclocross-Reifen.
Diese Kategorie Fahrrad ist besonders bei Radpendlern und Bikepackern, bzw. Radreisenden beliebt, da es inzwischen auch zahlreiche Wege gibt, Rennräder oder rennradähnliche Drahtesel mit Taschen zu bestücken.
Warum überhaupt Cyclocross?
Die Frage sollte eher lauten: Warum nicht? Schließlich gibt es eine goldene Regel unter Radfahrern, die besagt, dass die richtige Anzahl an zu besitzenden Fahrrädern N+1 beträgt. Und in der Sammlung sollte ein Crosser definitiv nicht fehlen.
Spaß beiseite. Ob ein neues Rad Sinn macht oder nicht, darf freilich jeder selbst entscheiden. Ein Cyclocrosser kann aber vor allem im Herbst und Winter eine durchaus gelungene Abwechslung sein – vor allem natürlich für all jene, die ihre geliebte Rennradhaltung beibehalten wollen, oder einfach lieber über Waldwege als über Asphalt flitzen. Oder auch Mountainbiker, die schon länger mit einem Rennrad liebäugeln, aber nicht wirklich Lust auf die Straße haben, dürfen gerne mal einen Blick auf die geländegängigen Rennmaschinen werfen.
Noch eine persönliche Empfehlung zum Schluss: Am besten besorgt ihr euch ein möglichst weiches Lenkerband, das sorgt für einen deutlichen Komfortgewinn!
Wie stehts mit euch? Habt ihr auch schon einen Crosser zuhause und Spaß damit? Ich freue mich auf eure Erfahrungen!