Interview mit Juliane Wurm und Jan Hojer über die richtige Wahl der Kletterschuhe

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Der Kletterschuh Shark 2.0 von Mad Rock. Foto: Mad Rock
Der Shark 2.0 von Mad Rock. Foto: Mad Rock

Juliane Wurm und Jan Hojer haben eine eindrucksvolle Saison 2014 hinter sich. Neben zahlreichen Titeln und vielen herausragenden Platzierungen, stehen bei Jan der Sieg des Gesamtweltcups Bouldern und bei Juliane der Titel der Weltmeisterin im Bouldern für dieses Jahr auf der Liste der erreichten Titel. Wir hatten die Gelegenheit, den beiden Sportlern ein paar Fragen zu ihren Kletterschuhen und der vergangen Saison zu stellen. Dabei haben wir viele interessante Dinge erfahren, z.B. über Kletterschuhe im Handgepäck, wonach sie ihre Turnierschuhe aussuchen und vieles mehr.

Wie viele Wochen wart Ihr insgesamt unterwegs? Und in wie vielen Ländern?

Jule: Wir hatten dieses Jahr acht Weltcups innerhalb von zwei Monaten. Von Ende April bis Ende Juni waren wir eigentlich kaum zu Hause. Zwischendurch waren wir immer mal zwei, drei Tage in der Heimat um den alten Koffer auszuräumen und frische Klamotten einzupacken.

Wir waren in der Zeit in Azerbaijan, der Schweiz, in Österreich, Kanada, USA, Frankreich und am Anfang und am Ende jeweils in China! Danach hatten wir knapp zwei Monate Zeit um uns auf die WM vorzubereiten.

Wie viele Paar Schuhe verschleißt Ihr so in einer Saison? Oder ist es eigentlich gar nicht so schlimm?

Jule: Also meine Wettkampfschuhe haben die ganze Saison durchgehalten. Die ziehe ich dann aber wirklich nur im Wettkampf an, damit ich die nicht zu sehr auslatsche oder sie vorne zu rund werden. Zum Aufwärmen und fürs Training habe ich nochmal jeweils andere.

Jan: Diese Wettkampfsaison habe ich nur zwei Paar Schuhe getragen. Der Verschleiß der Wettkampfschuhe hält sich bei mir in Grenzen. Da man sie nicht im Training auslatschen möchte, werden einmal eingetragene Schuhe dann auch nur bei Wettkämpfen, also an ca. 20 Tagen im Jahr getragen.

Jan bei der WM in München. Foto: Mad Rock
Jan bei der WM in München. Foto: Mad Rock

Wie viele Paar Schuhe klettert Ihr zeitgleich?

Jule: Also in meiner Klettertasche fliegen gerade so vier Paar rum. Drei Paar Lotus und der neue Redline zum testen. Aber zu Hause habe ich auch noch meine Lieblingsfelsschuhe, ausgelatschte Schuhe (für besonders lange Trainingssessions, in denen ich zu faul bin, die Schuhe dauernd auszuziehen), Wettkampfschuhe und alte Wettkampfschuhe von besonders guten Wettkämpfen zur Erinnerung…

Nach welchen Kriterien sucht Ihr die Schuhe aus, die Ihr klettert?

Da sollte man sich auf die Kletterschuhe verlassen können. Foto: Mad Rock
Jule mit dem modifizierten Lotus im Außeneinsatz. Foto: Mad Rock

Jule: Draußen habe ich gerne eine etwas härtere Spitze (da bekomme ich einen modifizierten Lotus von Madrock) und im Training müssen sie vor allem ausgelatscht und nicht zu klein sein. Im Wettkampf nehme ich dann einen Schuh der alles gut kann; kleine Tritte auf Platten, im Überhang an Volumen saugen, Heelhooks und Toehooks… Im Endeffekt nehme ich eigentlich immer den Lotus oder früher den Shark und variiere nur bei den Größen.

Jan: Das ist im Wettkampf deutlich schwieriger als am Fels. Bei Wettkämpfen hat man in der Qualifikation und im Halbfinale keinerlei Information über das nächste Problem und braucht einen Schuh, dem man in jedem Gelände vertraut. Am Fels kann man auch mal ein Paar Spezialisten für Mikroleisten oder spezielle Hooks im Kletterrucksack haben, da man die Projekte frei auswählen kann und nicht jeder Boulder dem Schuh eine perfekte Allround-Performance abverlangt.

Jetzt mal Hand aufs Herz, macht der richtige Schuh wirklich einen großen Unterschied? Ist z.B. das Gummi der Sohle für Euch wichtig? Wenn ja, welchen findet Ihr für was am besten?

Jule: Meiner Meinung nach ist die Wahl des richtigen Schuhs sehr wichtig. Vor allem für den Kopf ist es im Wettkampf gut, wenn man seinem Schuh zum Beispiel auf kleinen Spax-Tritten oder glitschigen Volumen vertraut.

Jan: Es gibt natürlich keinen Schuh, der einen 7A Boulderer 8A’s klettern lässt. Aber gerade am persönlichen Limit, wo auch immer das liegen mag, möchte man nicht aus Bouldern fallen, weil ein komplizierter Hook oder ein kleiner Reibungstritt dem Material die Grenzen aufzeigt.

Das wichtigste ist, dass jeder Kletterer für sich den Schuh findet der ihm passt und in dem er sich wohl fühlt. Für mich bietet die Gummimischung des Sharks einen guten Kompromiss aus stiffness für kleine Kanten und stickiness für Reibungstritte, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Was ist für Euch bei einem Kletterschuh noch wichtig?

Jule: Ich klettere lieber mit Schuhen mit weniger Downturn, aber das ist denke ich Geschmackssache. Außerdem mag ich Schuhe, in die man schnell rein und rauskommt, also Slipper oder Klett. Ewig schnüren mag ich nicht so.

Jan: Bei der Anzahl an Stunden, die man als Vollzeitkletterer in seinen Schuhen verbringt, legt man natürlich großen Wert auf die Bequemlichkeit der Schuhe. Im Training und am Fels trage ich sehr häufig Schuhe, die eine Nummer größer sind als meine Wettkampfwaffen.

Als Jugendlicher hatte ich mal eine Phase, in der ich davon überzeugt war, dass nur Schuhe, die wehtun, auch zum Klettern geeignet sind, doch von zu engen Schuhen bin ich genauso weg wie von zu viel Downturn, es sei denn irgendein Dachprojekt mit Minileisten erfordert genau diese Eigenschaft.

Jan bei der WM in München. Foto: Mad Rock
Jan bei der WM in München. Foto: Mad Rock

Jan, wenn ich mir die letzten Videos von Dir anschaue, scheinst Du hauptsächlich den Shark 2.0 zu tragen. Warum dieser Schuh, was schätzt Du an ihm?

Jan: Früher hatte ich bei Wettkämpfen mehrere Paar Schuhe dabei, um spontan auf die verschiedenen Anforderungen reagieren zu können, da ich keinen Schuh hatte, bei dem mich die Trittperformance auf kleinen Tritten sowie Toe- und Heelhooks gleichermaßen überzeugt hat. Da kam es dann schon mal zu hektischen Schuhwechselaktionen auf der Matte.

Mit dem Shark 2.0 habe ich einen Schuh gefunden, mit dem ich mich für alles gewappnet fühle, weshalb ich dieses Jahr auch gar kein anderes Modell mehr dabei hatte. Im Wettkampf habe ich immer zwei eingekletterte Sharks 2.0 dabei, die ich von Boulder zu Boulder abwechsle, damit das Gummi die perfekte Härte behält.

Wie packt Ihr Eure Schuhe für ein Turnier? Nach welchen Kriterien sucht Ihr hier aus?

Jule: Ich klettere meine Wettkampfschuhe immer so 3-4 Wochen ein. Sonst ist mir da zu viel Gummi drauf.

Wie muss man sich das bei einem Turnier vorstellen? Ein Modell / Paar fürs ganze Turnier, oder wechselt Ihr auch je nach Boulder?

Jule: Früher habe ich oft zwischen den Bouldern gewechselt, aber inzwischen bin ich in allen Wandneigungen so zufrieden mit meinem Wettkampfschuh, dass ich immer mit demselben klettere.

Juliane, bei der WM in München hast Du mit dem Lotus gewonnen. In Deutschland kommt er jetzt auf den Markt. Worauf können sich die Boulderer und Kletterer freuen?

Der Lotus bei der WM in Einsatz. Foto: Mad Rock
Der Lotus bei der WM im Einsatz. Foto: Mad Rock

Jule: Für mich ist der Lotus die perfekte Allzweckwaffe in schönen Farben :). Ich war vorher mit dem Shark schon immer sehr zufrieden, aber der Schuh war mir immer ein kleines bisschen zu weit.

Der Lotus ist jetzt angepasst worden an Frauenfüße und passt mir persönlich noch viel besser.

Und jetzt Hand aufs Herz: Dürfen die Kletterschuhe mit ins Hotelzimmer, oder lagern die für gewöhnlich auf dem Balkon?

Jule: Ne also das geht echt nicht… Wäre ja ärgerlich, wenn die guten Schuhe vor so nem Weltcup nass werden. Aber meine Schuhe stinken eh nicht… Die Kletterschuhe kommen auch auf Flugreisen immer schön ins Handgepäck. Wenn das Gepäck dann irgendwo hängen bleibt, hat man wenigstens Kletterschuhe :-).

Jan: Meine Kletterschuhe dürfen natürlich mit ins Hotelzimmer! Nur Jules würde ich lieber auf den Balkon verbannen 😉 (Anm.d.R.: Das ist der Moment wo man sich ärgert das Interview nicht persönlich geführt zu haben.)

Vielen Dank Euch zwei, dass Ihr Euch für das Interview Zeit genommen habt und noch mal herzlichen Glückwunsch.

Noch eine kleine Info zu den Schuhen. Den Lotus haben wir ganz neu im Sortiment. Er ist vorerst für den deutschsprachigen Raum exklusiv bei den Bergfreunden zu haben.

Zuletzt aktualisiert: 21.07.2023

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Bergfreundin Wiebke

Ein sonniger Tag (nicht zu heiß, nicht zu kalt), an einem schönen Kletterfels nicht zu voll, nicht zu leer, mit lieben Freunden und Hund. Was kann es schöneres geben. (außer siehe Kaiserschmarren).

1 Kommentar zum Artikel

  1. Micha 21. April 2017 14:30 Uhr

    Schade dass der erwähnte Shark 2.0 nicht mehr lieferbar ist. Den hätte ich mir jetzt glatt bei euch bestellt :)

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