Die Leidenschaft für die Berge ist entdeckt, aber es fehlt noch der richtige Schuh?! Oder hat der alte Bergstiefel nach treuem Dienst nun doch aufgegeben?! Die Gründe für den Kauf eines Bergschuhs sind so vielfältig wie die Modelle am Markt. Wo aber liegen die Unterschiede?
Selbstverständlich ist nicht jeder Schuh für jedes Einsatzgebiet geeignet. Auch passt nicht jeder Bergstiefel zu jedem Fuß. Daher ist es wichtig, bei der Wahl und Anprobe sowohl den Einsatzbereich als auch die Passform zu berücksichtigen.
Bergschuhe und ihre Eigenheiten
Hinter der Bezeichnung Bergschuhe oder auch Bergstiefel stecken Schuhe, die für den Einsatz im alpinen und hochalpinen Gelände konzipiert wurden. Der Name ist hier absolut Programm, von vergleichsweise einfachen Hüttenzustiegen über wegloses Gelände, bis hin zu Gletschertouren meistern Schuhe dieses Typs nahezu alle alpinen Hindernisse. Dabei gibt es Modelle, die auf vergleichsweise einfaches Terrain ausgelegt sind, aber auch Schuhe, die im weglosen und vereisten Gelände zu Hause sind. Obendrein fallen Bergstiefel in die Kategorie „steigeisenfest“ oder „bedingt steigeisenfest“. Das heißt, dass je nach Modell Leichtsteigeisen oder Kipphebelsteigeisen mit Körbchen verwendet werden können.
Schaft und Schnürung
Der Schaft ist bei Bergschuhen oft ein wenig niederer als bei herkömmlichen Wander- und Trekkingschuhen. Der Grund hierfür liegt in der Bewegungsfreiheit. Gerade bei Kletterpassagen braucht man im Knöchelbereich mehr Spielraum als beim bloßen Gehen. Durch den vergleichsweise niederen Schaft erhält das Sprunggelenk den nötigen Freiraum. Jedoch darf der Schuh im Knöchelbereich nicht zu weit sein, da sonst Verletzungsgefahr droht. Die meisten Bergschuhe verfügen über eine durchdachte Schnürung. Somit ist es möglich den Schuh optimal an die Fußform anzupassen und gegebenenfalls einzelne Bereiche stärker zu fixieren. Das gewissenhafte Schnüren eines Schuhs vermeidet nicht nur unangenehme Druckstellen, sondern fördert auch die Trittsicherheit.
Obermaterial und Innenfutter
Schaut man in die Listen der Hersteller, so möchte man manchmal glauben, dass es mehr verschiedene Materialien als Sand am Meer gibt. Von Echtleder bis hin zu Gore-Tex ist hier nahezu alles vertreten. Auch im Bereich der Bergschuhe ist diese Vielfalt für einen Laien oft kaum überschaubar. Beachtet man aber einige Grundsätze, so fällt es schon wesentlich leichter, den richtigen Schuh zu finden.
Wie immer bestimmt das Gelände beziehungsweise der vornehmliche Einsatzzweck die Wahl des Schuhs. Will man damit beispielsweise überwiegend Gletschertouren machen oder auch bei schlechtem Wetter unterwegs sein, empfiehlt es sich auf eine höhere Wasserdichtigkeit zu achten. Soll der Schuh auf Klettersteigen oder in verblocktem und rauem Gelände getragen werden, sollte man das Augenmerk auf ein möglichst robustes Obermaterial legen. Je nach Material kann selbstverständlich auch das Gewicht stark variieren. Aus diesem Grund ist der voreilige Schluss, dass ein geringeres Gewicht auch zwingend besser ist, nicht immer richtig.
Auch beim Innenmaterial gibt es deutliche Unterschiede. Generell ist es wichtig, dass das Innenmaterial sauber verarbeitet ist und keine Scheuerstellen durch Falten oder Nähte hervorruft. Für den Einsatz bei kalten Temperaturen im Winter oder hochalpinen Gelände gibt es gefütterte Materialien, die den Fuß besonders isolieren und somit für eine hohe Wärmeleistung sorgen. Wer aber vornehmlich im Sommer unterwegs ist und nicht all zu sehr im eigenen Saft schmoren möchte, sollte sein Augenmerk auf atmungsaktive Materialien richten.
Sohle und Dämpfung
Ein wesentlicher Bestandteil des Bergschuhs ist eine gute Sohle. Mit einem möglichst guten Profil ausgestattet sorgt diese nicht nur für gutes Abrollverhalten und Dämpfung, sondern auch für den nötigen Grip an ausgesetzten Stellen. Doch auch in diesem Bereich gibt es Unterschiede, die bei der Wahl des richtigen Schuhs eine Rolle spielen.
Für die Verwendung von Steigeisen wird beispielsweise eine möglichst verwindungssteife Sohle benötigt. Ist man bereits im Besitz von Steigeisen und will diese weiterhin verwenden, ist des wichtig die genaue Konstruktion der Sohle zu berücksichtigen. Hier gibt es deutliche Unterschiede. So ist für die Anbringung von Kipphebelsteigeisen mit Bügel (Automaten) oder mit Körbchen (Halbautomaten) eine Sohle mit einer speziellen Aufnahme erforderlich. Geschieht der Einsatz von Steigeisen eher aus Verlegenheit und handelt es sich dabei um einfache Modelle mit Riemen, ist dies in der Regel mit jedem Bergschuh zu bewerkstelligen.
Kommt der Schuh überwiegend auf Klettersteigen oder bei alpinen Kraxeleien zum Einsatz, ist eine steife Sohle weniger wichtig. Es gibt jedoch Modelle, die über eine Kletterzone im Zehenbereich verfügen. Diese Stelle verfügt meist nur über ein sehr geringes oder aber über kein Profil. Somit wird eine höhere Reibung am Fels erreicht und das Stehen auf kleinen Tritten oder Platten erleichtert.
Worauf sollte man darüber hinaus beim Kauf achten?
„Schatz, reich‘ mir mal das Blasenpflaster…“, ist ein Satz, den man während einer Tour wirklich nicht hören will. Daher sollte man bereits bei der Anprobe peinlichst auf die Passform und einen guten Sitz des Schuhs achten. Die Devise ist hier: Lieber zu lange testen und lieber zu viele Modelle anprobieren als den falschen Schuh wählen. Eine sorgfältige Auswahl braucht Zeit, da Druck und Scheuerstellen oft erst nach einer Weile auftreten. Auch empfiehlt es sich, die Anprobe möglichst Nachmittags oder am frühen Abend zu machen. Im Lauf des Tages schwellen die Füße leicht an, das ist ganz normal aber optisch kaum ersichtlich. Ein Schuh, der also am frühen Morgen gut passt, kann am Abend oder erst recht nach einer langen Tour unangenehme Druckstellen hervorrufen.
Darüber hinaus sind die Tage der gestrickten Wollsocke zumindest im alpinen Bereich schon lange gezählt. Moderne Wandersocken liegen nicht nur sauber am Fuß an und sind an empfindlichen Stellen verstärkt, sondern trocknen auch besonders schnell. Somit kommt es meist nicht zu unerwünschten Falten und damit einhergehenden Blasen am Fuß. Da Wandersocken meist dicker als herkömmliche Strümpfe sind, sollten Wanderschuhe immer mit den Wandersocken anprobiert werden, die man später auch auf der Tour tragen wird.
Fazit
Wer seinen Bergschuh mit Bedacht wählt, hat beste Chancen auf unvergessliche und blasenfreie Erlebnisse. Denn das Gelingen einer Tour hängt nicht nur von Planung und Wetter ab, sondern ein gutes Stück weit auch vom Material.
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