Bei Eis und Schnee, bilden Haut und Muskeln so etwas wie die letzte „Verteidigungslinie“ gegen die Kälte. Und auch die Wichtigste, denn wenn du komplett durchfroren bist, helfen auch die cleveren Techniktipps und coolen Equipment-Hacks nur noch eingeschränkt weiter. Deshalb ist es in der kalten Jahreszeit ganz besonders wichtig, das Wintercampen an den individuellen Fitnessstand und das Leistungsvermögen anzupassen. Noch mehr als im Sommer gilt es, zurückhaltend und mit Reserven zu planen, auch als Kältetuning bezeichnet.
Weil ein richtig konfiguriertes Körper-Geist-System für das Zelten im Winter so wichtig ist, gehe ich bei diesem Artikel „von innen nach außen“ vor. Erst kommt das Kältetuning für Körper und Geist mit einem anschließenden Kurzportrait der Kälte. Denn wenn man deren Prinzipien und Wege kennt, muss man nicht tausend Strategien und Tricks auswendig lernen, sondern kann sich selbst welche einfallen lassen. Anschließend folgen Tipps rund ums Übernachten und Kochen, dann geht es an die äußeren „Kälteschutzmauern“: Kleidung, Schlafsack, Isomatte und Zelt.
Kältetuning für Körper und Geist
Fangen wir mit einer echten Neuigkeit an: Kälteempfinden und Kälteempfindlichkeit sind nicht von den Genen vorherbestimmt, sondern, ähnlich wie Muskeln, beeinfluss- und trainierbar. Diese erfreuliche Tatsache ist zwar nicht wirklich neu, doch offenbar vielen Bergfreunden nicht bekannt. Wäre sie es, würde man diesem doch nicht ganz uninteressanten Punkt sicher mehr Aufmerksamkeit schenken. In den allermeisten Artikeln, die ich zu dem Thema gefunden habe, wurde das aber nur als Randnotiz oder gar nicht behandelt.
Körper: Kältetraining
Kontrollierte Begegnungen mit der Kälte sind als Booster für Immunsystem und Gesundheit gerade ziemlich hip. Man trainiert für die Kälte, indem man regelmäßig auch im Winter vor die Tür geht, öfter mal kalt duscht (hier kann man sich langsam herantasten), Wechselbäder nimmt und sich nicht den ganzen Winter über in dicke Schals und Polarklamotten einmümmelt.
Ausgelöst hat die Sache wohl ein leicht exzentrischer Holländer namens Wim Hof. Der Mann ist so etwas wie ein lebendes Thermostat, das sich beim Tauchen im Polarmeer genauso wohlfühlt wie beim Marathon in der Wüste. Da er dabei willentlich sein vegetatives Nervensystem steuert und weitere Dinge tut, die nach medizinischer Lehrmeinung unmöglich sind, tat man ihn lange Zeit als genetischen Sonderfall oder Scharlatan ab. Doch er ließ sich wissenschaftlich untersuchen und fing an, Workshops zur „Wim Hof Methode“ zu geben. In einem regelmäßig stattfindenden Workshop gehen die Teilnehmer nach etwa einer Woche in T-Shirts und kurzen Hosen bergwandern – im Winter auf einen Gipfel an der polnisch tschechischen Grenze – Kältetuning auf höchstem Niveau
Das soll übrigens keine Werbung für irgendwelche Gurus oder Seminare sein. Erstens gibt es auch viele kostenlose Infos und zweitens ist es, soweit ich weiß, die erste allgemein zugängliche Methode, durch die Ottonormalbergfreunde deutlich unempfindlicher gegen Kälte werden können.
Geist: Akzeptanz und Gewöhnung
Ein weiterer Pfeiler des Kältetunings ist die veränderte Einstellung zur Kälte: während wir gewohnt sind, nur ihren starren, lebensfeindlichen Aspekt zu sehen, vergessen wir meist das ebenfalls vorhandene, intensiv belebende Element (das man z.B. nach einer kalten Dusche genießen kann). Wie plättend und ermüdend ist dagegen die Luft im überheizten Büro …
Solche sprichwörtlichen „warmen Gedanken“ sind mehr als nur ein Witz am Rande. Im Gegenteil, ihre Wirkung kann durchschlagend sein. Die tibetische Tummo-Meditation, an die die Wim-Hof-Methode angelehnt ist, arbeitet mit Visualisierungen von Flammen, die zur Erzeugung von tatsächlicher Körperwärme beitragen – und zwar so viel, dass Fortgeschrittene damit (nach langer Praxis) die Eisschollen durchschmelzen, auf denen sie sitzen. Auch wenn unsereiner das wahrscheinlich nicht bis zum nächsten Camping im Winter schafft, zeigt es doch, dass mit außergewöhnlichem Wintertuning viel mehr möglich ist, als die Schulweisheit uns träumen lässt.
Verdammt, es wird trotzdem kalt!
Auch positive Einstellung und gute Eingewöhnung können nicht immer verhindern, dass man doch mal richtig schlottert. In dem Fall muss man hoch auf die Beine und irgendwie den Kreislauf in Schwung bringen: Kniebeugen, Hampelmänner, Herumlaufen mit schweren Steinen oder was einem sonst so einfällt. So lange, bis es wärmer wird, ohne dass man schwitzt. Dann hat man sich den warmen Schlafsack redlich verdient!
Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn der Körper noch Energiereserven hat. Ist man dermaßen am Ende, dass nichts mehr geht, wird es Zeit, die Tourenplanung zu hinterfragen und über einen (hoffentlich möglichen) Abbruch nachzudenken…
Exkurs: Was ist Kälte?
Das bessere Verständnis von Kälte hilft nicht nur beim Kältetuning, sondern kann vielleicht auch unnötige Ängste abbauen. Man kann Hitze und Kälte als Bewegungszustände betrachten: bei Hitze sind Moleküle in schneller Bewegung, bei Kälte sind sie langsamer oder gar nicht unterwegs. Je kälter es wird, desto weniger bewegt sich, bis irgendwann alles starr ist. Da Bewegung bekanntlich Platz beansprucht, enthält ein Kubikmeter warme Luft weniger Luftmoleküle als ein Kubikmeter kalte Luft. In der kalten Luft sind die Moleküle dichter gestaffelt, weshalb kalte Luft „schwerer“ ist und zu Boden sinkt. Dabei wird die warme Luft verdrängt, zum Himmel verflüchtigt und abgekühlt.
Schafft man es jedoch, eine Schicht Warmluft in einer Hülle „festzuhalten“ und das zu wärmende Objekt (z.B. den eigenen Körper) mit dieser Hülle möglichst komplett zu bedecken, kann die kalte Luft die Warmluft nicht mehr einfach verdrängen. Jeder Wärmeschutz bei Kleidung, Schlafsäcken, Isomatten und Behausungen basiert auf dem Versuch, ein Paket an Warmluft in einer möglichst stabilen Hülle „einzusperren“ und „festzuhalten“. Ob Daunenjacke, Kunstfaserschlafsack oder doppelt verglastes Fenster: sie alle sperren eine relativ warme Luftschicht ein, die die Kaltluft von draußen abweist.
Kältetuning: kochen, essen, trinken, verdauen … und rauslassen!
Die Blase drückt, der Darm rumort: leider geben auch auf winterlicher Outdoor-Tour die Rhythmen und Begrenzungen des Körpers den Ton an. Mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer ist es dann manchmal nicht mehr so weit her. Wenn man trotzdem Spaß an der Sache haben will, kommt man nicht umhin, rund um die Energieaufnahme und -Abgabe einige Tipps und Regeln zu beherzigen. Eigentlich ist es nur eine Regel, die allerdings nicht immer leicht zu befolgen ist: die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme so zu gestalten, dass man den Schlafsack nachts nicht für irgendein Geschäft verlassen muss.
Heißt das, man soll beim Kältetuning möglichst lange vor dem Nächtigen nichts essen und trinken? Nein, keineswegs! Nächtlicher Mangel an Flüssigkeit und Nahrung ist schlecht für Schlaf und Regeneration. Man braucht die Energie im Bauch, um sich während des Schlafs warm zu halten. Das macht der Körper auch dadurch deutlich, dass es sich mit Hunger oder Durst sehr schlecht einschlafen lässt. Ein bis zwei Stunden vor dem Aufs-Ohr-legen ist ein guter Zeitraum, um ordentlich reinzuhauen. In dieser Zeit sollte man auch nur noch sparsam trinken. Ich weiß nicht, ob man es erwähnen muss, aber ja, es stimmt: je heißer und energiereicher die Getränke und Suppen, desto besser. Noch besser ist, wenn man eine Thermoskanne hat, in der man den heißen Stoff für den nächsten Tag schön warmhalten kann.
Oft hört und liest man, dass Ingwer, Chili und andere scharfe Gewürze gut fürs Warmhalten sind. Das stimmt, aber vor dem Schlafengehen sollte man es damit nicht übertreiben, denn die anregende Wirkung auf den Kreislauf kann auch das Einschlafen erschweren.
Trinken/ Schnee schmelzen
Bei Kälte empfindet man zwar weniger Durst, hat aber dennoch jede Menge Flüssigkeitsbedarf. Die Luft ist oft sehr trocken und die Gliedmaßen werden nur mit ausreichend Flüssigkeit gut durchblutet. Wenn Schnee liegt, braucht man sich um den Nachschub keine Sorgen zu machen – sofern man genug Brennstoff für den Kocher hat.
Je nachdem, wie trocken der Schnee ist, kann es mit dem Schmelzen etwas länger dauern. Nimmt man Eis, sollte man es in möglichst kleine Stücke zerhacken. Am Anfang wird man die Mengen zum Trinken und kochen noch nicht so gut einschätzen können, weshalb man öfter warmes Wasser übrig haben wird. Dieses schüttet man nicht weg, sondern füllt es in die Isolierflasche oder Thermoskanne, um es später zu verwenden.
Kochen
Falls es draußen keine windgeschützte Stelle gibt, muss man im Vorzelt (Apsis) kochen. Dort hat man idealerweise zuvor eine Vertiefung in den Schnee gegraben, die Platz zum Sitzen schafft und als „Entsorgungssenke“ für kalte Luft dient. Diese Grube darf nicht über den Zeltrand hinausragen, sonst kann es hereinschneien.
Beim Kochen im (Vor-)Zelt dürfen Konzentration und Aufmerksamkeit zu keiner Sekunde nachlassen, sonst kommt es ganz schnell zum Super-GAU. Der Kocher muss so stabil und so weit weg wie möglich von allem Brennbaren stehen. Sehr wichtig ist auch eine ausreichende Belüftung – ansonsten kann es zu einer Kohlenmonoxidvergiftung kommen.
Das erste Alarmzeichen für Sauerstoffmangel ist eine flackernde und „puffende“ Kocherflamme. Fortschreitender Sauerstoffmangel führt zu Schläfrigkeit und schließlich im schlimmsten Fall zu einem unschönen Ableben. Besonders wenn man alleine unterwegs ist, geht man hier ein ziemliches Risiko ein.
Brennstoff
Bei sehr tiefen Temperaturen haben Benzin- und Spirituskocher Vorteile gegenüber den sonst sehr vorteilhaften Gaskartuschen. Deren komprimierte Propan-Butan-Gemische verdunsten bei extremer Kälte nicht mehr richtig. Immerhin kann man versuchen, die Kartuschen in der Kleidung oder im Schlafsack warm zu halten. Da das reichlich umständlich ist, greift man für den Winter besser zu Benzin- oder Multifuel-Kochern.
Kältetuning für die Kleidung
Unterwegs auf Tour sollte man sich nicht zu warm einpacken. Klingt zunächst unlogisch, doch angesichts der Anstrengung kommt man auch bei Eiseskälte überraschend schnell ins Schwitzen. Damit gerät Feuchtigkeit in die Kleidung und auf die Haut. Das gibt nicht nur ein unangenehm klammes Gefühl bei der ersten Pause, sondern kann auch für den Rest der Tour die Auskühlung beschleunigen. Die dicke Isolationsjacke kommt also meistens nur in Pausen und am Lagerplatz zum Einsatz.
Zwiebelprinzip beim Kältetuning
Generell hält man sich am besten an das gute alte Zwiebelprinzip: Zieh dir die Kleidung in mehreren Schichten an und aus, am besten immer, bevor du frierst oder schwitzt. Zwischen jeder Kleidungsschicht bildet sich ein kleines Luftpolster, welches die Isolierung erzeugt. Mehr Schichten bringen solange mehr Wärme, wie sie sich nicht gegenseitig zusammendrücken. Das Zwiebelprinzip gilt selbstverständlich auch für den Kopf, die Hände bzw. die Handschuhe und die Füße, die man bei extremer Kälte mit Daunen-Booties warmhalten kann. Am Kopf kann man bei extremer Kälte eine Mütze mit einem darunter gezogenen Buff-Tuch kombinieren oder – für den angemessen grimmigen Look – auch eine Sturmhaube/Balaklava überziehen.
Wichtig: Auch der beste Kälteschutz kann nutzlos werden, wenn er nicht durch einen bestmöglichen Nässeschutz ergänzt wird. Das Beispiel des Schwitzens hat hoffentlich deutlich gemacht, wie schnell der Kälteschutz ansonsten untergraben werden kann. Beim Aufenthalt im Schnee sollte man fürs Kältetuning deshalb immer genügend schützende Unterlagen zur Hand haben – seien es der Rucksack, die Isomatte, ein Biwaksack oder eine Rettungsdecke. Letztere empfiehlt sich nicht nur bei Wintertouren als leichte, stabile und preiswerte Helferin in vielen Situationen (Unterlage, Extradecke, zum Einwickeln, …).
Kältetuning für die Ausrüstung – Schlafsack
Ein Winterschlafsack sollte nicht nur eine eng verschließbare Konturkapuze haben, sondern auch einen ebenfalls zuziehbaren Wärmekragen. Nur dieser kann das Eindringen von Kaltluft über den Hals- und Brustbereich wirklich unterbinden.
Der Schlafsack muss nicht nur dick sein, sondern auch zur Körperform passen und den Körper relativ eng umschließen – aber nicht so eng, dass man sich nicht mehr umdrehen kann. Vom Kopf bis zu den Füßen gilt: Druck auf einen zu engen Schlafsack drückt die Füllung zusammen und lässt an der entsprechenden Stelle Kälte eindringen (Kältebrücke). Zu große Hohlräume im Schlafsack entziehen dem Körper ebenfalls Wärme.
Idealerweise sollte der Schlafsack gerade so viel Platz haben, dass man noch ein paar Schichten Kleidung anziehen kann. Diese bringen allerdings nur dann zusätzliche Wärme, wenn sie nicht auf die Schlafsackfüllung oder die eigene Haut drücken. Denn wie gesagt, Wärme wird vor allem durch umhüllte Luftpolster festgehalten. Der große Vorteil des Schlafens mit mehreren Schichten Bekleidung: man muss morgens nicht halbnackt in der Eiseskälte herumhantieren.
Inlet und VBL
Statt zusätzlicher Kleidung wird auch oft ein Inlet empfohlen, um ein paar Grad mehr Wärme herauszuholen und zugleich den Schlafsack vor Feuchtigkeit und Schmutz zu schützen. Allerdings ist es nicht gerade bequem, in einem Sack innerhalb eines Sacks zu liegen, der sich je nach Bewegung im Schlaf herumschiebt und verfaltet.
Ein besonderes Inlet ist der Vapour Barrier Liner (VBL). Er besteht aus einem undurchlässigen, also auch nicht atmungsaktiven Gewebe und wird für sehr kalte Unternehmungen bei Verwendung von Daunenschlafsäcken empfohlen. Auch in sehr kalten Nächten gibt der Körper Feuchtigkeit mit gelösten Salzen ab, die auf Dauer die empfindlichen Daunen schädigen können. Der VBL fängt Wasserdampf und Schweiß ab und erhält den Schlafsack so voll funktionsfähig. Der Schläfer schmort dafür im eigenen Saft…
Wärmflasche oder Wärmestein
Eine mobile Miniheizung im Schlafsack kann eine echte Wohltat sein. Dafür kann man die mit heißem Wasser gefüllte Trinkflasche verwenden oder einen Stein, den man in die Nähe des vielleicht vorhandenen Lagerfeuers gelegt hat. Flasche oder Stein dürfen natürlich nur so heiß sein, dass man sie noch berühren kann und sie den Stoff des Schlafsacks nicht beschädigen.
Isomatte
Wer das „Luftpolsterprinzip“ verstanden hat, weiß, warum eine dicke Isomatte im Winter unentbehrlich ist, denn ohne sie würde die in Kleidung und Schlafsack gespeicherte Wärme sofort durch den direkten Bodenkontakt entweichen. Die Isolationsleistung der Matte hängt nicht von ihrer Dicke allein ab, sondern auch von ihrer Konstruktion. Die bestimmt, wie viel Luft wie stabil in der Matte eingeschlossen werden kann.
Früher brauchte es dafür robusten Schaumstoff, mittlerweile erreichen auch hauchdünne Kammerwände eine erstaunliche Dämmwirkung. Deren formale Bezeichnung lautet „Wärmedurchgangswiderstand“ und wird mit dem R-Wert angegeben. Der R-Wert ist eine ganze Zahl zwischen 1 und 6. Je größer die Zahl, desto besser isoliert die Matte gegen den kalten Boden. Ab einem R-Wert von 4 isoliert die Matte gegen Bodentemperaturen von etwa -10°C und gilt gemeinhin als wintertauglich.
Wenn eine solche Matte allerdings noch transportabel sein soll, kommt man um eine dreistellige Investition nicht umhin. Alternativ kann man zwei preiswerte Isomatten kombinieren oder eine Matte mit unterlegten Packsäcken, Kleidungsstücken oder Rettungsdecken „verstärken“. Solche Provisorien sind allerdings weder komfortabel noch sonderlich effektiv. Außerdem fehlt das „verbaute“ Material meist an anderer Stelle.
Kältetuning für die Ausrüstung – Winterzelt
Ein wintertaugliches Zelt muss stabiler und dicker sein als ein leichtes Sommerzelt. Das Gestänge muss auch der Last von nassem Schnee standhalten. Es empfiehlt sich ein doppelter Gestängesatz oder ein Ersatzgestänge, plus ein paar passende Rohrstücke zum Schienen eines Gestängebruchs.
Das Zelt muss viel Platz in Apsis und Innenzelt bieten, da man wesentlich mehr Ausrüstung und Kleidung dabei hat und weniger wendig ist. Die Luftzirkulation muss genauso gewährleistet sein wie im Sommer, denn sonst bleibt die Feuchtigkeit im Zelt und es wird klamm.
Allerdings müssen die Öffnungen für den Fall von anhaltendem Schneetreiben relativ hoch oben angebracht und verschließbar sein. Grundsätzlich sollte man für lange Wintertouren in den Bergen oder im hohen Norden nicht am falschen Ende sparen und nur auf hochwertige und verlässliche Zelte zurückgreifen.
Standortwahl
Gerade im Winter sollte man nicht nur nach Schönheit gehen, sondern vor allem nach Sicherheit. So sollten weder Schneemassen noch Äste auf das Zelt fallen können, noch sollte man in einer Kältesenke stehen. Auch lawinengefährdete Stellen wie Schluchten, schneebedeckte Hänge oder Schneeverwehungen sollten gemieden werden. Windgeschützt darf es natürlich auch gern sein, weshalb man hinter einem Felsen oder einem umgekippten Baum wesentlich besser postiert ist als auf offenem Feld. Der Eingang kommt möglichst auf die windabgewandte Seite.
Zeltaufbau
Den Aufbau des Zeltes sollte man vor der Tour im Zuge des Kältetunings reichlich geübt haben, damit man ihn auch unter widrigen Bedingungen sicher beherrscht. Wenn der Schnee nicht tief ist, legt man am bestens mit der Lawinenschaufel den Untergrund frei, sodass man das Zelt so aufstellen kann wie zu anderen Jahreszeiten gewohnt. Auch temperaturtechnisch ist nackter Erdboden die bessere Unterlage als Schnee und Eis. Ansonsten tritt man den Schnee (mit Skiern oder Schneeschuhen) platt und lässt ihn sich für etwa eine Viertelstunde verfestigen. Dann wird das Zelt mithilfe von Schnee- oder Sandheringen aufgebaut. Der Schnee um die Heringe muss ggf. nochmals festgetreten werden, bevor die Zeltleinen gespannt werden können. Alternativ oder zusätzlich können auch Skier, Stöcke, Steine oder andere Gegenstände, je nach Schneekonsistenz, senkrecht oder horizontal nach dem T-Anker-Prinzip versenkt werden.
Da das Zelt nun vertieft im Schnee steht, hat es bereits einen gewissen Windschutz. Allerdings sollte es gerade bei Pulverschnee nicht zu tief stehen, da sonst die Eingänge und Apsiden zugeschneit werden können. Für solche Fälle muss auch stets die Lawinenschaufel parat sein.
Wenn es stürmisch wird und viel Schnee vorhanden ist, sollte man über einen zusätzlichen Wind-Schutzwall nachdenken, den man mithilfe der Lawinenschaufel baut. Die Seite zum Wind steigt dabei flach an, die Seite zum Zelt steil. Mit dieser Mauer, die etwa 1m entfernt vom Zelt stehen sollte, verhindert man auch das Eindringen von Schnee in den Raum zwischen Außen- und Innenzelt. Wenn der Wind unter das Zelt zu greifen droht, sollte man auch den unteren Rand des Zeltes mit einem kleinen Wall verstärken.
Zuletzt hebt man im Eingangsbereich die im Abschnitt über das Kochen bereits erwähnte Grube aus. Sie dient als Kältegraben, der den Schlafplatz wärmer hält, verhindert das Eindringen von Schnee ins Zelt und bietet eine bequeme Sitzgelegenheit.
Das Zelt heizen?
Für das Wintertuning gibt es mehr oder weniger handliche Mini-Heizungen, die unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen auch in Zelten betrieben werden können. Für manche Gaskocher gibt es spezielle Aufsätze, die ebenfalls als Heizung funktionieren. Das Ganze dürfte aber eher für stationäre Dauercamper interessant sein oder für größere Expeditionen, die sich ein fixes Basecamp einrichten.
Für alle anderen ist die mobile Heizung vermutlich zu schwer und zu umständlich in der Bedienung. Außerdem bietet kaum ein handelsübliches Zelt die erforderlichen Möglichkeiten an Sauerstoffzufuhr und Abluftabzug. Auch die Liste an Gefahren durch Verbrennungen, umfallende Gasflaschen, defekte Brenner oder Schläuche ist nicht gerade kurz. Alles in allem sollte man besser versuchen, mit den hier genannten „traditionellen“ Methoden des Kältetunings für Isolation, Windschutz und Wärme zu sorgen.
1 Kommentar zum Artikel
Eine wichtige Ergänzung zum Wasserlassen. Verkneift man sich das kleine Geschäft zu lange, muss der Körper eine immer größer werdende Menge an Flüssigkeit in der Blase warm halten. Das braucht viel Energie! Also lieber mal öfter anhalten und Pinkeln, auch wenns bei den kalten Temperaturen Überwindung kostet ;)