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Skitouren für Anfänger: Vom Fuß- zum Skitourgänger

Inhaltsverzeichnis

Na, kribbelts bei euch auch schon in den Fingern? Also bei mir schon, ich will Skifahren, genauer gesagt Skitouren gehen! Fehlt halt aktuell nur noch der notwendige Schnee … Also bleibt noch etwas Zeit zum Sinnieren und Träumen … Und für die ganz konkrete Frage: Wie werde ich vom Fuß- zum Skitourengänger?

Heute also exklusiv für euch ein kleiner Beitrag zu dem Thema Skitouren für Anfänger und wie der Einstieg in die neue Sportart gelingt.

Eine Skitour, was ist das eigentlich?

Skitouren gibt es in unterschiedlichen Formen, Sie finden in unterschiedlichem Gelände statt, sind manchmal

  • reiner Freizeitspaß,
  • ernstzunehmender Alpinismus oder auch
  • Wettkampfsport.

Klassischerweise geht man Skitouren aber abseits gewalzter und kontrollierter Pisten. Man steigt also im Gelände auf und fährt auch dort wieder ab. Nicht selten wird dabei ein Berg bestiegen. Man kann beim Skitourengehen daher auch von Skibergsteigen sprechen. Je nach Gelände können dabei Aufstieg und Abfahrt mehr oder weniger lang und anspruchsvoll sein. Klassische Skitouren sind daher oft Tages- oder mindestens lange Halbtagestouren.

Und genau hier knüpft dieser Artikel an: Auch wenn wir selbstverständlich immer ein wenig über den Tellerrand hinausschauen werden, beziehen sich die hier zusammengetragenen Tipps und Ratschläge in erster Linie auf das Ziel mit den Skiern einen Berg zu besteigen und durch unpräparierten Schnee – am besten Pulverschnee wieder abzufahren.

Skitouren auf gewalzten Pisten oder Skiwanderungen in gemäßigtem Gelände sollen dabei nicht primär unser Thema sein.

Bergfreunde Jörn und Pepsi beim Skitourengehen im Schwarzwald
Bevor es mit dem Skitourengehen losgehen kann, sollte man zumindest einigermaßen sicher auf Ski stehen.

Schritt Nr. 1: Skifahren lernen!

Wenn ihr bei eurer ersten Skitour Spaß haben wollt, lernt zunächst Skifahren. Das geht am einfachsten auf der Piste am Lift. Natürlich könnt ihr das Skifahren im Gelände lernen. Aber das dauert deutlich länger und ist definitiv anstrengender.

Dabei stellt sich immer wieder die Frage, ob man sich das Skifahren auch einfach selber beibringen kann, beispielsweise durch YouTube-Videos oder Lehrbücher? Klar kann man das! Man kann auch in Skischuhen joggen gehen, kein Problem. Die Frage ist eben nur, ob das so sinnvoll ist …

Ernsthaft: Tut euch das nicht an, das wird in den meisten Fällen nichts werden. Skifahren lernt man am besten, wenn man gezeigt bekommt, wie es geht. Hierzu könnt ihr euch beispielsweise einem Skikurs anschließen oder es euch von einem anderen Skifahrer (der gut skifahren und euch anleiten kann) zeigen lassen.

Ein paar intensive Tage auf der Piste müsst ihr schon investieren, um halbwegs sicher den Hang runterzukommen. Ergänzend dazu können Lehrvideos und -bücher aber sicherlich hilfreich sein. (Empfehlung hierzu sind die “Stomp It Tutorials” bei YouTube.)

Tipp für den kleinen Geldbeutel: In vielen Regionen werden Skikurse auch von Vereinen zu festgelegten Terminen angeboten. Hierbei handelt es sich oft um etwas größere Gruppen und euer „Skilehrer“ ist meist ehrenamtlicher Trainer. Da es sich aber um einen Verein handelt, sind die Kursgebühren meist vergleichsweise günstig.

Habt ihr die ersten Schritte geschafft und kommt fürs Erste auf der Piste gut alleine zurecht, heißt es üben, üben, üben und sicherer werden.

Bergfreund beim Freeriden
Wie überall gilt auch beim Skifahren: Übung macht den Meister.

Wann aber bin ich auf den Skiern fit genug für die erste Tour?

Vereinfacht: Wenn euer Skikönnen ausreicht, dass ihr sicher fahren könnt und ihr euch nicht bei jedem zweiten Schwung hinlegt. Der Skistil muss dabei nicht unbedingt gut aussehen, es reicht fürs Erste, wenn er funktioniert. Es ist aber tatsächlich schwer genau zu sagen, welchen Leistungsstand es für Skitouren mindestens braucht und wie man diesen vorab testen kann.

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, hier einmal eine grobe Einschätzung:

Wer folgende Punkte erfüllt kann sich guten Gewissens an die ersten Versuche im Tiefschnee und die erste Skitour wagen.

  • auf rote Pisten überwiegend sicher
  • Buckelpiste und Eisplatten stellen kein Problem dar
  • Ski anschnallen klappt auch in steilem Gelände
  • Grundfitness vorhanden

Aber: Skifahren im Gelände will gelernt sein. Ihr solltet das keinesfalls unterschätzen. Sind die Bedingungen gut und findet ihr auf eurer Tour besten Pulverschnee vor, werdet ihr auch als Anfänger keine größeren Probleme mit der Abfahrt haben. Wenngleich auch Pulverschnee anfangs gewöhnungsbedürftig ist.

Trefft ihr aber beispielsweise auf Bruchharsch sieht es da schon ganz anders aus. Bestenfalls trainiert ihr daher vorab, das Fahren abseits präparierter Pisten. Dies ist in vielen Skigebieten problemlos auch vom Lift aus möglich. Achtet dabei aber bitte auf örtliche Beschränkungen und den damit oft verbundenen Naturschutz.

Mach dich außerdem unbedingt vor dem verlassen der Piste mit dem Gelände vertraut, versuche die Lawinengefahr einzuschätzen

Bergfreunde beim Aufstieg auf Skitour
Was unter idealen Bedingungen ganz einfach scheint kann nach einem Wetterumschwung oder bei wärmeren Temperaturen einem zum Verhängnis werden. Daher ist immer Vorsicht geboten.

Schritt Nr. 2: Mit der Ausrüstung vertraut machen.

Die Grundausrüstung beim Skitourengehen besteht aus:

Für weiterführende Infos zum Thema Ausrüstung und Bekleidung auf Skitouren gibt es einen eigenen Artikel hier im Basislager. Ergänzend dazu, könnt ihr euch gerne auch unsere Packliste für Skitouren anschauen.

Bevor ihr mit eurer ersten Skitour loslegt, lohnt es sich definitiv, dass ihr euch mit der Funktionsweise und Bedienung eurer Ausrüstung vertraut macht. Bei Tourenbindungen ist die Bedienung nicht immer intuitiv, weshalb es sich durchaus lohnt sich vorab mit dem Handling vertraut zu machen. Schaut euch also an, wie man diese von Gehen auf Abfahren umstellt (oder umgekehrt), wie die Steighilfen funktionieren und wie man Harscheisen anbringen kann.

Weit wichtiger aber ist es, dass ihr euch mit der Sicherheitsausrüstung beschäftigt. Wichtig ist es dabei nicht nur die Funktionsweise des LVS-Geräts gut zu kennen, sondern auch das richtige Verhalten nach einem Lawinenabgang zu kennen. Probt also vorab den Ernstfall. Das muss nicht zwingend im Rahmen einer Skitour sein, sondern geht theoretisch auch zu Hause als „Trockenübung“.

Mehr Realitätsbezug hat die Übung allerdings, wenn man ein oder mehrere LVS-Geräte im Schnee vergräbt und somit eine Lawinenverschüttung simuliert. Die Grundkenntnisse, wie ihr dabei generell vorgeht, könnt ihr euch in der einschlägigen Literatur oder auch bei Ratgebern im Netz anlesen. Eine gute Quelle ist hierfür auch die Ortovox Safety Academy.

Fundierter ist das Ganze allerdings, wenn ihr euch von Personen, die sich auskennen, einweisen lasst. Dies kann entweder im Rahmen eines speziellen Lawinen-Kurses geschehen oder aber durch erfahrene Tourengänger im Freundeskreis erfolgen. Wichtig ist jedoch, dass ihr den Umgang mit LVS-Gerät und Sonde gut beherrscht und somit im Fall einer Lawinenverschüttung schnell und effektiv Hilfe leisten könnt.

Daher lautet auch hier einmal mehr die Devise: üben, üben, üben.

Fun Fact: Auch Markus Eder – Sieger der Freeride World Tour 2019 – beginnt seine Skisaison jedes Jahr mit einem Lawinenkurs. Egal wie professionell du bist, eine Auffrischung des Wissens hilft immer.

Schritt Nr. 3: Der Weg zur ersten Skitour.

Eine Skitour ist mehr, als mit den Skiern aufzusteigen und wieder abzufahren. Gerade bei Touren im hochalpinen Bereich kann das Gelände bereits im Aufstieg anspruchsvoll sein und nicht zuletzt deshalb eine umfangreiche Tourenplanung erfordern.

Auch spielen bei der Bewertung einer Skitour immer Faktoren wie Wetterlage, Schneebeschaffenheit und Lawinenrisiko mit. Generell ist es wichtig, dass man sich als Skitourengänger gut mit diesen Faktoren auskennt, für die erste Schnupperskitour würde da aber definitiv zu weit führen.

Geht eure erste Skitour daher nicht auf eigene Faust, sondern schließt euch Personen an, die bereits gut mit der Materie vertraut sind. Dies kann einmal mehr der Freundeskreis sein oder besser aber eine organisierte Tour mit erfahrenem Führer. Vereine wie der DAV oder die Naturfreunde bieten nicht selten auch ein umfangreiches Wintersportprogramm an, sodass ihr auch hier schnell Anschluss finden solltet.

Darüber hinaus solltet ihr darauf achten, dass ihr euch mit eurer ersten Skitour nicht überfordert. Mit Skiern aufzusteigen ist mitunter anstrengend, der Bewegungsablauf ist ungewohnt und auch das Abfahren im Gelände kann so seine Tücken haben.

Wählt also nach Möglichkeit eine vergleichsweise kurze Tour in gemäßigtem Gelände. Viele Skitouren in den Mittelgebirgen oder den Voralpen sind hierzu gut geeignet. Auch ist die Lawinenlage auf solchen Touren zumeist leichter zu überschauen.

Solltet ihr ein paar Anregungen zu geeigneten Tourenzielen brauchen, dann schaut euch auf jeden Fall den Blogbeitrag Skitouren im Allgäu – die “Must Do’s” von Florian an, dann wisst ihr schon mal über Allgäu gut Bescheid.

Bergfreund Jörn auf Skitour auf der Schwäbischen Alb
Für die ersten Versuche im Skitouring eignen sich besonders die deutschen Mittelgebirge oder das Alpenvorland.

Schritt Nr. 4: Die erste Skitour.

Vor dem Start

Endlich ist es geschafft: Ihr könnt Skifahren, kennt die Grundfunktionen eurer Ausrüstung, habt eine geeignete Gruppe mit geeignetem Tourenziel gefunden, das Wetter ist gut, die Lawinenlage auch, es geht los!

Am Ausgangspunkt der Skitour angekommen, heißt es wie immer Ausrüstung und Klamotten anziehen und Rucksack final packen. Gleichzeitig werden auch die Felle auf den Skibelag geklebt. Achtet dabei darauf, dass diese so angebracht sind, dass sie keine Falten bilden und die Stahlkanten nicht abdecken. Danach stellt ihr Skibindung und Tourenschuhe in den Gehmodus und die Tour kann starten.

Der Aufstieg

Wer generell halbwegs trittsicher ist und keine Koordinationsprobleme hat, muss „normales“ Aufsteigen nicht besonders üben. Vielleicht wart ihr ja schon einmal mit Langlaufskiern unterwegs, großartig anders ist das auf leichten und vor allem viel begangenen Skitouren auch nicht. Oft gibt es bereits eine deutlich erkennbare Aufstiegsspur. Diese erleichtert euch den Aufstieg erheblich, da ihr euch nicht erst noch durch den Tiefschnee kämpfen müsst. Zusätzlich erübrigt sich auch die Wegfindung.

Schwieriger wird der Aufstieg schon, wenn das Gelände steiler und ausgesetzter wird oder die vorhandene Aufstiegsspur Spitzkehren macht oder erst gar nicht vorhanden ist.

Auch bei Skitouren steigt man normalerweise nicht direkt kerzengerade den Hang hoch. Das ist in den meisten Fällen viel zu anstrengend und ab einer gewissen Hangneigung schlicht nicht mehr möglich. Daher „mäandern“ Aufstiegsspuren oft in langgezogenen Kurven den Hang hoch. Wird das Gelände steiler, sind auch lang gezogene Kurven keine Option mehr und die Aufstiegsspur biegt immer wieder in einem spitzen Winkel ab. Man spricht von sogenannten Spitzkehren.

Gerade für Anfänger sind Spitzkehren eine echte Herausforderung, mit der richtigen Gehtechnik stellen sie aber in der Regel kein größeres Problem dar. Gleichzeitig lernt man das Gehen von Spitzkehren am einfachsten, indem man sie macht. Da eure erste Tour ohnehin nicht durch absturzgefährdetes oder extrem anspruchsvolles Gelände verlaufen sollte, bietet sie daher gleich auch den richtigen Rahmen um die notwendige Gehtechnik zu erlernen.

Spitzkehren können auf unterschiedliche Arten bewältigt werden. Welche Methode dabei für euch die beste ist, hängt von eurer Skibindung und persönlichen Vorlieben ab. Probiert euch also einfach aus, dann seht ihr schnell, welche Variante für euch gut funktioniert.

Eine Gruppe Skitourengänger meandert sich den Berg hinauf.
Ist das Gelände seht Steil, geht man sogenannte Spitzkehren. Das sollte man vor der ersten anspruchsvolleren Tour einmal getestet haben.

Die Abfahrt

Am Gipfel angekommen, schnallt ihr eure Ski ab, genießt das Panorama, esst vielleicht eine Kleinigkeit und bereitet euch dann auf die Abfahrt vor. Hierzu werden die Felle von den Skiern abgezogen und im Rucksack verstaut und die Bindung auf Abfahrt gestellt.

Vorsicht: Skitourenbindungen haben nicht immer eine Skibremse, und können sich daher leicht selbständig machen. Ist eine Bremse vorhanden, aber die Bindung noch im Aufstiegsmodus, greift die sie ebenfalls nicht. Gewöhnt es euch daher an, eure Tourenskier entweder in den Schnee zu stecken oder aber mit der Bindung nach unten in den Schnee zu legen, sodass sich diese (ohne Felle) nicht selbständig machen können.

Auch eure Tourenschuhe stellt ihr von Gehen auf Abfahren, steigt in die Skibindung ein und schon geht es den Berg auch wieder runter und die erste Tour ist geschafft.

Ein paar wichtige Anmerkungen zum Schluss

  • Abseits kontrollierter Pisten sollte man nie alleine auf Skitour gehen, da man bei einem Unfall oder Lawinenabgang sonst niemanden dabei hat, der schnell Hilfe leisten und holen kann. Auch sollte die Gruppe nicht zu groß sein (maximal 6-8 Personen), da durch mehr Menschen der Hang entsprechend mehr belastet wird und die Gefahr eines Lawinenabgangs steigt.
  • Führt euch eure Skitour (egal ob im Auf- oder Abstieg) über die Pisten eines Skigebiets, achtet darauf, dass diese nicht gesperrt sind. Gerade wenn die Pisten präpariert werden, geht von den Fahrzeugen und Seilwinden eine erhebliche Gefahr aus.
  • Steigt ihr über Pisten auf, haltet euch auf jeden Fall am Rand. Gerade bei der Querung von Pisten in unübersichtlichen Bereichen steigt die Gefahr von Kollisionen mit anderen Skifahrern. Dies führt nicht selten zu erheblichen Verletzungen.

Bergfreund alleine auf Skitour
So spektakulär es aussieht. Alleine auf eine Skitour zu gehen ist nicht besonders smart.

Noch mehr Infos zum Thema Skitouren haben wir dir hier zusammengefasst:

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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