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Wie nachhaltig ist Outdoor inzwischen?

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Auf der Suche nach der Nachhaltigkeit Foto: Ortovox
Auf der Suche nach der Nachhaltigkeit, Foto: Ortovox

Man liest es (leider) immer wieder, dass Outdoor-Produkte nicht gerade umweltfreundlich sind. Da ist die Rede von chemischen Imprägnierungen, die ungut sind, Daunen aus Lebendrupf, Merinowolle, die von Farmen stammt, auf denen Mulesing betrieben wird und dann natürlich noch die Sache mit den Produktionsbedingungen in Fernost.

Diese Probleme wollen wir auch gar nicht wegreden, aber wir wollen anhand von einigen positiven Beispielen zeigen, dass doch ganz langsam Bewegung in den Outdoormarkt kommt und immer mehr Hersteller Öko-Linien einführen oder ihre Produktion gleich ganz auf nachhaltig umstellen. 

Als ich die Liste der Hersteller zusammenstellte, die ich in diesem Artikel vorstellen will, musste ich zu meiner Freude feststellen, dass die Liste zu lang ist, um alle zu erwähnen, die sich durch Nachhaltigkeit hervorheben. Daher werden hier nur einige vorgestellt, so ausgewählt, dass der Leser einen Überblick bekommt, wo sich überall Nachhaltigkeit “verstecken” kann.

Bekleidung, der Prügelknabe

Das Siegel von Vaude für Nachhaltigkeit
Das Siegel von Vaude für Nachhaltigkeit

Ein unglaublich großes Feld in der Outdoorbranche. Nicht zuletzt, weil hier so viel Potenzial ist, denn im Gegensatz zu Zelten, Klettergurten, Kochern oder Wanderschuhen, wird der Saisondruck immer höher, da immer mehr Anbieter auf den Markt drängen und die Kunden immer mehr auf den modischen Aspekt ihrer Outdoor-Bekleidung achten und jedes Jahr neue schicke Modell sehen möchten. Damit werden einzelne Modelle nicht mehr für mehrere Jahre produziert, sondern müssen sich in wenigen Monaten rechnen.

Vaude – der Klassenprimus

Alles aufzuzählen, was sie machen, würde den Rahmen dieses Artikels mehr als sprengen, deshalb empfehle ich jedem Leser einen Besuch auf ihrer Seite. Aber so viel sei vorweggenommen: Es gibt einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht, ein Ziel ist bis 2020 100% PFC-frei zu produzieren. Das Eco-Finish-Label weißt bereits jetzt auf PFC-freie Produkte hin. Ein großer Teil der Produkte wird in Deutschland produziert, sie sind Fair Wear zertifiziert. Vaude gilt als sehr familienfreundliches Unternehmen und erhielt allein 2014 fünf Auszeichnungen zum Thema Nachhaltigkeit.

Monkee, Jung, Triple2 – die Kleinen machen es vor

Triple2 ist nicht nur nachhaltig, cool sind sie auch
Triple2 ist nicht nur nachhaltig, cool sind sie auch

Man könnte meinen für die kleinen Hersteller sei es einfacher, nachhaltig zu produzieren, da sie kleinere Mengen produzieren. Genau das Gegenteil ist der Fall, wie mir mal Kristin Jung erklärte. Ihre Firma Jung produziert sehr schicke Kletterhosen in kleinen Auflagen, die ausschließlich in Europa produziert werden. 2014 haben sie außerdem komplett auf Biobaumwolle umgestellt. Bezahlbare Bio-Baumwolle in kleinen Mengen zu bekommen ist extrem schwierig, kostspielig und kostet noch mehr Zeit.

Umso schöner, wenn man sieht, dass Firmen wie Monkee, Jung und Triple2 es schaffen, komplett nachhaltig zu produzieren, dabei aber trotzdem aktuell und cool zu sein. Chapeau!

Die Sache mit der Daune und den Merinoschafen

Daunenjacken sind wahnsinnig modern. Verständlich, denn sie halten einfach so schön warm. Und den Hype um Merino kann man auch gut verstehen, denn wer schon mal ein Unterhemd der geruchsneutralen Wolle getragen hat, will nicht mehr zurück. Leider ist das aber auch der Bereich, in dem so hässliche Sachen wie Mulesing bei Merinoschafen und Lebendrupf bei Gänsen vorkommt. Und das ist der Bereich, der immer wieder in die Kritik gerät.

Ortovox ist in seinr Aussage ganz klar
Ortovox ist in seiner Aussage ganz klar

Und eben diese Kritik führt dazu, dass immer mehr Hersteller sich Gedanken darüber machen, wo ihre Wolle und ihre Daunen herkommen. Zugegeben, gerade bei Daune ist es oft schwer den Produktionsweg zu 100% nach zu verfolgen, aber die Anstrengungen und der Druck der Hersteller auf die Lieferanten der Daunen werden immer größer und die Zertifikate zuverlässiger. Nicht zuletzt durch Vorreiter wie Mountain Equipment, die als einer der ersten mit ihrem Down Codex die Herkunft der Daune für den Kunden transparent gemacht hat. Andere Hersteller, wie z.B. Yeti oder Patagonia sind auch sehr aktiv auf diesem Gebiet. So hat Patagonia zum Winter 13/14 seine gesamte Daunenkollektion zu 100% auf Daune mit Herkunftsnachweis umgestellt.

Die Sache mir der Merinowolle ist, dass die Schafe (vornehmlich in Australien) einer sehr unangenehmen Prozedur unterzogen werden, die man Mulesing nennt. Hersteller wie Icebreaker oder Ortovox garantieren, dass ihre Merino-Farmen diese sehr qualvolle Prozedur nicht anwenden.

Apropos Wolle und Ortovox, wem Swiss Wool kein Begriff ist und wer sich für Nachhaltigkeit interessiert, dem sei dieses Interview bei uns im Basislager ans Herz gelegt.

Ausrüstung und Pflege

Fangen wir wieder mit den kleinen Marken an. Mawaii ist eine kleine Firma aus Berlin, die sich darauf spezialisiert hat, Sonnencremes herzustellen, die ohne den Zusatz von Parabenen oder Ölen auskommen. Damit sind sie nicht nur gesund, sie schonen auch die Umwelt, wie zum Beispiel Korallenriffe. Außerdem spendet Mawaii 1% seines Umsatzes an Umwelt- und Naturschutzorganisationen.

Fibertec ist ein kleiner Hersteller, der umweltbewusste Imprägnierungen und Pflegeprodukte für Funktionsbekleidung anbietet.  Und wenn wir schon beim Thema Imprägnierungen sind, dann möchte ich noch anmerken, dass inzwischen einige Hersteller von Imprägnierungen Öko-Linien in ihr Sortiment aufgenommen haben, wie z.B. Toko oder Nikwax.

Hardware

Eine Kategorie, die gerade im Bereich Klettern natürlich schwierig ist. Die meisten der Produkte sind sicherheitsrelevant und müssen deshalb sehr strengen Tests und Normen standhalten, weswegen sie sehr hochwertig produziert werden müssen. Und da Kletterer nicht gerne viel Geld für einen Karabiner ausgeben, müssen die Hersteller sehr knapp kalkulieren und die Händler auch. Und trotzdem gibt es einige Hersteller, die nach wie vor ausschließlich bei sich Zuhause produzieren, wie zum Beispiel DMM, AustriAlpin oder Grivel, die auf dem Dach ihrer Produktionshalle 7000m² Solarpanele verlegt haben.

Die Verantwortung des Kunden

Ja, man kann von den Herstellern fordern, ihre Produkte umweltschonend und nachhaltig zu produzieren. Aber warum sollten sie dies tun, wenn die Kunden weder bereit sind auf Funktionalität und Komfort zu verzichten, noch mehr zu bezahlen? Bei uns kommen ehrlich gesagt so gut wie nie Anfragen rein, wo die Daune herstammt oder wo und wie die Bekleidung hergestellt wird. Anhand unserer Zahlen scheinen nachhaltige Hersteller vor den herkömmlichen nicht bevorzugt zu werden. Das Gegenteil ist eher der Fall. Nachhaltige Produkte sind teurer, was von den wenigsten Kunden gerne bezahlt wird. Warum sollte also ein Hersteller nachhaltig produzieren, wenn er seine Sachen am Ende nicht los wird, wenn die Kunden doch lieber das günstigere Produkt kaufen?

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Bergfreundin Wiebke

Ein sonniger Tag (nicht zu heiß, nicht zu kalt), an einem schönen Kletterfels nicht zu voll, nicht zu leer, mit lieben Freunden und Hund. Was kann es schöneres geben. (außer siehe Kaiserschmarren).

4 Comments on the Article

  1. Sabine Rütten 15. November 2017 14:27 Uhr

    Hallo Wiebke! Mir und auch vielenanderen Menschen ist die Nachhaltigkeit der Produkte wichtig. Ich bemühe mich wenige, zeitlose und haltbare Produkte zu kaufen. Ich bevorzuge Vaude und Patagoniaprodukte. Liebe Grüße Sabine

  2. Liane 15. September 2014 13:42 Uhr

    Hallo Wiebke! Die Stichworte "Nachhaltigkeit" und "Bio-Baumwolle" gehen meiner Meinung nach nicht Hand in Hand. Der Grund dafür ist folgender: Baumwolle - egal ob Bio oder nicht (!) - braucht extrem viel Wasser um gut gedeihen zu können. Konkret bedeutet dies, das in den meisten Fällen künstlich bewässert werden muss, da die Baumwollfelder hauptsächlich in sehr warmen Gebieten liegen. Bei den immer knapper werdenden Wasserressourcen auf unserer Welt ist Baumwollanbau in Hinsicht auf den Wasserverbrauch nicht zu begrüßen. Dieser Aspekt wird nur leider so gut wie nie erwähnt. Und was bedeutet "Bio-Baumwolle" konkret? Ich als Konsument gehe davon aus, das auf diesem Feld/diesen Feldern keine Pestizide versprüht werden. Das ist sicherlich schön und gut, nur wer garantiert, dass auf dem Feld/den Feldern nebenan (das ja nicht unbedingt bio sein muss) ebenso keine Pestizide eingesetzt werden? Denn wenn das der Fall sein sollte, ist auf den eigentlichen Flächen nicht mehr alles so "bio".... Aber das sind nur meine Gedankeneinwürfe, grundsätzlich ist es sehr lobenswert, dass sich immer mehr Firmen Gedanken in Punkto Nachhaltigkeit machen. Netter und sicherlich informativer Artikel. Gruß L.

  3. Daniel 15. September 2014 07:38 Uhr

    Ein sehr interessanter Beritrag, danke für die toll recherchierten Infos. Leider empfinde ich diesen Beitrag aber zugleich als sehr einseitig und unasgewogen, was die vorgestellten Marken angeht. In Hinsicht auf Nachhaltigkeit ist zum Beispiel Fjällräven eine äußerst vorbildliche Firma, die sowohl die Materialien, aber auch die Verarbeitung möglichst nachhaltig und umweltschonend wählt. Zwar nicht im Billigpreissegment anzutreffen, wo Vaude & Co. wohnen, dafür aber etwas für mehrere Jahre und für ein gutes Gewissen. Dieses kleine Beispiel, es gäbe ja noch einige andere, hätte dem Beitrag einiges mehr an Objektivität verliehen, auch wenn der Beitrag an sich sehr gut geschrieben ist und, wie bereits erwähnt, in den vorhandenen Themen recht gut recherchiert ist. Danke & liebe Grüße Daniel

  4. Sven 14. September 2014 07:42 Uhr

    Hey Wiebke, danke für die Standortbestimmung und die schöne Zusammenfassung der Lage! Der letzte Punkt, die Kostenfrage, wandelt sich meiner Meinung nach langsam. In den Läden der Einzelhändler selbst werden schon öfter konkrete Fragen nach der Herstellung laut, und es gibt durchaus einige Kunden, die gerne den fairen Aufpreis bezahlen - wenn sie eine "Garantie" hätten, wären es bestimmt noch mehr. Hoffen wir also, dass sich mit der Zeit ein vertrauenswürdiges und herstellerübergreifendes Zertifizierungs-System entwickelt. Dazu müssen einige Hersteller über ihren Schatten springen, ihre eigene Zertifizierungen auch für andere Brands öffnen und gemeinsam an einem Strang ziehen.

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